Navigation

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

108 Kilometer von Shuhe nach Ankang. Immer am Han-Fluss entlang, daher ständig ein wenig hoch, ein wenig runter.

Seit zehn Jahren werden unsere Touren aus dem All gesteuert. 2003 legten wir uns die ersten GPS-Empfänger zu, die man heute einfach Navi nennt. Aus dem Hause Garmin stammten sie, dem Marktführer für Outdoornavigationsgeräte. Davor sind wir die Touren mit Fahrradtachos (Codename Lenkertamagotchi) und Papierkarten gefahren. Haben während den Touren minutiös mitgeschrieben bei wie viel Kilometer eine Abzweigung, ein Restaurant, eine Sehenswürdigkeit oder das Hotel für die Nacht liegt. Diese Informationen bekam der nächste Reiseleiter in gedruckter Form in die Hand gedrückt. Manchmal haben wir auch nicht so minutiös mitgeschrieben. Dann musste sich der nächste Reiseleiter halt durchwurschteln.

Mit der Anschaffung der GPS-Geräte wurde vieles einfacher. Zwar gab es damals noch keine brauchbaren digitalen Landkarten für China, die gibt es auch heute noch nicht zu erschwinglichen Preisen. Aber wenn eine Tour einmal mit einem Navi abgefahren ist kann man sie immer wieder nachfahren. Die Geräte weisen nämlich nicht nur den Weg, sondern zeichnen den zurückgelegten Weg auch auf! Hat man einmal eine aufgezeichnete Strecke (auch Track genannt) kann man immer wieder daran entlang navigieren. Auch ohne Landkarte im Hintergrund. Dann ist der Track die Landkarte.

Nicht nur Strecken lassen sich mit dem kleinen elektronischen Helferlein aufzeichnen bzw. abfahren, man kann auch Wegpunkte anlegen. Zum Beispiel Punkte für das Hotel, ein gutes Restaurant, eine Sehenswürdigkeit unweit der Strecke oder eine kniffelige Abzweigung. Mit diesen Informationen auf den GPS-Empfängern ausgestattet können sich unsere Reiseleiter mit ihren Gruppen praktisch nicht mehr verfahren. Manchmal machen sie es trotzdem. Aber das ist sowohl gewollt als auch gewünscht, denn sonst könnte es ja langweilig werden!

Die Navigation vor Ort ist nicht der einzige Vorteil, den uns die handlichen Navis eingebracht haben. Früher mussten wir das Streckenprofil (also die Höhenangaben) Pi mal Daumen an unsere Teilnehmer weitergeben. Mit den aufgezeichneten Daten hingegen können wir nun ziemlich genaue Höhenprofile für jede Etappe erstellen. Das sind dann praktisch Leidenskurven bevor man sich überhaupt auf den Sattel geschwungen hat. Ich selbst benutze diese Höhenprofile gerne um meine Teilnehmer so richtig abzuschrecken. Und am Abend danach sind sie immer stolz wie Oskar, dass sie die vermeintliche Hammeretappe trotzdem geschafft haben. Aber verraten Sie das bitte nicht meinen zukünftigen Teilnehmern 🙂

Was uns die neue Technik noch beschert hat: Die interaktive Karten auf unserer Website. Zu fast jeder Tour gibt es nun interaktive Karten auf Grundlage von Google Maps oder wahlweise Open Street Map, auf denen die geplanten Strecken dargestellt werden und auch ein Höhenprofil generiert wird. So kann man sich einen noch besseren Eindruck von der Anforderung der jeweiligen Reise verschaffen. Die Informationen zu der Kartendarstellung stammen natürlich auch aus den Aufzeichnungen, die unsere Reiseleiter mit den GPS-Empfängern jeweils vor Ort gemacht haben. Also aus erster Hand.

Ein Navi hätte es heute nicht gebraucht. Es ging immer der Straße nach. Für heute sagte jedoch das Höhenprofil eine wellige Etappe mit 108 Kilometer voraus. Es hat nicht gelogen. Zum Frühstück zunächst einen Döner. In Berlin würde es mir nie einfallen morgens einen Döner zu essen, aber hier hat es gepasst. Wobei der chinesische Döner auch nicht unbedingt mit einem Döner vom Türken um die Ecke in Berlin vergleichbar ist. Wir hatten zwar auch Fladenbrot mit Füllung, aber ein anderes Fladenbrot und eine andere Füllung.

Noch immer frisch am Vormittag, aber wir waren ja vorbereitet und eingestellt. Also lange Hosen und lange Ärmel. Die konnten wir jedoch im Laufe des Tages ablegen. Wir fuhren grob nach Südwesten, am Han-Fluss entlang. Der lag immer links von uns, aber leider nicht immer auf gleicher Höhe. Daher ging es mal rauf und wenige hundert Meter wieder runter.

Mittagspause in Xunyang. Das war eine Gaudi. Hier kennt man Ausländer offensichtlich nur aus der Glotze. Aber es gibt sie wirklich! Daher haben wir so manchen Auflauf und so manches Foto aus dem Handy provoziert. King for a day…

Ankunft in Ankang am Nachmittag. Ankang ist kein Nest. Ankang ist eine mittlere Großstadt nach chinesischen Verhältnissen. Nach europäischen Verhältnissen eine Metropole. Die Einfahrt war chaotisch, laut und staubig. Das hatten wir seit Xi’an fast schon vermisst. Hier bleiben wir zwei Tage, morgen also ein Ruhetag. Den haben wir uns redlich verdient.


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