Himmel, Pigu und Wolkenbruch!

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

Ca. 99 km von Zhaojue nach Xichang

Nachdem wir gestern bei 32 Grad auf der Passhöhe (2.200 m) standen, beschließen wir auch heute einen frühen Aufbruch. Nach dem obligatorischen Startfoto vor dem Denkmal für die Märtyrer des Volkes lassen wir uns erst einmal den Berg hinaufblasen. Die Straße ist neu gebaut und führt durch ein malerisches Flusstal. Welch ein Kontrast zu gestern!

Trotz früher Stunden sind die Temperaturen schon am oberen Rand der 20er und machen auch keine Anstalten, auf dem Weg nach oben zu fallen. Im Gegenteil: Schon kurz nach 10:00 Uhr ist die 30er-Marke geknackt und wir schon auf ca. 2.700 Metern Höhe. 1.600 Höhenmeter sind für heute angesagt, davon gut 1.100 am Stück. Das klingt viel, ist es auch! Aber der Wind bleibt uns wohl gesonnen, die Steigung, zum ersten Mal, seit ich durch China radle sogar flächendeckend angezeigt, geht selten an die 10 Prozent und liegt meist so konstant bei 6 Prozent, dass wir schon vermuten, es gäbe nur dieses eine Schild.

Kurz vor der Passhöhe auf 3.200 Metern Höhe dann endlich die erhoffte Abkühlung. Leider in Form eines Hagelschauers. Beziehungsweise deren drei. Ich erreiche das Begleitfahrzeug kurz nach dem Einsetzen des ersten Schauers. Den nimmt Hildegard noch tapfer mit und sitzt die nächsten beiden am Auto aus. Werner lässt es sich nicht nehmen, alle drei auszukosten. Die ersten beiden als Schlusslicht der Gruppe, den dritten als früh losgefahrene Avantgarde, auf dem Weg zum blauen Himmel, der sich an der Bergkuppe abzeichnet.

Ein paar Minuten danach sind wir aber schon wieder abgetrocknet, stehen auf der Passhöhe und lassen rollen.

46 Kilometer und 1.700 Höhenmeter bergab, nicht zu steil, mit nur einem kleinen Gegenanstieg. So lässt es sich radeln!

Xichang, unseren Zielort erreichen wir recht früh, müssen uns dann aber (gemütlich beim Schmutzbier in der schönen, traditionell eingerichteten Lobby unseres Hotels) ein wenig gedulden, da die Chefin erst einmal die Anmeldeformalitäten mit der lokalen Polizei abklären muss, während Xiao Luo, deren Familie auch ein Hotel betreibt, auf sie einredet, dass das doch ganz einfach ginge.

Ist es dann auch, unsere Pässe und die Visa/Einreisestempel werden fotografiert und die Hotelbesitzerin bringt sie mit ihrem schicken Fahrrad zur Polizei. Unsere Räder bekommen heute sogar ein eigenes Zimmer, ohne Aufpreis.

Radlerbonus!

So sitzen wir gegen 18:00 Uhr mit müden Beinen, aber guter Stimmung in unseren stilvollen Zimmern inmitten der Altstadt von Xichang.

Morgen ist dann erst einmal Ruhetag angesagt!

P.S. Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass wir ein wenig von der Route abgewichen sind. Davon dann später!


Die unten angezeigte Route ist lediglich rekonstruiert und entspricht nur bedingt der tatsächlich gefahrenen Strecke![map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-18_Yi181.gpx“]

Kloster Labrang

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Ruhetag in Xiahe mit Besichtigung des Klosters Labrang

Heute wird es bunt in der Bildgalerie. Das Hotel ist es, genau wie die vielen Devotionaliengeschäfte in der Stadt und natürlich die Innenräume im Kloster Labrang selbst. Schon am frühen Morgen sind die ersten Pilger unterwegs, um Labrang zu umrunden und die Gebetsmühlen zu drehen. Dann tauchen die Raupenpilzverkäufer auf, und noch ruhen sich Ziegen und Hunde auf dem Gehweg aus.

Wir besichtigen Labrang im Rahmen einer obligatorischen Führung. 2.000 Mönche studieren hier in sechs Fakultäten, im Angebot sind Philosophie, Medizin, Astronomie und Astrolgie, Ritualpraxis und zweimal Tantra. Wir erfahren aber nicht nur einiges über den Gelbkappen-Orden, denn Labrang ist eine der sechs wichtigsten Klosterschulen dieser tibetisch-buddhistischen Gemeinschaft, unser Mönchsführer bringt uns mit seinen Fragen wie „Was ist Glück“ oder „kennst du dich eigentlich selber?“ leicht in Bedrängnis. Er selbst ist mit acht Jahren nach Labrang gekommen und lernt seit 20 Jahren in der Philosophischen Fakultät. Um halb zwölf strömen dann Mönche von allen Seiten in die Haupthalle, es ist Zeit für das Mitttagsgebet inklusive Tee, und im Anschluss gibt es Reis für alle, der in der Klosterküche in Woks mit drei Metern Durchmesser zubereitet wird.

Wenn die Sonne scheint ist es heiß, wir spazieren noch etwas durch die Wohnhäuser der Klosteranlage und bewegen uns im Strom der Mönche wieder zum Ausgang, das Mitttagessen ist wohl beendet. Ich gehe mit Manja noch die innere Kora, dann geht jeder von uns seine Wege.

Im Programm stand heute „flach“

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Von Linxia nach Xiahe, 110 km, etwa 1100 Höhenmeter

… bemerkt Thomas beim Abendessen. Leicht müde hängen wir in den Sesseln eines Hotelrestaurants, in dem auch viele Mönche speisen. Alles unter zwei Prozent Steigung zählt nicht, vermutet Ulrich, und Gerd fügt hinzu, dass er eh nicht gedacht hätte, dass wir auf 110 Kilometern über tausend Meter in die Höhe geradelt sind. Stetig leicht bergauf würden wir gelten lassen, aber flach, neee.

Viele Moscheen, zu Beginn eine neue Straße ohne Verkehr, drei Tunnelumfahrungen, dann zunehmend tibetisches Gebiet und höhere Berge („wie in Osttirol“), die ersten Yak auf 2.500 Meter Höhe, und schließlich buddhistische Tempel, so könnte man den Tag zusammenfassen. Knapp sieben Studen saßen wir im Sattel. Und zu unseren Doping-Methoden könnte man hinzufügen, dass Kekse besser über die Berge bringen als Nudeln, zuindest auf die gebratene Variante mit Zwiebeln werden wir mittags eher verzichten. 

Schön wars, und der ständig angesagte Regen ist auch ausgeblieben. Den Rest zeigen die Bilder.


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Bitte merken Sie sich das Jahr 1221 …

Bilderbuch am Ruhetag unseres 47. Reisetages aus der unteren Neustadt (Ни́жний Но́вгород / Nischni Nowgorod), Postkartenhimmel, Sonne pur. Von Peter Frenzel.

Hier tipp ich also wieder als Novgorod-Bilderbuch-Blogger. 😉
Nach der „Bedeutenden“ sind wir nun inzwischen 4 Radeltagesreisen ostwärts Moskaus in der „Unteren“ unterwegs. Die Stadt hieß ganz früher schon so, dann 1932 bis 1990 Gorki (Го́рький). Am Ruhetag war natürlich Ausschlafen und mal ganz ohne „Zeitdruck“ Frühstücken angesagt.

Viktor fuhr uns mit dem Bus auf die andere Seite der Stadt (und über die hier schon mächtig breite Wolga) in den älteren Teil der 1,2-Millionen-Stadt. Das waren immerhin so 6-7 km!

Wir trafen uns dort mit Elvira Wladimirowna, die uns mehr als 2 h in ausgezeichnetem Deutsch durch ihre Stadt begleitete. Wir merkten sehr schnell, daß sie ihre Heimatstadt tief ins Herz geschlossen hat. Sie betonte auch, daß sie in Gorki aufgewachsen ist und eher nicht glücklich über deren Rückbenennung ist.

Elvira führt uns in die Geschichte Novgorods ein, die um 1221 begann. In wenigen Jahren wird hier also ein runder „Geburtstag“ gefeiert! Elvira fordert uns auf: „Bitte merken Sie sich das Jahr 1221!“ Übrigens, die Geschichte des Kölner Doms begann ebenfalls ungefähr in dieser Zeit.

Apropos feiern. Bevor wir den mächtigen Kreml besichtigen, umwandern wir eine riesige Baustelle auf der Straße und den Platz davor, die auf das „Public Viewing“ für die bald stattfindende FIFA-WM vorbereitet wird. Das neu errichtete Fußballstadion faßt 40.000 Zuschauerinnen, wird aber wohl kaum die Nachfrage decken oder für alle erschwingliche Tickets anbieten.

Wir hören vom Wirken des Großfürsten Juri II. Wsewolodowitsch, vom Einfluß der Großen Zarin Katarina und des noch größeren Zaren Peter I., den kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Mächtigen in Wladimir, Moskau und anderswo. Bitte fragt eure Lieblings-WWW-Suchmaschine nach mehr Lesestoff über diese beeindruckende Stadt und ihr bekommt Lesestoff für viele viele Stunden.

Vom Kreml aus hatten wir einen 7-Sterne-Blick auf die Mündung der Oka in die Wolga sowie ins Umland.
In der Ferne war die Nachbarstadt Bor zu sehen und Elvira empfahl, unbedingt mit der Seilbahn über die Wolga dorthin zu fahren. Machten wir also. 2,5 km Promenade hoch über der Wolga bis zur Station und los.

Aber erst ein kleiner Bummel über die Shopping-Mall „Pokrowskaja“, die sich durchaus mit der Moskauer „Arpatskaja“ messen kann einschl. Kaffepause im Marktgetümmel.

Die 3661 m lange Gondelbahn beginnt in Nischni Nowgorod am Hochufer der Wolga in unmittelbarer Nähe einer Busstation. Sie überquert zunächst mit zwei Stützen den Grebnoy Kanal. Von dort steigt sie über einen Seitenarm der Wolga hinweg zur ersten von zwei 82 m hohen Stützen, die auf vier mächtigen Betonfundamenten auf einer oft überfluteten Insel steht. Von dort schwebt sie in einem 900 m langen Spannfeld über den Hauptstrom zu der zweiten hohen Stütze auf dem anderen Ufer. Anschließend überqueren die Gondeln noch die etwa 1,6 km weiten Flussauen bis zu der am Stadtrand an einer der großen Straßen der Stadt liegenden Station Bor.“ (Wikipedia).
Zurück ist es genau so schön und kostet auch nur 100 Rubel pro Nase.

Den Weg zum Hotel zurück rumpeln wir entspannt mit dem 90er Bus und steigen am „Moskauer Bahnhof“ aus.
Das war ein wunderschöner Tag!

Beim leckeren Abendessen im „Afrika“ (da war es gestern schon schön) verabschieden wir uns von Sascha (Danke für die engagierte Begleitung in den zurückliegenden Wochen!) mit einem kleinen „Survival“-Päckchen und begrüßen Oliver, der uns ab morgen versuchen wird beizubringen, wo es lang geht. 🙂

Bilderbuch auf:

Durch das wilde Yizustan

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

Ca. 65 km von Leyue nach Zhaojue, immer noch sehr warm, immer noch Rückenwind und Sonne satt!

Wir verlassen unsere Gruppensuite recht früh, da es in unserer kleinen Pension kein Frühstück gibt. Um Punkt 8 sitzten wir auf den Rädern und genießen die mäßig kalte Morgenluft. Die Suche nach einer Frühstücksgelegenheit gestaltet sich schwierig, da im Ort selbst die Garküchen nicht den besten Eindruck machen und dann erst einmal tiefe Schlucht ohne Bebauung angesagt ist.

Besonders tragisch ist das aber nicht, da uns Xiao Luo, unsere Begleiterin, rührend mit leckeren Bananen, Pfirsichen und Keksen versorgt, so dass wir uns das Frühstück in sitzender Form einfach schenken, ohne dass jemand traurig gewesen wäre. Ohnehin könnten wir uns heute auch von faszinierender Landschaft ernähren, so spektakuläre ist die Schlucht, die wir uns in weiten Kurven nach oben schrauben. Tief hat sich der Fluss hier in den Fels gefressen, die Hänge sind schroff, vielfarbig. Also viele Schattierungen von Braun bis Grün. Wild rauscht der FLuß im Tal, jedenfalls dort, wo er nicht von kleinen Staustufen gezähmt wird.

Die Nudelsuppe holen wir zum Mittagessen nach und stehen dann nach gut 50 Kilometern und mehr als 1.000 Höhenmetern auf der ersten Passspitze, die sich in ein liebliches Tal öffnet, mit weitflächigem Reisanbau und einer riesigen Zementfabrik, die wie vom Himmel gefallen ist.

Die letzten knapp 200 Höhenmeter tun dann ein bisschen weg, sind aber doch irgendwann zu Ende. Die Abfahrt nach Zhaojue ist dann rasant, was auch daran liegt, dass uns eine Gewitterfront verfolgt. Das Rennen haben wir aber gewonnen, wenn auch nur knapp!

Zhaojue selbst erkenne ich kaum wieder. Vor acht Jahren auf der Yangzi-Tour mussten wir uns nach der Ankunft sputen, da das einzige Restaurant um 20:00 Uhr schloss. Heute ist Zhaojue eine vibrierende Stadt und ein paar Dutzend Restaurants haben allein in der Umgebung unseres Hotels bis spät am Abend geöffnet. Bei uns gibt es frische Flusskrebse zum Abendessen. Wie Hildegard es so schön ausdrückt: Das haben wir uns verdient!


Die unten angezeigte Route ist lediglich rekonstruiert und entspricht nur bedingt der tatsächlich gefahrenen Strecke![map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-17_Yi181.gpx“]

Wo der Pfeffer wächst

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Von Liujiaxia nach Linxia mit Bootsfahrt über den Liujiaxia-Stausee, 805 Höhenmeter, sonnig und warm

Heute haben wir keine lange Etappe vor uns und starten gemütlich um neun Uhr. Nach einigen Minuten stelle ich fest, dass sich die Straßenführung etwas geändert hat. Der alte Weg ist zwar noch zu sehen, aber nicht mehr zu erreichen. Die neu ausgebaute Straße folgt im Prinzip der ursprünglichen Route, erspart uns aber einige Höhhenmeter, worüber ich nicht unglücklich bin. So fahren wir auf einer Ebene etwa 300 Meter oberhalb des Stausees durch kleinere Dörfer und vorbei an Raps- und Gemüsefeldern. 

Nach der Abfahrt durch eine canyonartige Landschaft erreichen wir schließlich den Hafen am See. Der Fährbetrieb ist zwar eingestellt, aber es gibt noch genügend Schnellboote, die uns in nur acht Minuten ans Südufer bringen. Nach der obligatorischen Nudelsuppe radeln wir wieder rauf auf die Ebene… wo der Pfeffer wächst. Denn auf den hiesigen Terassenfeldern wird vor allem Sichuanpfeffer angebaut, der nicht nur aus Sichuan kommt und wörtlich übersetzt eigentlich Blumenpfeffer heißt. Die kleinen Bäume sind dornig, was Gerd den ersten Platten der Tour einbringt. Die Straße ist wenig befahren, aber einige kurze Baustellenabschnitte und Rodungen am Straßenrand lassen erahnen, dass auch hier ein Ausbau geplant ist. Unterwegs gab es viel zu sehen, angehalten haben wir aber nur noch für das Fahrschulauto mit Sonnendach, in dem auf dem Übungsplatz Einparken, Anfahren am Berg und Kurvenfahren geübt wird. Deswegen gibt es unter anderem auch keine Fotos von der Hochhausskyline der Kleinstadt Linxia, die hinter einer Abfahrtskurve plötzlich vor uns auftaucht.

Unser Zielort Linxia liegt in einem autonomen Bezirk der islamischen Volksgruppe Hui, die Männer tragen weiße Kappen, viele Frauen lockere bunte Kopftücher und in den meisten Restaurants wird kein Alkohol ausgeschenkt. Für uns gibt es heute den Acht-Kostbarkeiten-Tee, die Alternative, also das Nudelwasser, lehnen wir dankend ab.

Obwohl wir heute keinen Pass gefahren sind, kamen bei dem vielen Auf und Ab doch noch 800 Höhenmeter zusammen. Bisher waren wir in vorwiegend muslimischem Gebiet unterwegs, morgen geht es dann hinauf in das tibetisch beeinflusste Xiahe.


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Das Gute fällt nicht vom Himmel, man muss für sein Glück kämpfen

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

65 km von Leibo nach Leyue, Bruthitze und Übernachtung am Ende der Welt

Wenn es gleich nach dem Frühstück 12 km bergab geht, kann eigentlich nichts schief gehen. In einer halben Stunde vernichten wir die gestern gewonnenen Höhenmeter, im Wissen, dass wir diese auch wieder nach oben müssen.

Eigentlich rollt es ganz gut, aber schon am Vormittag ist klar, dass dies kein normaler Tag wird. Die Sonne brennt noch stärker als gestern, die gelegentlichen Tunnel sind die einzigen Schattenspender. Die Landschaft ist nach wie vor spektakulär, der Yangzi erstaunlich klar und grün, die Berge an beiden Seiten werden immer höher.

Aber es ist heiß, sehr heiß!

Fast bedauern wir, dass der Wind von hinten kommt, dadurch fällt dieser als Abkühlung aus. Werner taucht abwechseln Füße und Hemd in Wasser, der Wasserkonsum ist enorm, dankenswerter Weise immer rechtzeitig von Xiao Luo, unser Begleiterin mit Nachschub bedient. Wir fressen uns durch die Obstvorräte, vertilgen eine riesige Portion gebratenen Reis.

Aber irgendwann, als die Straße steiler wird und das Tal enger, ist die Kraft dahin. Immerhin: Leyue, unser Ziel erreichen wir, quartieren uns in ein simples Hotel ein, dass zwei „Suiten“ bietet, einfache, gekachelte Gemeinschaftsräume, von denen jeweils drei Zimmer abgehen. Hildegard und Werner mit einem großen Bett und ein wenig Platz für das Gepäck, ich mit einem Bett in Zimmergröße, so klein, dass ich beim Aufstehen versehentlich an die Tür renne, weil ich wenigstens ein wenig Abstand erwartet hatte.

Auf diese Weise stellen wir jedenfalls fest, dass keiner von uns laut schnarcht.

Nach einem erstaunlich guten Abendessen fallen wir direkt ins Bett, die Türen weit offen, um ein wenig für Durchzug zu sorgen. Selbst am Abend waren es noch mehr als 30 Grad, und das auf fast 1.000 Meter Höhe.

Morgen wartet dann noch mehr Berg auf uns. Wir freuen uns, in der Hoffnung, dass es dann höhenbedingt etwas kühler wird.

Ach ja, der Blogtitel: Das ist die launische Übersetzung des Propagandaplakates mit einem Slogan Xi Jinpings (s. Bildergalerie).

Passt auch gut auf den heutigen Tag!

P.S. Heute gibt es leider keinen Track, da mein Garmin, das Outdoorgerät, hitzebedingt in die Knie ging.

Die unten angezeigte Route ist lediglich rekonstruiert und entspricht nur bedingt der tatsächlich gefahrenen Strecke![map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-16_Yi181.gpx“]

Unser erster platter Reifen

Tag 46, 129 km, Wjasniki – Nischnij Novgorod, gutes Wetter, guter Belag, gut Verkehr. Von Sascha Hechler.

Unsere heutige Tour führte uns zunächst durch die Kleinstadt Wjasniki, an der die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, ohne größere Spuren hinterlassen zu haben, vorbei gegangen ist. Stefan und Gerhard haben sogar eine Stalinbüste entdeckt, die im heutigen Russland eine wirkliche Rarität darstellt. Passanten haben Stefan aber die Echtheit bestätigt.

Weiter ging es in gewohnter Manier auf der M7 Richtung Osten. Bei mir setzte nach einiger Zeit plötzlich eine ungewöhnlich weiche, angenehme Federung ein. Leider währte die Freude nicht lange, denn mein Hinterreifen verlor Luft. Der erste Platte auf dieser Reise wurde durch ein Drahtstück, vermutlich aus den Innereien eines LKW Reifens stammend, hervorgerufen. Dank Gerhards beherzten Eingreifens hatten wir trotz der für mich ungewohnten Roloffnabe und Riemen, schnell einen neuen Schlauch einziehen können.  Obwohl die Räder  wirklich harten Beanspruchungen  durch endlose Schlaglöcher und viele Sandpisten ausgesetzt waren, gab es bisher keinerlei ernste technische Probleme. Chapeau!!

Nach unserem gewohnten Picknick im Wald erreichten wir die Metropole an der Wolga ohne weitere Schwierigkeiten. Bei mir setzte heute beim Radeln schon etwas Wehmut ein, da es meine letzte Etappe mit der Gruppe (und auch mein letzter Beitrag im Blog) war. Morgen Vormittag steht noch eine Führung auf dem Programm, in der uns die lange Zeit für Ausländer geschlossene Stadt näher gebracht wird. Am Nachmittag ist dann jeder auf eigene Faust unterwegs. Oliver Schmidt, der die Gruppe weiter begleitet wird, kommt nachmittags mit dem Zug. Ich fliege am Freitag, während alle Richtung Kasan weiterradeln, nach Berlin zurück, wo meine Firma biss Aktivreisen wartet und ich, Blogbeiträge verfolgend, an die schöne Zeit zurückdenken werde.

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110 km geradeaus und dann links abbiegen

Tag 45, 111 km Wladimir bis Wjasniki, immer entlang der M7, guter Belag, Verkehr, sonniges Wetter. Von Sascha Hechler.

Die Ansage zur heutigen Wegstrecke fiel recht einfach aus: „110 km immer geradeaus nach Osten und dann links abbiegen.“ Das sind schon Sibirische Verhältnisse, aber eine gangbare Alternative war nicht in Sicht.

Genauso sind wir auch gefahren – jeder in seinem Tempo und, wer wollte, immer mal wieder gemeinsame Stopps. Dabei ging es ziemlich flott voran. Wenn man Stefans auf die Straße übertragenen nautischen Kenntnissen folgt lag es an der Bugluftwelle der LKW, die uns mitgezogen hat. Andere haben diesem Effekt weniger Bedeutung beigemessen.

Das Wetter hatte in den letzten Tagen allmählich auf Hochsommer gedreht. Leider haben dies auch die Mücken bemerkt und fühlten sich insbesondere bei unserer heutigen Unterkunft in einem kleinen Waldstück vor der Stadt zu besonderer Aktivität animiert. Karin freut endlich in einer „mückenverseuchten Bude“ zu übernachten. Diese Bezeichnung hatte sie aus einer Reiseerzählung aufgeschnappt und wartete schon seit Tagen, einem Etablissement endlich diesen Titel verleihen zu dürfen.

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Einradeln

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Von Lanzhou nach Liujiaxia, sehr warm, 83 km, 885 Höhenmeter

Am ersten Radtag müssen wir eine Stadtausfahrt meistern. Aus Lanzhou heraus ist das diesmal überschaubar. Wir folgen dem Gelben Fluss 33 Kilometer stromaufwärts, nach der Hälfte der Strecke nimmt auch der Verkehr ab und es gibt keine größere Baustellen auf dem Weg.

Es ist trocken und heiß, und dass es nach dem Abzweig stetig bergauf geht, sieht man der Passstraße erst beim Blick zurück an. Die Gegend ist karg, an einigen Stellen haben Bauern den Hügeln kleine Terassenfelder abgerungen, aus einem Tempellautsprecher plätschert meditative Musik in die Umgebung. Unterwegs versorgt uns unser Fahrer Xiao Ding mit Gebäck aus Dali. Gute Bedingungen also zum Einradeln, in der nächsten Woche warten höhere Berge und niedrigere Temperaturen auf uns. Unangefochtener Bergkönig ist Ulrich, und ich vermute, das könnte erst einmal so bleiben.

Unser Zielort Liujiaxia entpuppt sich als entspannte Kleinstadt, und nach einem hübsch verzierten Essen im Hotelrestaurant machen wir einen Abendspaziergang an der Uferpromenade des Gelben Flusses. Wahrscheinlich weiß jetzt die halbe Stadt, dass wir Radfahren, woher wir kommen und wie alt Gerd ist, denn ein älterer Stadtbewohner hat vehement auf Herausgabe dieser Info bestanden.


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