Zu kurz ist auch nicht gut

Berg und Wasser, 08. bis 29.10.2011

Unsere heutige Etappe führt uns in das etwa 90 km entfernte Sanjiang.

Wir frühstücken diesmal in unserem Hotel. Der Koch ist nämlich von seinem Krankenbesuch wieder zurückgekehrt. Allerdings sind seine „Vorratskammern“ noch nicht wieder aufgefüllt und unser Mahl fällt eher spärlich aus. Nur Silke und Andreas sind auf der sicheren Seite. Sie haben die chinesische Variante gewählt und nun dampfen vor ihnen zwei große Schüsseln leckerer Nudelsuppe.

Bei strahlendstem Sonnenschein fahren wir die Serpentinen, die wir uns vor zwei Tagen im strömenden Regen hinauf gequält haben, wieder hinunter. Unten angekommen sieht uns ein etwa vierjähriges Mädchen. Es ist so begeistert, dass es auch gleich zu seinem kleinen (noch halbverpacktem) Kinderrad greift und mitfahren will.

Nach 50 km, bei starkem Verkehr und gleißendem Sonnenschein, kehren wir in einem sehr unscheinbaren Restaurant ein, es verteilt sich über mehrere Stockwerk und besteht ausschließlich aus Separés, die alle von einem langen Flur abzweigen. Die dicke Wirtin ist offensichtlich hocherfreut über die „waiguo pengyou“ (ausländischen Freunde), die bei ihr zu Gast sind. Nach dem Essen setzt bei allen sofort eine mittäglicheTrägheit ein (kennen wir schon), um ihr nicht nachzugeben, schwingen wir uns auf‘s Rad um die verbleibenden 40 km zu bewältigen.

Und es lohnt sich. Die Straße ist weitaus weniger befahren und vor uns öffnet sich ein weites Flusstal mit Brücken und kleinen Dörfern, Schiffen, die mit Schaufelrädern/Förderbändern große Gesteinsbrocken aus dem Flussbett reisen, die vor Ort gleich weiter bearbeitet werden.
Auf Wunsch von Siggi fahren wir auf eine Hängebrücke, neugierig beobachtet von einer älteren ganz kleinen Chinesin und einem Jungen mit einem lila Fahrrad.
Der Junge traut sich nicht über die Brücke. „Es sind zu Viele auf der Brücke, er hat Angst“ erklärt mir die ganz kleine Frau, die sich mittlerweile auf einen großen Stein gestellt hat, um mit mir auf Augenhöhe zu sein.
Inzwischen sind auch die anderen zurück. Heinz stellt sich (mit seinen 1,90 m) neben die ganz kleine Chinesin auf den Stein. Zum großen Vergnügen der Gruppe und ganz besonders unseres Fahrers, der fast umfällt vor lachen. Die kleine Frau lacht auch und ruft die ganze Zeit: Ich bin so kurz und er so lang, das ist nicht gut, das sieht nicht gut aus, ich bin so kurz, das sieht doch schlecht aus ich bin so kurz, ich bin so kurz….“ Und lacht dabei immer zu.
Als wir endlich weiterfahren, sehen wir sie noch lange auf dem Stein stehen und uns nachwinken.

Kurze Zeit danach, treffen wir auf eine kleine Gruppe ebenso kleiner Einheimischer, die uns völlig unverständliche Handlungen vollziehen: sie holen eine lange dunkle Wurst aus einer großen wassergefüllten Tonne, schneiden sie in Stücke und bringen sie an einen Platz, der mit dunklen Planen überspannt ist.Sie erklären uns, dass hier Ölteepflanzen-Setzlinge gezogen werden.

Nachdem wir im Hotel angekommen sind, besorgt Simone und allen erstmal ein Bier, dann machen wir noch einen kleinen Spaziergang in der Stadt, um zu Abend zu essen. Am Tisch ist es ungewöhnlich ruhig. Da und dort gähnt jemand verstohlen. Alle sind geschafft von der gestrigen Wanderung und der heutigen Etappe. Die Essenbestellung fällt diesmal ungewöhnlich reichlich aus.


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Anmerkung der Redaktion: Leider wurde diese Etappe nicht vollständig vom GPS-Empfänger aufgezeichnet 🙁

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