Stau(n) mal wieder

Die Drei Schluchten des Yangzi, 10.04. bis 05.05.2013

Ein paar Kilometer zu Fuß, ein paar mit dem Bus und 165 auf dem Fluss. Heiß am Nachmittag.

Endlich der Yangzi! Gut, in Wushan konnten wir bereits einen Blick auf den Fluss werfen, ebenso gestern bei der Einfahrt nach Fengjie. Aber heute sollen wir auf ihm fahren, und dann auch noch durch die berühmten Drei Schluchten, die dieser Tour ihren Namen gegeben haben.

Der Tag begann im Stechschritt. Eigentlich hatte ich die Zeit für den 1,5 Kilometer langen Fußmarsch vom Hotel zum Fährableger großzügig bemessen. Nicht ins Kalkül gezogen hatte ich jedoch die Fahrstühle unserer Herberge. Es gibt davon zwei. Aber der eine musste just an diesem Vormittag repariert werden und der andere wurde ständig von anderen Gästen belegt, die ebenfalls in Richtung Lobby strömten. Als es zeitlich immer knapper wurde haben wir kurzerhand die letzten beiden Teilnehmer unserer Gruppe samt Gepäck über das Fluchttreppenhaus aus dem sechsten Stock nach unten evakuiert. Jetzt müssen wir uns aber langsam beeilen! Natürlich haben wir die Fähre um 8:30 Uhr, für die wir Karten hatten, noch erreicht. Knapp, aber es geht doch nichts über ein bisschen Adrenalin am Morgen.

Unsere Fähre ist ein Tragflächenboot. Das ist ziemlich fix auf dem Wasser unterwegs und macht im Schnitt 50 km/h. Damit sind wir durch die Drei Schluchten gerauscht.
Jetzt bin ich mal (wieder) völlig subjektiv und schreibe –mal wieder– nur aus meiner Warte: Berauscht hat mich das nicht! Die Schluchten habe ich kaum wahrgenommen. Was nicht etwa an der hohen Geschwindigkeit und der etwas eingeschränkten Sichtmöglichkeit in unserem Tragflächenboot lag. Auch nicht an der Tatsache, dass der Yangzi weiter unten aufgestaut wird und die Fahrt durch die Schluchten nun nicht mehr ganz so eng ist wie früher.

Bereits auf meiner ersten Fahrt durch die Schluchten 1988 war ich eher enttäuscht. Vielleicht weil ich davor schon spektakulärere Landschaften gesehen hatte. Vielleicht aber auch, weil die Drei Schluchten einfach überbewertet waren und sich verkaufen mussten wie sauer Bier. So oder so, wenn Sie eine wirklich tiefe und spektakuläre Schlucht sehen wollen, dann nehmen Sie lieber die Tigersprungschlucht mit. Diese befindet sich weiter oben am Yangzi, wo der Fluss noch Jinsha heißt. Zum Beispiel auf unseren Touren Südlich der Wolken, Chinesische Landpartie oder Die Oberen Schluchten des Yangzi .

Nun gut, „Die Drei Schluchten des Yangzi“ sind Namensgeber unserer Tour. „Über das Qinling Gebirge zum Yangzi“ wäre zwar treffender, aber das Qinling Gebirge kennt halt kaum jemand in Europa, die Drei Schluchten hingegen schon.

Moment, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei unserer Flussfahrt. Die endete nach etwa fünf Stunden und unterhalb des Staudamms, dessen Bau vor wenigen Jahren begonnen wurde und die Fertigstellung vor noch weniger Jahren stattfand. Den Damm haben wir auch noch besichtig. Wir wurden am Anleger der Fähre abgeholt und dort hingebracht. Die ganze Anlage ist riesig, aseptisch rein, der Durchfluss von Touristen wohl durchdacht und am Ende wurden wir wieder abgeholt. Fahrt zum Hotel. Für diese harte Etappe haben wir uns ein Schmutzbier redlich verdient.


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