Feuchte Tage im Tal des Schwarzen Flusses

– and „we keep on biking to the end!“ (Queen)

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Statistische Übererfüllung des Regenkontigentes, insgesamt 185 km mit dem Rad und 140 km mit dem Bus von Nanjian über Jingdong und Zhenyuan nach Ning’er

Eigentlich fing es gut an. Nanjian zeigte sich am frühen Morgen bedeckt, dann klarte es Mit-Pass ein wenig auf, um dann auf dem langen Weg nach unten (90 km, 700 Höhemeter) richtig schön zu werden.
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Die ganze Affenbande brüllt…

An den Hängen des Himalayas, 18.10. bis 11.11.2013

Herzlich willkommen bei unserer Nepal-Reise, die Vorzeichen stehen gut! Wir sind im Kantipur Temple House in Kathmandu, ein bemerkenswertes Hotel, geführt von einer bemerkenswerten Familie. Plastik z.B. ist Tabu, Plastikflaschen und Dosen schmuggelt man hier mit schlechtestem Gewissen aus dem Hotel raus (und könnte sie wie alle anderen Nepalesen in den nächsten Straßengraben schmeißen, aber kein Spott, denn es braucht Vorbilder). Man fühlt sich sehr wohl hier, das Wetter stimmt und die Wetterprognose stimmt uns alle euphorisch.

Wir haben heute ein paar klassische Sehenswürdigkeiten abgeklappert, das war gerade das richtige, um hier anzukommen. Unser Guide Ahbi war extrem lässig und die Stimmung in der Gruppe (alles Altgediente, außer meinem Vater, aber der ist lernfähig) ist prächtig. Patan, Pashupatinat, Boudnath, Höhepunkte in alter nepalesischer Geschichte, in Hinduismus und Buddhismus. In Patan hatten wir besonders gute Schwingungen (der Ort der vielen Klangschalen-Manufakturen), in Boudhnat haben wir Thangkas gekauft und in Pashupatinat hat uns fast eine Affenbande über den Haufen gerannt. Dazu eine Staffelübergabe von Eckart (auf der letzten Tibet-Tour) an uns bzw. an meinen Vater: er ist seine elende Radtasche tatsächlich noch losgeworden, na vielen Dank!

Yunnei

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Yunnan – „Südlich der Wolken“… was für ein blöder Name, denke ich mir, als wir uns auf der 40 Kilometer langen Abfahrt ins Tal des Roten Flusses, kurz hinter unserer heutigen Passhöhe, immer tiefer im dichten Nebel verlieren. Yunnei sollte es heißen – in den Wolken… Der 32 Kilometer lange Anstieg heute Vormittag brachte uns von 1300 auf knapp 2000 Höhenmeter. Zielort unserer heutigen Etappe ist Yuanyang, ein schmuckloses, aber doch gepflegtes Nest und Ausgangspunkt für Tagesausflüge zu den weltbekannten Reisterassen der Hani-Minderheit.

Der heutige Tag verlangt uns schon was ab. Trotz Nebel und Regen auf der Höhe werden wir später aber mit schönen Ausblicken belohnt. Alles beginnt am Morgen mit einem Schlauchwechsel – business as usual. Dann der 32 Kilometer Anstieg, den wir aber im großen und ganzen als angenehm empfinden. Während wir uns langsam die Passstraße hochwinden, werden Autos, Lastwagen und Industrieanlagen immer weniger. Der Trubel auf der Ebene wird abgelöst von einem immer dichter werdenden Wald und außer dem Zirpen der Zykaden, hören wir bald fast nur noch den eigenen Atem (und das immer nervtötender werdende klappern meines Schutzbleches).

Günthers Sonnenscheinprognose für das Tal auf der anderen Seite bestätigt sich leider nicht. Auf der Passhöhe machen wir kurz Sammelpause und schießen einen Haufen Fotos von der Tochter des Tankstellenwartes. Christine verschenkt Kekse und selbst gestaltete Buttons, mit denen sie unterwegs immer wieder die Herzen der Kinder gewinnt. Kurz hinter dem Pass wird der Nebel immer dichter. Bald sehen wir nur noch fünf bis zehn Meter weit. Dazu kommen noch die immer schlechter werdenden Straßenverhältnisse. Die Buckelpiste wird im Nebel und Regen zu einer regelrechten Schlammfahrt – abenteuerlich, spannend und ein großer Spaß, finde ich, wenn man doch bloß noch die Aussicht genießen könnte.

Dann, nach den ersten zehn Kilometern reißt der Nebel hier und da auf und gibt immer mehr Blicke ins Tal frei. Wirklich gut wird das Wetter aber nicht, die Sonne jedenfalls bleibt hinter Wolken versteckt. Aber was heißt schon gutes Wetter? Alles eine Frage des Standpunkts. Wir sind schon mal froh, dass wir den Nebel bald hinter uns lassen. Und auch der Dunst der letzten Tage ist uns nicht auf diese Seite des Berges gefolgt, sodass wir erstmals auf unserer Tour wunderschöne Ausblicke in die Berglandschaft Süd-Yunnans genießen können. Während die Ebene aus der wir kommen streckenweise sehr zersiedelt wirkte, scheint die Bergregion um den Roten Fluss nur spärlich besiedelt zu sein. Hier und da ein altes Dorf, Reisterrassen, Wälder und weite Täler.

Als wir uns nach einigen Kilometern am Flussufer fast am Ziel wähnen heißt es noch einmal kurz Schlauchflicken und dann ist es geschafft. In unserem Hotel wird heute der erste Geburtstag eines Kindes gefeiert (ein lokaler Brauch hier in der Gegend). Hunderte sind eingeladen, wir denken erst wir sind das dritte Mal in einer Hochzeit gelandet. Während wir unser Schmutzbier, die Mutter aller Schmutzbiere, am Straßenrand vor dem Hotel zu uns nehmen sind wir umringt von Kindern und ihren Eltern die unsere seltsame Erscheinung bestaunen. Kein Wunder, wir sind schon ein seltsamer Haufen mit unseren Rädern, schmutzig, abgekämpft aber glücklich über die bewältigte Etappe und das wohlverdiente Bier. Nach einem nötigen Abstecher in der Auto-/Fahrradwaschstraße checken wir im Hotel ein und gönnen uns auch eine Wäsche.

Vor dem Abendessen organisieren wir dann noch einen Bus, der uns morgen zu den berühmten Reisterrassen der Gegend bringt. Der Kontaktmann über unser Hotel ist nicht mehr aufzutreiben, drum wird die ganze Sache etwas schwieriger. Eine gute Stunde und mehrere mehr oder weniger windige Angebote später, handeln wir einen akzeptablen Deal aus. Der Hunger sitzt uns im Nacken und endlich können wir essen gehen.

Auf Studienreise

Wir verbringen den heutigen Tag in Jianshui und Umgebung und machen fast ein bisschen einen auf Studienfahrt. Nach dem Frühstück steigen wir auf unseren sieben mal zwei Räder zählenden Touribus und los gehts mit dem Kulturprogramm: Wir schauen uns den Konfuziustempel an, besichtigen beim Geldwechseln in der Bank of China den Kraken der chinesischen Bürokratie und fahren dann einige Kilometer außerhalb der Stadt in die Qing-zeitliche Ortschaft Tuanshan, den Heimatort der Zhang-Sippe. Da der Blog zur zweiten Radetappe nach Jianshui entgegen aller Ankündigungen mal wieder etwas länger wurde, greifen wir heute auf radikalere Methoden zurück, um unserem Berichtsrückstand zu Leibe zu Rücken: den Bilderblog. Viel Spaß!

Snickers-Puja

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke,ca. 35 km, Wetter: heiter bis wolkig

Eine Puja ist ein hinduistisches Ritual, in dem man Göttern oder bestimmten Sachen seine Ehre erweist. Wir sind heute zum Ganesh-Schrein am Durbar Square von Kathmandu zurückgekehrt, dort wo unsere Reise begann. Traditionell wird hier um sicheres Geleit gebeten, vor gut drei Wochen haben das Helmut, Eckart und ich übernommen und es hat ja auch wunderbar geklappt. Also Danke, lieber Ganesh, und nicht eifersüchtig sein wenn unser eigentlicher Verehrungsgegenstand das letzte Snickers war. In Tibet: jeden Tag ein bis zwei Snickers, für alle außer unseren Asketen Uli. Wir hoffen alle, dass wir die Dinger auf unbestimmte Zeit nicht mehr sehen müssen, aber dankbar waren wir trotzdem!

Herbert hat Geburtstag, herzlichen Glückwunsch!!! Ihm hat die Höhe am meisten zu schaffen gemacht aber er hat es geduldig und klaglos ertragen, Hut ab dafür. Wir haben ihm nach dem Frühstück erstmal 5km Anstieg gewidmet, das hat ihm gefallen ; ) Aber dann ging es hinein in den Kessel von Kathmandu, in die große Stadt, im Slalom um hupende Busse und manische Motorräder herum, das lief wie geschmiert und wir waren viel früher im Hotel als erwartet. Hier noch einmal der Dank an den Elefantengott: kaum Pannen, keine Stürze, und wenn man hört, was jetzt in Tibet los ist (Schneeeinbrüche und Stürme, fast 100 Leute vom Everest Basecamp evakuiert, sogar Tote), dann könnte man tatsächlich an den Schutz höherer Mächte glauben.

Auf der Teestraße 1

Auf den Spuren von Wanda, 26.09. bis 14.12.2013

Gemütlicher Vormittag in Weishan, Nudelsuppe, 40 km Abfahrt nach Nanjian, Poetenwetter (chin. für Waschküchenwetter)

Manche Städte haben Glück. Weil sie ein historisches Erbe haben. Sich dessen bewusst sind. Und nicht zu leicht zugänglich sind. Letzteres trifft auf Dali leider nicht zu, und so hat sich in meiner einstigen chinesischen Lieblingsstadt, in der ich zusammengerechnet fast ein Jahr verbracht habe, ein ungesundes Biothop aus Geldgier, Touristenschwemme und Disneyland-Tendenzen entwickelt. Sicher, es gibt sie noch, die ursprünglichen Ecken, die kleinen, leckeren Restaurants, die kaum veränderten Häuser und Gassen. In der Regel drängt man sich jedoch durch eine Melange aus vergnügungssüchtigen chinesischen Backpackern, Abzockbuden, die als Cafés firmieren und touristische Menschenmassen. Es hat einen Hauch von Ballermann, mit chinesischen Charakteristika.
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Abstecher ins kaiserliche China

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Nachdem wir dem Pannentod am Morgen mal wieder von der Schippe gesprungen sind, führt uns unsere zweite Radetappe über 80 Kilometer auf hügeliger aber ruhiger und landschaftlich schöner Strecke in die alte Provinzhauptstadt Jianshui, einem fernab von Peking gelegenen Zentrum der kaiserlichen Kultur Chinas. Das Wetter ist heute eigentlich gut, wenn nur dieser Dunst mal weg wäre…

Ein Wort vorweg: Wir sind so sehr mit reisen beschäftigt, dass wir mit unserem Blog mittlerweile gute vier Tage im Verzug sind. Darum versuche ich mich in den nächsten Einträgen mal etwas kürzer zu fassen. Irgendwann ganz bald versuchen wir dann quasi in Echtzeit von der Straße zu berichten.

Nun also (kurz) zu unserer Fahrt von Tonghai nach Jiangshui: eigentlich hält uns an diesem Morgen nicht all zu viel in Tonghai. Der Ort liegt auf halber Strecke nach Jianshui, hat selber aber nur wenig zu bieten. Ganz nett ist die neu errichtete „Altstadt“ mitsamt Fußgängerzone, in der es aber von Geschäften wimmelt. Ansonsten viel Lärm, Industrie und noch immer dieser Dunst. Wir sind zunehmend davon überzeugt, dass es sich eigentlich um als Dunst getarnten Smog handelt. Nach dem Frühstück in einem viel besuchten Mixian Restaurant (Mixian = Reisnudeln; Spezialität von Yunnan) am Eingang der „Altstadt“, sind wir eigentlich bereit loszufahren. Dann zerreißt es Bernd beim losfahren allerdings prompt die Kette. Nach meinen drei Touren diesen Sommer mit lediglich einer Handvoll platter Reifen, scheint es uns diesmal böse zu treffen… die Bilanz nach 1 ½ Fahrradtagen verheißt nichts Gutes. Wir entschließen uns die Kette um ein Glied zu kürzen und die Ersatzkette noch aufzubewahren – die nächste Panne kommt bestimmt.

Nach diesen Startschwierigkeiten entkommen wir dann doch noch aus Tonghai. Eine knapp 20 Kilometer lange Abfahrt führt uns auf ruhiger, wenig befahrener Straße durch schöne Dörfer und Täler. Ein willkommener Kontrast. Die gleiche Höhendistanz geht es gegen Ende der Etappe dann auch wieder hinauf. Nach dem bestandenen Aufstieg rasten wir kurz vor einem Xiao Maibu (einer Art chinesischer Tante Emma Laden) und fahren dann auf einer zweiten Abfahrt die letzten Kilometer in Richtung Jianshui.

Unser Zielort Jianshui zieht uns schnell in seinen Bann. Im kaiserlichen China war der Ort Provinzhauptstadt von Yunnan, weshalb die Altstadt heute mit Zeugnissen kaiserlicher Kultur gespickt ist. Wir alle wissen auf dem Weg hierher nicht genau was uns erwartet. Nach einer kurzen Fahrt durch die schmucklosen Randgebiete fahren wir dann direkt auf das gigantische Chaoyang Tor zu. Seinem Namensvetter in Peking, dem Eingangstor auf den Platz des Himmlischen Friedens, steht dieser Bau in nichts nach. Das Tor verspricht nichts was die Stadt dahinter nicht halten kann: Zahlreiche Tempel jeder Spielart, allen voran der Konfuziustempel (der zweitgrößte Chinas), ein Prüfungshof auf dem im alten China die Beamtenanwärter geprüft wurden und viele viele traditionelle Hofhausanlagen.

Stichwort Hofhausanlagen: Die größte dieser Anlagen und unsere Bleibe für die nächsten zwei Nächte ist der Zhujia Huayuan. Der „Garten der Familie Zhu“ ist ein Anfangs unübersichtliches Labyrinth von Innenhöfen, Durchgängen und Seitenhäusern mit einer Spielbühne und einer großen Gartenanlage drum herum. Genau richtig um nach zwei Tagen auf dem Rad die Seele baumeln zu lassen und morgen ein bisschen Kulturprogramm zu machen. Erst einmal gibt es aber ein Schmutzbier und, nach der verdienten Dusche, ein erstaunlicherweise leckeres Abendessen (Klaus besteht darauf die fritierten Maden zu degustieren) in traditionellem Ambiente.

Mondän Mondän

Auf dem Dach der Welt, 24.09. bis 20.10.2013

Strecke: knapp 70km, Wetter: heiter bis wolkig

Sehr bequem hier im Dhulikel Mountain Resort, der Strom läuft, das heiße Wasser auch, alles scharwenzelt um einen rum. Das gefällt uns natürlich gut. Und das haben wir uns auch verdient, wenn man das so sagen darf, die Strecke heute war härter als gedacht. Erst einmal schön und relativ verkehrsarm bergab, vom Last Resort aus nach Bahrabise, die Straße war zum Teil sehr lawinenbeschädigt. Dann ein Stich in Richtung Dolalghat, Steigung und dergleichen sind natürlich kein Problem mehr, aber diese plötzliche Mittagshitze…vorgestern haben wir noch gebibbert, die Schwankungen sind extrem. Und schließlich der Schlussanstieg: noch einmal 700 Höhenmeter, Luft und Energie sind da, trotzdem eine Herausforderung, Busladungen über Busladungen werden aus den Heimatdörfern nach Kathmandu zurückgekarrt (von den großen familiären Dashein-Zusammenkünften) und hupen uns fast über den Haufen. Ein anderer Straßenverkehr, eine völlig andere Energie plötzlich.


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Opferfest عيد الأضحى

Tal des Roten Flusses, 12.10. bis 03.11.2013

Unsere erste Radetappe führt uns über 85 Kilometer auf meist flacher Strecke vom Ufer des Fuxian Sees nach Tonghai. Das Wetter bleibt trocken aber die Sicht ist schlecht

Das Abendessen vom Vorabend haben wir alle relativ schadlos überstanden. Pünktlich um neun sind die Frühstücksnudeln verdrückt, die Koffer verladen (wir sehen unser Gepäck erst übermorgen wieder), die Fahrräder bepackt und gesattelt. Dietmar, der Herr über das GPS, vorneweg, setzt sich unser Tross in Richtung Hanoi in Bewegung.

Unser Weg führt zunächst am Seeufer entlang durch mehrere kleine Dörfer. Wie gestern auch schon, ist uns das Wetter nicht allzu gut gesinnt (klar, schließlich hat Günther seine Nudeln am Vorabend kaum eines Blickes gewürdigt). Der Großteil des Sees und das gegenüberliegende Ufer bleiben im Dunst verhüllt. Hier und da lassen schemenhaft erkennbare Hügelketten aber eine sehr schöne Landschaft erahnen und die ganze Szenerie hat etwas mystisches (man siehts schön auf den Bildern von gestern und heute…). Statt auf den verhüllten See richten wir unseren Blick also auf die Straße – sowieso besser beim radeln. Die Gegend die wir durchfahren macht einen sehr fruchtbaren Eindruck und die gesamte Tagesetappe über begleitet uns die Lauch- und Korianderernte der Landbevölkerung (der Koriander lässt sich schon lange im Voraus erschnüffeln).

Die ländliche Kulisse wird für einige Kilometer entlang des Fuxian Sees jäh von Hotels, Restaurants und Badebedarfsgeschäften unterbrochen. In den Sommermonaten scheint die Gegend ein wahres Badeparadies zu sein. Als wir an einem gigantischen im Bau befindlichen Betonklotz/Hotel vorbeifahren, fühlen wir uns alle stark an unseren letzten all-inclusive Urlaub an der Mittelmeerküste erinnert. Hach… Auch hier ist Mitte Oktober die Badesaison aber beendet so dass wir unbehelligt von Badegästen und Touribussen den Fuxian See in Richtung Xingyun See hinter uns lassen.

Hier angekommen legen wir eine kleine spontane Pause ein. Hinter einer Bogenbrücke gelegen haben wir eine alte Dorfgasse mit traditionellen Holz/Lehmbauten ausgemacht, die wir erkunden wollen. Unter neugierigen Blicken hieven wir unsere Drahtesel die steile Brücke hinauf und wieder herab. Schnell sind erste Bekanntschaften geschlossen. Viele der Häuser befinden sich zwar leider in einem fast baufälligen Zustand, die alten Schnitzereien und Innenhöfe zeugen aber von hohem handwerklichen Geschick der Bauherren. Nach dem kurzen Umweg stärken wir uns einige Kilometer weiter mit gebratenen Nudeln und frischem Obst, bevor wir die erste ernst zunehmende Hürde unserer Tour in Angriff nehmen: einen Anstieg von dreihundert Höhenmeter auf dem Seitenstreifen der Autobahn.

Auf der Abfahrt zeigt sich von weitem im Tal ein Zeugnis der ungeheuren ethnischen Vielfalt Yunnans: weithin sichtbar dominiert die Moschee von Nagu die Umgebung. Seit der Mongolenherrschaft über China stellten die muslimischen Hui über Jahrhunderte hinweg eine der großen Volksgruppen in Yunnan. Erst die Niederschlagung der großen Muslimaufstände Mitte des 18. Jahrhunderts dezimierte die Bevölkerung stark. Trotzdem fahren wir in Yunnan noch heute immer wieder durch Orte, die wie Nagu rein muslimisch geprägt sind. Wir nutzen die Gelegenheit und entschließen uns zu einem Abstecher in die Moschee. Was von weitem nach einem alten Bauwerk aussieht, entpuppt sich aus der Nähe aber als recht schmuckloser Neubau. Nichtsdestotrotz wird der Besuch zum unangefochtenen Highlight unserer ersten Etappe. Unser Besuch fällt mitten in die Zeit des islamischen Opferfestes und im Hof verbringt der Arabischlehrer der Moschee den Feiertag damit vor einer Gruppe Schaulustiger seinem Hobby, der (arabischen) Kalligrafie, nachzugehen. Sofort werden wir herübergewunken zuzuschauen und kaum haben wir uns versehen, halten wir eine Kalligrafie in den Händen, die der Meister uns zum Geschenk macht: „Wissen bringt Erleuchtung“. Statt das schöne Stück in sieben Stücke zu teilen, entschließen wir uns kurzer Hand es Christine als verdientes Dankeschön für ihre aufopfernde Arbeit als Kassenwärtin unserer Gruppe zu übergeben. Hoffen wir dass die Vorschusslorbeeren sie nicht nachlässig darin werden lassen, unseren Ausgabenwahn in Schach zu halten.