Hi Dai Dai, Ananas ist auch dabei!

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

45 km von Ganlanba nach Menglun, 20 km hoch und 20 km runter. „You-know-what!“

In unserem China-By-Bike-Büro gibt es die Tradition des „Montag-Kalauers“. Meistens erzähle ich ihn und habe nun das Gefühl, dass das Büro ganz froh ist, dass ich augenblicklich in Asien weile. In dieser Tradition also der heutige Blogtitel!

Die Dai also, einst Herrscher des mächtigen Nanzhao-Reiches, Vorfahren der Thailänder, Meister der Pfahlbauten und der Grillhähnchen, begleiten uns die letzten Tage in China. Am Vormittag laufen wir in das Museumsdorf Manchunman, das ich von meiner Erkundung 2003 noch gut in Erinnerung und das ich kaum wiedererkenne.
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Gesprengte Ketten

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 85 km, Wetter: ok

Blog von Monika (bis jetzt noch ohne Kettenriss)

In der Nacht tobt sich ein heftiges Gewitter über dem kleinen Bergdorf aus. Regen tost herab und schreckt einige Radler aus dem Schlaf auf. Unser leckeres Grillhühnchen am Vorabend war ganz offensichtlich nicht der hauseigene Hahn. Der macht sich recht früh und lautstark bemerkbar.

Die Fensterläden der einzelnen Zimmer der ‚Famous Farm‘ werden aufgeklappt. Unser organic- geführtes Resort liegt weit oben. Unter uns im Tal hängen Wolkenfetzen und einige Nebelschwaden wehen träge am gestern besuchten Tempel vorbei. Es ist wohltuend still – nur ganz, ganz entfernt hört man das Mehrton-Hupen der LKWs. Martin streunt auf der Suche nach Fotomotiven durch die Anlage. Hinter dem Gänsestall wird er fündig – beste Sicht auf ein riesiges, eisiges Bergmassiv. Das ist der Langtang, nein Anapurna. Die ganze Radltruppe will es sehen und staut sich zwischen Truthahn und Pfau. Ein Pony schaut erstaunt zur Stalltür hinaus. Alles falsch, es ist die Bergkette des Ganesh Himal, knapp 7000 Meter und heilig.

Wir sammeln gebückt unsere Sachen ein. Die Zimmerdecke ist sehr niedrig und erfordert eine dauerhaft demütige Haltung. Wer sie aufgibt hat eine Beule am Kopf. Edi holt sich das nächste Hämatom.

Der heftige Regen hat die Strecke aufgeweicht und Geröll auf die Straße gespült. Gudula fegt los – die Büffelmilch zum Frühstück gibt Kraft. Wir holpern die 500 Höhenmeter über die steilen Serpentinen hinunter ins Tal und orientieren uns Richtung Fluss. Dem folgen wir heute den ganzen Tag, tendenziell bergab. Die Strecke heute hat das Profil von Wellblech – es geht eigentlich immer nur die Hügel hinauf und hinunter. Geradeaus steht heute nicht auf dem Programm.

Auf den Dörfern läuft der Bürgermeister mit Wahlzetteln von Haus zu Haus, LKWs mit laut dudelnder Musik fahren über die Bergstraßen und kleben Plakate, gelegentlich werden bunte Wahlzettel auch im hohen Bogen aus dem Auto geschleudert. Heute fahren wir einem fähnchenschwenkenden Motorradkonvoi hinterher. Jens hat sich in den Pulk eingereiht und erbeutet zwei Partei-Fahnen. Auf einer ist das Unendlichkeitszeichen in Form eines Hakenkreuzes. Bhasker schnappt sich die Fahne, – not good for Germany‘ – zückt sein Taschenmesser und schneidet das Zeichen heraus. Mit großem Loch gibt er die Fahne zurück und nickt zufrieden – besser so.

Die Reisfelder haben wir zurückgelassen – auf den Feldern wächst Gemüse und Obst. Bhasker besorgt uns fingergroße Bananen zur Pause. Nicht die EU-Norm aber doppelt lecker. Jochen ist gleich drei davon. Der Verkehr nimmt zu – die Überholmanöver waghalsiger. Lichthupe bedeutet ‚Achtung – egal was du machst, ich gebe auf keinen Fall nach‘. Auf den bunten Bussen sind Namen aufgemalt: Black Diamond hustet uns mit Ruß voll, Highway Hero drängelt uns fast in den Graben und Titanic Express ist mit einer Panne liegengeblieben. Den ersten Kettenriss hat Doris nach wenigen Kilometern.

Das Tal wird enger, fast canyonartig schmal. Am Straßenrand qualmen Müllfeuer, an den viele Wasserstellen wird gewaschen und die typischen hohen Wasserkannen gefüllt. Wir müssen auf Edi und Jan warten, der nächste Kettenriss wird repariert, diesmal hat es eine völlig neu aufgezogene Kette gesprengt. Kleine Garküchen bekochen die LKWs und Businsassen. Direkt daneben versorgen wir uns an Obstständen mit frischer Ananas und Mandarinen. Albin sucht – diesmal Orangen. Unter uns krabbelt ein Rafting Team tapfer in ein rotes Gummiboot und saust die Stromschnellen hinab. Die letzten Kilometer radeln wir gemeinsam ins Riverside View Resort. Wir müssen unser Abendessen selbst aussuchen, was einige von uns fast überfordert. Wir sind gewohnt zu essen was auf den Tisch kommt. Lutz und Jutta bestellen zu scharf, das muss Jan essen, denn sein Gericht war viel zu klein. Gewinner sind die, die ein bruzzelndes Steak ordern. Ganz so heilig sind die Kühe dann doch nicht meint Sigi

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Der Ein-Yuan-Schein und der Drachenbrunnentee

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Hangzhou. Besichtigungsprogramm bei perfekten Bedingungen. ca. 20 km.

Wenn man schon mal in Hangzhou ist, dann muss man auch auf den Westsee. Er spiegelt sozusagen die Grundästhetik einer chinesischen Landschaft wieder. Wasser, Berge, Brücken, Pagoden. Die Aussicht ist für Chinesen so bedeutend, dass sie sie auf dem Ein-Yuan-Schein verewigt haben. Mit dem Boot fuhren wir auf die 3-Spiegelungen-des-Mondes-Insel. Am helllichten Tage spiegelt sich hier natürlich gar kein Mond. Wenn dann spiegeln sich hier die chinesischen Touristengruppen. Man stelle sich mal vor, man kommt hier am Wochenende hin. Da läuft es mir doch glatt kalt den Rücken runter. Der Blick vom See war im Vergleich zu meinem letzten Besuch hier (strömender Monsunregen) aber fantastisch! Wir genossen jeden Sonnenstrahl.

Nach einer kleinen Rundtour um bzw. über den See ging es in Richtung Tee-Plantagen. Hier wächst wohl der berühmteste Grüntee Chinas: Der Drachenbrunnen-Tee (Longjing-Tee). Die Besichtigung der Drachenbrunnenquelle nach dem Mittagessen war etwas ernüchternd. Dennoch genossen wir die ruhige Atmosphäre fernab von dem touristischen Trubel. Leider konnten wir auch nach Befolgung der Anweisungen auf dem Schild keinen Drachen auf der Wasseroberfläche erkennen. Man sollte mit einem Stock die Oberfläche anrühren. So sollte anschließend auf wundersame Weise ein Drache erscheinen. Vielleicht macht er aber auch einen Mittagsschlaf. Er kann ja nicht bei jeder Wasserregung sich immer blicken lassen. Das wäre ja fast schon demütigend für einen Drachen. Dann besichtigten wir eben den Tee… Die meisten Pflanzen waren mittlerweile gestutzt und für den Winter vorbereitet. Nur noch vereinzelt ließen sich „ein Herz und ein Zahn“ (die 2 jüngsten Blatttriebe) finden. Der Weg durch die Tee-Plantagen durch das Neun-Bäche-Überquerungstal war trotzdem wunderschön. Auch wenn der Untergrund den Rädern nicht wirklich gut tat, war er eine Augenweide.

Auf dem Rückweg kamen wir noch an dem Qiantang-Fluss vorbei, der angeblich die größte Bore (Gezeitenwelle) hat. Zum Glück war die schon, denn dieses Jahr war sie besonders groß und riss einige Schaulustige mit sich. Leider war die Sechs-Harmonien-Pagode am Ufer des Flusses in Renovierung, sodass wir anschließend direkt zurück ins Hotel fuhren. Die meisten spazierten noch runter zum Westsee oder genossen den Sonnenuntergang von der Leifeng-Pagode.

Frisch verliebt

Drei Tagesetappen führen uns von Pho Rang über Yan Bai (90 Kilometer), nach Bo (insgesamt 57 Kilometer mit Zwischentransfer) und schließlich zum Cuc Phuong Nationalpark (97 Kilometer). Das Wetter ist so gut wie nie: Sonnenschein und fast blauer Himmel.

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sitze ich an diesen Tagen auf dem Rad, immer nur eine Hand am Lenker, die andere ständig winkbereit in der Luft. Für den Fall dass wieder von irgendwo eine Horde Kinder hervorgeschossen kommt. Vietnam hat es mir angetan. Die Menschen, die hübschen Dörfer und die traumhafte Berglandschaft durch die wir fahren sind jede Reise wert. Außer Dietmar ist jeder von uns das erste Mal im Land und ich für meinen Teil bin ein bisschen verliebt. Mit China und mir war es auch einmal so, alles war neu und spannend. Mittlerweile kennen wir unsere Ecken und Kanten. Manchmal fühle ich mich eingeengt und brauche etwas Abstand. Aber mit dir, Vietnam, würde alles anders werden, bestimmt. Leider haben wir nur zehn Tage miteinander…

Aber diese zehn Tage versprechen ziemlich gut zu werden. Auf den Radetappen zwischen Freitag und Sonntag scheint die Sonne wie nie bisher auf dieser Tour. Der bergige Norden Vietnams, in dem wir am Donnerstag zwischen Pho Rang und Yan Bai unterwegs sind, ist ein Radfahrparadies. Der Verkehr ist entspannter als vielerorts in China, wo der Wirtschaftsboom heute fast überall greifbar ist. Ein paar LKWs hier und da (laut Udo mehr hier als da), ansonsten vor allem Mopeds und Fahrräder, kaum Autos. Wir fahren vor allem auf Landstraßen in gutem Zustand. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Kleine Dörfer, die Häuser häufig noch komplett aus Holz gebaut, teilweise auf Stelzen wegen der Ventilation im Sommer. Einfach zwar, aber in sehr gepflegten Zustand und mit traditionellen Methoden gebaut. Die Gegend ist allerdings, das ist die Kehrseite der Medaille, im vietnamesischen Durchschnitt sehr arm. Nur gelegentlich und vor allem in den größeren Siedlungen sieht man Betonhäuser, erste Zeichen des zunehmenden Wohlstands. Häufig versuchen die Eigentümer Elemente europäischer Gründerzeit-Architektur zu übernehmen. Etwas gekonnter zwar als vielerorts in China, aber nicht weniger deplatziert. Zwischen den Dörfern und kleineren Städten windet sich die Straße auf kurzen Anstiegen und Abfahrten an Reisfeldern vorbei durch die Täler. Land- und Forstwirtschaft scheinen die Haupteinnahmequellen zu sein. Kilometerweit werden am Straßenrand hauchdünne Holzplatten für die Papierindustrie getrocknet.

Freitag kommen wir heraus auf die Ebene nordwestlich von Hanoi. Hier wartet ein Transferbus. Wir fahren 150 Kilometer in südöstlicher Richtung am Großraum Hanoi vorbei. Unterwegs machen wir eine längere Pause an einem Stand an der Straße, wo wir reife Papaya essen, Tee trinken und Bilder von den Kindern der Familie mit ihrem Hund schießen. Christine wird bei dieser Gelegenheit auch wieder einige ihrer Buttons los. Auf der Fahrt bröckelt die Fassade der letzten zwei Tage ein wenig. In der Ebene rund um Hanoi wird ähnlich wie in China viel gebaut und der Verkehr ist stärker. Aber wer, liebstes Vietnam, ist schon perfekt? Fast perfekt ist dann wieder die Umgebung in der wir aus dem Transferbus aussteigen. Erstmal gibts eine Pho Suppe, die wohl bekannteste Spezialität in Nordvietnam. Natürlich ist auch Pho wieder eine Art Nudelsuppe. Anders als Mixian in Yunnan ist diese Suppe aber nicht scharf gewürzt. Stattdessen werden Chilies und verschiedenes Grünzeug zum selber würzen dazu gereicht. Koriander und Thai-Basilikum können wir identifizieren. Der Rest bleibt unbekannt. Pho wird die nächsten Tage unsere Lebensgrundlage bilden. Nach dem Mittagessen fahren wir auf einer einspurigen Straße ca. 20 Kilometer durch eine traumhafte Karstlandschaft, Ausläufer der trockenen Halong-Bucht. Am Abend steigen wir im V-Resort ab. Gemeinsam mit der Hanoier Mittelschicht genießen wir Abends am Pool und in der Sauna ein bisschen Luxus und pflegen unsere geschundenen Glieder.

Das brauchen wir auch, denn die Etappe am Samstag hats mit 97 Kilometern wieder in sich. Die Etappe ist weitestgehend flach. Besonders am Morgen haben wir wunderschönes Licht und wir halten häufig an, um die Bauern bei der Feldarbeit abzulichten. Im Hintergrund immer noch schöne Karstkegel. Am Abend erreichen wir den Cuc Phong Nationalpark. Hier übernachten wir in einer Herberge am Parkrand. Der Park ist der einzige erhaltene (subtropische/tropische? Wir wissen es nicht…) Urwald in Vietnam. Wir hören die Affen schreien, entdecken Frösche in dem ein oder anderem Badezimmer und spannen für die Nacht Moskitonetze über die Betten.

Mega-Buddha-lomanie

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Transfer und Fahrt nach Hangzhou. Besichtigung des Lingyin Tempels. ca. 25 km.

Die Anfahrt nach Hangzhou sollte ganz ursprünglich mit dem Bus erfolgen. Da der Laster tagsüber unsere Fahrräder jedoch nicht in die Stadt bringen darf mussten wir diese uns selber anliefern. So stiegen wir ca. 16 km vor dem Ziel auf die Sättel und radelten dem Westsee in Hangzhou entgegen. Leider hatten wir durch den Transport einen kleinen Kolatteralschaden. Leider hat es Heriberts Umwerfer nicht heile bis nach Hangzhou geschafft. Mit etwas biegen, ziehen und drücken ließen sich aber bald schon wieder die letzten 4-5 Gänge schalten. So konnten wir auch endlich unsere Kurzetappe antreten.

Nach dem Einchecken war es wohl zu spät für nachmittagliche Großprojekte aber auch noch viel zu früh um sich zurückzulehnen. So fuhren wir gemeinsam zum Lingyin-Tempel. Für mich war das auch eine Prämiere und ich war stark beeindruckt, was hier alles geboten wurde. Hier entstand im 4. Jahrhundert eins der ersten Buddhistischen Stätten in Ostasien. Der indische Mönch Huiyi brachte die Lehren aus seinem Heimatsland mit und ließ sich in Hangzhou nieder. Nun liegt er unter einer alten Steinpagode und sein Geist lächelt für die Kameras der Touristen. Nebenan befinden sich einige Buddhafiguren eingemeißelt in die Steinwand des „Hergeflogenen Bergs“ (Fei Lei Feng). Das größte Highlight aber war der Lingyin-Tempel. Riesige Tempelhallen beherbergten hier die größte Holz-Buddha-Statue Chinas, die größte Bronze-Bhoddisatva-Statue und eine schier unglaubliche Menge von 500 Bronzestatuen von 500 Arhats in einem riesigen Gebäude in Form eines Swastikas. Es gäbe noch so viel mehr zu sehen. Doch leider war unsere Zeit etwas knapp bemessen, denn es wird leider immer recht früh dunkel. So mussten wir schweren Herzens schon bald umkehren und in Richtung Hotel zurück.

Bin ich Jesus? Wächst mir Ananas aus der Tasche?

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

40 km von Jinghong nach Ganlanba

Das mit dem Wetter müssen wir noch einmal diskutieren, aber dem Wunsch von Carens Mutter folgend wird es im Blog nicht mehr thematisiert. Nur soviel: Wir sind gerade mal so trocken in Ganlanba angekommen!

Bisher folgten wir ja der Reise Entlang der Teestraße, ab heute sind wir auf dem Weg ins Goldene Dreieck. Da die alte Route direkt am Mekong entlang inzwischen auch die Einflugschneise der Tourbusse nach Ganlanba, unserem heutigen Ziel, ist, haben wir seit einiger Zeit eine Alternativroute im Programm: Erst einmal in Richtung Flughafen, vorbei an unzähligen Holzfabriken, dann im scharfen Linksbogen mit einem Stopp am Obststand (Rote Drachenfrucht, Tamarinde, Rambutan), ein Stück am Stausee entlang und dann in eine unscheinbare Nebenstraße. Nach einigen Kautschukplantagen dominiert nun die Ananas. Auch diese Frucht will verköstigt sein. Und um das Schlachtfest vollständig zu machen, gibt es dann in einer vorgezogenen Mittagspause noch ein Brathuhn. Liebe Jungs im Büro in Berlin-Neukölln: Unser Hühner-Araber um die Ecke hat keine Ahnung, was er da macht: Die Dai (die Volksgruppe, durch deren Gebiet wir die nächsten Tage radeln) haben den Dreh raus, wie man Hühnerschenkel so richtig knusprig macht! Knusprig, schmackhaft, scharf!
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Sensation: Wahlen in Nepal

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 53km, Wetter: erst bewölkt, dann sonnig

Viele Dörfer und Weiler am Trisuli-Highway werden Mitte November die Nationaldemokraten wählen, das haben wir heute herausgefunden. Die zweiten nationalen Wahlen, nach 2008, endlich sind sie terminiert! Die Monarchie, der von den Maoisten geführte Bürgerkrieg (1996 – 2006), seit 2008 aber schließlich doch so etwas wie Demokratie. Die bis jetzt aber nicht gut funktioniert hat, die Maoisten wurden zunächst mit Mehrheit ins Parlament gewählt, wussten mit ihrer neuen Rolle aber nicht wirklich etwas anzufangen (den wichtigsten Punkt ihrer Agenda, die Abschaffung der Monarchie, haben sie aber durchgesetzt). Dazu ein wildes Gemisch aus kleinen und kleinsten Parteien, die eigentliche Aufgabe – das Ausarbeiten einer Verfassung – hat man nicht hingekriegt.

Demnächst sind also wieder Wahlen, vielleicht wird es dann ja besser, die maoistische Mehrheit ist dahin, die Genossen von den Marxisten-Leninisten haben aufgeholt und auch die gemäßigtere Congress Party. Der Drall geht nach links, die Nationaldemokraten sind übrigens liebe und vergleichsweise vernünftige Gesellen. Die Wahlzettel werden zwar in für uns irritierender Weise mit Hakenkreuzen erklärt, aber das ist eben das alte indische Sonnenrad und hat in Südasien eine ewige Tradition.

An den Felsen, Häusern und unmöglichsten Stellen hängen jetzt Wahlplakate (in dezentem Zweifarbendruck, also nicht ganz so aufdringlich wie bei uns), immer wieder kommen uns kleine Wahlkolonnen entgegen oder Motorradfahrer mit Fähnchen der Partei ihrer Wahl. Das Volk ist mobilisiert. Wir hatten heute übrigens wieder eine großartige Etappe, was auch sonst…das Frühstück wurde singend serviert und man bedankte sich dafür singend, ganz schlimme Musical-Qualität. Wolkenverhangen ging es los, so dass wir auf die Himalaya-Sicht verzichten mussten, aber schon in die Nähe kommt man mit dem Schauen ja kaum hinterher. Zum Schluss eine langgezogene Rampe in die kleine und historisch bedeutsame Stadt Nuwakot. Und jetzt sind wir in der Famous Farm untergebracht, einem jener Kleinode, wie man sie nur ganz selten zur Übernachtung bekommt.

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Rothenburg ob der Taube auf Chinesisch

Das Blaue China, 19.10. bis 10.11.2013

Wuzhen Stadtbesichtigung, ca. 15 km.

Wuzhen hat eigentlich nur 2 Sehenswürdigkeiten. Das Westdorf und das Ostdorf. Das Ostdorf ist angeblich traditioneller und authentischer. Das Westdorf etwas bunter aufgemacht und wesentlich stärker renoviert.

Wir besuchten zuerst einmal das Ostdorf und mussten gleich feststellen, dass wir nicht die ersten hier sind. Wuzhen wird in vielen Reiseführern gar nicht mal erwähnt. Für Chinesen scheint es aber ganz oben auf der Reisezielliste zu stehen. Dem entsprechend war der Ansturm. Da hätte man noch so früh aufstehen können und man wäre den Massen doch nicht entkommen. Wuzhen ist im Gegensatz zu Tongli „geöffnet und entwickelt“ wie ein Chinese sagen würde. Bevor es irgendwo Eintritt gibt, lohnt es sich auch eigentlich nicht wirklich hin zu fahren, so die chinesische Touri-Logik. Da wundert es nicht, dass die Eintrittspreise hier zu Lande immer weiter in die Höhe schießen. Denn teurer ist ja auch gleich besser. Das steht so langsam in keinem Verhältnis mehr, wenn man überlegt, dass die Verbotene Stadt in der Off-Season 40 Yuan kostet. Dieser Logik nach kommt irgendwann kein Chinese mehr in die Verbotene Stadt, weil es einfach zu billig ist da…. Kann ja gar nicht so viel zu sehen geben. Wuzhen dagegen ist komplett auf den Tourismus gestellt und man hat das Gefühl, dass die ganze Stadt von diesen 2 Museumsdörfern lebt. Man kann es ihnen aber auch nicht vergönnen. Denn schön anzusehen sind die Dörfer ja schon. Man hat bloß kaum Ruhe die Sachen zu genießen, wenn man von einer Masse durch die Gassen gedrängt wird. Auch die ganzen Souvenir-Shops zeugen davon, dass es hier geöffnet und entwickelt ist, und sich lohnt herzufahren. Denn was wäre denn eine Besichtigung ohne Souvenir. Dann kann man ja gleich zu Hause bleiben und die Bilder sich im Internet anschauen.

Ich verliere mich wieder im Pessimismus. Die Museen im Dorf selber waren sehr interessant und schön gestaltet. Z.B. konnte man sehen wie die Blaumuster Tücher hergestellt werden oder wie Reisschnapps hergestellt wird. Mit kleiner Verkostung… und das am Vormittag :P. Auch das Bettenmuseum hatte beeindruckende Himmelbetten mit riesigen Anbauten, für die ich wohl eine neue Wohnung bräuchte, würde ich mir das ins Schlafzimmer stellen.

Die Essensauswahl ist entsprechend einer Touri-Kleinstadt groß aber unerheblich. Denn alle Lokale sind im Grunde genommen gleich. Es wird geworben damit, dass lokale Küche angeboten wird. Fragt man einen Einheimischen, welchen Laden er denn empfehle, kriegt man nur die Antwort: „Ich habe noch nie in einem von denen gegessen.“

Das Westdorf besuchten wir am Abend nach unserem Abendessen. Das ist noch ein wenig geöffneter und entwickelter. Bars und Hotels sind stilvoll in die Altstadtromatik eingegliedert. Es erinnert vom Flair her ein wenig an Rothenburg ob der Taube. Im Grunde genommen die Essenz von einem chinesischen Altstadtbild. Da verwundert es nicht, wie lange die Tafel ist mit Filmplakaten, die hier gedreht wurden. Nichts desto trotz ist es ein gelungenes Gesamtkunstwerk, dass als Lebensunterhalt für eine ganze Kleinstadt fungiert. Geschafft nach dem vielen Kleinstadtbummel ging es in einer 3 Kleinbuskolonne wieder in Richtung Hotel. Nun reicht es aber auch mit den Wasserdörfern… Denn immerhin haben wir jetzt das geöffnetste und entwickelste von allen gesehen.

Die schönste Bergauffahrt im Kathmandu-Tal

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Strecke: ca. 70km, Wetter: sonnig, später etwas diesig

Blog von Monika, die natürlich lange auf uns Nachzügler warten musste

Der Tag ist gestopft voll – also müssen wir früh los. Albin sucht – diesmal nicht seinen Geldbeutel oder die Frau, sondern den Rucksack. Jutta findet das Gepäckstück nach einem schnellen Blick in den Bus.

Das erste Teilstück ist schwierig – wir müssen die Räder tragen und schieben. Dann geht’s auch im Sattel weiter. Auf einem Bolzplatz spielen Kinder. ‚Where are you from‘ ist die Lieblingsfrage – oft auch die einzigen Worte, die sie können. ‚Germany‘. ‚Oh – Bayern München‘ juchzen die Jungs. Einer nimmt Anlauf und schießt den Ball auf das netzfreie Tor. Der Ball fliegt und fliegt … und Martin radelt gerade gelassen um die Ecke. Der etwas ungezielte Torschuss trifft mit voller Wucht sein Vorderrad und der anschließende Salto von Martin auf die Staubstraße ist ein beeindruckendes, gewichtiges Ereignis. In Sekundenbruchteilen sind die Kinder verschwunden, nur der Fußball rollt noch vor sich hin. Martin steht auf und klopft sich den Staub ab. Erstversorgung der kleinen Schramme und wir holpern weiter. Die Kinder sitzen vermutlich jetzt noch erschreckt noch im Gebüsch.

Bhaktapur ist die dritte Königstadt im Katmandu-Tal. Leider haben wir viel zu wenig Zeit für diese alte Stadt mit den wunderschönen holzverzierten Häusern und den dazugehörigen Geschichten. Die Stadt wirkt wie frisch durchgefegt, Händler präsentieren ihre Waren. Ein interessierter Blick auf den Schal oder die Tasche und sie kommen hoffnungsfroh aus den kleinen Geschäften gestürzt. Es ist Reisernte und auf jedem freien Flecken wird Reis zum Trocknen ausgebereitet. Ganze Straßen sind dafür blockiert. Die Beschäftigung mit dem wichtigen Nahrungsmittel ist fest in weiblicher Hand. In verschiedenen Rottönen gekleidet, stehen die Frauen auf und im Reis, sortieren, sieben und wenden ihn permanent. Auch auf dem Töpfermarkt muss sich das frisch hergestellte Tongeschirr den Platz mir den Reishäufchen teilen. Die Tonscheibe wird per Hand mit einem Stock angetrieben, geschickt werden die Schalen oder Butterlampen geformt und zum Trockenen in die Sonne gestellt. Wir schauen beim königlichen Bad samt Umkleidekabine vorbei. Nackte Körperpflege war streng verboten. Das Tor dazu ist mit üppigen Ornamenten und Figuren verziert. Dem armen Holzschnitzer hat man hinterher die Hände abgehackt, so dass es ihm nicht möglich war, die Arbeit für andere zu wiederholen.

Wir versammeln uns um unseren Reiseleiter – die Fahrt in den Norden, hoch in die Berge führt uns mitten durch Katmandu. Keine andere Möglichkeit dem Verkehr zu entgehen. Hermine, Martin und Jutta krabbeln in den Bus. Der Rest reiht sich auf, wie Gebetsfahnen auf einer Schnur. Sogar die Farben der Trikots stimmen, zumindest einigermaßen. Gelb fährt voraus (Jan) und Gelb fährt hinterher (Dieter) – beide mit GPS ausgestattet. Wir fädeln uns in den Verkehr ein. Erst etwas ruhiger auf Nebenstrecken, doch dann gibt es die volle Verkehrs-Packung. Mitten durch die brodelnde Stadt. Rechts und links überholen wir Busse oder LKWs uns. Zwischen Motorrädern, Handkarren und Rußwolken an einer großen, wild trommelnden Hahre Krishna Prozession vorbei. Die wild pfeifenden Polizisten werden einfach übertönt und ignoriert. Gelegentlich knäult sich der Verkehr zum völligen Stillstand zusammen. Es scheint dabei wichtig zu sein, jede noch so winzige Lücke als Erster zu erobern und keinesfalls nachzugeben. Wenn gar nichts mehr geht – also eigentlich ständig – werden die Fahrzeuge durch heftige Schläge auf das Blech aus der Verkeilung dirigiert.

Endlich geht’s bergauf – schlagartig nimmt der Verkehr ab. Wir schrauben uns 22 Kilometer in die Himalaya-Berge hinein. Die schmale Straße wird wenig später durch einen liegengebliebenen LKW völlig blockiert – kein Benzin mehr. Per Hand wird Kraftstoff tropfenweise nachgefüllt. Direkt daneben wird weißer Rettich frisch aus der Erde gezogen und aufgestapelt. Die Sonne steht schon schräg und wirft sanftes Licht auf die Bergstraße. Juttas Reiseführer hat die Strecke als schönste Bergstrecke im Kathmandu-Tal beschrieben. Mit Recht. Der Blick geht weit, weit ins Tal zu den Reisterrassen und Gemüsefeldern hinunter. Die Steigung ist radlfreundlich. Dieter reißt die Kette und muss in den Bus. Immer weiter. Die letzten steilen Kilometer führen mitten durch ein Militärcamp hindurch. Schlagbäume und graue-weisse Uniformen überall, aber auch eine freundliches Durchwinken.

Albin sucht – diesmal den Weg. Mit enttäuschtem Gesicht kommt er zusammen mit Frank zurückgerollt. Geknickte Mienen. Da geht es nicht weiter – ein Soldat hat sie zurückgeschickt. Kein Hotel, kein Resort, kein Weg. Wir versuchen es weiter, die Sonne schickt ihre letzten Strahlen und wir haben die Wolkengrenze erreicht. Endlich unsere Unterkunft, auf über 2000 Meter liegt das kleine Hotel am Wegesrand. Es ist kühl geworden, aber das ‚Mountain View‘ hat warme Duschen, einen Fernseher mit Live-Übertragung der Bundesliga in der Lobby. Der Herbergsbesitzer gibt sich alle Mühe, schleppt Koffer und bringt jede Flasche oder Tasse mit einem Strahlen und einer Verbeugung. Wir sind auf heißen Tee umgestiegen – zugegeben, ein klitzekleiner Schluck Rum hat auch in manchen Tassen Platz. Nur das Männerquartett, das auch im Nebenhaus zusammen übernachten darf, bleibt konsequent beim Everest-Bier. Es gibt Dal Baht und heftige Diskussionen um die Fußballergebnisse. Hertha ist gegen Bayern in Führung gegangen, wie konnte das passieren? Der heutige Hero ist Edi, trotzt gestrigem Sturz fährt er den kompletten, anstrengenden Tag mit uns durch. Von Anfang bis Ende.

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