TT = Toller Tag

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Den Blog übernimmt heute erneut und dankenswerter Weise Gevatter Eckart. Er hat sich scheinbar vor allem der Vogelschau gewidmet. Die Zeit auf dem Rad wiederum wurde nach ca. 20km unterbrochen, deshalb heute kein Track…

Die drei radfahrenden Helden starteten kurz nach 9 Uhr, die Gruppe China-By-Car gleich hinterher. Unterwegs grüßte der Himalaya in strahlender Schönheit – wie wir später hörten, ist er nur an wenigen Tagen im Jahr derartig zu erblicken. Nach den anfänglichen Regentagen haben wir nun großes Glück.

Die Reise endete erstmal am Kontrollpunkt der Militärpolizei. Ein junger Offizier warf uns in barschem Ton aus der Kontrollstation. Die Gruppe wäre nicht vollständig und so lange würde er nichts für uns tun. Draußen erklärte er dann etwas freundlicher, dass die Bestimmungen nun mal seien. Lhaba telefonierte sofort mit Jan, bekam aber erst nach längerer Zeit einen Kontakt. Die Radfahrergruppe lud sofort und ohne zu Zögern die Räder in den LKW und erreichte uns nach ca. einer Stunde. Der Everest zeigte sich weiterhin in seinem schönsten Gesicht. Kurz vor dem Basecamp (man darf nicht ganz hinein) hatten die Fotoapparate viel zu tun. Die 5km zurück sind wir dann zu Fuß gegangen.

Ein erstaunliches Vogelleben zeigt sich in dieser Höhe: Dohlen, Krähen, Elstern, und auch Spatzen und Bachstelzen. Ein gegen die Sonne fliegender Vogel hatte einen Kopfschmuck und weiße Streifen an den Flügeln. Ferner große Gruppen von spatzenkleinen Vögeln, die aber in so weiter Entfernung auffliegen, dass nichts zu erkennen ist. Dazu viele Yaks, Schafe, Ziegen auf den Feldern, und kurz vor dem Basecamp Tibetantilopen und Steinböcke. Eigentlich wollte ich ja gar nicht darüber sprechen, um nicht noch mehr Autofahrer anzulocken, aber Paaarkplätze gibt es hier, in riesenhafter Auswahl.
Die Stubenältesten sind übrigens: Helmut, aus Bayern, und ich, aus Norddeutschland. Wir verstehen uns bestens und haben zusammen frohgemut den Gyatso La (5250m) geschafft. Also herzliche Grüße von Gevatter Helmut und mir, dem Obergevatter Eckart!

China-by-Bike, China-by-Car

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Text heute kommt von Eckart, die Bilder sind von mir. Für uns alle war es ein spektakulärer Tag, mit Sichten über die ganze Hauptkette des Himalaya, von Makalu bis Shishapangma

In Baipa (4300m) trennte sich unsere Gemeinschaft in zwei Gruppen. Eine war weiterhin China-by-Bike, die andere mutierte zu China-by-Car. Zwei unserer Gruppenmitglieder blieben dem Rad treu um mit Jan die Schotterpiste in Richtung Mt. Everest zu fahren.

Die Bürokratie forderte ihren Tribut. Um die Straße zum Everest benutzen zu dürfen, mussten wir in einem Kontrollhäuschen in Reihe antreten, Pass und Ticket vorlegen. Nach der Kontrolle hatte der Fahrer nur noch einen daumengrossen Zettel – dann durften wir durch. An der Abzweigung von der Straße nach Kathmandu stand ein Durchfahrts-Monument, einfach in die Landschaft gestellt, noch ohne weitere Anbindung an die vorhandene Straße. Eine weitere Kontrolle unserer Tickets und wir trennten uns.

Unser Teil der Gruppe ratterten im Kleinbus durch eine fantastische und menschenleere Landschaft. Eine ungeheure klare Fernsicht, wie ich sie selten erlebt habe. Die Wegeverhältnisse waren „schräglich“ Waschbrettpiste, Spurrillen ausgewaschener Wasserläufe und tiefe Wasserlöcher. Trotz der Höhe war es warm, die Sonne erwärmte zusätzlich unseren Bus, außer dem Kopfwackeln und Körperschütteln fühlten wir uns wohl. Nach langer Zeit sahen wir die Gebetsfahnen und es eröffnete sich uns eine erstaunliche Fernsicht auf den Himalaya. Wir hatten den Pass Gyo La, 5.200 m, erreicht. Mit einer wolkenfreien Sicht auf die riesigen Berge.

Wir waren zwar alle am Tag vorher schon auf diese Höhe geradelt, doch schon wieder schlauchte die Höhe. Immer wieder schrie die Kamera „lass mich raus, lass mich raus“. Anschließend fuhren wir runter nach Passum (4300m) mit weiterhin „ratter ratter“ „ruckel ruckel“ peng und zack. Ich dachte nur übers Auto wärst du kein Wagen geworden. Selbst als Beifahrer litt man aber doch etwas mit dem Auto.

Unsere Herberge in Passum: ein wunderschönes tibetisches Haus. Eine nette Familie empfing uns, leider mit den üblichen totalen Sprachschwierigkeiten. Ein Spaziergang im Ort zur Schule und zum Kloster rundeten das wunderschöne Bild ab. Der Mount Everest grüßte von der Ferne mit seiner eisigen Unnahbarkeit. Wieder im Guesthouse holten wir das Spiel Sho heraus, eine Art Mensch Ärgere Dich Nicht. Unerhört, Helmut der Anfänger gewann. Da ich mich um das Mitspielen gedrückt hatte, konnte ich lernen, wie man mit Yak-Mist heizt. Das Feuer war erstaunlich rauchlos und glimmte wohl mehr als es brannte. Aber dennoch war das Ofenrohr glühend heiß. Unsere 3 Radler kamen pünktlich, noch im Hellen an und wir hatten das übliche Schmutzbier.


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Entlang der Teestraße

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Heiter, nicht wolkig, 22 Grad, Sonne, Berge, Grabsteine und über 1000 Höhenmeter

First Bend Yangzi
Mit obigem Ausblick gehen wir heute auf die Reise, und dann steigert sich die Szenerie. Sogar der Jadedrachenschneeberg, ein gemeinhin scheuer über 5.600 Meter hoher Eisriese, zeigt sich unverhüllt, nicht nur für einen Augenblick, sondern den ganzen Tag.
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Zu den Schneebergen

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke: ca. 80 km, Wetter: ein Träumchen

Ein Tag voller Sonnenschein, und weil die Höhensonne stärker brennt, blüht mir jetzt ein knallroter Zinken im Gesicht. Losgefahren sind wir bei Tagesdämmerung, da war es noch richtig kalt. Offizielle Zeit in Tibet ist wie überall in der VR China zentrale Beijing-Zeit, die sich nach der Sonne ein paartausend Kilometer weiter östlich richtet. Der Tagesanbruch ist also entsprechend spät und die Leute richten sich in ihren Gewohnheiten auf spätere Uhrzeiten ein. Das Hotelpersonal musste erst aufgeweckt werden, um uns um 7 Uhr das Frühstück zu servieren. Um 8 ging es los, die Sonne ging auf, die Atmosphäre war ruhig und schön. Leider konnten wir nach ein paar Kilometern nicht westlich in Richtung Kailash (Wegweiser: knapp 1100km) sondern mussten nach Süden abbiegen…beschattete und kühle Täler für weitere zwei Stunden. Aber dann: Sonne, windstill, und wenn Wind, dann von hinten!

Wir können stolz sein, der Gyatso La ist der höchste Punkt des Friendship Highway auf knapp 5250m, wir sind alle darüber gerollt! Herbert hat von uns am meisten mit der Höhe zu kämpfen, aber auch er hat sich die letzten Höhenmeter nicht nehmen lassen. Dagmar und Rosi, Gevatter Eckart: famose Leistung!!! Als Belohnung hatten wir dann eine samtweiche Abfahrt, herrliche Landschaft am Wegesrand, von den Schneebergen in das raue tibetische Braun, und zum Schluss erste unverstellte Blicke auf den Mount Everest.


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Wenn Engel am Yangzi radeln

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Traumtag im Yangzi-Tal, 107 km, hügelig von Tacheng nach Shigu

Was sich gestern schon angedeutet hat, ist heute Gewissheit: Die Regentage sind vorbei, Herbst in Yunnan ist angesagt und wird uns die nächsten Wochen begleiten. Alles mehr als zwei Regentage bis Saigon wäre eine Überraschung.
Wir beklagen uns auf jeden Fall nicht!
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Hopp, skip und wieder am Yangzi!

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Es klart auf! 87 km von Weixi zum Yangzi

Manchmal fehlen mir die Worte! So nach dem gestrigen verregneten Tag, den ich damit verbracht habe, von Weixi mit dem Taxi 200 km hin und 200 km zurück nach Zhongdian zu fahren, um endlich an Geld zu kommen. Die Banken in Deqin und Weixi haben uns trotz gegengesetzter Kennzeichnung (Visa, Master, Maestro) nicht gemocht, und wir waren schlichtweg blank. Habe ich also einen kleinen Geldkoffer in Zhongdian gezogen, nebenbei eine tolle neue Route am Yangzi entlang erkundet und war tatsächlich pünktlich zum Garküchengelage wieder in Weixi.
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Lhatse

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke, km, Wetter

Also gut, solange unten lustig gewürfelt wird, wird noch ein wenig Text absgesondert, immerhin besteht heute nochmal die Hoffnung auf Internet, die nächsten Tage eher nicht mehr…schwierig, denn es war ein Tag, der so dahingleitet, schön und pannenfrei.

Bestes Wetter, das obligatorische Gruppenfoto bei KM 5000 (von Shanghai aus, auf der Staatsstraße 318), ein machbarer Pass und die dazugehörige Aussicht, ein entzückendes Picknick mit neugierigen Zuschauern, dann lange Geraden durch tibetische Landwirtschaft und schließlich Ankunft in Lhatse. Das Hotel ist nett, mit einem ruhigen Innenhof, das Städtchen macht am Anfang nicht viel her (chinesischer Beton) aber wird interessant auf den zweiten Blick. Morgen müssen wir früh raus, es geht auf den höchsten Punkt der Tour und rein in das Everest-Gebiet.


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Sonne

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke ca. 80km, Wetter: hervorragend

Das Wetter war bisher von regelmäßiger Durchwachsenheit. Morgens kühl und bewölkt, dann eine kurze Regenphase, nachmittags aufklarend und teilweise ziemlich heiß. Abends hat es sich dann wieder zugezogen und nachts teilweise heftig geregnet. Das ist sonderbar, sehr späte Ausläufer des Sommermonsuns, die es über das Hochgebirge geschafft haben. Andere Reisende, überland von Nepal herkommend, haben den Himalaya-Hauptzug nur in Wolken und Regen erlebt, also gar nicht. Aber jetzt: siehe da, alles klart auf, die Wetterprognose zeigt nur noch Sonnen und wir starten in den nächsten Abschnitt der Reise unter blauestem Blau.

Losgelegt haben wir erst nach dem Mittagessen, eine kurze Etappe und ein elendiges Straßendorf zum Übernachten, das Radfahren war herrlich und ruhig. Als wir an dem Übernachtungsort ankamen, mussten wir leider feststellen, dass dieses recht verschranzte Teehaus kurz zuvor von der Regierung für die Bauarbeiter konfisziert worden war, die müssen hier gerade Kanäle buddeln. Also noch eine gute Stunde weiter in der Hoffnung, im nächsten Kaff irgendwo unterzukommen.

Wie so oft hat sich alles gefügt, die kleine Herberge war nett und sauber, die Betreiber-Familie war ganz toll. Für die Kinder waren wir wie vom anderen Stern, aber irgendwann haben sie Zutrauen gefasst. Genauso wie die Hauskatze, die nicht mehr von Rosi und Jürgen lassen wollte. Lhaba hat in der Küche geholfen, abends haben wir das Sho-Spielen gelernt (das tibetische Nationalspiel, Würfeln). Das alles in einer Szenerie ähnlich der von No Country for Old Men (Vergleich stammt auch von Jürgen und trifft).


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Fitow und Danas

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Shanghai am 7.und 8.10.2013

… heißen die beiden Taifune, deren Ausläufer wir am Montag und Dienstag in Shanghai zu spüren bekommen haben.

„Flutchaos nach den heftigsten Regenfällen seit 52 Jahren“ titelt die Shanghai Daily an unserem Abflugtag. In der Nacht zum Dienstag sind in Shanghai durchschnittlich 153 mm Niederschlag gefallen, in manchen Stadtteilen waren es über 200 mm. Etliche Straßen überflutet, ein Stück Damm am Huangpu gebrochen, einige U-Bahn Tunnel voller Wasser, 6.000 Feuerwehrleute im Einsatz und 37 gestrichenen Flüge – so die Bilanz in Shanghai nach den beiden Wirbelstürmen, die mehr Regen gebracht haben als die schweren Taifune Haiku im letzten Jahr und Matsa in 2005. Dabei sollte die Taifun Saison im Oktober längst vorbei sein.

Seitdem wir am Montag Mittag gelandet sind, hat es ununterbrochen geregnet bzw. geschüttet. Ich überlege ernsthaft, Gummistiefel oder Wassersandalen auf die Packliste zu setzen – denn so ausgerüstet bewegen sich die Shanghaier durch ihre Stadt. Dem modischen Geschmack sind hier keine Grenzen gesetzt, wir haben sogar das Modell Cowbow-Stiefel gesehen. Was macht man an Taifun-Tagen, wenn man nicht den ganzen Tag im Café oder Hotelzimmer verbringen möchte? Ins Museum gehen zum Beispiel. Nach dem Stadtplanungsmuseum, das einen guten Überblick über Baustile und Stadtentwicklung gibt und dem berühmten Shanghai Museum, in dem wir neben europäischen Impressionisten und Jahrtausenden chinesicher Kunst auch die Tracht und Batiken der Naxi aus Yunnan wiedergefunden haben, wollten wir in die „Realität“ zurück. Parks, Shikumen (Shanghaier Reihenhäuser in chinesisch-englischem Stilmix), ein paar geöffnete Stände auf dem Antik(fake)markt der Dongtai-Straße, das heruntergekommene Altstadtviertel, der quirlige Basar des Yu-Garten – diese Orte sind bei Regen vorteilhaft menschenleer. Nachdem ich die einzig geöffnete Fährlinie ins Neubaugebiet Pudong gefunden habe, setzen wir über. Hier soll in zwei Jahren der Shanghai Tower mit 632 m Höhe seine Nachbarn Jinmao-Tower und den „Flaschenöffner“ um einiges übertreffen. Heute ziehen die Wolkenfetzen tief um das Dreigestirn, und nur ab und wird der Blick frei auf die Baukräne in luftiger Höhe. Unseren letzten Abend feiern wir im 10.Stock der Super Brand Mall, mit einem tollen Blick auf die beleuchteten Kolonialbauten am Bund. Um zehn Uhr werden die Lichter abgeschaltet, Stromsparen ist angesagt, außerdem sind bei Regen sowieso nur eine Handvoll Westler und hartgesottene chinesische Touristen draußen.

An dieser Stelle sei nochmal ein ganz dickes Lob an die Gruppe ausgesprochen, die trotz Regen und Sturm tapfer quer durch die Stadt gestapft ist.

So geht eine schöne Reise zu Ende. Zu Hause werden wir mit einer saftigen Verspätung der deutschen Bahn auf allen Linien begrüßt. Ich hoffe, Ihr seit alle noch am selben Abend heimgekommen. Lieben Gruß und macht`s gut.