Das große Schlottern

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Fast 90 km vom Hua Shan nach Luonan. Viel hoch und ein wenig runter bei sommerlichen bis winterlichen Temperaturen.

Am Morgen ging es uns noch gut. Da hatten wir reichhaltig (naja) im Hotel gefrühstückt und haben anschließend mit unserem Fahrer des Begleitbusses -zu dem komme ich später noch- einen Supermarkt geplündert. Da es auf unserer heutigen Etappe keine Einkehrmöglichkeit in Mittagsnähe geben sollte haben wir uns mit allerlei Obst, Keksen und Mineralwasser eingedeckt. Schon praktisch, so ein Begleitfahrzeug! Man kann es nicht nur mit Gepäck voll laden, sondern auch mit Proviant. Abfahrt dann erst um 9:30 Uhr. Eigentlich etwas spät für 90 Kilometer und über 1.400 Höhenmeter. Aber wir fühlen uns alle fit, außerdem spielt das Wetter gut mit, wir starten bei wohligen 20 Grad in T-Shirt und kurzen Hosen. Kein Gedanke an Eiszeit.

Drei Stunden später schrauben wir uns hoch zum Pass. Es könnte ein liebliches Tal sein, wären da nicht die vielen LKW, die uns ständig entgegen kommen oder überholen. Die Fahrzeuge selbst sind nicht das Problem, eher ihre Fanfaren. Diese haben die Lautstärke eines startenden Düsenjets und man spürt manchmal deutlich den Durchzug vom linken Ohr zum rechten. Entlang der Strecke wird Granit abgebaut, welches mit besagten LKW abtransportiert werden muss. Das ist verständlich, für uns jedoch etwas nervig.

Ein weiterer Gegner heißt Herr Wind. Herr Wind kommt manchmal von hinten, manchmal in Wirbeln und gefühlt immer von vorne. Bergan ist schon blöd, bergan mit Gegenwind ist [hier bitte selbst ein ganz gehässiges Schimpfwort einfügen].

Aber es kam noch besser. Man sagt ja, dass es pro 100 Höhenmeter um einen Grad kälter wird. Bis fünf Kilometer vor dem Pass passte die Theorie auch noch. Aber dann kam die Praxis vorbei. Plötzlich sank die Temperatur um fünf Grad pro 500 Meter zurückgelegter Wegstrecke. Endlich am Pass angekommen standen wir im dichten Nebel und schlotterten was das Zeug hält. Gefühlte Temperatur: Knapp über Null. Nun brach hektisches Kofferpacken aus bzw. Kofferauspacken an. Übergeworfen wurden warme Kleidung und wasserabweisende Schutzhüllen. Wer hätte das gedacht, eben noch Hochsommer, wenige Stunden später Fastwinter.

Die darauffolgende Abfahrt beschreibe ich lieber nicht im Detail. Nur so viel: Sie war ziemlich kalt! Entsprechend durchgefroren sind wir in Luonan angekommen. Was uns aber nicht davon abgehalten hat die Flasche Schmutzbier an den Hals zu setzen. Etwas später dann Abendessen. Es gab Feuertopf. Wenn von außen nicht gewärmt wird, dann doch wenigstens von innen. Hölle, war das scharf!


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