Hütten in Fetzen

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Seit den Tagen in Laos wird unser übliches Nudelsuppen-Omelette-frische Früchte-Frühstück des öfteren durch Baguette ergänzt: Ein Erbe der französischen Kolonialzeit. Heute morgen wurden wir aber durch eine besondere Baguette-Variante überrascht: Freigegeben mit Stempel – garantiert einwandfrei!

Weiter geht es seit Tagen Richtung Süden, immer am Mekong entlang. Auch in Laos war die Armut immer sichtbar, aber hier in Kambodscha drängt sie sich dicht an uns heran. Kilometerlang fahren wir an Wohnhütten vorbei, in denen man kaum Bewohner vermuten würde, wären da nicht immer wieder zahlreiche Kinder im Türrahmen oder vor der Hütte, die uns mit lautem Hello schreiend und winkend begrüßen. Immer auf Stelzen – natürlich wegen des wiederkehrenden Hochwassers aus dem Mekong, aber genauso zur Abwehr von Schlangen und Insekten – stehen die Unterkünfte oft genug in modrigen Tümpeln oder Riesenpfützen. Manche Hütten dabei so windschief und brüchig, daß sie fast in Fetzen fallen. Übrigens bedeutet ein Stromzähler vor der Tür nicht, daß die Bewohner den Strom auch wirklich nutzen. Energie ist teuer und oft genug reicht es nur für Batterien, um ein Kofferradio zu betreiben, während zum Lichtmachen noch Petroleumlampen vorhanden sind.

Unterwegs auf dem Land können wir noch frische Luft atmen, aber in den Städten – Stung Treng, Kratie, Kompong Cham – wird das Atmen durch die Abgase der unendlich zahlreichen Motos (Motorräder und Mopeds) und vor allem durch vielen, kleinen Müllhaufen, die mangels Müllabfuhr direkt auf der Straße verbrannt werden und vor sich hinqualmen, manchmal unangenehm. Diese Qualm-Abgas-Mischung verstärkt natürlich die Hitze und legt sich wie ein rußiger, dicker Film über die Stadt. Mich macht diese Verwahrlosung in den letzten Tagen oft ganz mutlos und ich kann die Kambodschaner nur respektvoll bewundern wegen ihrer Energie und Unermüdlichkeit, mit der sie sich täglich wieder neu diesen Widrigkeiten aussetzen.

Auf unserer Strecke werden wir von einer Baustelle aufgehalten: Eine der unzähligen Holzbrücken über kleine Seitenarme oder Zuflüsse des Mekongs wird erneuert. Während wir noch argwöhnen, daß unser Begleitfahrzeug die mit Brettern ausgelegte Furt nicht passieren kann, nimmt unser Fahrer schon Anlauf. Alles geht gut und wir fahren gemeinsam weiter!


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Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause!

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Unser letztes Stündchen auf dem Boot – hat noch nicht geschlagen, gestaltet sich aber als eine Angelegenheit mit Hindernissen. Den Kühlkreislauf des Motors hat es erwischt. Eigentlich ganz einfach – Wasser raus aus dem Fluss, rein in den Motor und auf der anderen Seite raus aus dem Motor, rein in den Fluss. Wahrscheinlich die Pumpe. Aber wir haben nur noch zwei Biegungen bis Nong Kiao, also kommt schnell ein Ersatzboot und wir laden gleich auf dem Fluss um.

Der zweite Teil des Tages findet wieder auf dem Rad statt und ist geprägt von gespannter Erwartung auf unsere Unterkunft. Gemeinschaftsschlafräume im Dorf, nach Geschlechtern getrennt mit Waschgelegenheit – auf Neudeutsch ‚Homestay‘. Alle gucken ein bisschen verkniffen, aber das liegt eigentlich nur daran, dass uns die Sonne heute immer ins Gesicht scheint.

Der Mittagstisch wird von Phet wieder etwas aufgepeppt mit gegrillten Grillen und laotischem Redbull. Die Grillen stoßen auf Interesse, verursachen aber auch keine Begeisterungsausbrüche. Irgendwie schmecken die gegrillten Insekten doch immer gleich. Der Redbull zeigt keine Wirkung. Was wir nicht unerwähnt lassen wollen, ist dass Alfons Performance an den Stäbchen sich verbessert hat. Seine Greiftechnik ist zwar immer noch etwas unterentwickelt, aber er kann sich schon kleine Stäbchengefechte mit unserem Guide liefern. Am Berg macht ihm so schnell keiner was vor, aber hier unterliegt er gnadenlos.

Am späten Nachmittag erreichen wir den Homestay. Wer nach dem Bierchen noch Elan hat, geht sich im Fluss waschen, die anderen warten auf das Abendessen. Man hat uns eine schicke Tafel im Hof angerichtet, es gibt lecker und reichlich für alle, gefolgt von einem kurzen Abend. Hier geht man zeitig ins Bett und steht früh wieder auf, dafür sorgt schon das Federvieh.


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Alle Mann an Bord?

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Jetzt hätten wir beinahe Andreas vergessen. Ganz gefangen von Aufbruchsstimmung und Verladeaktion waren wir einfach ohne ihn zum Anleger gezogen. Beim Einsteigen haben wir es dann doch bemerkt und gleich jemand losgeschickt. Aber da kam er schon, ganz gelassen seine 1,97 m die Rampe herunterschiebend.

Wir fahren heute für einige Stunden mit zwei Booten den Nam Ou hinunter, den größten Binnenfluss von Laos. Übernachten werden wir in Muang Ngoi, einem kleinen Dorf zwischen Karstfelsen, dass nur mit dem Boot zu erreichen ist und sich mittlerweile zu einem beliebten Ziel bei Backpackern entwickelt hat. Am folgenden Tag müssen wir dann nochmal kurz ins Boot, bevor wir uns wieder auf die Räder schwingen können.

Unsere beiden Bootsführer machen noch kurz halt in ihrem Heimatdorf und wir nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Spaziergang durchs Dorf. Einige Gebäude sind noch recht neu und auch der Tempel scheint erst vor kurzem einen neuen Anstrich bekommen zu haben. Die Malereien, die die Wände neben dem Eingang schmücken, zeigen Szenen aus dem Leben Buddhas und kommen teilweise ziemlich modern daher. Später gibt es noch einen kleinen Einblick in die laotische Handwerkskunst als wir gegen Ende der Fahrt einem Seidenweberdorf einen Besuch abstatten. Laos ist bekannt für seine Seidenweberei und die Pflege traditioneller Webtechniken und man begegnet den entsprechenden Produkten nicht nur auf Märkten und in Geschäften, sondern auf Schritt und Tritt im laotischen Alltag.

Fürs Mittagessen legen wir an einem sandigen Uferstreifen an und Phet richtet uns ein buntes Mahl. Wir haben extra schwarzen Klebereis besorgt (eigentlich hat er aber eher eine rote Farbe), der gesüßt und in ein Bambusröhrchen gepfropft wird. Damit wollen wir Alfons langsam an den Klebereis gewöhnen. Und siehe da, es funktioniert – ein bisschen Zucker, eine hübsche Verpackung und schon schwinden die Vorbehalte.


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Nüng, song, saam, sii

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Nur viermal geschlafen, schon müssen wir Laos, die schöne Unbekannte, wieder verlassen. Aber wir kommen zurück, versprochen! Nur ein paar Tage in einem Land fast so groß wie die Britischen Inseln, mit einer herrlichen, sehr abwechslungsreichen Landschaft, in der es noch so viel zu entdecken gibt, waren einfach zu kurz.

Kurz vor dem Grenzübergang müssen wir noch einmal mit der Fähre über den Mekong setzen. Auf der Suche nach ein paar Bananen und Mandarinen laufen wir die Marktstände des Ortes am anderen Ufer ab. Fische, Särge, Ersatzteile für Mopeds – alles ist zu finden, nur kein Obst. Haben die Menschen hier alle einen eigenen Garten? Aber schließlich wird Andreas fündig und wir fahren die letzten Kilomenter bis zum Schlagbaum – das kann man bei dieser Grenze wörtlich nehmen – weiter mit dem Bus. Unsere Räder aus Thailand sind wir schon vor der Fahrt auf das Inselparadies wieder losgeworden.

Auch von unserem laotischen Guide Aod, der zu Recht so stolz auf sein Land ist, und dem Fahrer des Begleitfahrzeugs müssen wir uns schon wieder verabschieden. Danke für die schönen Tage!

Bevor wir nach Kambodscha einreisen dürfen, müssen wir noch kurz durch die Quarantine (=Quarantäne), soll heißen: Auf dem Einreiseformular muß die Frage, ob man gesund sei, mit ja beantwortet werden. Nachdem wir auch diese Hürde genommen haben, werden wir mit einem vierfachen Lächeln begrüßt: Thonet, unser kambodschanischer Guide, Vannak, sein Neffe und Nachwuchsguide, sowie der Busfahrer und der Fahrer des Begleitfahrzeugs. Ein richtiges Empfangskomittee!

Mit Schwung und den neuen Rädern nehmen wir Kurs auf Stung Treng, unser heutiges Tagesziel. Eigentlich nur eine Strecke von 60 km, aber diese Etappe wird heftiger als erwartet. Da wir wegen der An- und Einreise erst um 11 Uhr starten können, sind wir der Mittagshitze voll ausgeliefert. Es ist deutlich über 30 Grad C, kein Wölkchen am Himmel, und leider auch keine größeren Bäume, die ein wenig Schatten bieten könnten.Der Fahrtwind ist heiß, trocken und staubig. So weit das Auge reicht, hin und wieder eine verkohlte Baumruine in der Landschaft, ansonsten nur junge Kautschukbäume, die einen Meter kaum übersteigen. Hier wurde mit Abholzen und Brandrodung wieder einmal Platz geschaffen, um Nachschub für die Autoindustrie zu liefern. So sind alle sehr erleichtert, als wir die große Brücke über den Sekong, der hier in den Mekong mündet, erreichen und in die Stadt einfahren.


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Feiertag

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Ich hatte gestern ganz vergessen zu erwähnen, dass Sabine Geburtstag hat. Ein Hoch auf Sabine! Da wir gestern in einem kleinen Nest an der Straße nach Oudomxai übernachtet haben, hatten wir eine bunte chinesische Geburtstagstorte schon in Luang Namtha besorgt und dann in unserer Kühlbox mitgeschmuggelt. Die gab es zum Frühstück, gemeinsam mit Instantkaffee und scharfer laotischer Nudelsuppe – ein guter Grundstein für einen unvergesslichen Geburtstag.

Heute haben auch die laotischen Kinder davon Wind bekommen – sie säumen zu Hunderten die Strecke und alle wollen Sabine die Hand schütteln. Da sie das natürlich nicht alleine schaffen kann, helfen wir alle ein bisschen mit. Dafür haben wir uns auch eine extra lange Strecke ausgesucht – es geht über 100 km immer entlang am Ufer des Nam Phak, der bei Muang Khua in den Nam Ou fließt, auf dem wir am folgenden Tag unsere erste Bootsfahrt starten wollen. Am Abzweig in die abgelegene nördliche Provinzhauptstadt Phongsali schickt sogar die UN ein Fahrzeug zur Begrüßung vorbei. Wir machen kurz Mittag und strampeln weiter mit einem guten 20er Schnitt. Mittlerweile haben wir die Reisfelder mit den Speicherhäuschen, die wie kleine Wohnhütten aussehen schon eine Weile hinter uns gelassen und die Berge sind enger zusammengerückt. Ab und zu begegnet uns nur noch die eine oder andere der saisonalen Brücken, die hier in der Trockenzeit behelfsmäßig den Fluss überspannen.

Die Straße auf der wir unterwegs sind, wurde bereits 1968 von den Chinesen gebaut, um einen Verbindungsweg zur vietnamesischen Seite zu schaffen. Für die letzten 70 km und die Brücke über den Nam Ou hat es dann doch nicht mehr ganz gereicht und der Verkehr hält sich in Grenzen. Die Ränder wuchern schon ein bisschen auf die Straße hinaus, aber sie ist noch in ziemlich gutem Zustand und wir erreichen noch vor dem Abend problemlos unser Ziel.


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Dem Cowboyhut hinterher in die Berge

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Heute gibt es nach einem kurzen Abstecher zum Markt endlich mal wieder ein paar saftige Anstiege und wir dürfen bis auf 1100 m hinaufklettern. Obwohl, so dramatisch ist es dann gar nicht, eher im Gegenteil – das reinste Genussradeln. Wir sind die ganze Zeit unterwegs auf nagelneuer Straße und es geht bei moderater Steigung über unsere zwei Pässe. Die Strecke ist nicht zu lang, es bieten sich herrliche Ausblicke in die Berglandschaft, zwischendurch gibt es ein Picknick am Straßenrand und gegen Ende eine ausgedehnte Abfahrt.

Da strahlt auch Phet, unser Guide wie ein Honigkuchenpferd unter seinem Cowboyhut. Er ist 26 und war früher 7 Jahre lang Mönch. Jetzt ist er seit einem Jahr verheiratet und seine Frau bekommt bald ein Kind. Es ist das erste Mal, dass er mit einer Gruppe von China by Bike unterwegs ist und er hat nach eigener Aussage bisher höchstens Radtouren von 30 km Länge gemacht. Wir waren am Anfang etwas skeptisch, ob er bei den langen Etappen mithalten könnte, aber abgesehen davon, dass er einen etwas unregelmäßigen Rhythmus fährt, gibt er sich keine Blöße und wuchtet sich tapfer die Berge nach oben.

Der Fahrer unseres Begleitfahrzeuges wiederum ist der längste Laote, den wir jemals gesehen haben. Wenn er sich auf dem Dach seines kleinen LKW platziert, hat er den ultimativen Ausblick und weiß immer, in welcher Serpentine sich gerade die letzten Nachzügler befinden. Am hinteren Rand seiner Ladefläche stehen immer Obst- und Kekspackungen bereit, sowie eine große Kiste mit Eis für unsere Wasserflaschen. Außerdem hat er gleich noch seine Freundin mitgebracht, damit ihm nicht langweilig wird, wenn er uns immer den ganzen Tag hinterherzuckeln muss.

Es fährt (k)ein Zug nach nirgendwo

Auf den Spuren der Khmer vom 29.10. bis 27.11.2011
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Hinweis: Dieser Blogeintrag wurde von der Teilnehmerin Renate Exner verfasst. Vielen herzlichen Dank!
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Viertausend Inseln in zwei Tagen!! Was sich nach Stress anhört, war stattdessen für uns entspanntes Inselabhängen. Hier im südlichsten Zipfel von Laos, wo der Mekong seine größte Ausdehnung – stellenweise bis zu 14 km – hat, ist eines der Backpacker-Paradiese dieser Erde: Si Phan Don (= Vier Tausend Inseln). Je nach Jahreszeit (Regen- oder Trockenzeit) kann man einige hundert mehr oder weniger zählen. Die wichtigsten und größten sind Don Khong, Don Det und Don Khon. Südlich der Inseln stürzt das Mekongwasser über zwei der größten und eindrucksvollsten Wasserfälle Asiens über die Felsen herab. Diese Wasserfälle haben vor fast 150 Jahren die Träume der Franzosen platzen lassen, die als Kolonialherren über Indochina die Schätze der Region von China bis nach Vietnam den Mekong hinunter schiffen wollten.

Um den Traum doch noch zu verwirklichen, ließen sie ab 1893 eine Eisenbahn von der Nordspitze Don Dets bis zur Südspitze Don Khones bauen, um auf diesem Wege Güter und Passagiere an den Wasserfällen vorbeizuleiten. Welche Schinderei und Mühsal die Einheimischen bei diesem absurden Vorhaben erdulden mußten, läßt sich einer Sammlung alter sepiafarbener und bedrückender Fotos entnehmen, die ein Laote in einem Garten neben der Terrasse unseres Hotels aufgehängt hat. In fließendem Englisch lädt er uns freundlich ein, die kleine Ausstellung zu betrachten. Er selbst wohnt nicht (mehr) auf der Insel, sondern in Laos Hauptstadt Vientiane und ist gerade bei seinem Bruder zu Besuch.

Heute ist von diesem Großmachttraum der ehemaligen Kolonialherren nicht mehr viel übrig. Die Schienen der Bahn sind mittlerweile in Brücken verbaut, eine alte Schmalspurlok rostet vor sich, und an den Enden der Bahn sind jeweils große Verladerampen aus Beton, die vom Mekong aus eher wie häßliche Parkdecks aussehen. Von Nutzen für die Inselbewohner ist nur die kleine Brücke zwischen beiden Inseln, der ein französisches Flair nicht abzusprechen ist.

An der Strecke

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Touralltag: 8:30 Uhr Frühstück, es ist bedeckt bzw. neblig und reichlich kühl – 9:30 Uhr Abfahrt, es ist immer noch kühl – 10:30 Uhr die Sonne kommt raus, es wird warm – 11 Uhr wir bekommen das erste Mal Hunger (außer Alfons, der eigentlich immer Hunger hat) und essen Obst – 11:30 Uhr es wird heiß – 12 Uhr alle fragen, wann denn jetzt die Mittagspause kommt – der erste Reiseleiter fragt den zweiten Reiseleiter, wann jetzt die Mittagspause kommt – 13 Uhr es gibt Mittag – das dauert dann immer eine Weile, aber irgendwann geht’s wieder weiter, man kommt ein bisschen schwer in Schwung, aber irgendwann doch, spätestens dann, wenn die Sonne sich langsam senkt und es wieder kühler wird. Nach der Ankunft gibt es meistens ein Feierabendbierchen, dann auch bald Abendessen oder was die Zeit sonst noch so hergibt.

Einige Impressionen von der Strecke: tagsüber Wasser, mittags Softdrinks, abends Bier –laotische Straßenrestaurants haben eine biergartenähnliche Aura und sind mit Pin-Ups tapeziert – neben der Strecke findet die Reisernte statt – ein Mädchen der Hmong führt ihre Tracht vor – Alfons führt sich selbst auf der Waage vor, um seine Ansprüche auf das Abendessen zu bekräftigen – Manfred nutzt alles, was er finden kann, um sein Rad zu tunen

Laos ist ein junges Land. Was deshalb besonders auffällt, sind die vielen Kinder, die einem am Straßenrand begegnen. Je weiter man sich von den Hauptstraßen entfernt, desto wilder werden die Reaktionen auf Fahrradtouristen – kreischen, quieken, Haare raufen, die Hand des Fahrradtouristen abklatschen, die eigene Hand in den Mund stecken, auf der Stelle springen, unkontrolliert hin und her laufen. Als wir an einer Dorfschule vorbeiradeln, kann Günther als ehemaliger Lehrer nicht widerstehen und gibt ein paar Gratislektionen in Deutsch und Mathe. Das Interesse ist überwältigend und Günther begeistert von so viel Lernbereitschaft.

Wandertag

Goldenes Dreieck, 05.11. bis 30.11.2011

Eigentlich besteht heute die Möglichkeit, einen Ruhetag einzuschieben. Dazu hat aber niemand Lust und wir entschließen uns, wenigstens die Hälfte des Tages bei einer kleinen Wanderung zu verbringen. Zur thematischen Auswahl stehen: Bergdörfer, Urwald oder Aussicht. Die Wahl fällt mit großer Mehrheit auf Urwald. Wir werden direkt von unseren Bungalows auf das Begleitfahrzeug verladen und rollen am Flughafen vorbei Richtung Süden. Unterwegs sammeln wir noch schnell unser Mittagessen ein, das die Frau unseres laotischen Guides zubereitet hat, sowie einen weiteren Begleiter, der noch zusätzlich etwas Fisch und Büffelfleisch grillen soll.

Gleich zu Beginn der Wanderung wird unser Gleichgewichtssinn bei einer Bachüberquerung auf Baumstämmen auf eine erste Probe gestellt. Diese meistern wir, wenn auch mit miserablen Haltungsnoten. Es wird nicht die letzte Brücke gewesen sein, aber mit jeder geht es ein klein wenig besser. Langsam nimmt uns der Dschungel in sich auf. Wir folgen einem schmalen Bachlauf und das Licht fällt in schmalen Bündeln durch das Blätterdach. Nach einer Weile erreichen wir unseren Rastplatz, der leider auch bei den hiesigen Blutegeln sehr beliebt ist. Deshalb heißt es, Hosenbeine in die Socken! Auch wenn man damit ein wenig plump daherkommt. Unser Guide erklärt uns, dass die ganzen Tiger, Bären und Leoparden, die wir gerade nicht sehen, uns bereits mindestens zehnmal aus allen denkbaren Himmelsrichtungen taxiert haben. Da unsere Aufmerksamkeit momentan von den Blutegeln in Anspruch genommen wird, fühlen wir uns nicht allzu sehr beobachtet und setzen unseren Weg fort.

Der führt uns langsam aus dem Tal heraus in trocknere Gefilde, um doch noch in den Genuss eines Ausblicks zu kommen. Oben treffen wir auf eine Akha-Frau, die mit ihren drei Enkeln im Wald Nüsse sammelt und uns ermuntert Fotos zu machen. Die Akha sind ein südostasiatisches Bergvolk und in China unter dem Namen Hani bekannt. Wir sehen uns auch noch die winzige Hütte an, die sie vorübergehend bewohnt und deren auffälligster Einrichtungsgegenstand eine alte Flinte ist. Wieder unten im Tal bei den Blutegeln wird uns das Mittagessen auf Bananenblättern angerichtet – gegrillter Fisch und Büffelfleisch, Bambus mit Schweinefleisch, etwas Kohl, Tomatendip und natürlich der notorische Klebereis. Der Nachmittag steht dann im Zeichen der Entspannung.


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Im SPA in Taipeh

Die Schöne Insel, 21.10. bis 13.11.2011

Ein letzter Text von Monika, hoffentlich ist sie bald wieder dabei! Traditionsgemäß gab es gestern Abend die Lesung ihrer Reiseauf- zeichnungen, optimaler Abschluss. Die Tour war wirklich schön, aber was auch sonst. Die Gruppe bestand fast nur aus alten CBB-Hasen/-innen, der ganze Service und die ganze Infrastruktur hier waren perfekt. Die Natur wunderschön, doch vor allem: fühlt man sich einfach wohl auf Taiwan. Man wird nie bedrängt und hat immer das Gefühl, gut aufgehoben zu sein und gemocht zu werden. Tolle Menschen! Leider kaum Fotos der letzten Tage, die beschränken sich auf unsere letzten Zusammenkünfte. Man kann ja auch nicht immer nur fotografieren.

Juti, auf Wiedersehen also, bin noch für ein paar Tage in Taipeh und fliege danach für 2 Wochen nach Thailand, u.a. um eine kurze Erkundung zu machen (von Bangkok Richtung Südosten, an die kambodschanische Grenze). Für eine Pilottour Ende nächsten Jahres, Bangkok – Saigon. Irgendjemand Lust? 🙂

Also hier nochmal Monika, alles Liebe aus Taipeh nach München…

„Unser letzter Tag in Taipeh. Wir wollen ihn ganz entspannt angehen. Mit einer Wanderung, heißen Quellen und einem letzten Besuch auf dem Nachtmarkt. Die Thermalquellen sind im Norden der Stadt und per U-Bahn gut zu erreichen. Dort ein schönes Resort aussuchen, im heißen Wasser dümpeln, noch ein bisschen quatschen, das ist der Plan. Handtücher stibitzen, Bücher bereitlegen, das ist die Vorbereitung. Vielleicht gelingt es uns ja doch, ein paar Seiten zu lesen. Viel haben wir bisher nicht geschafft.

Und wir kommen auch diesmal nicht dazu. Der SPA Besuch wird etwas anders als geplant, denn wir landen in der öffentlichen Badeanstalt. Sie liegt am Hang hat mehrere Becken mit kaltem, warmen, sehr warmen und heißen Wasser. Und sie ist voller Menschen. Wir werfen Bedenken und Kleidung ab und setzen uns zu den Chinesen ins Thermalwasser. Wir betrachten uns gegenseitig voller Neugierde – man nimmt uns freundlich auf. Wir versuchen miteinander zu kommunizieren – das gelingt manchmal besser, manchmal schlechter. Wir haben Glück. Das erfahren wir von einem Bademeister, der mit Ghettoblaster und Schirm herumsteht, gestern ist das Wasser frisch eingelassen worden. Oft ist es schon mal eine Woche alt und dann etwas trübe.

Leider ist hier Fotografieren verboten. Schade, wirklich schade – denn jeder einzelne Mensch, all die verschiedenen Bekleidungsmöglichkeiten, Kopfbedeckungen und Baderituale sind ein Foto wert. Offensichtlich ist es für Taiwanesen schwierig zu akzeptieren, dass der Kopf nass wird. Es regnet in die Open-Air-Becken hinein und der Kopf wird mit Duschhauben, Einkaufstüten, Aufgußtöpfen und Handtüchern geschützt. Hans ist bereits nach zwei Minuten kaum noch von den Mitbadenden zu unterscheiden. Mit einem elegant auf dem Kopf liegenden Läppchen wandert er umher. Wir kriegen den Mund fast nicht mehr zu, so viel gibt es zu sehen. Eine Frau steht mit einem Regenschirm unter der Brause, schützt sich vor Regen und duscht gleichzeitig. Männer klopfen sich auf die Pobacken und stoßen seltsame Rufe aus. Große Sonnenbrillen sitzen auf jeder zweiten Nase – es regnet übrigens.

Baden macht hungrig – auf dem Rückweg zum Hotel plündern wir das Laufband eines Sushi-Landens und essen 72 Teller leer. Und tragen unsere ungelesenen Bücher zurück zum Hotel. Entspannt geht es weiter – eine letzte Massage, Einkäufe, Tempelbesuche. Dann treffen wir uns in einem kleinen Café und driften langsam in den letzten gemeinsamen Abend. Ein Gläschen Wein, ein paar Crêpes und ein gemeinsamer Rückblick auf eine schöne Reise. Morgen geht es zurück – Edeka statt 7 Eleven und Pumpernickel statt Dampfbrötchen. Jeder isst dann wieder von seinem eigenen Teller und es gibt keine gemeinsames Stäbchenstochern. Deshalb noch einmal Nachtmarkt. Gewühl, Geschrei, Geblinke. Noch einmal futtern, lachen, spielen.“