Auf dem Weg

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Meine Reisegruppe sitzt im Flieger nach Yangon und ich habe schon ein paar Tage in Myanmar hinter mir.

Meine Gruppe sitzt nun schon im Flieger, während ich die letzten tage schon in Yangon verbringen durfte. Zuerst war ich 10 Tage in einem Kloster zur Meditation, eine interessante Erfahrung. 10 Tage alles im Langsamgang, ohne Internet, Computer, Handy, Bücher, Frauen, Kaffee, Alkohol, Fernsehen. Dafür morgens um 4 Uhr aufstehen zur ersten Meditation. Sitzen oder bewusstes Gehen, letzteres lag mir mehr. Nach ein paar Tagen kommt man wirklich geistig fit und erfrischt aus der Meditation. Dass es nur zwei Mahlzeiten gibt, eine um 5.30 morgens und dann um 10.30 Uhr ebenfalls am späten Vormittag stört überhaupt nicht. Nach 10 Tagen sind die Sinne geschärft und man erlebt seine Umwelt viel bewusster, man kann sein Leben reduzieren, ohne die Reduktion als Verlust zu empfinden, eher im Gegenteil, man kann weniger mehr genießen.

Leider mache ich den Kardinalfehler in heißen Gebieten. Zurück im Hotel und der Zivilisation lege ich mich „kurz“ zum Ausruhen aufs Bett, während die Klimaanlage auf Hochtouren läuft. Als ich dann zwei Stunden später frierend wieder aufwache ist mir sofort klar, dass ich mich ordentlich erkältet habe und werde meinen Schnupfen bei der hohen Luftfeuchtigkeit noch eine Weile mit mir Herumschleppen müssen.

Den letzten freien Tag nutze ich noch einmal, um mir die Räder anzusehen, die ein lokaler Monteur auf Vordermann gebracht hat, meine Bilder zu sortieren und Kaffee zu trinken. Ich aktualisiere noch einmal mein Hilfsprojekt auf meinem Blog.

Vor ein paar Tagen habe ich ein burmesisches Mädchen getroffen. Die Kleine ist 7 Jahre alt und wiegt nur 15 kg, da sie eine schwere Erbkrankheit hat. Nur eine Knochenmarkstransplantation kann ihr helfen. Ich habe einen langen Eintrag für meinen Blog verfasst und mir die Familie angesehen.
http://www.tomtomtravel.com/category/help-for-pandora/
Es gab schon einige Antworten und auch die ersten Spender haben sich gemeldet, deshalb bin ich optimistisch, der kleinen Pandora, so heißt das Mädchen, helfen zu können. Vielleicht habe ich ja auch am letzten Tag mit meiner Gruppe auch noch etwas Zeit, so dass wir mit Pandora in den Zoo von Yangon gehen können, aber bis dahin sind noch 4 Wochen Zeit. Vielleicht kann ich bis dahin noch ein paar mehr Spenden sammeln, die ich dann hier direkt noch im Lande lassen kann.

Der Flieger mit meiner Gruppe landet morgen früh um 6.20 Uhr morgens, deshalb heißt es zeitig raus aus den Federn und heute Abend einmal etwas zeitiger ins Bett und morgen früh beginnt das nächste Abenteuer.

Sabadiiiiiii

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

60 km, 515 HM, von Mohan über die Grenze nach nach Luang Namtha

Unser erster Tag in Laos. Ich hatte fast vergessen, wie sehr ich dieses Land mag. Was genau nun so anders ist als auf der anderen Seite der Grenze, ist zunächst schwer zu sagen. Weniger Verkehr, keine Industrie, weniger Stress, sind unsere möglichen Antworten. Wir werden es in den nächsten zwei Wochen herausfinden.

An der Grenze treffen wir unseren laotischen Guide Toh und den Fahrer Lah, der dieses Mal in Begleitung seiner Frau unterwegs ist. Die Grenzformalitäten waren weder langwierig noch kompliziert, wir stellen unsere Uhren eine Stunde zurück und gewinnen gefühlt einen halben Tag. Auf guter Straße rollen wir in Richtung Luang Namtha. Die Häuser werden einfacher, meist sind es strohgedeckte Bambushütten oder auf Stelzen gebaute Holzhäuser (teilweise mit Toiletten aus der deutschen Entwicklungshilfe, wie wir einem Schild am Wegrand entnehmen können). Aus einem der Dörfer schallt Musik und wir machen einen Stop. Baby bepinkeln, würde man im Rheinland sagen: das vier Wochen alte Kerlchen liegt in einer Wiege und die Familie ist zusammengekommen, um Mutter und Kind zu feiern. Auch wir bekommen einen Schnaps angeboten, der nur mühsam abzulehnen ist. Dafür binden wir dem Kleinen einen weißen Faden ums Handgelank und wünschen Glück. „Das ist ein Teil der Zeremonie für die Neugeborenen, jetzt muss er nur noch wachsen“ weiß Toh zu erzählen.

Es ist heiß hier. Im Gegensatz zu den letzten Tagen fahren wir auf der breiten Hauptstraße, die zwar wenig befahren ist, aber auch kaum Schatten spendet. Da hilft nur Pause in einem der Büdchen: Nudelsuppe, kalte Getränke und eine frisch gepflückte Papaya – so lässt es sich leben. Auf dem Weg nach Luang Namtha lernen wir die ersten Brocken Laotisch. Die Begrüßung (vor allen von den vielen Kindern) beherrschen wir schon: das allgegenwärtige Sabadiiiiii!


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Das Hinterland von Xishuangbanna

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

58 km, 645 HM, von Mengla zum Grenzort Mohan

Wie sehen chinesische Friedhöfe aus, was verdient man mit dem Kautschukanbau und was macht ein Dai-Dorf aus? Heute standen wir nur knappe 60 Kilometer auf dem Programm – ein halber Ruhetag – und viel Zeit für Marktgänge, Fotos und Teetrinken.

Der Markt von Mengla ist der größte der Umgebung und hat einiges zu bieten. Für uns zunächst einmal das Frühstück. In einer winzigen Bude bereiten drei Personen Jiaozi und Baozi zu, kleine mit Gemüse und Schweinefleisch gefüllte Teigtaschen bzw. –bällchen, die in Bambuseinsätzen gedämpft auf den Tisch kommen. Zum Nachtisch gibt es süße Baozi vom Nachbarstand.

Der Weg ist kaum bergig, die Luft warm, Bananenplantagen, Kautschuk und später Teeanbau beherrschen das Bild. Nur wenn wir durch ein Naturschutzgebiet fahren, kann man erahnen, wie diese Gegend vor etlichen Jahrhunderten ausgesehen haben mag. „Für einen Kanister voll Kautschuk muss ich über 100 Bäume anzapfen“ erklärt uns ein Bauer am Wegrand „ Wie lange man dafür braucht? Hm, man geht um fünf Uhr los und kommt gegen Mittag wieder.“ Für jeden seiner fünf Kanister kann er dreihundert Yuan erzielen. Er hat fünf Behälter gefüllt, ein ganz ordentlicher Tagesverdienst, wie wir finden. Er dagegen findet es toll, dass wir mit den Rädern die Gegend erkunden können. Unterwegs machen wir Stop an einem Friedhof, spazieren durch ein Dorf der Dai, die ihre Holzhäuser auf Stelzen bauen und werden von einer Hanifamilie zum Teetrinken eingeladen. Der Grüntee schmeckt mir zwar nicht so gut wie der Pu`er Tee, der üblicherweise hier hergestellt wird, dafür zeigt uns das frisch vermählte Paar die traditionelle Tracht der Hani, eine indigogefärbte Jacke, bestickt mit französischen Silberstücken von 1906 mit dazugehörigem Kopfschmuck.

Ziemlich viele Eindrücke für einen halben Radtag, finde ich. Wir übernachten im Grenzort Mohan, morgen früh passieren wir die Grenze und radeln nach Laos. Ich erinnere mich an das etwas eintönige laotische Essen, also begehen wir unseren letzten Abend im Reich der Mitte mit einem kleinen Festmahl und dem einen oder anderen chinesischen Getränk.

(mit Bildern von Kerstin und Markus)


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Königsetappe

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

95 km, 1665 HM, von Menglun nach Mengla

Die Königsetappe dieser Tour haben wir gut überstanden und schneller als ich vermutet hätte. Vielleicht lag es daran, dass die „alte Straße“ von Bäumen gesäumt und wenig befahren ist, weil die meisten Autofahrer die parallel verlaufene neue Straße bevorzugen. Die ist eben, im Gegensatz zu unserem Weg, der sich über drei kleinere Pässe schlängelt.

Auf dem ersten Anstieg tauchen wir plötzlich aus dem weißen Meer aus Nebel und Wolken auf. Bergspitzen werden sichtbar, blauer Himmel und dicht bewaldete Hänge. Im Sonnenschein sieht die Regenwaldlandschaft noch schöner aus. Wir fahren heute vor allem durch subtropische Naturschutzgebiete, ein Anblick, für den sich die schweißtreibende Fahrt auf jeden Fall lohnt.

In einem Bergdorf erzählt eine alte Dame aus ihrem Leben. Bei ihrem Dialekt muss ich passen, André deutet ihre Gesten souverän als Unfallgeschichte, was die weißen Bandagen an ihren Füßen erklären könnte. Wie wir später erfahren, handelt es sich eher um einen Schutz bei Arbeiten im Wald… außerdem machen wir Bekanntschaft mit streunenden Hunden, die anscheinend unsere Reaktion austesten wollen. Anbrüllen, Steine werfen, selbstsicheres Auftreten… jeder hat seine Methoden, die Vierbeiner erfolgreich von der Straße zu scheuchen. Insgesamt ein toller Radtag mit fantastischer Kulisse, an den ich mich lange erinnern werde.

Über sechs Radstunden und zwei platte Reifen später kommen wir in Mohan an. Jetzt nur noch essen, ein kleiner Spaziergang durch den Ort, dann fallen wir ins Bett. Nur Markus kann sich aufraffen, auf dem Markt zwischen Rollschuhbahn und Karaokeschuppen noch ein paar zusätzliche Spieße zu verdrücken.


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Im Botanischen Garten

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

47 km, 460 HM von Ganlanba nach Menglun

Heute steht wieder ein kurzer Radtag an. Wir beginnen den Tag (nach der obligatorischen Nudelsuppe in der Garküche) im Morgennebel, der über den Feldern liegt und begleitet von leichtem Nieselregen angenehm kühle Temperaturen mit sich bringt. Um halb elf ist die Sonne stark genug, auch noch die letzten Nebelfetzen aufzulösen. Zu dieser Zeit haben wir unseren ersten Pass schon erradelt und rollen in Richtung Menglun.

Den Rest des Tages verbringen wir im größten Botanischen Garten des Landes. Während die einen durch den Tropischen Regenwald schlendern und später die 460 angebauten Palmenarten bestaunen, zieht es die anderen auf den Markt zum Entenessen (was irgendwie passt, schließlich dauert es nicht mehr lang bis St. Martin). Am Abend gibt es für alle gegrillte Fleischspieße auf der Straße.

Ab jetzt geht es in die Berge und ich bin gespannt, wie wir uns nach den wenigen gefahrenen Kilometern auf der morgigen Königsetappe schlagen werden.


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Wasser, Federn und Gesang

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Von Jinghong nach Ganlanba, 31 km, eben am Mekong entlang

Die Stadtausfahrt schlaucht. Baustelle, rot-schlammige Straßen und Baufahrzeuge – China eben. Doch nach einigen Kilometern haben wir ideale Radbedingungen: guter Belag, eine schattenspendende Palmenallee, wenig Steigung, und rechts von uns der drittlängste Fluss Asiens (Langcangjiang auf Chinesisch, was Peter mittlerweile erfolgreich verinnerlicht hat). An den Hängen werden Kautschuk und Baumbus, vereinzelt auch Ananas abgebaut. Dazwischen ein paar uns unbekannte Früchte, die wir sicherlich noch auf dem einen oder anderen Markrt finden werden.

Gegen zwölf Uhr erreichen wir unseren Zielort Ganlanba und haben „Freizeit“. Das ursprüngliche Dai-Dorf ist vor ein paar Jahren um einen Zaun, Tickethäuschen und ein paar Showbühnen erweitert worden und zu einem attraktiven Stop für chinesische Busreisende geworden. Zweimal am Tag wird das poshuijie (Wasserfest) der Dai nachgespielt, was mit schönen Kostümen und einer traditionellen Zeremonie beginnt und in einem Massenplanschen für Touristen endet. Danach Tanz und Gesang, in dem es um Xishuangbanna mit seinen hübschen Frauen und grünen Landschaften geht. Nach diesem Mix aus traditionellen Elementen und recht kitschiger Inszenierung finden wir den Weg zurück zu unserer Gastfamilie (heute ist homestay in einem der Holzhäuser des Dorfes angesagt). Hier ist die männliche Dorfbevölkerung völlig in einem anderen Hobby versunken: dem Hahnenkampf. In den Kampfpausen versorgen die Besitzer ihre etwas zerrupften Tiere so liebevoll, dass wir nur staunen können. Die Technik der Tiere wird lautstark kommentiert, 100-Yuan Scheine wechseln von einer Hand in die andere… wenn ein Hahn vor Erschöpfung davonläuft, ist der Kampf entschieden und das nächste Paar geht in die Arena. Das ganze dauert etliche Stunden, ich frage mich, wieviel Geld heute wohl beim Hahnenkampf verspielt wurde… Die Nacht wird für die meisten von uns etwas kurz: die stolzen Federviecher geben keine Ruhe und widmen sich nachts voll dem Stimmtrainig.


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Schlange, Mekong und fast nicht mehr China

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Jinghong, Anreise und Probetour mit dem Rad in die Umgebung, 4. und 5.11.2012

Nach drei Flügen und einiger Wartezeit sind wir gut in Jinghong angekommen. Die Bezirkshaupstadt von Xishuangbanna liegt am Mekong, hat eine knappe Million Einwohner und wirkt sehr beschaulich. An den Häusern ist klar der südostasiatische Einfluss erkennbar, der lokale Dialekt ist kaum zu verstehen, die Dai (größte „Minderheit“ in dieser Region) sprechen eine Sprache, die zur Thaifamilie gehört. Ich habe den Eindruck, nicht mehr so ganz in China zu sein.

China, Laos und Thailand sind die drei Länder des „Goldenen Dreiecks“, die wir in den nächsten dreieinhalb Wochen zu acht mit dem Rad erkunden werden. Vorerst sind wir vor allem müde, können uns aber noch aufraffen, über den Nachtmarkt ins nahe Mekong Café zu schlendern. Nach einem ersten chinesischen Essen lädt uns der spanisch-französische Besitzer zu einer Besonderheit ein: Schnaps, natürlich hochprozentig, aus einem großen Glas gezapft, das außer ein paar Kräutern und Wurzeln noch eine Schlange beherbergt. „Das müsst ihr trinken, es ist eine lokale Spezialität und gilt außerdem als Medizin“… und schon stehen acht volle Gläser vor uns. Warum nicht, denke ich mir, dann können wir sicherlich gut schlafen…

Den nächsten Tag lassen wir ruhig angehen. Frühstück, der obligatorische Gang zur Bank und eine Probetour mit den Rädern in die Umgebung. Die Luft ist feuchtwarm, das Thermometer zeigt 27 Grad im Schatten. Die Stadtstraßen sind gesäumt von Palmen, auf der neuen Mekongpromenade treffen sich ein paar Anwohner zu Taiqiübungen, sonst ist es eher ruhig am Fluss. Es ist Nachsaison, die Touristenströme sind wohl schon abgereist, so dass wir bequem am Ufer entlangradeln und unsere Füße in den Mekong halten können. Wie schön wäre jetzt ein kühles Bad, denke ich, aber der Fluss wird uns noch einige Male auf der Reise begegnen.
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