Sesamstraße

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

107 km von Lintong zum Hua Shan, 60 km onduliert, der Rest brettelflach. Wetter wie gestern.

Wissen Sie, was das Pfund Sesam im südlichen Shaanxi (das ist die Provinz, in der wir uns gerade befinden) kostet? Wir wissen es jetzt! Nämlich zwischen 6 und 7 RMB. RMB steht übrigens für Renminbi, so der Name der chinesischen Währung. Umgerechnet also zwischen 75 und 85 Eurocent. Das hat uns ein Mann anvertraut, den wir auf einem unserer vielen Stopps am Straßenrand kennen gelernt haben.

Wir stopften gerade das mitgeführte Obst in uns hinein, da hielt er mit seinem Motorlastendreirad direkt vor uns. Zunächst begutachtete er uns ganz neugierig, darin sind Chinesen wahre Meister. Dann die verbale Kontaktaufnahme. Wenn ich mich recht entsinne hat er zuerst Renate angesprochen. Renate unterhält sich sehr gerne mit den Einheimischen, auch wenn keiner den anderen versteht. Aber es ergeben sich immer sehr angeregte Gespräche.

Irgendwann musste ich dann doch dolmetschend zwischen Renate und dem Motorlastendreiradfahrer eingreifen. Zunächst wurden die üblichen Fragen gestellt. Also woher wir kommen, was wir hier so treiben und ob wir keine Arbeit hätten. Wer arbeitet hat nämlich keine Zeit mit dem Fahrrad durch China zu touren. Ich konnte auf alle seine Fragen eine befriedigende Antwort liefern. Hoffe ich jedenfalls und hoffe auch, dass er unser Konzept von „Urlaub“ halbwegs verstanden hat.

Nach der Fragestunde zeigte uns der gute Mann noch seine Handelsware, welche in Säcken auf seinem Motorlastendreirad lag. Nämlich Sesam. Außerdem macht er noch in Blumenpfeffer (Sichuan Pfeffer). Aber den hat er uns nicht gezeigt. Verraten hat er uns hingegen den Preis von Sesam und dass er pro Monat 3.000 bis 4.000 RMB verdient. Das ist nicht schlecht! Wissen wollte er natürlich auch was wir so verdienen, wenn wir mal Arbeit haben.

An dem Punkt wird es immer etwas prenzlig, denn wenn ich unser Durchschnittseinkommen in RMB umrechne schlackern den Chinesen gleich die Ohren. Daher muss ich sofort unsere Lebenshaltungskosten, umgerechnet in RMB, hinterher schicken, um den scheinbaren Reichtum zu relativieren. In diesem Fall war die Währung Sesam. Zum Glück wusste Renate, was in Österreich ein Pfund Sesam kostet. Diesen Preis, umgerechnet in RMB, nannte ich unserem Kleinhändler aus dem südlichen Shaanxi. Er war sichtlich beeindruckt. Kurz darauf fuhr er weiter, vielleicht mit einem Businessplan im Kopf, wie er billigen Sesam von China nach Europa exportieren kann. Und vielleicht lesen wir bald von ihm im Wirtschaftsteil europäischer Zeitungen.

Das war eine von mehreren Begegnungen am Wegesrand heute. Gestartet sind wir ziemlich früh. Schon kurz nach 7:00 Uhr saßen wir auf den Rädern auf der Suche nach einem Frühstückslokal. Gefunden und regelrecht gestürmt haben wir es nach wenigen hundert Metern. Was es dort alles für uns gab darf ich hier ja nicht schreiben, aber auf den Fotos da unten bekommt man einen kleinen Eindruck.

Weiter schon um kurz vor acht Uhr. Hügel auf, Hügel ab mit netter Landschaft, dörflichen Leben und einer Ziegelbrennerei. Dann eine Stadt, in der wir unser Begleitfahrzeug mit Obst und Wasser bestückten und die letzten Kilometer über eine Baustelle, die für Radfahrer annehmbar zu fahren war. Die nächste Gruppe auf dieser Tour kann sich schon mal auf eine neue Straße freuen.


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