Stau(n) mal wieder

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Ein paar Kilometer zu Fuß, ein paar mit dem Bus und 165 auf dem Fluss. Heiß am Nachmittag.

Endlich der Yangzi! Gut, in Wushan konnten wir bereits einen Blick auf den Fluss werfen, ebenso gestern bei der Einfahrt nach Fengjie. Aber heute sollen wir auf ihm fahren, und dann auch noch durch die berühmten Drei Schluchten, die dieser Tour ihren Namen gegeben haben.

Der Tag begann im Stechschritt. Eigentlich hatte ich die Zeit für den 1,5 Kilometer langen Fußmarsch vom Hotel zum Fährableger großzügig bemessen. Nicht ins Kalkül gezogen hatte ich jedoch die Fahrstühle unserer Herberge. Es gibt davon zwei. Aber der eine musste just an diesem Vormittag repariert werden und der andere wurde ständig von anderen Gästen belegt, die ebenfalls in Richtung Lobby strömten. Als es zeitlich immer knapper wurde haben wir kurzerhand die letzten beiden Teilnehmer unserer Gruppe samt Gepäck über das Fluchttreppenhaus aus dem sechsten Stock nach unten evakuiert. Jetzt müssen wir uns aber langsam beeilen! Natürlich haben wir die Fähre um 8:30 Uhr, für die wir Karten hatten, noch erreicht. Knapp, aber es geht doch nichts über ein bisschen Adrenalin am Morgen.

Unsere Fähre ist ein Tragflächenboot. Das ist ziemlich fix auf dem Wasser unterwegs und macht im Schnitt 50 km/h. Damit sind wir durch die Drei Schluchten gerauscht.
Jetzt bin ich mal (wieder) völlig subjektiv und schreibe –mal wieder– nur aus meiner Warte: Berauscht hat mich das nicht! Die Schluchten habe ich kaum wahrgenommen. Was nicht etwa an der hohen Geschwindigkeit und der etwas eingeschränkten Sichtmöglichkeit in unserem Tragflächenboot lag. Auch nicht an der Tatsache, dass der Yangzi weiter unten aufgestaut wird und die Fahrt durch die Schluchten nun nicht mehr ganz so eng ist wie früher.

Bereits auf meiner ersten Fahrt durch die Schluchten 1988 war ich eher enttäuscht. Vielleicht weil ich davor schon spektakulärere Landschaften gesehen hatte. Vielleicht aber auch, weil die Drei Schluchten einfach überbewertet waren und sich verkaufen mussten wie sauer Bier. So oder so, wenn Sie eine wirklich tiefe und spektakuläre Schlucht sehen wollen, dann nehmen Sie lieber die Tigersprungschlucht mit. Diese befindet sich weiter oben am Yangzi, wo der Fluss noch Jinsha heißt. Zum Beispiel auf unseren Touren Südlich der Wolken, Chinesische Landpartie oder Die Oberen Schluchten des Yangzi .

Nun gut, „Die Drei Schluchten des Yangzi“ sind Namensgeber unserer Tour. „Über das Qinling Gebirge zum Yangzi“ wäre zwar treffender, aber das Qinling Gebirge kennt halt kaum jemand in Europa, die Drei Schluchten hingegen schon.

Moment, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei unserer Flussfahrt. Die endete nach etwa fünf Stunden und unterhalb des Staudamms, dessen Bau vor wenigen Jahren begonnen wurde und die Fertigstellung vor noch weniger Jahren stattfand. Den Damm haben wir auch noch besichtig. Wir wurden am Anleger der Fähre abgeholt und dort hingebracht. Die ganze Anlage ist riesig, aseptisch rein, der Durchfluss von Touristen wohl durchdacht und am Ende wurden wir wieder abgeholt. Fahrt zum Hotel. Für diese harte Etappe haben wir uns ein Schmutzbier redlich verdient.


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Alle langsam hoch, einer zu schnell runter

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Rund 80 Kilometer von Wuschan nach Fengjie. Anfangs brutal hoch und ätzend feucht. Später warm und wellig.

Genug rumgeschlafft, heute sollte es wieder zur Sache gehen. Und zwar so ordentlich, dass einige, die diese Tour bereits gefahren sind, mir gesteckt haben heute sei der anstrengendste Tag überhaupt.

Erst mal ging gar nichts, denn das Hotelpersonal konnte den Pass von Wolfgang nicht auftreiben. Es ist uns inzwischen zum Ritual geworden: Ankunft im Hotel und Einsammeln der Reisepässe durch die Reiseleitung. Die Reiseleitung gibt die Pässe an das Hotelpersonal, welches die Dokumente für die eigene Buchhaltung, vor Allem aber für die Registrierung bei den örtlichen Behörden einscannt. Der Scanvorgang benötigt seine Zeit, daher bekommen wir die Pässe manchmal erst später am Tag zurück, manchmal erst am nächsten Morgen. Heute bekamen wir sie am Morgen zurück. Alle Pässe bis auf Wolfgangs. Hektische Suche auf unserer Seite und auf Seiten des Hotels. Die offensichtlich überforderten Damen suchen jede Schublade durch und telefonieren nach Hilfe. Irgendwann wird es mir zu bunt und ich öffne die Abdeckung des Scanners. Um ein Haar wäre mir der darunter liegende Pass von Wolfgang vor Wiedersehensfreude in die Arme gesprungen. Dabei hatte ich das Personal schon ganz zu Beginn der Suche gebeten unter dem Scanner nachzusehen…

Also eine leicht verspätete Abfahrt. Und pünktlich mit ihr setzte der Regen ein, welcher bereits vom Wetterbericht angekündigt worden war. Ich schrieb bereits, dass die Straßen in Wushan alle steil sind. Unser Weg führte leider nicht nach unten, sondern nach oben. Sieben Kilometer fuhren wir durch Wushan, den Blick wegen Niederschlags streng nach unten gerichtet und im kleinsten Gang immer steil nach oben. Dafür haben wir eine Stunde gebraucht.

Hinter Wushan wurde es nicht besser, es wurde unangenehmer. Weder Steigung noch Niederschlag wurden weniger, aber nun kam auch noch Nebel hinzu. Der macht einsam, wenn die Sichtweite nur noch 30 Meter beträgt. Mein zaghafter Vorschlag die Radetappe vorzeitig abzubrechen bzw. mit motorisierter Hilfe zu beenden wird von der Gruppe empörend nieder gemacht. So ganz scheine ich meine Gruppe doch noch nicht erzogen zu haben. Verdammter Zwergenaufstand!

Aber die Entscheidung gegen meinen Vorschlag und für eine Weiterfahrt erwies sich als richtig, gleich hinter dem Pass bei Kilometer 24,5 hörte der Regen auf und die Sicht wurde besser. Vor uns lag eine Abfahrt über mehrere Serpentinen und mit teilweise spektakulären Aussichten über die Berglandschaft um uns herum.

Es geschah kurz vor den Mittagsnudeln. Bei Kilometer 51 hatte Xiao Yang ein Restaurant gefunden, welches willig war uns allen eine Schale Rindfleischnudeln zu kochen. Als notorischer Hintenfahrer wähnte ich mich als Letzter, aber irgendwie muss ich Arnold überholt und regelrecht auf der Strecke gelassen haben. Denn von ihm war keine Spur zu sehen. Als er auch nach zehn Minuten nicht auftauchte fuhren Xiao Yang und ich kurzerhand mit dem Bus zurück. Ich hatte kein gutes Gefühl und das bestätigte sich, als uns Arnold nach ca. 1,5 Kilometer auf dem Rad entgegen kam. Dreckig sah er aus und etwas mitgenommen. Wie sich schnell herausstellte war er gestürzt. Davon zeugte nicht nur der Schlamm auf seiner Kleidung, sondern auch das Blut in seinen Haaren.

Danach ging es recht flott, deshalb schreibe ich nun auch etwas schneller: Arnold mit Fahrrad in den Bus und zurück zur Gruppe. Dort Erste Hilfe durch meine beiden Krankenschwestern Brigitte und Silvia. Befund: Platzwunde am Kopf, die genäht werden muss. Eventuell Gehirnerschütterung.
Fix noch die Nudeln eingenommen und für Arnold, Xiao Yang und mich war die nächste Station das nur zwei Kilometer entfernte Krankenhaus. Die Gruppe indessen fuhr GPS-gesteuert alleine weiter. Ganz so schlecht habe ich sie also doch nicht erzogen.

Im Krankenhaus ging es dann ebenso fix weiter. Die Platzwunde am Kopf wurde genäht, die geprellte Schulter geröntgt und die Abschürfungen versorgt. Dazu noch eine Tetanusspritze und nach einer Stunde wurde Arnold als fast geheilt wieder entlassen. Mitten in der chinesischen Pampa.

Getroffen haben wir uns alle wieder in Fengjie. Zum Schmutzbier, Abendessen und für die meisten zu einer Ganzkörpermassage.

Fazit des Tages: Hoch ist langsamer als runter. Und: Ein Helm schützt vor Stichen. Arnold, merk dir das gefälligst 😉


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Schlaffies

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

83 Kilometer von Wuxi nach Wushan. Davon die ersten 1,5 Kilometer auf dem Rad, der Rest auf dem Boot.

Der Daning Fluß ist ein Zulauf des Yangzi (der auf Chinesisch gar nicht Yangzi heißt, sondern Changjiang = Langer Fluss). Zwischen Wuxi und Wushan befinden sich die sogenannten Drei kleinen Schluchten. Nicht wenige Touristen kommen extra nach China, um eine Kreuzfahrt durch die Drei Schluchten des Yangzi zwischen Fengjie und Yichang zu machen. Wir ja auch, schließlich sind die Flussengen Namensgeber dieser Tour. Seit aber der Yangzi auf der Höhe von Zigui gestaut wurde sind die Schluchten des Yangzi hier nicht mehr ganz so imposant und vor allem eng wie vorher. Und um ehrlich zu sein, sooo berauschend fand ich das Spektakel sowieso nicht, als ich 1988 von Chongqing gen Shanghai geschippert bin. Aber das ist natürlich mein ganz persönlicher und höchst subjektiver Eindruck. Aber die Drei kleinen Schluchten entlang des Daning Flusses haben durchaus ihren Reiz! Die standen heute auf dem Programm.

Am Vormittag tauschen wir also die Räder gegen ein Boot. Ich tausche erst ein Fahrrad gegen einen Motorroller und dann gegen ein Boot. Die Fahrt zum Hafen von Wuxi müssen wir nämlich noch auf zwei Rädern zurück legen, und da mein Rad einen Platten hat schwinge ich mich kurzerhand auf den Roller der Dame vom örtlichen Touristenbüro, die uns den Weg und das richtige Boot weisen soll.

Bootsfahrten sind ungemein entspannend. Nicht unbedingt in der ersten Stunde, da passt man noch auf wie ein Luchs und saugt alles optisch auf. Zumal der Daning Fluss bei Wuxi noch ein relativ kleines Rinnsal mit mehreren Stromschnellen ist. Nicht so sehr akustisch, denn ein kleines Boot wie wir es hatten brummt ständig.

Aber dann droht Erschlaffung. Zeit für ein kleines Nickerchen. Kurzer Stopp um die Mittagszeit am Madu Fluss. Dort gibt es die Drei kleinen kleinen Schluchten. Die haben wir auch noch mitgenommen und sind dafür in ein noch kleineres Boot umgestiegen. 15 Minuten hoch den Fluss und 15 Minuten runter. Die Meinung über diesen Ausflug war einhellig: Eine Unterbrechung unseres Schönheitsschlafs, die nicht hätte sein müssen. Also nächstes Mal nicht wieder, vielen Dank! Die Drei kleinen Schluchten kamen danach. Das war wirklich nett, alle waren wieder wach und hatten die Kameras schussbereit.

Ankunft in Wushan und Fahrt zum Hotel. Die war nur kurz, aber anstrengend für meine Teilnehmer, denn es war inzwischen gut heiß geworden (über 30 Grad) und in Wushan gibt es keine Straße, die weniger als fünf Prozent Gefälle hat. Wir kamen vom Fluss und das Hotel lag oben. Mir war das Schnuppe, denn ich bin mit dem Begleitfahrzeug gefahren. Ich Schlaffie!

Wushan ist eine nette Stadt mit netten Einwohnern. Das haben wir auf unserem Spaziergang am Nachmittag festgestellt. Wir wurden vielfach begrüßt und noch mehr fotografiert. Teenies versuchten sich in Konversation auf Englisch mit uns und verteilten Komplimente. Überall bekamen wir ein freundliches „Hallo“ zu hören. Nur die Sadomaso-Gruppe, die auf dem zentralen Platz der Stadt ihre Kreisel, bestehend aus mindestens drei Kilo schwerem Bambus, unermüdlich anpeitschten, fanden wir etwas suspekt.


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600 hoch, 1.300 runter

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Fast 100 Kilometer von Zhenping nach Wuxi. Weiterhin in T-Shirt, kurzer Hose und Sandalen.

Ich gebe es zu, vor dieser Etappe hatte ich Respekt. Oder genauer ausgedrückt: Ich hatten einen riesen Bammel und prognostizierte sogar mein privates Waterloo dieser Tour. Jedenfalls gleich nach dem Aufstehen am Morgen, denn ich konnte jeden zurück gelegten Kilometer und jeden Höhenmeter des Vortages in meinen Muskelfasern lokalisieren. Und zwar nicht auf die angenehmste Weise. Aber es kommt ja immer anders als man denkt. Daher wäre es eigentlich gescheiter mit dem Denken gleich aufzuhören.

Wieder hatten wir eine frühzeitige Abfahrt angepeilt, denn auch wenn es tendenziell bergab gehen soll stand uns ein Pass bevor, der laut Ankündigung steil werden wird. So hockten wir wieder bereits um acht Uhr auf den Rädern, aber dann kam es anders als gedacht. Noch während der Ausfahrt aus Zhenping reißt bei Brigitte die Kette. Ein Kettenriß ist eine zeitaufwendige Verzögerung. Daher war ich stolz wie Oskar die Kette schon nach zwanzig Minuten wieder verbunden zu haben. Das wirkliche Problem zeigte sich leider erst danach, die gerissene Kette hatte auch noch den vorderen Umwerfer verbogen, eine weitere Reparatur stand außer Frage. Für solche Fälle haben wir ein Ersatzrad an Bord. Das musste nun herhalten.

Die richtige Abfahrt also erst um viertel nach neun. Das hat nicht gerade dazu beigetragen meinen morgendlichen Bammel zu besänftigen. Aber es kommt ja immer anders als man denkt. Denn es kam schlimmer. Ok, das war geflunkert. Teilweise war der Pass schon heftig steil. Aber nur teilweise und ich hatte immer Arnold an meiner Seite. Zusammen sind wir die Steigung angegangen, haben die anderen davon ziehen lassen und an manchen Stellen auch mal das Rad geschoben. Aber wir sind angekommen!

Der Pass auf dieser Etappe ist ein Dreiländereck. Hier stoßen die Provinzen Shaanxi, Hubei und Chongqing (eigentlich keine Provinz, sondern eine regierungsunmittelbare Stadt) aufeinander. Früher wurde diese Stelle auch mal als Mittelpunkt Chinas ermittelt, aber das hat man wohl inzwischen korrigiert. Jedenfalls weist kein Schild mehr darauf hin.

Und von nun an ging es bergab. Fast 25 Kilometer Schussfahrt, danach gemächlich/wellig. Die kurzen, aber teilweise knackigen Anstiege nach der Schussfahrt habe ich schon fast wieder verdrängt. Manchmal kommt es nämlich nicht nur anders als man denkt, manchmal kam es auch anders als man dachte.


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Die Berge sind hoch und der Kaiser ist weit

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

120 Kilometer und 1.400 Höhenmeter von Pingli nach Zhenping. Sonnig und warm.

山高皇帝远 (shan gao, huangdi yuan), so lautet ein altes chinesisches Sprichwort. Gemeint ist damit: „Was jucken uns hier die Edikte des Kaisers, der weit entfernt residiert?”. Nun, der Kaiser ist inzwischen durch rote Parteikader abgelöst worden, aber die Berge sind geblieben. Einige haben wir bereits überquert und bis Ankang gehörten alle zum Qin Gebirge, welches China praktisch in Nord und Süd teilt. Nördlich des Qin Gebirges wird Weizen (Nudeln) gegessen, südlich Reis. Nördlich dient der Esel als Lastentier, südlich das Pferd. So jedenfalls pauschalisieren es die Chinesen. Ich würde dem Süden eher den Wasserbüffel zuordnen, aber egal.

Südlich von Ankang ist es leider nicht flacher. Jedenfalls nicht auf unserer Tour. Eher im Gegenteil, denn heute mussten wir richtig hoch hinaus. Und weit sollte es auch werden. Deswegen sind wir schon früh gestartet, saßen bereits um kurz vor acht Uhr auf den Rädern. Die ersten 36 Kilometer rollten noch ganz gut daher, es ging leicht hinauf durch eine landschaftlich sehr ansprechende Gegend. Und das bei so gut wie keinem Autoverkehr.

Aber dann ging es zur Sache. Über 14 Kilometer schraubten wir uns den Pass hinauf. Aber zu unserem Erstaunen (und zu unserer Erleichterung) war dieser besser zu fahren als das Höhenprofil hatte vermuten lassen. Bereits um 12 Uhr waren wir oben, auch hier werden die letzten Höhenmeter wieder durch einen Tunnel abgekürzt. Hindurchgeflutscht und steil wieder nach unten gesaust. Leider war das noch nicht das Ende vom Tagewerk, weitere 44 Kilometer waren noch zurück zu legen und diese wieder überwiegend leicht ansteigend.

Die letzten Etappen haben wir ohne große Mittagsmahlzeit zurück gelegt, unser Fahrer Xiao Yang hatte den Bus morgens mit Wasser, Obst und Keksen vollgeladen und damit haben wir uns verpflegt. Das Begleitfahrzeug war somit unser mobiler Stehimbiss. Heute jedoch mussten mehr Kohlenhydrate her. Die haben die meisten von uns in Form von Instantnudeln an einem Dorfkiosk zu sich genommen. Schließlich wollen wir ja China in all seinen kulinarischen Facetten kennen lernen. Lassen Sie sich sagen, Instantnudeln schmecken nach rund 70 Kilometern und über 1.000 Höhenmetern so schlecht nicht!

Unseren Übernachtungsort Zhenping erreichten wir um 17:30 Uhr. Nicht schlecht! Dabei haben wir keineswegs gehetzt, haben viele Pausen und natürlich auch viele Fotostopps eingelegt. Genau so soll es sein.


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Abwarten und Tee pflücken

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Fast 66 Kilometer. Von der Großstadt in die Teeplantage. Dabei ein paar Anstiege mitgenommen.

Wie ich bereits schrieb ist Ankang eine recht große Stadt. Außerhalb Chinas kennt sie jedoch kaum jemand und selbst innerhalb Chinas ist sie wenig bekannt. Schade eigentlich, mir hat das Örtchen gut gefallen.

Aber wir müssen wollen ja weiter. Und zwar raus in die Pampa. Der Kontrast hätte kaum größer sein können: Eben noch Metropole, nach nur 4 ½ Stunden, 760 Höhenmetern und 65,69 Kilometern dann Cui Ming Yuan. Das ist ein Hotel inmitten einer Teeplantage kurz vor dem Ort Pingli. Sie brauchen sich weder den einen noch den anderen Namen zu merken, das haben wir auch nicht gemacht.

Aber wir haben die Ruhe genossen. Und den Arbeitseinsatz als Teepflücker. Nach der Ankunft und dem obligatorischen Schmutzbier wurden wir nämlich Zwangsverpflichtet. Erst gab es eine kleine Einweisung in die Plantage, dann mussten wir zupfen. Welche Sorte Tee hätten Sie denn gerne? Ganz egal, wir haben genug davon in unseren Taschen!


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Friedlich und gesund

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Ein Ruhetag in Ankang. Mit Vormittagsprogramm.

Ankang (den Namen der Stadt habe ich in der Überschrift dieses Eintrags stümperhaft übersetzt) ist die größte Stadt auf unserem Weg von Xi’an zum Yangzi und zugleich die einzige Station, an der wir einen Ruhetag haben. Auf den haben wir zumindest für den Vormittag gepfiffen, denn ein bisschen Frühsport muss einfach sein. Daher sind wir nach dem Frühstück gemeinsam zum Han-Fluss geschlendert, haben auf dem Weg noch ein evangelische Kirche besichtigt, und dann die Trimm-dich-Geräte an der recht neuen Uferpromenade durchprobiert. Schließlich ist das hier eine Aktivreise!

Aber der Nachmittag stand dann wirklich zur freien Verfügung. Manche waren shoppen, andere haben gedöst und jemand (ich weiß gar nicht wer) hat Fotos von chinesischen Zwei- und Dreirädern geschossen. Die können Sie unten in der Galerie bewundern.

Ach ja, das Wetter war heute wieder auf unserer Seite. Gegen Mittag Sonne satt und warm wurde es auch.


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Navigation

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

108 Kilometer von Shuhe nach Ankang. Immer am Han-Fluss entlang, daher ständig ein wenig hoch, ein wenig runter.

Seit zehn Jahren werden unsere Touren aus dem All gesteuert. 2003 legten wir uns die ersten GPS-Empfänger zu, die man heute einfach Navi nennt. Aus dem Hause Garmin stammten sie, dem Marktführer für Outdoornavigationsgeräte. Davor sind wir die Touren mit Fahrradtachos (Codename Lenkertamagotchi) und Papierkarten gefahren. Haben während den Touren minutiös mitgeschrieben bei wie viel Kilometer eine Abzweigung, ein Restaurant, eine Sehenswürdigkeit oder das Hotel für die Nacht liegt. Diese Informationen bekam der nächste Reiseleiter in gedruckter Form in die Hand gedrückt. Manchmal haben wir auch nicht so minutiös mitgeschrieben. Dann musste sich der nächste Reiseleiter halt durchwurschteln.

Mit der Anschaffung der GPS-Geräte wurde vieles einfacher. Zwar gab es damals noch keine brauchbaren digitalen Landkarten für China, die gibt es auch heute noch nicht zu erschwinglichen Preisen. Aber wenn eine Tour einmal mit einem Navi abgefahren ist kann man sie immer wieder nachfahren. Die Geräte weisen nämlich nicht nur den Weg, sondern zeichnen den zurückgelegten Weg auch auf! Hat man einmal eine aufgezeichnete Strecke (auch Track genannt) kann man immer wieder daran entlang navigieren. Auch ohne Landkarte im Hintergrund. Dann ist der Track die Landkarte.

Nicht nur Strecken lassen sich mit dem kleinen elektronischen Helferlein aufzeichnen bzw. abfahren, man kann auch Wegpunkte anlegen. Zum Beispiel Punkte für das Hotel, ein gutes Restaurant, eine Sehenswürdigkeit unweit der Strecke oder eine kniffelige Abzweigung. Mit diesen Informationen auf den GPS-Empfängern ausgestattet können sich unsere Reiseleiter mit ihren Gruppen praktisch nicht mehr verfahren. Manchmal machen sie es trotzdem. Aber das ist sowohl gewollt als auch gewünscht, denn sonst könnte es ja langweilig werden!

Die Navigation vor Ort ist nicht der einzige Vorteil, den uns die handlichen Navis eingebracht haben. Früher mussten wir das Streckenprofil (also die Höhenangaben) Pi mal Daumen an unsere Teilnehmer weitergeben. Mit den aufgezeichneten Daten hingegen können wir nun ziemlich genaue Höhenprofile für jede Etappe erstellen. Das sind dann praktisch Leidenskurven bevor man sich überhaupt auf den Sattel geschwungen hat. Ich selbst benutze diese Höhenprofile gerne um meine Teilnehmer so richtig abzuschrecken. Und am Abend danach sind sie immer stolz wie Oskar, dass sie die vermeintliche Hammeretappe trotzdem geschafft haben. Aber verraten Sie das bitte nicht meinen zukünftigen Teilnehmern 🙂

Was uns die neue Technik noch beschert hat: Die interaktive Karten auf unserer Website. Zu fast jeder Tour gibt es nun interaktive Karten auf Grundlage von Google Maps oder wahlweise Open Street Map, auf denen die geplanten Strecken dargestellt werden und auch ein Höhenprofil generiert wird. So kann man sich einen noch besseren Eindruck von der Anforderung der jeweiligen Reise verschaffen. Die Informationen zu der Kartendarstellung stammen natürlich auch aus den Aufzeichnungen, die unsere Reiseleiter mit den GPS-Empfängern jeweils vor Ort gemacht haben. Also aus erster Hand.

Ein Navi hätte es heute nicht gebraucht. Es ging immer der Straße nach. Für heute sagte jedoch das Höhenprofil eine wellige Etappe mit 108 Kilometer voraus. Es hat nicht gelogen. Zum Frühstück zunächst einen Döner. In Berlin würde es mir nie einfallen morgens einen Döner zu essen, aber hier hat es gepasst. Wobei der chinesische Döner auch nicht unbedingt mit einem Döner vom Türken um die Ecke in Berlin vergleichbar ist. Wir hatten zwar auch Fladenbrot mit Füllung, aber ein anderes Fladenbrot und eine andere Füllung.

Noch immer frisch am Vormittag, aber wir waren ja vorbereitet und eingestellt. Also lange Hosen und lange Ärmel. Die konnten wir jedoch im Laufe des Tages ablegen. Wir fuhren grob nach Südwesten, am Han-Fluss entlang. Der lag immer links von uns, aber leider nicht immer auf gleicher Höhe. Daher ging es mal rauf und wenige hundert Meter wieder runter.

Mittagspause in Xunyang. Das war eine Gaudi. Hier kennt man Ausländer offensichtlich nur aus der Glotze. Aber es gibt sie wirklich! Daher haben wir so manchen Auflauf und so manches Foto aus dem Handy provoziert. King for a day…

Ankunft in Ankang am Nachmittag. Ankang ist kein Nest. Ankang ist eine mittlere Großstadt nach chinesischen Verhältnissen. Nach europäischen Verhältnissen eine Metropole. Die Einfahrt war chaotisch, laut und staubig. Das hatten wir seit Xi’an fast schon vermisst. Hier bleiben wir zwei Tage, morgen also ein Ruhetag. Den haben wir uns redlich verdient.


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Der Jianshu Radwanderweg

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

96,5 Kilometer von Manchuan nach Shuhe. Ein Vorpass, ein Hauptpass. Wieder kühl, aber von oben trocken.

In China gibt es keine Radwanderwege. Die gibt es, wenn überhaupt, in den Wohlstandsländern, in denen man es sich leisten kann Urlaub zu machen und dann auch noch mit dem Rad, weil man sonst im Alltag nicht genügend Bewegung bekommt. Zugegeben, das war jetzt etwas überspitzt und auch ein wenig unfair vielen Radtouristen gegenüber. Aber wenn man sich das Publikum zum Beispiel auf dem Donau-Radwanderweg so ansieht könnte man schnell zu diesem Urteil kommen.

In China steckt der Radtourismus nicht etwa bereits in den Kinderschuhen, allenfalls ist er gerade mal im Stadium der Befruchtung. Es gibt inzwischen chinesische Radwanderer, aber die könnten locker in einem Kreisligastadion Platz finden. Bei einer Bevölkerung von 1,3 Milliarden Menschen wird die Promille also nicht mal annähernd angekratzt. Deswegen gibt es in China (noch) keine Radwanderwege. Wer in China mit dem Fahrrad auf lange Strecken unterwegs ist fährt auf der Landes-, Provinz-, Kreis- und Dorfstraße und teilt sich diese mit Autos, Lastwagen, Bussen, Motorrädern, Elektrorollern, von Lasttieren gezogene Karren und natürlich Fußgängern. Oft mit allen mehr oder weniger gleichzeitig. Manchmal aber auch mit kaum einem anderen Verkehrsteilnehmer. Eine solche Straße sind wir heute gefahren. Nicht durchgehend, aber immerhin über 30 Kilometer. Das war dann fast wie ein Radwanderweg.

In der Nacht hatte es wieder geregnet und es war noch recht frisch, als wir uns zum Frühstück trafen. Eingenommen haben wir es im hoteleigenen Restaurant und es gab Nudelsuppe für alle. Das machen die Jungs von der Tour de France auch so. Die ersten Kilometer legten wir recht zügig zurück, dann erfolgte der Anstieg zum heutigen Hauptpass. Der war gar nicht so schlimm und endete im Eingang eines langen Tunnels. Der war auch nicht so schlimm, wenn auch unbeleuchtet. Unsere Tunneltaktik ging nämlich voll auf. Während wir geschlossen und mit mehreren starken Strahlern ausgestattet im Pulk die 900 Meter lange Röhre durchfuhren tuckerte Xiao Yang in seinem Minibus hinter uns her, gab uns Rückendeckung und zusätzliches Scheinwerferlicht nach vorne. Kinderspiel!

Nun folgte eine lange Abfahrt, auf der wir beinahe die Abzweigung zu dem bereits erwähnten Radwanderweg verpasst hätten. Die ist aber auch wirklich unscheinbar und ich musste uns erst durchfragen. Aber dann. Kaum ein Vehikel, der schmale Betonweg schlängelte sich tendenziell bergab und wir konnten die Landschaft in vollen Zügen genießen.

Ankunft in unserem Übernachtungsort Shuhe um 16:30 Uhr. Wir hatten uns unterwegs viel Zeit gelassen. Das war auch gut so, denn Shuhe ist nicht unbedingt ein Ort, an dem ich meinen Lebensabend verbringen möchte. Schmale, hohe Häuser säumen fast die einzige Straße der Stadt. Es ist laut und nicht übermäßig sauber hier. Aber wir wollen ja auch nicht verweilen, morgen schon geht es weiter unserem verdienten Ruhetag entgegen. Das Abendessen hier hingegen war sehr lecker!


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