Der erste Tag

Chinesische Landpartie, 05. bis 27.10.2018

Ankunft und erster Spaziergang in Beijing

Früh um sechs begab ich mich los, die ersten Ankömmlinge Iris und Dirk vom Flughafen abzuholen.

Ich hatte bereits eine Woche in Peking zur denkbar ungünstigsten Zeit verbracht, nämlich der goldenen Woche. In dieser Zeit Besichtigungen zu unternehmen ist nur etwas für ganz harte. Oder für Frühaufsteher. Anlässlich des Nationalfeiertags gibt es also eine ganze Woche frei, und davon machen die Menschen ausgiebig Gebrauch, indem sie Reisen unternehmen, für die sie sonst keine Zeit haben. Das führt natürlich dazu, dass das ganze Land unterwegs ist und man an den „Scenic Spots“ kaum noch einen Fuß vor den anderen setzen kann. Die Hoffnung ist nun, dass das Menschenmeer zum Sonntag hin etwas abebbt. Immerhin geht am Sonntag die Arbeit wieder los.

Gegen Mittag war auch die nächste Teilnehmerin, Christiane, angekommen und für die Jetlag-Geplagten gab es erstmal eine ordentliche Erholungspause. Und für mich gab es einen ordentlichen Schrecken. Da wollte ich nur mal kurz nach den Rädern gucken und musste feststellen, dass diese samt und sonders verschwunden waren. An der Rezeption wussten sie von nichts und waren ebenso schockiert wie ich. Was war also geschehen? Ein kurzer Blick auf die Überwachungskameras verriet sofort den Übeltäter. Völlig schamlos geht er auf den Hof und höchst professionell nimmt er eines nach dem anderen mit. Ich war völlig fassungslos. Zum Glück stellte sich das ganze als ein großes Missverständnis heraus. Der Fahrradladen, der die Räder bereitstellt, hatte sie fälschlicherweise abholen lassen. Am Ende konnten aber sowohl der vermeintliche “Dieb” als auch ich über die Sache gemeinsam lachen.

Weiter ging es am Nachmittag mit einer ausgiebigen Wanderung, um die Reisenden langsam ankommen zu lassen. Dirk und Iris betreiben eine Bäckerei und so war es selbstverständlich, dass wir auch hier zuerst eine solche aufsuchen. Mit unseren Kaffeebestellungen waren die Mitarbeiterinnen zumindest etwas überfordert. Kaffee gehört nunmal nicht zu den Lieblingsgetränken der Chinesen und wird dementsprechend selten bestellt.

Im Laufe des Abends wurden dann einige kulinarische Experimente unternommen. Manche sehr erfolgreich, wie die Jiaozi, andere eher gewöhnungsbedürftig, wie das Grüntee-Eis. (Also mir schmeckt es sehr gut.)
Am Hou Hai genossen wir die Lichterspiele, und den kühlen Wind der durch die Bäume wehte und setzten unsere Wanderung fort, die uns am Ende dann doch recht erschöpft hatte.

Wieder zu Kräften kamen wir bei einem vorzüglichen Essen nach Yunnan-Art. Das Gong Bao Ji Ding schmeckte so gut, dass es gleich zweimal bestellt wurde. Ich fürchte, das werden wir noch öfter essen.
Müde und erschöpft kehren wir nun zurück und bereiten uns auf den morgigen Tag vor.

Glück im Unglück

Ein Tag voller Ereignisse!  Von Isabelle Roske.

Zum Frühstück wurden wir von einer strahlenden Chefin mit hochgetürmter Dauerwelle empfangen, die uns stetig lächelnd heißes Wasser reichte, und anschließend noch ein paar Fotos mit uns schoss. Gestärkt von gebratenem Gemüse, einigen süßen Mantou, fluffigen Kuchenquadraten und/oder etwas Selbstmitgebrachtem machten wir uns nach unserem allmorgendlichen Gruppenfoto auf zur langen Abfahrt, die heute eine 125km lange Etappe einleiten sollte. Unglücklicherweise begann diese mit einem kleinen Schrecken, als Hartmut in einer der steilen aus der Stadt herausführenden Kurven auf dem feuchten Asphalt ausrutschte und böse stürzte. Wenige Minuten später aber, als Xiao Lei und ich mit ihm ins nächstgelegene Krankenhaus fuhren, konnte er schon wieder scherzen und meinte, er habe das alles nur gemacht, damit ich mich noch einen Tag ausruhen könne. (Danke dir Hartmut, sehr lieb gemeint!) Gott sei Dank stellte sich nach einigen Röntgenaufnahmen, für die wir extra noch die zuvor scheinbar nie benutzte Schutzkleidung aus dem Schreibtisch des Röntgenarztes hervorkramten, alles als „halb so wild“ heraus und der Leiboer Arzt verschrieb ihm lediglich einige Tage Ruhe (und ein paar Schmerzmittel).

Katharina sauste währenddessen mit dem Rest der Gruppe weiter vom ohnehin viel zu kalten Berg hinunter, für den einige sich noch mit Leggings vom Straßenmarkt und anderen warmen Kleidern hatten eindecken müssen, und traf sich knapp vor der Hälfte der Strecke mit allen zum Mittagessen. Hier teilte sich die Gruppe, da manche sich und ihren Gelenken nach den endloslangen Serpentinen des Vortages knapp 35km weiteren Anstieg ersparen und diesen Teil der Strecke lieber im Begleitfahrzeug vorüberbringen wollten. Durch gewaltige Schluchten ging es voran. Unten toste und brauste der Fluss, der sich über Jahrmillionen durch all die Gesteinsschichten bis nach unten gefressen hatte. Immer und immer wieder lagen Kühe am Rand, standen Ziegen ungerührt der vorbeifahrenden Autos mitten auf der Straße. Je weiter wir uns in die Berge hervorarbeiteten, im Fahrzeug wie auch auf dem Rad, umso mehr traditionelle Kleider konnten wir auf den belebten Dorfmarktplätzen und neben den kleinen Häuschen sehen, die wir passierten. Einmal stieg unsere Besatzung aus, um einige Angehörige der Yi-Minderheit, in deren Land wir uns nun befinden, zu fotografieren. Allerdings stellte sich dann heraus, dass diese erst aufgrund eines weniger erfreulichen Erlebnisses zusammengekommen waren: Gegenüber fand gerade eine Beerdigung statt. Ups, dachten wir uns… Die Trauergäste versammeln sich vor dem Haus und werden mit einem Mal von weißen Paparazzi überfallen! Plötzlich sahen wir lauter Fahrzeuge, die aus den Kurven gefallen und den Hang hinunter oder gar in den Fluss gestürzt waren und gleich noch eine Beerdigung! Das beeindruckte unsere Gäste an Bord aber kaum, sodass sie uns verließen und die letzten 40km noch selbst hinauffuhren. Nach und nach kamen so alle wohlbehalten, wenn auch ganz schön erschöpft, in Zhaojue an. Mit einer kleinen Dattel-Goji-Schnaps-Verköstigung wärmten wir uns zum Abend dann schließlich noch genüsslich den Magen.

Die Theorie vom „Garmin-Träck-Fehler“, Sorgen vor den Höhenmetern und eine einmalig schöne Berg- und Tal-Landschaft

Anmerkung zu „Leibo – Zhaojue: 125.9km (+2139m, -1281m) am 189. Radweltreisetag“. Von Peter Frenzel.

Schon gestern beim Abendessen schwirrten die Streckeninfornationen der bevorstehenden „Horroretappe“ durch den Raum.
Zwischenfrage: Immer noch Radreise (laut CBB) oder doch schon eher eine Sportveranstaltung, z.B. ein Radrennen mit Bergwertung(en)?
Heute morgen vor der Abfahrt kochte die Info-Gerüchteküche immer noch.
Das wird ein hammerharter Radeltag über 125 Kilometer und mit heftig viel Höhenmetern. Aber wieviel genau und ab wann es richtg hinauf geht … Ein GPX-Track und sooo viele Fragen und noch mehr Mutmaßungen.

Der Reihe nach:
Laut CBB-Track-Vorgabe für den 6.10.2018 Leibo-Zhaojue werden 124.5 Fahr-km und +5159m, -4335m ausgewiesen.

Klingt utopisch, nicht? Der Himalaya ist ja garantiert nicht in der Nähe. ?
Warum sind da eigentlich keine Geschwindigkeitsaufzeichnungen?
Haben wir es hier etwa mit dem bislang unentdeckten oder bisher ignorierten „Garmin-Träck-Fehler“ zu tun?
Daß es bis auf über 2140 m aufwärts geht, war schon erkennbar, aber wirklich erst nach ca. 42 gefahrenen Kilometern. Hm.

Dort fand sich neben der Schule des Ortes eine nette Nudelküche zur Stärkung (Kohlehydrate!) und der Ort der Entscheidung. Wer nimmt den Bus bis auf weiteres und wer radelt einfach weiter.
Isabelle hat über den Tag berichtet. Siehe unten.

Ich hab den Track auf dem GPSMAP64s verfolgt und hatte meinen Spaß damit. Die Richtung zum Ziel Zhaojue war im Prinzip stets eineindeutig, OK. Interessanterweise verlief der Track aber längere Zeit direkt in der Mitte des Flusses links unten (tief unten!) neben der Straße. Ich geh‘ mal davon aus, daß CBB den Weg vorher erprobt hatte und wir nicht die „Testpiloten“ waren, ob man(n) da überhaupt lang fahren kann. War also damals der Trail-Tester oder die Testerin hier womöglich einige Kilometer komfortablerweise mit dem Floß abseits der Straße unterwegs? Oder – bösartige Unterstellung meinerseits – ist der Track in Berlin an PC und Maus-Pad erzeugt worden und blöderweise mitten ins Flußtal verrutscht? Dieser Track tat sich darum insbesondere in den Angaben für’s Höhenprofil extrem schwer.
In dubio pro reo (lat. „Im Zweifel für den Angeklagten“ [Wikipedia. In dubio pro reo.]).
Der Trail-Tester oder die Testerin hatte mit dem Navi evtl. wirklich Satellitenempfangsprobleme und zeichnete nur ungenaue Angaben auf. In dieser Schluchtenwelt jederzeit denkbar und zeitweilig am „Navi“ sogar sichtbar, wenn die nötige Satellitenzahl minutenlang unterschritten wurde.
Die Fotobeispiele mit den Profilangaben im Garmin und der Sicht „ins Gelände“ beweisen das für mich. Der „Berg“ im Track war in Wirklichkeit der links oder rechts der Straße.

Insider kennen die endlose Diskussion über die Genauigkeitsunterschiede zwischen Barometrischer Höhenmessung und GPS-basierter Höhenmessung [mehr dazu u. a. hierBarometer#]

„Um jedoch eine Angabe über die aktuelle Höhe zu erhalten, benötigt der Empfänger dazu das Signal von mindestens 4 Satelliten. Die Genauigkeit dieser geodätischen Triangulation der eigenen Position hängt zudem maßgeblich von der Qualität des Signals ab. Stehen viele Satelliten zur Verfügung, so erhält man ein gutes Signal, da sich der Empfänger die besten, also stärksten Signale raussuchen kann. Empfängt man jedoch lediglich genau vier Satelliten, so kann es sein, dass die Angaben über Position und Höhe sehr stark von den tatsächlichen Werten abweichen.

Das liegt daran, dass sich das GPS-Signal physikalisch ähnlich wie Licht verhält. Wolken schwächen das Signal ab, tiefe Schluchten können den Empfänger sogar komplett isolieren. Auch ein dichter Wald kann das Signal schwächen. Ebenso kann das Signal an Wänden reflektiert werden. Derartige Einflüsse stören das Ergebnis der Positions- und Höhenbestimmung mitunter so stark, dass unterschiedliche Laufzeiten vom Signalgeber zum Empfänger entstehen. Unter Umständen führt dies zu tatsächlichen Positionsabweichungen von bis zu 100 Metern.“
Aha! Ja. Wir radelten definitiv durch gigantische, beeindruckenden Schluchten.

Zurück zur CBB-Track-Vorgabe für Leibo-Zhaojue: 124.5 Fahr-km und +5159m, -4335m
Ergebnis am Tagesende laut Track-Aufzeichnung des GPSMAP64s: Leibo – Zhaojue.gpx: 125.9km, +2139m, -1281m
Auch nicht grad wenig, oder?
Mein Mini GPS maß:
Max Elevation: 2,140 m
Min Elevation: 458 m
3,294 kcal

Die Sorgen am Mittag vor den Höhenmetern waren mit Sicherheit berechtigt und jede(r) im Bus hat sich was gutes getan, nicht diesen Trail da hinauf zu radeln. Jede(r), die/der es trotzdem tat, hatte ein einmaliges Fahrerlebnis durch eine einmalige schöne Berg- und Tal-Landschaft sowie durch hochinteressante Orte mit kurzen Begegnungnen mit den Bewohner/Innen.
Hey, wir sind im Land der Yi (s.a [Yi Volk. Wikipedia.], wie bereits im Yibin-Bilderbuch empfohlen).

Fazit: Laßt euch nicht von gpx-Track-Prognosen verunsichern. Schaut lieber selbst direkt nach indem ihr dahin radelt, auch wenn’s weh tut.
Ich merk‘ es besonders in den Waden u.a. beim Treppensteigen … ?

Kommentarlinks für GPS-Höhenmeter-Erfahrungsberichte willkommen!

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Außen hui, innen pfui

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Old Tingri nach Menbu, 61 km nahezu flach

Ich hinke etwas hinterher mit dem Blog. Draußen zirpen die Grillen, der Fluss rauscht, es ist selbst nachts noch angenehm warm. In Nepal angekommen kann ich mir kaum vorstellen, wie kalt es noch vor zwei Tagen in Tibet war. Deswegen nur die Kurzfassung.

Wir starten früh am Morgen mit unserer Winterausrüstung. Den Choomolangma und den Cho Oyu links neben uns, fahren wir eine flache Etappe, am Fluss entlang, durch Dörfer, in denen Pferde gezüchtet werden, dann ein strahlend blauer See, und wieder schier unendliche Weite. Es ist malerisch. Die Mittagspause verbringen wir in einer tibetischen Kneipe, die an einen Wintergarten erinnert. Heute können wir uns Zeit lassen, die Etappe ist mit gut 60 km sehr kurz. So beeindruckend die Landschaft, so erschreckend ist unser Zielort. Es wird in Mengbu zwar gebaut, aber wenn man die Details betrachtet, ist der kleine Ort noch herunter gekommener als vor sechs Jahren. Der Herbergshof gleicht einer Müllhalde, an den Gestank scheinen sich die Bewohner gewöhnt zu haben und die Frage, ob man sich irgendwo die Hände waschen kann, löst Erstaunen aus. Wir spazieren durch den Bauernteil des Ortes, halten uns so lange wie möglich in einem kleinen Sichuan Restaurant auf, um möglichst lange von der Party fernzubleiben, die die lokale Polizei im Aufenthaltsraum unserer Herberge feiert. Fast sind wir neidisch auf die Gruppe Westler, die ein paar Kilometer von Menbu entfernt ihre Zelte aufgeschlagen hat. Aber auch nur fast, denn die Temperaturen liegen nachts sicherlich unter dem Gefrierpunkt, was man gut an den Eisschichten auf dem nassen Grasland erkennen kann.


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Hermann zieht den Helm

Tag 188 der Weltreise, 77 km von Guixi nach Leibo. Von Katharina Wenzel.

Wir sitzen in unserem Zimmer und ziehen die Decken bis zur Nasenspitze. Es ist kalt. Fühlt sich nicht wie Südchina an und definitiv nicht subtropisch. Aber so ist es nun mal auf über 1000 m Höhe.

Aber von vorn: Nach einer entspannten Nacht im verschlafenen Guixi starten wir erstmal mit einer leckeren Nudelsuppe aus frisch zubereiteten geschabten Nudeln. Man muss nicht erwähnen, dass wir als Motiv für dutzende Schnappschüsse und Selfies dienten. Dann starten wir unsere Tour diesmal auf der gegenüberliegenden Seite des Yangtze. Das Panorama ist unglaublich, die Berge werden immer höher, das Wasser ist klar und grün, die Straße kaum befahren.

Ganze zwei Tunnel durchqueren wir. Einer davon ein martialisch in den Felsen gehauener Naturtunnel, bewacht von zwei wohlgenährten Schweinen die uns neugierig von oben herab beäugen.

Die Radfahrer-Riege und das Begleitfahrzeug-Team ist in den letzten Tagen gut zusammengewachsen. Alles klappt wie am Schnürchen. Und wir werden gut versorgt von Xiao Luo, die wie immer ein offenes Ohr für jeden Wunsch hat. Manchmal vielleicht zu fürsorglich. Isabelle, die wegen einer Erkältung gestern auf halber Strecke ins Begleitfahrzeug umgestiegen ist, versucht sie die ganze Zeit zu überreden weiter im Auto zu sitzen. Und so hat sie das Vergnügen mit dem verrückten Xiao Lei zu reisen, der ihr aber zusichert, sie brauche keine Angst zu haben, schließlich sei er sieben Jahre Panzerfahrer in der Armee gewesen. Ob das wirklich beruhigt?

In der Zwischenzeit fahren wir immer den Yangtze entlang, der sich geschmeidig durch die felsige Landschaft schlängelt. Immer wieder stürzen Wasserfälle am Straßenrand in die Tiefe und gewähren hie und da eine erfrischende Dusche. (Xiao Lei benutz sie als Autowaschanlage)

Irgendwann müssen wir dann doch den Yangtze queren. In der Ferne gewahren wir die spritzenden Fluten vor dem angekündigten Staudamm. Wie erwartet dürfen wir die kürzere Strecke über den Staudamm nicht fahren. Also Klettern. 34 km lang. Ein Mann schreit uns hinterher: Das geht nicht, dreht um, das ist viel zu steil! Wir sind in diesem Fall beratungsresistent. Und treten kraftvoll in die Pedalen. Nach und nach entblößen sich die Häupter. Der Berg bringt alle Schädel zum dampfen. Schließlich lüpft auch Hermann seinen Helm. Macht er sonst nie. Er verneigt sich quasi vor dem Berg. Weiter geht’s immer bergauf. Am Straßenrand wachsen Bananen, wird Tabak, Zuckerrohr und Gemüse kultiviert. Und natürlich Chili in allen Formen und Farben.

Das Mittagessen zieht sich. Vor dem Berg wollten wir nichts essen, bergauf sind die Möglichkeiten rar gesät. 13 km vorm Ziel endlich: Nudel und Reis in allen Aggregatzuständen. Xiao Lei brät sich seine Nudeln selbst, amüsiert beobachtet vom eigentlichen Koch. Nach dem Mittagessen gehts entspannt weiter, wurde uns doch von einigen Einheimischen zugesichert, dass es ab nun eben nach Leibo geht. Was für ein Irrtum, aber wir beißen uns durch und bibbern nun in unseren Betten.

Übrigens: das Hotel in Guixi hatte keinen Fahrstuhl, Ergo: einer pünktlichen Abreiste stand also nix im Weg.

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Wild wild West

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Baipa nach Old Tingri, 50 km, flach und windig

Je weiter wir nach Westen fahren, desto wilder wird es. Die tibetischen Männer tragen lange Haare und Cowboyhüte (ich merke, dass ich leider wieder keine Bilder von ihnen geschossen habe) und sehen fast aus wie Indios aus Südamerika. Franz übrigens auch, allerdings ohne die langen Haare, nur seine Gesichtsfarbe hat sich der der Bewohner hier angeglichen. Wir rollen über schnurgerade Straßen, durch kleinste Dörfer, immer im Flusstal, das sich hier und da weitet und Platz lässt für große Herden von Pferden, Schafe oder Yak. Wow. Seit Mittag sind wir endlich wieder auf dem Rad und lassen uns den Wind um die Nase wehen.

Allerdings heißt wilder Westen auch, dass der Strom manchmal ausfällt. So wie kurz nach unserer Ankunft in Old Tingri. Schmutzbier hatten wir schon, gerade sollten Dusche und Blog folgen, was sich erst einmal auf unbestimmte Zeit verschiebt. Von der Baustelle unseres Motels aus können wir aber immerhin den unverbauten Blick auf den Mt. Everest und den Cho Oyu genießen. Doch dann frischt der Wind noch einmal sehr kräftig auf, wir hatten schon beim Radeln Gegenwind, und verdeckt unsere geliebten Achttausender. Was hatten wir für ein Glück, die hohen Berge vorher gut zwei Tage lang unverhüllt zu sehen.

Auf der Fahrt sind wir auch durch tibetische Feuchtgebiete gekommen, auch wenn es manchmal eher den Anschein einer Wüste machte. Pfeiffhasen, Kraniche und „Strandläufer“ waren nur einige der Tiere, die wir zu Gesicht bekamen. Ein Dank an Ramon für die letzten drei Bilder. Annika und Dirk sind noch hoch zum neuen Pavillon geradelt, wir anderen saßen lieber vor dem Haus in der Sonne. Ab dem Nachmittag kühlt es allerdings rasch ab, der Wind ist sowieso kalt, und spätestens nach Sonnenuntergang sind Mütze und dicke Jacken angesagt. Wir hatten Glück, nach dem kurzen Spaziergang in den Ort (Old Tingri ist so etwas wie ein erweiterter Truckstop), kam der Strom wieder und wir konnten im Hellen essen und auch Blog schreiben ist wieder möglich.

Morgen geht es noch weiter gen Westen und wir sind gespannt, was uns auf der teils unbekannten Strecke noch erwartet.

PS. Das erste Bild ist noch ein Abschiedsfotos von unserer netten tibetischen Gastfamilie, die leider um ein Familienmitglied geschrumpft ist, denn der Herbergsvater, den wir schon vor Jahren wegen seines Aussehens auch „Häuptling Gurkennase“ getauft hatten, ist leider vor acht Monaten verstorben. Jetzt ist die Omi für Haus, Feuerstelle und Beaufsichtigung des Kleinkindes zuständig, einer ihrer Söhne und seine Frau beherbergen die Gäste und die älteste Tochter schaut ab und zu nach dem Rechten. Ich kenne sie noch von vor sechs Jahren, und selbst der Sohn, nach eigenen Angaben damals noch in der Grundschule, erkennt mich von einem Foto, das irgendwo in der Schublade eines bunt verzierten Schrankes liegt. Die übrigen Kinder sind aus dem Haus, wahrscheinlich im Internat, weil es hier in Passum ab der Grundschule nicht mehr weiter geht.


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Durch sieben Tunnel mußt du fahr’n oder Wo ist Helmut?

Tag 187 der Weltreise, von Suijiang nach Guixi, etwa 72 km. Von Katharina Wenzel.

Heute starten wir gemütlich zwischen 9 Uhr und 9:30 Uhr. Jedenfalls war das der Plan. Bis es Beat und mir gemeinschaftlich gelungen ist, den Fahrstuhl des Hotels zu schrotten. Tür verkantet, Beat im Fahrstuhl, Räder und Gepäck weiterhin im 4. Stock. Glücklicherweise gelang es Beat nach unten zu fahren und die gegenüberliegende Tür zu benutzen. Puh. Glück gehabt….Leider zu früh gefreut. Der Fahrstuhl kommt wieder nach oben und jetzt steht Helmut drin. Der war nämlich schnurstracks eingestiegen, so dass Beat ihn nicht mehr warnen konnte. Helmut steckte nun wirklich fest, denn mittlerweile werkelten drei Mechaniker ziemlich laienhaft am Lift herum. Und nichts ging mehr. Große Aufregung. Wir bringen derweil Gepäck und Räder via Treppenhaus nach unten. Geht auch. Mittlerweile hat einer der Mechaniker seinen Kollegen angerufen und es gelingt schließlich Helmut zu befreien und wir fahren mit einer zu verkraftenden Verspätung von etwa 10 Minuten los. Es ist der erste regenfreihe Morgen seitdem ich dabei bin. Zur Feier schmücken wir unsere Räder mit chinesischen Flaggen, die die umsichtige Xiao Luo versorgt hat. Lustig wedeln die Fähnchen im Wind.

Die Wolken hängen noch tief in der Schlucht. Doch nach und nach löst sich der Nebel auf und es erwacht eine leise Hoffnung nach Sonnenschein. Doch auch ohne diese genießen wir die Weite der Landschaft, den moosgrünen Fluß, die üppige Vegetation. Irgendwann führt ums der Track auf eine kleine Nebenstraße und dort auf einen stark verschlammten Feldweg. Alle schieben ohne zu murren ihre Räder durch Dreck und Pfützen. Nur Helmut nicht. Der hat den Duft der Freiheit gespürt und ist ausgebüchst. Aber Xiao Luo kriegt alle. Wenige Minuten später schiebt auch Helmut sein Rad nach oben. Dann gehts auf die Brücke und schwups gleich in den nächsten Tunnel. Und dann in den nächsten und in den nächsten und in den nächsten und und und…Unsere Augen haben kaum die Möglichkeit sich wieder an das Sonnenlicht zu gewöhnen schon sind wir wieder im Tunnel.

Irgendwann sind wir draußen und stehen im Stau. 60 Meter weiter sehen wir die Ursache. Autounfall. Wir fahren vorbei und frohlocken ob der uns erwartenden freien Straße. Huch! Schon wieder im Tunnel!

Irgendwann fahren wir tatsächlich ein etwas längeres Stück tunnelfrei und bemerken, dass tatsächlich die Sonne scheint! Wahnsinn. Gleich sieht alles viel bunter aus. Am Straßenrand reihen sich Obststände mit leckeren Bananen und Zitrusfrüchten. Und wenige Kilometer weiter lockt gebratener Reis. Nur nicht Jan und Helmut. Die sind schon durchgerauscht. Aber wie gesagt: Xiao Luo kriegt sie alle. Nach dem Mittagessen geht die fröhliche Tunnelfahrt weiter. Und jetzt sitzen wir hier im Hotel. Vor der Glasfront erheben sich grüne Sandsteinfelsen und auf dem Platz wird getanzt und geschwatzt.


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Qomolangma

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Tagesausflug mit dem Auto zum Everest Basecamp und Übernachtung im Bauerdorf Passum

Wir sitzen im Auto und Franz kommentiert immer wieder verzückt die Serpentinen. 108 sollen es sein. Die Straße zum Pang La (5.198 m) ist 2015 geteert worden und hat das ehemalige Waschbrett ersetzt. Das macht es einfacher, sich dem Mt. Everest zu nähern. Die Aussicht ist auch aus dem Auto aus fantastisch, auch wenn Franz sehr viel lieber geradelt wäre. Am Pass angekommen präsentiert sich uns die Himalaya-Kette komplett wolkenfrei: mit Makalu (8.463 m), Lhotse (816 m), Mt Everest (8.844 m) und Cho Oyu (8.201 m) haben wir gleich vier Achttausender im Blick. Es ist einfach nur zum Genießen. Auf der anderen Seite geht es wieder viele viele Serpentinen herunter, wir fahren durch einige Dörfer und erreichen schließlich, ebenfalls über eine gut geteerte Straße, das Basecamp. Na ja, eher die vorgelagerte Zeltstadt, denn der Weg zum vorgelagerten Basislager der Bergsteiger ist nicht mehr für Touristen offen. Aber wir haben den höchsten Berg der Erde gigantisch vor uns, auf Tibetisch Qomolanga und weiblich, und können uns Zeit lassen, so viel wir wollen.

Im Kloster Rongbuk entdecken wir die Mediationshöhle, in der schon Pathmasambava, der um 700 aus Indien kam und die ersten Klöster in Tibet aufgebaut hat, einige Monate verbracht haben soll. Im höchsten Postamt der Welt lassen wir Postkarten und andere Schriftstücke stempeln, dann stehen wir einfach wieder eine halbe Stunde da und schauen uns den Berg an. Ich finde es ergreifend, kann mich kaum satt sehen und nicht recht begreifen, dass so viele Menschen noch einmal gute 3.000 Meter höher gehen, fallen doch hier schon jegliche Treppenstufen erstaunlich schwer.

Ich schreibe diesen Blog erst am Tag danach, weil wir zum ersten Mal auf der Reise im Bauerndorf Passum kein Wifi haben. Dafür sitzen wir in der guten Stube beim Abendessen, der Yakdungofen heizt uns ordentlich ein. Vom Dach des Hauses aus haben wir wieder einen freien Blick auf den Mt. Everest, und auf den „Almabtrieb“, denn die Kühe, Pferde, Yak und Schafe werden von der Weide ins Dorf geholt. Manche der Tiere kennen ihre Abzweigung, bei manchen muss nachgeholfen werden. Es ist sehr ländlich hier, obwohl eine Vielzahl an Jeeps durch den kleinen Ort brausen. Unsere Herberge füllt sich, drei ältere Chinesen sind mit dem eigenen Auto aus Kanton angereist, spät am Abend kommt ein durchgefrorener Motorradfahrer dazu. Das Abendessen verschiebt sich, weil die tägliche Arbeit, also die Versorgung der Tiere, hier einfach noch vorgeht. Landleben auf tibetisch.

PS. Auf den ersten Bildern habe ich diesmal nicht verpasst, die Fotografierlust einiger chinesischer Toursiten festzuhalten. Mann kann auch schonmal aufs Auto steigen, um ein Bild vor dem Eingangstor zur Passstraße zu schießen. Ja, die Gegensätze zum tibetischen Landleben könnten kaum größer sein.


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Von den grünen Bergen Yunnans begrüßt werden

Tag 186 der Weltreise, knapp 90 km den Yangtze (Entschuldigung: Goldsand Fluß) hinauf nach Suijiang. Von Katharina Wenzel.

Heute starten wir unsere Etappe bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel, nur ein paar vereinzelte Schäfchenwolken schwimmen durch den Sommerhimmel. Quatsch! Es ist 8:30 Uhr und wir stehen am Eingang zum Parkhaus im … Regen.

Im Regen quälen wir uns also durch den Yibiner Frühverkehr. Wir fahren und fahren und warten gespannt auf die Steigungen. Über 1000 Höhenmeter stehen heut auf den Plan. Lange passiert nichts.

Dann steht er plötzlich vor uns, der Berg. Gefühlt bewältigen wir 1000 Höhenmeter in einem Schub. Zwischenzeitlich hat ganz unbemerkt der Regen aufgehört. Gut für Beat, der gutes Wetter für den heutigen Nachmittag voraussagte und dem ich ein Bad im Yangtze versprochen hatte, wenn seine Prognose diesmal nicht zutreffen sollte. Nun gestaltet sich die Fahrt mal wieder zu einem Kostümfest mit schnellem Kleiderwechsel. Regensachen aus, weiter bergauf. Jacke aus. Windstopper an. Bergab, Jacke trüber, bergauf, Jacke aus.Auch die Kopfbedeckungen variieren, so daß Jan schon versucht Parallelen zu ziehen zwischen meiner Fahrweise und meiner „Mütze“.

Was geschah sonst noch? Heute ging es bergauf bergab am Yangtze entlang (pardon! Goldsand Fluß). flaschengrünes Wasser, grüne Berge im Rund. Eine Prachtsau begleitet (motorisiert) eine Weile unsere Gruppe. Ein wunderschöner großer Schmetterling hält Maria für eine Blume und setzt sich auf ihren orangen Helm.

Heute verlassen wir auch Sichuan und nächtigen in der Provinz Yunnan. In den kommenden Tagen eiern wir hier im Grenzgebiet herum. Übermorgen hat uns dann Sichuan wieder. Bis dahin genießen wir die (regenfreie) Zeit in Yunnan.

Das Dach der Tour

Auf dem Dach der Welt, 17.09. bis 12.10.2018

Von Lhatse nach Baipa (New Tingri), 82 km, 1,285 HM, starker Gegenwind

Den ganzen Tag lang soll uns der Gegenwind begleiten, und das auf der Königsetappe. Auf den ersten 32 km schrauben wir uns auf eine Höhe von 5.248 m hinauf, das Dach der Radtour. Den Abzweig zum Kailash lassen wir zu Beginn links liegen und dann geht es aufwärts. Irgendwann setzt eine Routine ein, es wird fast meditativ, jeder hat seine eigene Art, mit Höhe und Anstieg umzugehen. Je höher wir kommen, desto stärker wird der Gegenwind, und ganz oben fegt er uns fast von der Straße.

Dann haben wir eine gute Stunde Zeit, unsere Passankunft zu genießen, hängen Gebetsfahnen auf und machen Fotos. Aber noch sind wir nicht angekommen, denn die 50 km Abfahrt, immerhin 956 HM, gestalten sich als ganz schön anstrengend, denn wir müssen wegen des starken Windes treten, und kommen trotzdem kaum über die 15 km/h hinaus. Das zehrt an den Kräften, ich wünsche mir mehr als einmal eine heiße Nudelsuppe herbei. Aber wir werden entschädigt. Nach gut 60 km ist er da, der höchste Berg der Welt. Wenn man ihn am Horizont sieht, weiß man sofort, dass er es ist. Ein gigantischer Anblick, der uns auch noch die letzten 20 km gegen den Wind antreten lässt. Am Abend sind wir alle müde, nach dem Abendessen ist nicht viel Socializing drin, und freuen uns auf unser Bett.


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