Von früh bis spät

Goldenes Dreieck, 14.10. bis 08.11.2015

Von Menglun nach Mengla, 95 km, Königsetappe

Heute fahren wir mit der Sonne los. Es dämmert gerade als wir uns alle vor dem Hotel treffen. Zum Frühstück gibt es, wie gestern auch schon, Nudelsuppe. An der Straße. Pünktlich um Acht brechen wir vom Frühstück auf. 95 km mit drei heftigen Anstiegen stehen an.

Es ist neblig trüb und nieselt leicht durch die Blätter des Tropenwaldes durch den sich unsere Straße schlägt. Immer wieder wir diese üppige, wilde Vegetation von Bananenfeldern und Kautschukplantagen unterbrochen.

Den ersten Pass bereitet uns vergleichsweise wenig Mühe und so entschließen wir uns, vielleicht etwas voreilig, das Mittagessen erst nach dem zweiten Pass, also nach weiteren 35-40 km einzunehmen.

Frohen Mutes machen wir uns auf den. Die Abfahrt ist super und auch superschnell vorbei, leider. Jetzt kommt der zweite Anstieg und mit ihm eine endlos lange Baustelle und die Sonne, die es nun endlich geschafft hat, durch die Wolken zu brechen und die nun für den Rest des Tages erbarmungslos auf uns nieder scheinen wird.

Eine weitere Abfahrt und eine Dorfschänke, wo wir, ganz unchinesisch, gegen halb Vier
zu Mittag essen. Und noch ein Anstieg. Ein gemäßigter. Allerdings stecken uns schon 75 km mit zwei heftigen Anstiegen in den Knochen und das macht sich bemerkbar. Die Mühen werden durch einen phänomenalen Ausblick am Passpunkt belohnt.

Allerdings fährt sich René noch kurz vor der Bergankunft einen Platten ein. Aber auch der ist mit Hartmuts Hilfe vergleichsweise schnell behoben und wir machen uns an die letzte Abfahrt des Tages, die uns direkt ins Hotel führt.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-19_Jin152.gpx“]

Wie ausgestorben

Berg und Wasser , 04. bis 26.10.2015

Vormittags zum freien Vergnügen in Yangshuo, am Nachmittag gemütliche 28 Kilometer nach Pingle. Sommersonnig.

In den 20 Jahren ihres Bestehens wurde die Tour Berg und Wasser immer wieder modifiziert. Wie bereits geschrieben kam ab dem zweiten Termin die Bergarbeitersiedlung Siding als Übernachtungsort hinzu und musste später mangels adäquater Übernachtungsmöglichkeiten wieder gestrichen werden. Die ersten Jahre unternahmen wir noch einen Tagesausflug zu heißen Quellen in der Nähe von Longsheng, bevor dieser durch die Reisterrassen um Pingan ersetzt wurde.

Die letzte Überarbeitung hatten wir 2013 vorgenommen. Bis zu diesem Jahr endete die Tour in Yangshuo bzw. Guilin, danach erweiterten wir die Strecke hinter Yangshuo um gute 350 Kilometer in Richtung Guangzhou, also nach Südosten. Da ich die Tour das letzte mal 2004 gefahren war beginnt ab heute auch für mich Neuland und ich beende hiermit den Retroblog.

Dass sich China in den letzten 20 Jahren rasend schnell verändert hat muss ich wohl kaum schreiben, das dürfte allgemein bekannt sein. Vor 20 Jahren war China noch ein 3.-Welt-Land, heute hat es die Schwelle zur Industrienation bereits überschritten. Den Chinesen gönne ich die Modernisierung und den damit verbundenen Wohlstand von ganzem Herzen, nie ging es der chinesischen Bevölkerung so gut wie heute!

Allerdings gibt es dabei einen ganz großen Verlierer, wie ich allgemein auf meinen letzten Reisen in China und auf dieser besonders feststellen musste: der Wasserbüffel. Das Arbeitstier ganz Südostasiens schlechthin war gerade in der Region Guilin massenhaft anzutreffen. Der Wasserbüffel gehörte mit zur Landschaft wie die allgegenwärtigen Karstkegel. Entweder einzeln eingespannt vor dem Pflug im Reisfeld, meist aber im Herdenverband grasend oder im Wasser suhlend waren die recht trägen Kolosse überall zu sehen und verströmten eine Gelassenheit, die Ihresgleichen sucht. Dieses Jahr allerdings suche ich sie, die Wasserbüffel, vergeblich. Meine Teilnehmer behaupten schon einen gesehen zu haben, aber ich noch keinen einzigen seit unserer Ankunft vor 13 Tagen. Mir kommt es vor, als wären die Wasserbüffel bereits ausgestorben. Wie schade, denn Wasserbüffel sind meine absoluten Lieblingstiere 🙁

Wie ausgestorben schien auch unser heutiger Übernachtungsort Pingle.

Angesichts der nur weniger als 30 Kilometer langen und dazu noch ziemlich flachen Etappe hatten wir uns den Vormittag frei gegeben, um Yangshuo auf eigene Faust unsicher zu machen. Die Gruppe versammelte sich erst um 12 Uhr wieder und traf bereits um 14 Uhr in Pingle ein. Über Pingle hatte ich mich im Vorfeld der Reise kaum informiert und war irgendwie davon ausgegangen, dass es ein ziemlich kleiner, unintessanter Ort ist. Jedoch weit gefehlt, schon die Fahrt vom Ortseingang bis zu unserem Hotel zog sich über fast drei Kilometer hin, und dass die Stadt noch viel größer ist sollten wir erst am nächsten Tag bei der Ausfahrt erleben.

Ankunft wie gesagt um 14 Uhr, Schmutzbier in der Lobby vom Hotel und um 16 Uhr Abmarsch zur Ortsbesichtigung. Zu sehen gäbe es in Pingle nichts, sagt mir die Dame an der Rezeption. Umso besser, schlendern wir einfach ziellos umher!

Heute ist Sonntag. In einer Ortschaft vergleichbarer Größe wie Pingle in Deutschland könnte man auch Tote-Hose-Tag dazu sagen. Alle Läden dicht, keiner auf der Straße, jeder fest eingeschlossen in seinem Eigenheim. In China hingegen erkennt man einen Sonntag daran, dass noch mehr Menschen auf den Straßen sind. Behörden, Büros, Banken und die meisten Fabriken haben zwar Ruhetag, aber Geschäfte und Restaurants sind in China fast 365 Tage im Jahr geöffnet. Die am Sonntag arbeitsfreie Bevölkerung nutzt den Tag somit zum ausgiebigen Shoppen. Scheinbar nicht so in Pingle, auf unserem Rundgang durch Hauptstraße und Nebengässchen begegnen uns nur vergleichsweise wenige Menschen.

Wir flanieren über eine erst in den letzten Jahren angelegte Uferpromenade des Gui Flusses und entdecken anschließend doch noch so etwas wie eine Altstadt. Jedenfalls ein paar Bauten aus der prärevolutionären Zeit. Aber fast wie ausgestorben.

Abendessen im Restaurant gegenüber vom Hotel. Wir sind die einzigen Gäste, auch hier fast wie ausgestorben. Allerdings hatte am Nachmittag eine Hochzeitsgesellschaft im Restaurant getobt. Der strenge Geruch von chinesischem Schnaps lag noch in der Luft und bei unserer Ankunft am Nachmittag im Hotel sahen wir das Empfangskomitee für die Hochzeitsgäste vor dem Restaurant.

Vielleicht ist Pingle gar nicht so ausgestorben, sondern man klappt einfach nur recht frühzeitig die Bürgersteige hoch und sagt dem Tag gute Nacht? Vielleicht sollten wir das nächste Mal doch schon vor dem Mittagessen hier eintreffen? Vielleicht tanzen so früh auch noch Wasserbüffel durch den Ort? Ich muss unbedingt nochmal wiederkommen um das herauszufinden!


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-18_Shan152.gpx“]

Alle Wetter

Goldenes Dreieck, 14.10. bis 08.11.2015

Von Ganlanba nach Menglun, 42 km

Vorm Fenster plätschert ein Bach und Grillen zirpen, sonst dringt kein Geräusch durch die laue Nachtluft an mein Ohr. Heute habe wir eine angenehme 40 km Etappe mit einigen undramatischen Anstiegen hinter uns gebracht.

Doch von Anfang an. Als ich heute morgen erwache plätschert es auch. Allerdings sind es nicht die Geräusche eines sanften Bächleins sondern ein mittelstarker Regenschauer, der mich aus dem Schlaf trommelt. Gedämpfter Stimmung begeben wir uns zum Frühstück, ganz chinesisch – ein großer Pott Nudelsuppe und einige Portionen Teigtaschen. Bis unsere ganze Gruppe versorgt ist, dauert es eine Weile und als wir fertig gegessen haben, hat auch der Regen etwas nachgelassen, als wir aufs Rad steigen hat er gänzlich aufgehört.

Der Regen hat uns allerdings eine angenehme Radeltemperatur verschafft. Nun geht es über recht ruhige Strassen immer geradeaus gen Menglun. Wir passieren Bananen-Plantagen, Ansiedlungen der Dai mit ihrer typischen Holzarchitektur, oder dieselbe nachgebildet in Backstein, Ananas-Felder, Bananen-Plantagen, Bananen-Plantagen und Bananenplantagen. Wo mal keine Bananen wachsen oder Kautschuk kultiviert wird, bekommt man einen Eindruck von der Üppigkeit und Manigfaltigkeit der hiesigen Vegetation. Z.B. im Botanischen Garten, den wir heute besuchen werden.

Der Botanische Garten ist die Attraktion hier, und das mit recht. Überall blüht und duftet es. Wir haben uns für eine Rundfahrt im Elektro-Wagen mit gelegentlichen Zwischenstops entschieden. Mit unserer Ankunft in Menglun ist die Sonne durch die Wolken gebrochen und bretzelt heftig auf uns nieder. Umso mehr geniessen wie den Fahrtwind und den Schatten der großen Bäume. Mit uns „wandelt“ eine große Gruppe reiselustiger Chinesen aus der Provinz Sichuan durch den Park. Sehr zum Vergnügen von Eckart und Frank, die sich mit der ein oder anderen Dame ablichten lassen. Es wird fotografiert und gepost was das Zeug hält. Als eine etwas beleibte Mittvierzigerin sich dann daran macht, eine Palme zu erklimmen, schreitet die betreffende Reiseführerin ein und gebietet Einhalt.

Am Ende unserer Fahrt entdecken wir noch eine schattig gelegene Terrasse. Wir trinken Tee, Kaffee, leckere frische Säfte während der Nachmittag langsam in einen goldenen frühen Abend übergeht.
Ausklingen lassen wir den Tag in dem Restaurant unseres kleinen familiären Hotels. Eigentlich eher eine große verandaartige Terrasse. Das Essen ist köstlich und am Ende gönnen sich Rüdiger, Susann und René eine Selbstgebrannten zur Verdauung.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-18_Jin152.gpx“]

Shanghait

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Pedalflanieren unter Platanen

Wir sind gefangen! Shanghait sozusagen.

Also nicht abgefüllt und gegen unseren Willen auf ein Schiff verbracht. Sondern genuin angefixt von dieser Stadt. Was auch am Wetter liegt.

Habe ich schon erwähnt, dass wir seit Beginn der Reise perfektes Wetter haben?

Vier Tage und fünf Nächte in Shanghai! Da stellt sich die Frage, was als Erstes tun!?

Nicht lange nachdenken, rauf auf’s Rad und der Langnase nach. Also mir. Vor zwei Jahren habe ich diese Tour erkundet und freue mich nun, wieder durch das Labyrinth von Platanen bestandenen Alleen zu radeln. Im Vergleich zu Peking ist Shanghai, vor allem in der Innenstadt, viel kleinteiliger.

Ab und zu unterqueren wir eine aufgeständerte Ausfallstraße. Ansonsten geht es zweispurig zu, mit zwei schmalen, markierten Radwegen in jede Richtung. Auch wenn es an den Kreuzung zuweilen abenteuerlich zugeht: Es lässt sich gut fahren, in Shanghai! Und meine Gruppe ist sowieso schon auf den chinesischen Fahrstil geeicht und meistert die Stadt wie schon in Peking mit Bravour!

Unsere Stadterkundungstour führt uns zum Jadebuddha-Tempel, dann den Suzhou-Fluss entlang zum Bund, der berühmten Uferzeile mit dem Blick auf die alte und neue Skyline. Zwischendrin machen wir noch Pause in meinem Shanghaier Lieblingsrestaurant, einer Kongfu-Kneipe mit einfacher aber schmackhafter Küche. Dann ignorieren wir die „Radfahrer-verboten“-Schilder und fahren den Bund entlang.

Im weiten Bogen geht es dann zurück zum Hotel. Etwas drei Kilometer davor säumen wieder Platanen den Weg. Wir sind wieder in der ehemaligen französischen Konzession. Man kann von der Kolonialgeschichte halten, was man will: Hier haben die Franzosen einmal etwas Sinnvolles hinterlassen!

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-18_dushi154.gpx“]

Yangshuo, mein Yangshuo

Berg und Wasser , 04. bis 26.10.2015

Knapp 30 Kilometer in die Umgebung am Vormittag, Freizeit am Nachmittag.

Jetzt mal eine ganz weite Rückblende.

In den 1980er Jahren war Yangshuo ein verschlafenes Nest, idyllisch am Ufer des Li Flusses inmitten der Karstkegel gelegen, dazu noch mit reichleich alter Bausubstanz. Und somit der ideale Ort für ausländische Backpacker auf der Flucht vor dem damals schon recht touristischen Guilin. Die notwendige Infrastrucktur war schnell geschaffen, in der mit Naturstein gepflasterten Hauptstraße, der West Street, eröffneten kleine Kneipen und Restaurants, in denen es Banana Pancakes und gekühltes Bier für die hungrigen und durstigen Rucksacktouristen gab.

Bei meiner ersten Reise durch China, 1988/89, waren Kühlschränke dort noch ein Luxusgut. Kaum ein Restaurant hatte einen, und wenn, dann um Lebensmittel haltbar zu lagern. Nicht jedoch Bier kalt zu stellen. Sehr zum Leidwesen verwöhnter Langnasen. Die Ausländercafés in Yangshuo wussten von unserer Not, rüsteten Kühlschränke nach und eines von ihnen warb sogar mit dem „Coldest beer in town“. Selbstredend sind wir dort eingefallen wie die Heuschrecken. Aber nur ein mal, denn das kälteste Bier der Stadt war nicht nur kalt, sondern tiefgefroren. Es dauerte ungefähr eine halbe Stunde, bis aus der Flasche ein Tropfen floss. So lange wollten wir zukünftig nicht mehr auf unser Erfrischungsgetränk warten und mieden die Kneipe fortan.

Legendär war auch das Meiyou Café. „Meiyou“ heißt so viel wie „gibt es nicht“, „haben wir nicht“, „wollen wir nicht“ oder auch „ich habe jetzt absolut keinen Bock für dich irgend etwas in Bewegung zu setzen“ und war damals eine Standardantwort auf viele Fragen. Zugticket für morgen? Meiyou! Günstiges Hotelzimmer? Meiyou! Gebratener Reis? Meiyou! Kaltes Bier? Meiyou! Meiyou war die Floskel, die jeder ausländische Rucksacktourist als erstes lernte, wenn er damals nach China kam. Leider oft auch die einzige. Im Meiyou Café gab es kein Meiyou, daher der Name.

1994 war ich dann das zweit mal in Yangshuo. Kleine Chinarundreise mit den Eltern während meines Studienjahrs in Chengdu. Das Städtchen hatte sich seit meinem ersten Besuch nicht groß verändert und war noch immer eine Hochburg für ausländische Rucksacktouristen. Hinzugesellt hatten sich lediglich ausländische Pauschaltouristen, aber die waren nur auf Durchreise. Die Fahrt auf dem Li Fluss von Guilin nach Yangshuo hatte sich nämlich im Programm der Pauschalreiseanbieter etabliert, man wurde in Massen nach Yangshuo geschippert, kurz durch den Ort getrieben und anschließend in Bussen wieder zurück nach Guilin gekarrt. Auch das hat sich bis heute kaum geändert.

Aber dann kam der innerchinesische Tourismus. Mit dem chinesischen Wirtschaftswunder, welches etwa zur Jahrtausendwende so richtig an Fahrt gewann, kam auch der inländische Touismus. Die Leute hatten plötzlich so viel Geld und Freizeit wie nie zuvor in ihrer Geschichte und beides, sowohl das Geld als auch die Zeit, mussten ausgegeben werden. Und was den Ausländern recht ist, ist den Chinesen billig.

Yangshuo änderte sich binnen weniger Jahre von einer Hochburg für langnasige ausländische Backpacker zu einer Hochburg für kurznasige chinesische Touristen. Chinesische Touristen zählt man nicht wie ausländische Rucksackreisende im Dutzend, sondern mindestens in Hunderttausend. Dementsprechend wurde Yangshuo ausgebaut. Die einst recht idyllische West Street ist inzwischen eine Fußgängerzone, durch die sich die Massen an Besuchern vorbei an einem Touristenshop nach dem anderen wälzen. Dem Ansturm nicht gerecht werdend hat man die Seiten- und Parallelstraßen gleich entsprechend mit saniert. Rothenburg ob der Tauber, Chinese Version.

So präsentiert sich Yangshuo, mein Yangshuo, im Jahre 2015.

Was es seit meinem ersten Besuch 1988 noch immer gibt sind Leihräder. Für Ausflüge in die wunderschöne Umgebung. Man mietet sich ein Rad und fährt einfach drauf los. Über Straßen, Feld- und Schotterwege, frei nach Schnautze und der Nase nach und irgendwann landet man dann wie durch ein Wunder immer wieder in Yangshuo. Anfangs waren es nur die Ausländer, die sich durch die Landschaft kurbelten. Die ersten chinesischen Touristen mieden das Fahrrad, sie konnten sich endlich mal einen Urlaub leisten und wollte diesen nicht auf dem Transportmittel für arme Leute verbringen.

Inzwischen ist es aber auch unter Chinesen Hipp geworden ein Fahrrad (oder gar ein Tandem, Chinesen reisen bevorzugt in Gruppen) auszuleihen für einen kleinen Trip aus der Stadt heraus. Zum Beispiel in Richtung Mondberg, acht Kilometer südlich von Yangshuo. Die Strecke dort hin ist inzwischen so populär geworden, dass man die Straße, die zu „meiner“ Zeit noch ein Schotterweg war, nicht nur bestens asphaltiert hat, sondern momentan dabei ist sie mit breiten, rot markierten Fahrradwegen rechts und links abzuteilen (siehe Foto unten). Ganz nach europäischem Vorbild. Das dürfte wohl der erste Radwander„fernweg“ in ganz China sein.

Der Mondberg war auch einer unserer Ziele für den heutigen Halbtagesausflug. Nach einem Frühstücksbuffet beim Paulaner in der West Street, ohne das Bier aber trotzdem unter deutscher Führung, sattelten wir die Rösser und folgten den Massen auf besagtem Radweg Richtung Süden. Dass wir nicht die einzigen Radfahrer auf der Strecke sein würden war mir vorher schon klar. Aber dass dabei fast ein Gefühl wie bei der jährlichen Fahrradsternfahrt in Berlin, die mit jährlich um die 250.000 Teilnehmer größte Fahrraddemo der Welt, aufkommen sollte, damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet.

Zugegeben, ganz so schlimm war es nicht. Jedoch befürchtete ich bei Kilometer fünf noch, dass sich diese Massen auch mit uns gemeinsam zum Mondberg hochwälzen würden. Weit gefehlt, die Masse bog einen Kilometer vor dem Mondberg rechts ab. Dort hatte man in meiner Abwesenheit zwei weitere Karstkegel touristisch erschlossen. Im Vorbeifahren sahen wir zum Beispiel eine Hängebrücke, welche die beiden Berge miteinander verbindet.

Schließlich am Mondberg angekommen waren wir so gut wie unter uns. Ich war baff erstaut. „Warum kommt denn kaum noch jemand hier her?“ frage ich den Parkplatzwächter. „Die Leute wollen nicht mehr so viele Treppen steigen“ ist seine knappe Antwort. Aha. Der chinesische Durchschnittstourist ist also noch immer ein Faultier. Ein wenig mit dem Fahrrad fahren geht inzwischen, aber danach bitte nicht noch mehr körperliche Anstrengungen!

Der Aufstieg zum Mondberg, immerhin 170 Höhenmeter über teilweise steile Treppen, ist wahrlich keine Angelegeneit für Stöckelschuhe und einen flachen Atem. Aber in etwa 20 Minuten zu schaffen. So lange haben wir jedenfalls gebraucht. Der Mondberg ist ein Zuckerhutkegel mit Durchschuss, einem Loch in der Form einer Halbmondsichel noch vor dem Gipfel. Daher auch der Name. Zu sehen in der Galerie dort unten.

Im Durschschuss und dahinter hat man einen netten Ausblick auf die Umgebung. Soweit der Dunst es eben zulässt. Die Gegend hier ist überwiegend feucht und warm, daher beschränkt der Dunst an geschätzten 353 Tagen im Jahr die Sichtweite. Heute hatten wir eher einen der besseren Tage erwischt.

Abstieg vom Mondberg und weiter auf zwei Rädern. Wie bereits geschrieben führen alle Wege zurück nach Yangshuo. Ich hatte geplant, dass wir uns auf irgendwelchen Nebenpfaden zurück in die Stadt schlagen statt wieder die Hauptstraße zu nehmen. So ganz ist mir das nicht geglückt, denn nach einer wirklich schönen Runde, teilweise über Stock und Stein, teilweise auf gut betonierten oder asphaltierten Wegen landeten wir wieder um die Ecke vom Mondberg. Auch gut, immerhin kannten alle von dort den Weg zurück nach Yangshuo von selbst.

Das war unsere Vormittagsbeschäftigung. Der Nachmittag war zum freien Vergnügen. Wiedersehensfreude am Abend zum gemeinsamen Nachtmahl. Das haben wir wie gestern schon unter fast freien Himmel zu uns genommen und mit einer Gesangseinlage von unserem Fahrer Xiao Yang beendet.

Ach Quatsch, was schreibe ich denn da? Beendet haben wir den Tag auf der Dachterrasse unseres Hotels. Dort haben unsere Mädels noch ein wenig gesungen und wir uns allgemein köstlich amüsiert. Oder wie nennt man es sonst, wenn man noch ein Bier oder/und einen Schnapps kippt?

Yangshuo, mein Yangshuo! Dir habe ich eine weitere schöne Erinnerung in meinem Leben zu verdanken.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-17_Shan152.gpx“]

Die Affen rasen durch den Wald…..

Goldenes Dreieck, 14.10 bis 08.11.2015

Von Xishuangbana nach Ganlanba, 48 km, sonnig

In der Morgenfrische sitzen wir im Café und warten auf unser morgendliches Mahl. Heute geht es richtig los und wir können ein reichhaltiges Frühstück, was uns Kraft spendet, gut gebrauchen. Zu unserer bisher recht überschaubaren Mannschaft haben sich nun noch Rüdiger, Susann und René aus Christians Cha-Gruppe hinzu gesellt. Die größte Herausforderung ist mal wieder der Kaffee, der von einem Großteil gewünscht wird.

Da passiert es plötzlich! Es pfeift – knallt und pfeift und schon ist mit Karacho eine Mini-Kokosnuss zwischen Svenjas und meinem Kopf durch gezischt. Ich glaube fast noch den Luftzug auf meiner Wange zu spüren. Mit einem etwas flauen Gefühl im Magen verspeisen wir unser Müsli und begeben uns zurück zum Hotel, wo bereits die Räder abfahrbereit auf uns warten. Wir verstauen uns Gepäck im Begleitfahrzeug und verabschieden und von Christian und seinen Leuten und schwingen uns auf unsere Räder.

Zuerst geht es durch verstopfte Hauptstraßen, wobei wir ziemlich von den hierzulande zumeist gut ausgebauten Fahrradwegen profitieren und uns an dem Stau vorbeischlängeln. Irgendwann biegen wir in eine kleinere, recht ruhige Straße, gesäumt von Dai-Dörfern, Kautschuk- und Bananen Plantagen ein. Es radelt sich jetzt angenehm dahin. Xiao Luo und ihr Mann Xiao Ding versorgen uns mit wilden Bananen aus ihrem Bus.

Während einer Rast treffen wir auf ein Grüppchen Dai-Frauen, die an einem schattigen Plätzchen mit ihrer Handarbeit beschäftigt heimisches Gemüse anbieten. Eine von ihnen lädt uns ein, ihr Haus zu besichtigen. Stolz präsentiert sie uns die Schuldiplome ihrer beiden Töchter, die sie dekorativ an der Esszimmerwand angebracht hat. An der gegenüberliegenden Wand prangen gerahmte Konterfeis der Dame des Hauses, die sie an diversen bekannten chinesischen Urlaubsorten und Ausflugszielen zeigen.

Nach unserer Ankunft und einer kurzen Verschnaufpause geht‘s weiter in ein Dorf der Dai. Einer Volksgruppe, die im Raum Xishuangbana anzutreffen ist. hier verschnaufen wir etwas länger bei einigen Gläschen schwarzen Tees und erfrischen uns mit süßer Ananas und grüner Gurke. Nach einer kleinen Besichtigung machen sich unsere Mägen verstärkt auf unangenehme Weise bemerkbar. Ein Restaurant ist schnell gefunden. Und wir werden mit frisch zubereiteten Gemüsen zumeist aus dem eigenen Garten und leckerem gegrillten Fisch versorgt. Und frischen Kokosnüssen. In der selben Lokalität ist auch eine stark feierwütige Gruppe ortsansässiger Frauen und Männer abgestiegen. Es wird getrunken, gelacht und gesungen. Die Küche läuft auf Hochtouren….

In der Zwischenzeit ist der kleine zweijährige Sohn der Wirtin aufgetaucht, der ganz wild auf unsere (bereits) gelehrten Kokosnüsse ist und eine nach der anderen wegschleppt.

Es ist bereits dunkel als wir ins Hotel zurückkehren und ein schöner klarer sichelförmiger Mond begleitet uns.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-17_Jin152.gpx“]

Dumpfmöse

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Fünf Stunden Bus, Fünf Stunden ICE (Harmony)

_DSC1656

„Shabi!“, ruft unser Fahrer. „Zao ni made!“

„Dunmpfmöse!“ „Fick Deine Mutter!“

Sein Schimpfwörterschatz ist so reichhaltig wie sein Fahrstil schlecht. „Alles Idioten, nur ich nicht!“, scheint er zu denken. Er wäre eine gute Besetzung für den Sketch: „Achtung, auf der A8 kommt ihnen ein Geisterfahrer entgegen!“ „Einer? Viele!“

Wir bremsen also virtuell mit und lernen Schimpfwörter. Wer auch immer die Mär von der chinesischen Höflichkeit in die Welt gesetzt hat, war noch nie in Peking. Hier wird an Genitales angelehntes Wortgut (eher Wortschlecht, Kalauer muss sein!) gebellt, dass es der Sau graust.

Wobei Dumpfmöse und Fick Deine Mutter eigentlich schon in den normalen Sprachgebrauch übergegangen sind. So eine Möse muss, rein linguistisch gesehen, auch gar nichts Schlechtes sein. Die Kuhmöse, also „Niubi“ auf Chinesisch, ist zum Beispiel die chinesische Entsprechung des deutschen „Geil!“. Kommt wohl irgendwie von „Chui Niu“, die Kuh aufblasen, beziehungsweise die Kuhhaut aufblasen, also „Niupi“, fast gleich ausgesprochen.

Jemand, der die Kuhhaut aufblasen konnte (um einen Fluss zu überqueren), war also ein Chui Niupi. Geblieben ist die Verbalhornung „Niubi“.

Warum ich das alles erzähle?

Richtig, heute ist Transfertag, und nicht viel passiert! Das würde unser Fahrer sicherlich anders sehen. „Wird nichts mehr, Mädchen!“, ruft er den verzweifelten Damen mit den viel zu hohen Stöckelschuhen zu, die versuchen, zwischen stinkenden Blechkisten doch noch ihren Zug zu bekommen.

Denn auch wenn das chinesische High-Speed-Rail-System grandios ist, wurde leider vergessen, die Bahnhöfe entsprechend auszustatten. Eine geschlagenen halbe Stunde brauchen wir von der Einfahrt zum Pekinger Südbahnhof bis zum Eingang. Was unseren Fahrer zu einer verbalen Mösenflut anspornt. Glücklicherweise sind wir aber rechtzeitig von der Chinesischen Mauer in Huanghua losgefahren und erreichen nach vier Stunden Fahrt tatsächlich die Eingangshalle. Vier Stunden für 60 Kilometer. Wenn sich irgendwo die Sinnlosigkeit des Autos als modernes Verkehrsmittel manifestiert, dann in China.

Im Bahnhof haben die Architekten dann leider die Wartesäle vergessen. Musste ja Platz für McDonalds UND Burger King sein und ein paar Dutzend überteuerte Geschäft mit Last-Minute-Geschenke-Tand. Aber immerhin: Am Südbahnhof erreicht man die Bahnsteige, ohne zuvor mehrere Treppenfluchten nach oben und unten gehastet zu sein.

Dann kehrt Ruhe und Entspannung ein. Ruhig und unspektakulär zieht der chinesische ICE mit konstanten 300 Stundenkilometern in Richtung Süden. Die Sitze sind bequem und die Klimaanlage wohl temperiert. Bester Beweis, dass die Chinesen den deutschen ICE nicht nur kopiert haben.

In Shanghai verbringen wir noch ein paar Minuten im Stau und drehen eine Extra-Runde durch die ehemalige französische Konzession, weil der Fahrer das Hotel nicht findet.

Um 21:15 sind wir dann endlich am Ziel, schmeißen unsere Koffer auf die gemütlichen Betten und haben Hunger.

Ich krame in meinem Gedächtnis nach einem geeigneten chinesischen Restaurant, das
1. Um diese Uhrzeit noch offen hat
2. Gut und günstig ist.

Denn die Gegend rund um die Hengshan Straße ist eher hip und schick. Die kleinen chinesischen Klitschen, die wir so lieben, sind hier eher selten.

„Pizza wäre auch OK!“, postulieren Anton und Heide.

„Ich hätte gerne Bratwurst mit Sauerkraut“, reißt Henning einen Witz.

Zehn Minuten später sitzen wir in der Shanghai Brewery zwei Straßenkreuzungen weiter und haben:
3x Pizza, 2x Margarita, 1x Pesto/Scampi
2x Deutsche Wurstplatte mit Sauerkraut

Dazu rotblondes Weizen aus der hauseigenen Brauerei.

_DSC1727

Auch das ist China!

Blühende Landschaften…..

Goldenes Dreieck, 14.10 bis 08.11.2015

Eine Runde in und um Jinghong herum, 30 km, Wetter gut

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass wir im Sommer angekommen sind? Wenn nicht, sage ich es nochmal. Der Himmel ist blau, die Sonne scheint alle Blumen blühen – es ist heiß.

Am Morgen treffen wir uns alle wieder und nehmen in einem nahegelegenem Café unser (westliches) Frühstück ein. Besonders das Müsli und die Obstteller haben es uns angetan, aber auch die vielen frischbereiteten Säfte sind nicht zu verachten, wie wir nach unserer kleinen Probe-Tour, die heute ansteht, feststellen werden. Aber erstmal wird gefrühstückt.

Auch Christians „Teestraßen-Gruppe“ hat es sich hier gemütlich gemacht. Xishuangbana unser Startpunkt, ist die Endstation ihrer Route. Diese Unmengen kaffeedurstiger Langnassen scheint das hiesige Kaffeemaschinchen arg zu überfordern. Aber irgendwann sind alle versorgt, befriedigt, satt und in der Lage die erste Radstrecke in China in Angriff zu nehmen.

Heute müssen wir eine vergleichsweise kurze Runde bewältigen, die vornehmlich dem Testen der Räder gilt. Wie sehr sich unser Ausflug als Teststrecke entwickelt, hätte wohl keiner gedacht. Eigentlich fehlte zu unserem „Glück“ nur noch ein kräftiger Regenguss.

Von stark befahrenen Hauptstraßen führte die Tour auf holprige Feldwege, die von blühenden Büschen in denen Schmetterlinge tanzen gesäumt waren. Letzteres war unter der Menge durch Baufahrzeuge aufgewirbelten Staubes aber nur zu erahnen, zumindest auf weiten Strecken. Wie angekündigt – eine Teststrecke eben. Aber ein kleiner Tempel war auch noch im Programm und am Ende wurde es noch einmal richtig interessant, als unser Weg an Unmengen von Werkstätten und Läden vorbeiführt, in denen riesige Urwaldriesen zu gigantischen Skulpturen und super-massiven Möbelstücken verarbeitet wurden. Das Abholzen dieser Bäume ist mittlerweile in China gesetzlich verboten. Daher ist anzunehmen, dass das betreffende Rohmaterial mittlerweile aus den ostasiatischen Nachbarstaaten eingeführt wird.

Am Ende beschließen wir die Runde reichlich verstaubt in unserem Frühstücks-Café bei Kaffee, Erfrischungsgetränken und von Frank spendierten französischen Gebäck-Spezialitäten.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-16_Jin152.gpx“]

Ein karstig Land

Berg und Wasser , 04. bis 26.10.2015

83 Kilometer von Yongfu nach Yangshuo. Ziemlich flach, daher ziemlich fix unterwegs.

Dank Wikipedia weiß ich, dass die Landschaft, die uns nun schon wieder seit 40 Kilometer vor Baishou begleitet, „tropischer Tumkarst“ heißt. Lesen Sie sich den Artikel dazu mal durch, da bekommen Sie Schädelsausen ob der vielen Fremdwörter. Ich zumindest habe nicht so arg viel verstanden. Nur so viel: Die Zuckerhutberge, die hier überall herum stehen, sind durch Auswaschungen entstanden. Sollte als Erklärung genügen, man muss es ja nicht unnötig kompliziert machen.

Wir hatten heute wieder ganz viele Karstkegel. Auf den ersten 40 Kilometer konnten wie sie auch noch genießen und im Vorbeifahren bestaunen. Da waren wir nämlich überwiegend verkehrsarm unterwegs. Aber dann bogen wir auf die Hauptverbindungsstraße zwischen Guilin und Yangshuo ab und es wurde weniger beschaulich. Da donnert nämlich alles durch, was nicht die Autobahn benutzt. Und scheinbar benutzen die Wenigsten die Autobahn.

So übel war die Staatsstraße G321 eigentlich nicht, denn sie hatte einen ziemlich breiten Seitenstreifen, welcher den starken Verkehr für Radfahrer halbwegs erträglich machte. Doch momentan wird die G321 ausgebaut. Zum Glück nicht wie in China üblich, indem man die ganze Strecke aufbuddelt und den Verkehr durch die Baustelle rumpeln lässt. Hier wird erst eine Spur saniert, danach die andere. Die Baustelle war also nicht unsere Not sondern der Umstand, dass die vormals breite Straße nun recht eng war.

Haben wir aber auch überstanden. Ziemlich zügig haben wir die restlichen 43 Kilometer nach Yangshuo zurück gelegt, unterwegs sogar noch eine Schale Reisnudeln konsumiert und einen platten Schlauch ausgetauscht.

Ankunft in Yangshuo bereits am frühen Nachmittag. Erster orientierender Rundgang durch das Örtchen. Inklusive Besichtigung des Li Flusses, Komoranstreicheln, Kickerrunde in einer Kneipe und Fußmassage (keine Fotos für letzteres, da zu intim).

Zu Yangshuo selbst schreibe ich morgen noch mehr.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-16_Shan152.gpx“]

Pekinger Landpartie

Zwei Räder – Zwei Städte, 10. bis 24.10.2015

Zwei Tage Landluft mit Mauer

Es liegt ein Hauch von Smog in der Luft!

Die letzten drei Tage hatten wir Bilderbuchwetter. Selbst für den goldenen Herbst in Peking war die Sonnenintensität außergewöhnlich.

Nun weht kaum mehr Wind und die Stadt hat Zeit, sich mit Abgasen zu füllen. Zeit also, das Weite zu suchen!

Nachdem Christof auf der Jubiläumstour Berg und Wasser ausgiebig in der Historie schwelgt, sei mir ein Ausflug in die Vergangenheit erlaubt!

Die Ausfahrt aus Peking haben wir 1999 gemeinsam für die Reise „Kaiserliches China“ erkundet, im Rahmen einer Pilottour. Die Älteren werden sich erinnern: Es gab kein Google Maps, kein GPS und keine detaillierten Karten von China. „Trial and Error“ hießt die Devise!

Die damals gefundene Route fahren wir auch heute noch, fast unverändert. Nur, was damals noch Feldweg war, ist nun achtspurige Straße, was einst Dörfer waren, sind nun Hochhaussiedlungen. Die Stadt ufert aus. Sechs Autobahnringe weit. Letzter quert kurz vor Yangfang (nun Weifang, warum auch immer!), unser traditionellen Mittagsstation.

Um der Nostalgie willen, und weil wir wirklich Hunger haben, kehren wir auch heute wieder etwas südlich von Yangfang ein. Es gibt leckere Maultaschen!

Kurz hinter Yangfang beginnt der malerische Teil der ersten Etappe. Fast bis zum Hotel geht es an einem Kanal entlang. 1999 war das noch ein Feldweg. Heute ist es, bis auf ein kleines Stück, eine autofreie Straße mit Flüsterasphalt! (und 1 km alte Strecke, Schlagloch übersät, der Nostalgie wegen!).

Nostalgisch, oder besser gesagt historisch, geht es auch am nächsten Tag weiter! Wir radeln um den Ming-Gräber-Stausee und dann auf Schleichwegen, die teilweise noch die alten, historischen, immerhin 600 Jahre alten Steinplatten aufweisen, zu den Ming-Gräbern.

Die alten, unrenovierten Gräber dürfen wir leider nicht besichtigen, da sind die Strickmadame und der rüstige Rentner vor! (siehe Bildergalerie).

Aber das allererste Grab, das Changling, besichtigen wir und machen Yongle, den geliebten Despoten, der die Hauptstadt 1406 von Nanjing nach Beijing verlegt hat unsere Aufwartung. Dass der gute Mann den Thron an sich gerissen und seinen Neffen, wenn nicht beiseite, dann doch um die Kaiserwürde gebracht hat, kein Wort auf den Erklärungstafeln. In China mag man die historischen Helden eher eindimensional. Nun gut, im Westen zumeist auch…

Nach der Dosis Kultur geht es dann in die Berge, über den einzigen Pass auf dieser Tour. Auf der Passhöhe gibt es Gipfelbirne und einen tollen Ausblick. Eine Stunde später sind wir an der Chinesischen Mauer. Essen die inzwischen Kult gewordene gegrillte Regenbogenforelle am Fuße der Mauer.

Setzen unsere Füße auf das historische Bauwerk und sind damit laut Mao Zedong endlich vollständige Menschen (er sprach von Männer, aber wir wollen keine Korinthen spalten!).

 

Strecke 15.10.2015 Beijing – Changping

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-15_dushi154.gpx“]

Strecke 16.10.2015 Changping – Huanghua

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2015-10-16_dushi154.gpx“]