Apocalypse Now

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

Vang Vieng könnte ein idyllischer Ort sein. Umgeben von Karstbergen, nicht unähnlich denen von Guilin in China oder der Halong Bucht in Vietnam. Verschlafen könnte Vang Vieng sein, das Örtchen hat 25.000 Einwohner und da ist bestimmt die Bevölkerung der umliegenden Dörfer mit eingerechnet. Ein einstündiger Stadtspaziergang reicht vollkommen aus, um alle Straßen abgelatscht zu haben.

Noch verschlafener war das Nest bis 1964, bis dahin nur eine relativ unbedeutende Übernachtungsstation auf dem Weg von Luang Prabang und Vientiane. Während des Vietnam-Krieges betonierten die Amerikaner in Viang Veng eine Start- und Landebahn gleich neben die Häuser der Stadt und flogen von hier aus ihre Angriffe auf Vietnam. Lima 6 war der Codename der Rollbahn, die heute noch markanter Bestandteil des Ortes ist, jedoch nun fröhlich vor sich hin bröselt.

Nach dem Ende des Krieges wurde es erneut idyllisch ruhig in Vang Vieng. Bis Anfang der 1990er Jahre der Tourismus kam. Er kam, wie so oft, zunächst in Form von Rucksacktouristen, die auf der Suche nach den unentdeckten Orten auf Mutter Erde waren. Üblicherweise kommt nach dem Rucksacktourismus der Pauschaltourismus. Leider nicht so in Viang Veng, denn nach den Backpackern kamen die Partytouristen. Und sind bis heute geblieben. Die wenigen Straßen der Stadt sind gesäumt von Restaurants, in denen man die Weltküche zwischen Pizza und Hamburger serviert bekommt. Eingenommen werden die Köstlichkeiten auf Liegepodesten, zeitgleich werden amerikanische Soaps konsumiert, die über große Flachbildschirme flimmern. Am Abend ziehen die Partygänger leicht bekleidet und von Alkohol und Drogen umnebelt gröhlend durch die Straßen. Sie sind meist gerade zurück von der „Party Area„. Was es damit auf sich hat gleich mehr dazu.

Wir sind nicht nach Vang Vieng gekommen um Party zu machen. Wir wollen etwas sehen vom Ort, vor Allem aber von der einmaligen Umgebung! Daher nach dem Frühstück rauf aufs Rad und raus in die Landschaft. Zuerst zur Tham Chang. Tham ist das laotische Wort für Höhle. Also eine Tropfsteinhöhle. Ich habe schon ein paar davon gesehen und Tham Chang steht ehrlich gesagt nicht ganz oben auf meiner Liste der must see caves. Aber die ganze Anlage drumherum ist nett, ebenso die Aussicht, die man von dort oben hat. Das klingt etwas paradox für eine Höhle, um jedoch den Einstieg zu erreichen muss man zunächst 147 Treppenstufen ersteigen.

Daraufhin folgte eine abenteuerliche Fahrt zur Pou Kham Höhle rund sieben Kilometer westlich von Viang Vieng. Abenteuerlich, weil der Weg dorthin eine Schotterpiste ist, die auf einem Abschnitt dank des Regens in der vorgestrigen Nacht mit kniehohen Schlammpfützen gespickt war. Sehr zu meiner Freude, ich liebe Wasserdurchfahrten! Die anderen haben den mehr trockenen Weg gewählt. Tham Pou Kham ist auch wieder nur ein Höhle, aber wohl die einzige auf der Welt mit einer Blauen Lagune davor. Die „Blaue Lagune“ entpuppt sich dabei als Urwaldbach, der an dieser Stelle bläulich schimmert und zum Baden und Tarzan spielen einlädt. Wir haben uns darauf beschränkt den jungen Backpackern bei ihren „tollkühnen“ Sprüngen von einem Baum ins Wasser zuzusehen.

Letzte Station unseres Tagesausfluges: Die Biofarm (Organic Farm) vier Kilometer nördlich von Vang Vieng. Auch dort muss es vor einigen Jahren idyllisch gewesen sein. Aber schon bei unserer Ankunft hören wir die Beschallung der Techno-Beats. Unser Plan ist es, nach einem leckeren Essen im angeschlossenen Restaurant und einem kurzen Rundgang über die Farm, die eine laotischen Variante des Ökobauernhofs ist, mit Kajaks auf dem Song Fluss zurück nach Vang Vieng zu paddeln. Wir steigen also um in die Boote und fahren die ersten 500 Meter direkt durch die „Party Area„: Rechts und links des Ufers reiht sich Bar-Terrasse nach der anderen, alle gut gefüllt mit gut abgefüllten jungen Europäern und Nordamerikanern. Zum Wummern der Bässe wiegt man sich in Badehose oder Bikini. Die Szenen, die sich uns da bieten, sind mehr als skurril und passen so gar nicht zu dem, was wir bisher von Laos gesehen haben (und sehen werden). Ich war vorgewarnt, aber bei meiner ersten Reise nach Vang Vieng 2010 kam ich mir vor wie im Film „Apocalypse Now“ von Francis Ford Coppola. Wer den Film kennt wird wissen, welche Szene ich meine.

Zum Glück haben wir die „Party Area“ bald hinter uns gelassen und können die letzte Stunde bis Vang Vieng in unseren Kajaks auf dem Fluss in Ruhe genießen. Den Abend geben wir Yong frei und verpflegen uns selbst in einem Restaurant.

Die Fotos des heutigen Tages stammen von Hardy, Karl, Traudl und Viola. Vielen Dank dafür! Die Bilder sind nicht richtig chronologisch sortiert, da fast alle Kameras nach einer anderen Zeit ticken. Meine Fotos liegen noch auf dem Grund des Song Flusses. Dorthin ist meine Knipse irgendwann während der Kajakfahrt entglitten. So ein Mist aber auch 🙁


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Mekong Ade!

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Der Grenzverkehr zwischen Laos und Thailand wird mit Booten erledigt. Personen, Gepäck, Fahrräder werden verladen, selbst ein Kinderfahrradanhänger wird gesichtet. Für die Autos gibt es eine Fähre, einen Kilometer weiter. Wir wechseln erneut die Seiten – diesmal die Fluss- und die Straßenseite. In Thailand fährt man links.

Mit einem Pick-Up und zwei Begleitern erwartet uns schon unser neuer Guide Dtaw. Er erntet anerkennende bis ehrfürchtige Blicke für seine sportliche Erscheinung. Das legt sich aber schnell wieder, nachdem er schon am ersten langen Berg ins Auto umsteigt. Obwohl man es ihm nicht ganz verübeln kann, denn Thailand begrüßt uns mit ein paar richtig steilen Rampen. Dafür aber auch mit schönen Ausblicken in die umgebende Landschaft. Wir verabschieden uns vom Mekong und wenden uns Richtung Chiang Rai, wo uns der Mae Kok erwartet.

Der Verkehr hat hier in Thailand deutlich zugenommen und während wir uns Chiang Rai nähern, sehen wir an einem Nachmittag mehr Autos als in Laos in eineinhalb Wochen. Außerdem fällt auf, dass die Tempel hier viel prächtiger als in Laos gestaltet sind und man vielen neuen oder renovierten Exemplaren am Straßenrand begegnet. Nach einem langen Tag mit viel Sonne und Hitze erreichen wir schließlich mitten im abendlichen Berufsverkehr alle ein wenig müde, aber ohne Probleme Chiang Rai. Hier erwartet uns eigentlich das erste Mal überhaupt auf unserer Tour die turbulente Atmosphäre einer größeren Stadt. Wir bummeln noch ein wenig über den Nachtmarkt, aber für das Abendessen setzen wir uns dann doch lieber ins Restaurant im ersten Stock, wo es etwas ruhiger ist.


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Wenn ich den See seh‘, brauche ich kein Meer mehr

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

Laos gehört zu den Ländern dieser Welt, die keinen Zugang zum Meer haben. Muss auch nicht sein, Wasser gibt es in Laos zu genüge. Viele Flüsse durchziehen das Land und darüber hinaus gibt es noch eine Regenzeit (die zum Glück nicht jetzt, da wir mit den Rädern unterwegs sind, ist). Allerdings gibt es nicht viele Seen. Wenige sogar. Daher hat man Ende der 1960er Jahre beschlossen einen (Stau-)See nördlich von Vientiane anzulegen. Gut möglich, dass es noch andere Gründe für diesen Beschluss gab. Zum Beispiel Stromerzeugung. In den 1960er Jahren war Laos noch ziemlich düster, denn es gab so gut wie keine Kraftwerke im Land.

Der Ngum Fluss bot sich für das Projekt Binnengewässer und Strom für Laos ideal an, denn mit einem kleinem Damm von weniger als 200 Meter Länge konnte man dank der umliegenden Berge einen See von 370 Quadratkilometer anstauen, musste dafür nur eine Handvoll Leute umsiedeln und war nach der Fertigstellung 1971 mit einem Schlag um 150 Megawatt reicher. Was jedoch nicht hieß, dass Laos quasi über Nacht beleuchtet wurde! Strom erzeugen ist nämlich eine Sache, ihn zu transportieren eine andere. Für das Verlegen von Stromleitungen fehlte leider das Geld, große Teile von Laos blieben weiterhin eine Dunkelkammer und überschüssige Kilowatt aus dem Damm wurden nach Thailand exportiert. Welch Ironie!

Damit nicht genug der Kuriositäten: Als man das Gebiet seinerzeit geflutet hat war weder Zeit noch Geld vorhanden es zunächst zu roden. Der Urwald, der vorher dort vor sich hin wucherte, wurde ganz einfach überspült. 30 Jahre später werden Tropenhölzer rar und begehrt. Findige Leute erinnern sich an das laotische Atlantis, auf dem Grund des Stausees modert ungenutztes Hartholz! Techniken werden entwickelt, Taucher ausgebildet und nun folgt ein Kahlschlag der besonderen Art: Mit pneumatischen Sägen, bedient von Froschmännern, werden vornehmlich Teakhölzer unter Wasser geschlagen.

Vom Kreischen der Sägen (so sie denn überhaupt unter Wasser kreischen können) bekommen wir nichts mit. Wir beginnen den Tag mit einem lausigen Frühstück, denn eine andere Rad(Sport)gruppe ist über das Buffet hergefallen wie die Heuschrecken. Egal, heute müssen wir nicht viel leisten. Mit dem Boot schippern wir zunächst drei Stunden über den Stausee, stärken uns nach der Ankunft am anderen Ende mit einer Nudelsuppe und radeln dann gemütlich die letzten 25 km nach Vang Vieng. Sagte ich gemütlich? Leider nicht die richtige Wortwahl. Große Teile der Strecke sind schottrig, hier wird demnächst der Belag erneuert.
Vang Vieng erwartet uns mit einer stilvollen Unterkunft inklusive Haustieren, Fluss davor und vielen Backpackern, die man eigentlich back home schicken sollte. Aber dazu später mehr.


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Gegendarstellung

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Heute müssen wir zunächst eine Gegendarstellung veröffentlichen. Wir hatten vor kurzem berichtet, dass Alfons bei einem Stäbchenduell im laotischen Pak Mong an der Kreuzung nach Oudomxai haushoch unterlegen gewesen sei. Wir möchten hiermit richtig stellen, dass dem nicht so war. Alfons hat trotz denkbar schlechter Voraussetzungen und entgegen aller Erwartungen den Sieg davon getragen und unseren Guide eiskalt abserviert. Er hat sich seine gebratene Heuschrecke verdient! Applaus!!

So langsam gewöhnen wir uns an den ruhigeren Rhythmus auf dem Fluss. Wir genießen die Landschaft und wenden uns den Dingen um uns herum zu. Dem Arbeitsplatz unseres famosen Käptns zum Beispiel, den er den ganzen Tag höchstens mal für fünf Minuten verlässt. Ihn möchten wir beglückwünschen zu seiner Frau, die uns jeden Tag ein vorzügliches Essen zubereitet und das so reichlich, dass wir abends kaum noch Lust haben, ins Restaurant zu gehen. Außerdem wünschen wir ihm, dass sein Schiffsdiesel immer so fleißig dahinschnurrt und ihn niemals die Wasserpumpe im Stich lässt.


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In the Middle of the Road

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

„In Laos wird auf der rechten Straßenseite gefahren“ erklärte uns Yong, mein ebenso junger wie engagierter laotischer Co-Reiseleiter, gleich am ersten Abend in Vientiane. „Oh no,“ entgegnete ich nicht ganz ernsthaft „in Laos they all drive in the middle of the road!“

Yong hat sich das mehr zu Herzen genommen als es gemeint war, denn zu Beginn unserer heutigen Tour raus aus Vientiante und hoch in den Norden steuerte er sein Rad überwiegend in der Straßenmitte. Zwar zum Leidwesen der nachfolgenden Kraftfahrzeuge, aber gestört hat es keinen so richtig. Irgendwann bat ich ihn dann doch lieber am rechten Seitenrand zu fahren. Das tat er auch und innerhalb unserer Gruppe wurde fortan wesentlich entspannter gefahren.
Erwähnte ich bereits, dass Laos sowohl spannend als auch entspannt ist? Das trifft auch auf den Verkehr zu! Feste Verkehrsregeln scheint es nicht zu geben, das ist spannend. Niemand stört sich an der Fahrweise des anderen, das ist entspannend.

94 Kilometer standen heute im Programm. Die ersten 15 davon auf belebter Ausfallstraße. Bitte nicht vergessen: Wir sprechen hier von der Ausfallstraße einer Stadt, die 350.000 Einwohner hat und von einem Land, in dem nicht jeder dritte Einwohner mindestens zwei Autos hat! Zugegeben, auch unter diesen Bedingungen ist die Straße Nummer 10 ab Vientiane kein Radwanderweg. Jedoch überlebbar.
Sind es bis Kilometer 15 noch ca. 50 Fahrzeuge, die pro Minute an uns vorbeidonnern, waren es danach bis Kilometer 25 nur noch 10 und ab Kilometer 65 so gut wie keine mehr.

Fünf Minuten vor Dunkelheit und nach 94 Kilometer sind wir an unserem Ziel, dem Nam Ngum Stausee, angekommen. Da war es schon höchste Zeit für unser erstes Schmutziges Bier. Oder Schmutzbier, wie es auch genannt wird.

Da es schon mehrfach hier im Blog erwähnt, aber nie richtig erklärt wurde, hier ein paar aufklärende Worte dazu: Ein „Schmutziges Bier“ (oder auch „Schmutzbier“) ist ein alkoholhaltiges Erfrischungsgetränk, welches man sich gleich nach dem Erreichen eines Etappenziels zuführt, ohne zuvor den Staub des Tages vom Körper gewaschen zu haben. Daher die Bezeichnung „Schmutz“ oder „Schmutzig“.

Prost!


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Elefantenalarm!

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Es gibt ihn noch! Den letzten Elefanten von Laos. Wir haben ihn gesehen. Und das gleich mehrfach. Das erste Mal bei der 1000 Buddha-Höhle von Pak Ou. In 500 m Entfernung auf der anderen Seite des Flusses. Ein Schrei erschütterte die Luft: ‚Elefant‘! Alles sprintet ans Geländer. Blitzlichtgewitter.

Das zweite Mal waren wir schon näher dran. Er wollte sich hinter einem Boot verstecken, aber wir haben genau gesehen, wie er Baumstämme die Böschung hinuntergeschubst hat. Ein Arbeitselefant. Wie er wohl heißen mag? Wird er uns wieder begegnen? Will er sich womöglich in Richtung Goldenes Dreieck absetzen? Wir wollen uns an seine Fersen heften und nennen ihn als Reminiszenz an Francis Ford Coppolas Meisterwerk einfach Colonel Kurtz.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Stunden langen Wartens. Bis zum Einbruch der Dämmerung fahren wir den Mekong hinauf, immer tiefer in den Dschungel hinein, ohne auf eine Spur zu stoßen. Vielleicht ist er schon über die thailändische Grenze verschwunden. Wir fahren weiter. Die Sonne brennt auf unser Boot herunter und die Zeit rinnt träge dahin. Bleiern sitzt uns die Müdigkeit in den Knochen. Wer noch genügend Energie hat, liest etwas, die anderen schlafen oder spielen Doppelkopf. Beim Abendessen drehen sich die Gespräche darum, ob der Nordpol wirklich genau der Punkt ist, an dem man sich um sich selbst dreht, wenn man darauf steht. ?! Es muss wohl bald etwas passieren, sonst werden wir hier noch…

Ok, das war jetzt ein bisschen dick aufgetragen, aber das mit dem Nordpol hab‘ ich mir nicht ausgedacht. Einen Tag Nichtstun auf dem Boot und die ganze Gruppe ist massiv unterfordert. Es wird Zeit, dass wir wieder auf die Räder kommen. Übermorgen ist es endlich soweit – das Handbuch verspricht eine dreistellige Zahl auf dem Kilometerzähler.


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Vientiane mon amur

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

Vientiane und Berlin sind Hauptstädte. Und damit findet die Liste der Gemeinsamkeiten dieser beiden Städte ein jähes Ende.

„Klar,“ höre ich jetzt jemanden sagen, „Vientiane hat ja auch nur 350.000 Einwohner und somit weniger als ein Zehntel der Bevölkerung von Berlin.“ Aber wir sprechen hier von Hauptstädten! Ich zumindest verstehe unter Hauptstadt immer auch etwas Weltstädtisches, etwas Kosmopolitisches. In Vientiane ist davon jedoch rein gar nichts zu spüren. Es gibt zweieinhalb Hauptstraßen, die eine davon ist eine Einbahnstraße. Dann gibt es noch ein paar Seitengassen. Die sind überwiegend so schmal, dass Autos nur mit Not einander passieren können. Und ich kann mir gut vorstellen dass jemand, der zuletzt vor 10 Jahren in Vientiane war, heute erstaunt ausruft „Ach, jetzt gibt es sogar Ampeln!“. Ja, einige gibt es jetzt. Manche werden beachtet, manche nicht. Und manche leuchten zwar in Rot-Gelb-Grün, aber wie der Verkehr letztendlich zu rollen hat entscheidet dann doch eher ein Polizist, der auf der (Ampel-)Kreuzung den Verkehr regelt.

Zugegeben, da gibt es auch noch diese Prachtstraße. Avenue Lane Xang heißt sie, ist durchgehend zweispurig und ist ganz offensichtlich der Champs-Élysées in Paris abgekupfert worden. Mitsamt einem Arc de Triomphe, der hier Patou Xai heißt. Den haben die Franzosen vor 50 Jahren hingestellt, nicht ganz fertig und selbst heute noch hat man bei einer Besichtigung das Gefühl eine Investitionsruine zu erklimmen.

Nun ja, vielleicht sollte ich mein Bild einer Hauptstadt noch mal überdenken. Trotzdem – oder gerade deshalb! – habe ich Vientiane in mein Herz geschlossen. Wie das Land, so seine Hauptstadt. Hier findet nicht die große Politik statt, hier werden keine weltbewegenden Entscheidungen getroffen, hier kann man noch ruhig vor sich hinleben.

Entsprechend ruhig haben wir den Tag verbracht. Mit Einblicken in die alte und neue Kultur von Laos: Auf dem entspannten Programm standen heute Ho Phra Keo, Wat Si Saket, That Luang und den bereits oben erwähnten Patou Xai. Bitte bemühen Sie Google, um Detailinformationen zu den einzelnen Bauwerken zu erhalten. Wenige bis gar keine Infos im Internet bekommen Sie jedoch über das kleine Restaurant, in dem wir unsere erste laotische Nudelsuppe zu uns genommen haben! War lecker, bleibt aber unser Geheimnis.


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Wo die Dickhäuter leben (sollen)

Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011

Südost-Asien hat mich spät entdeckt. Vielleicht weil ein Bauer nichts frisst, was er nicht kennt. Erst 2007 hat es mich das erste Mal über die Grenzen von China Richtung Süden gespült, bei der Tour „Goldenes Dreieck“. Dabei betritt man Laos von China kommend quasi durch die Hintertür und verlässt das Land in Richtung Chiang Mai durch einen Seitenausgang. Damals war die Reise bereits seit vier Jahren ein fester Bestandteil in unserem Programm. 2010 wurde ich erneut nach Laos abkommandiert, die reine Laos-Reise „Land der Tausend Elefanten“ sollte unter meine Räder (und die meiner Mitreisenden) kommen. Meine inzwischen erwachte Begeisterung für dieses Land hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen wurde dabei weiter angestachelt. Kein Zweifel, Laos ist locker!

Jetzt darf ich also wieder so wohlklingende Orte wie Vientiane, Vang Vieng, Luang Prabang, Udomxai und Luang Namtha ansteuern. Meine Gruppe ist diesmal klein, besteht nur aus vier Teilnehmer und fast alle muss ich mir irgendwie irgendwo zusammen klauben. Viola nehme ich in Frankfurt mit, auf das ich auf der langen Anreise nicht so einsam bin. Eberhard ist bereits in Vientiane und hatte zuvor die Tour „Tal des Roten Flusses“ absolviert. Ihn treffen wir kurz nach Ankunft in unserem schnuckeligen Hotel Khamvongsa. Erst am Abend treffen dann auch Karl und Traudl ein. Die sind zuvor China By Bike für einige Etappen „Auf den Spuren der Khmer“ gefolgt und haben sich dann von Phnom Penh per Flieger nach Vientiane exportieren lassen.

Den erste Dorfrundgang (denn von einer Stadt kann man bei Vientiane wirklich nicht sprechen) am Nachmittag haben dann auch nur Viola, Eberhard, Mr. Yong, unser laotischer Guide für die nächsten drei Wochen, und ich alleine durchgezogen: DIE Hauptstraße Vientianes hoch, unterwegs mit Geld eindecken, runter zum Mekong, dort eine Wattwanderung mit Sonnenuntergang unternommen und mit sandigen Füßen und Sandalen zurück ins Hotel. Nicht viel, aber nach einem Flug von insgesamt über 24 Stunden steht einem nicht mehr der Sinn nach einem Programm mit vielen Sehenswürdigkeiten.

Luang Prabang

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Unser erster Abend in Luang Prabang war auch der letzte mit unserem Guide Phet und wir haben ihn auf seinen Vorschlag hin mit einem laotischen Fondue gefeiert – sehr lecker und eine gesellige Angelegenheit.

Heute macht er noch eine kleine Stadtführung mit uns, bevor er wieder in seine Heimat in der Nähe von Luang Namtha aufbricht. Der Vat Mai und der Vat Xieng Thong stehen auf dem Programm und außerdem der alte Königspalast, der heute ein Museum ist. Vat ist die laotische Bezeichnung für einen Tempel und mit dem Vat Xieng Thong steht hier auch gleich einer der ältesten und angeblich schönsten in ganz Laos. Uns hat er gefallen. Will man hinein, gehört es sich, dass man vorher die Schuhe auszieht und draußen lässt. Gleiches gilt auch für das Betreten von Wohnräumen, bei Hotels wird es nicht mehr ganz so eng gesehen.

Im Hinterhof des Königspalastes sind noch in einer Garage die alten Staatskarossen zu besichtigen – drei Lincoln Continental, ein Citroen DS und ein alter Toyota Jeep fürs Grobe. Leider darf man hier nicht fotografieren. Wir bedienen uns deshalb auf der Straße – dort ist das Angebot auch nicht schlecht. Die kleinen Dreiräder heißen ‚Jambo‘, die größeren ‚Tuktuk‘ und noch größere ‚Song Theo‘, haben aber meistens schon vier Räder (Ungenauigkeiten bei der Transkription möge man mir bitte nachsehen, aber hier schreibt sowieso jeder wie er will).

Morgen ist ein freier Tag angesetzt und jeder darf sich individuell vergnügen. Manche wollen zum Kuangsi-Wasserfall 30 km außerhalb, andere einfach nur durch die Stadt bummeln. Mal sehen, was sie zu berichten haben.

Ins Herz des alten Laos

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Mit für 6:15 Uhr angesetztem Frühstück liegen wir eigentlich schon meilenweit vor unserem normalen Weckruf. Trotzdem bin ich um 5:45 Uhr der Letzte, der von der Matratze rollt. Ist aber auch kein Wunder, wenn bereits um ca. 3 Uhr das erste Kikerikii die Nacht zerreißt. Für Details dazu bitte Günther fragen, für eine originalgetreue Wiedergabe des Wecksignals wende man sich an unseren Tierstimmenimitator Alfons.

Auch ich vergeude keine Zeit mit Waschen, sondern lasse mir gleich einen laotischen Kaffee einschenken. Am Feuerchen in einem alten Strumpf gebrüht und mit süßer Sahne geschmeidig gemacht – wer etwas sanfter wach werden möchte, darf auch noch ein Drittel heißes Wasser hinzufügen. Im Handumdrehen gibt es auch noch ein kräftiges Frühstück und so sind wir heute zeitig wie noch nie (und wahrscheinlich auch nie wieder) auf der Piste.

Die Sonne lässt sich heute etwas mehr Zeit als sonst und tatsächlich fällt sogar der eine oder andere Regentropfen. Irgendwann schälen sich dann aber doch die Berge aus den Wolken und ein blauer Himmel kommt zum Vorschein. Genau das Richtige, um die alte Königsstadt Luang Prabang zu begrüßen. Wir fahren sogar nochmal unsere Räder in die Waschanlage, schließlich wollen wir nicht irgendwo übernachten, sondern im Sala Prabang, wo früher der erste Premierminister von Laos residiert hat. So jedenfalls die Eigenwerbung. Historische Bausubstanz also, die uns da umgibt und die auch Luang Prabang mit zu seinem Weltkulturerbestatus verholfen hat.
Wir freuen uns vor allem auf ein bisschen Komfort und auf die heiße Dusche.

Exkurs am Straßenrand:

  • laotische Nummernschilder sind häufig weiß und kennzeichnen Fahrzeuge zur gewerblichen Nutzung (wie z.B. unser ‚Green Discovery‘-Songtheo), gelbe Nummernschilder markieren Privatautos und blaue bleiben den Bediensteten des Staates vorbehalten
  • das Bambusgeflecht am Straßenrand ist ein ‚Taleo‘, markiert Privatbesitz und soll z.B. Geister und andere ungebetene Besucher fernhalten

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