Entlang der Seidenstraße

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Ein Tag in Xi’an. Endlich auf den Rädern. Zu Mittag 30 Grad im Schatten 🙂

Eigentlich sollte ich mich in Xi’an auskennen. Immerhin war ich schon drei Mal in dieser Stadt. Das erste Mal 1988 auf meiner Rucksackreise, dann 1995 mit meinen Eltern und zu Letzt 1997 mit drei Leuten während einer privat organisierten Radtour von Xi’an nach Chengdu. Aber natürlich kenne ich mich in Xi’an gar nicht mehr aus, auch diese Stadt hat sich in den letzten 15 Jahren rasant entwickelt und verändert.

Dabei ist Xi’an schon uralt. Schon zu Zeiten des ersten Kaisers von China, Qin Shi Huangdi, war sie Hauptstadt von China. Also etwa 200 vor Christus. Und schon sehr lange davor wurde hier gesiedelt, was die Ausgrabungen eines jungsteinzeitlichen (4800 – 3600 v. Chr.) Dorfes gleich um die Ecke des heutigen Xi’ans beweisen.
Xi’an (=Westlicher Frieden), welches früher noch Chang’an (=Langer Frieden) hieß, war Chinas Hauptstadt für viele Dynastien und besonders unter der Tang Dynastie (618 bis 907) eine richtige Metropole. Vielleicht die erste auf unserem Planeten. Keine andere Stadt der Welt hatte damals mehr Einwohner und wirtschaftlich war man ebenfalls die Nummer Eins. Wenn man das so sagen will, denn damals gab es noch keine Globalisierung und weit weniger Konkurrenzdenken zwischen den verschiedenen Kulturen.
Xi’an war auch Ausgangspunkt der Seidenstraße. Seide gelangte auf dieser Handelsroute nach Europa und in jeglicher Hinsicht wurde sich über diesen Weg, der natürlich niemals eine richtig Straße war, zwischen Ost und West ausgetauscht.

So, das war ein kurzer geschichtlicher Abriss über Xi’an, das sollte reichen. Jetzt zu uns. Uns hat Xi’an früh morgens um acht Uhr am Bahnhof empfangen. Zu der Zeit war es schon gut warm und noch wärmer sollte es im Laufe des Tages werden. Eigentlich wollten wir noch vor dem Belegen unserer Hotelzimmer unsere Räder in einem Radladen abholen, aber die waren leider noch nicht aufgebaut, steckten noch in den aus Kunming angelieferten Kisten. Daher Plan B, erst ins Hotel. War keine schlechte Entscheidung, denn dort kamen wir noch in den Genuss eines opulenten Frühstückbuffets.

Nach einer Ruhepause dann zu Fuß nochmal zum Fahrradladen. Jetzt waren die Räder fertig und wir konnten loslegen. Noch nicht ganz mit unserer kleinen Stadtrundfahrt, denn diverse Sachen mussten noch an- und abgeschraubt werden. Aber dann. Einmal um ein Viertel der Stadtmauer herum, Räder links stehen lassen und zu Fuß weiter auf der Mauer zum Stelenwald. Hier bekommen Steine eine Abreibung.

Im Stelenwald befinden sich tausende von Steinstelen, in die Texte gemeißelt wurden. Klassische Texte aus mehreren Jahrhunderten. Von trivial (die Geschichte der Familie Liu aus Wei) bis philosophisch (Konfuzius hat gesagt…). Genau genommen ist der Stelenwald eine Art antiker Copyshop. Denn die in Stein gemeißelten Texte können beliebig vervielfältigt werden, indem man dünnes Papier darüber spannt und dieses mit Tusche beklopft. Schon hat man eine Kopie auf Papier, die Schriftzeichen in Weiß und alles darum herum in Schwarz. Siehe dazu auch das Foto in der Galerie.

Mehr wollten wir uns für heute nicht zumuten, die Hitze verlangte nach einer Erfrischung in einer Kneipe drei Straßen weiter und einem frühen Abendessen mit anschließender Bettruhe. Morgen geht es endlich richtig los!


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