Pretty Blue – 40 Grad im Schatten

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

85 km von Puge nach Qiaojia, Hitzerekorde, fönartiger Gegenwind und Sonne satt

Gestern hatten wir die kurzfristig angedachte Verlängerung der Etappe nach Ningnan verworfen, mit dem Argument, dass in der Regel der Wind am Morgen gemäßigt bläst.

Heute konnten wir uns vom Gegenteil überzeugen.

So wurde aus unserer heutigen 85-Kilometer-Etappe, die vorwiegend bergab führte, dann doch noch eine ziemliche Herausforderung. In den Spitzen zeigte das Termometer 47 Grad, und auch im Schatten pendelt es sich um die 40 Grad ein. Dazu bläst der Wind in einer Temperatur, die eher noch aufheizt, als dass sie kühlt.

Und der Himmel ist blau, blauer, eben „Pretty Blue“. Nicht dass jemand denkt, ich hätte mich im Filmtitel vergriffen…

Dafür, dass die Bedingungen eigentlich dagegensprechen und die Straßenbauer in der Mitte auch noch einen Pass eingebaut haben, kommen wir erstaunlich gut voran. Es rollt gut, wie auch die letzten Tage. Ein Vorteil der doch sehr übersichtlichen Gruppe: Wir kennen inzwischen unsere Stärken und Schwächen, obwohl von Schwächen eigentlich nicht zu sprechen ist. Bergauf ich vorne, bergab Werner, Hildegard immer irgendwie in der Mitte, ohne dass große Abstände entstehen würden. Die ersten 40 Kilometer fahren Werner und ich fast professionell abwechselnd im Wind und ziehen die jeweils anderen beiden mit.

Gegen Ende überqueren wir ein letztes Mal den Yangzi, sagen dem Stammland der Yi „Auf Wiedersehn“ (auch wenn uns die Yi weiter begleiten werden!) und sehen unser heutiges Etappenziel, Qiaojia, schon vor uns.

„Du hattest doch einen Schlussanstieg versprochen!“, mosert Werner unvorsichtiger Weise.

Den hat er dann bekommen, 250 Höhenmeter Ortseinfahrt mit Feierabendverkehr, in der immer noch brütenden Sonne.

Beim Abendessen in einem schattigen Innenhof zeigt das Thermometer immer noch 35 Grad.

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-21_Yi181.gpx“]

Heute kein Schmutzbier

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Von Tongren nach Xunhua, 75 km, davon knapp 60 km im Regen, 1.093 m Aufstieg, 1.715 m Abstieg, kalt und windig

Nach einer halben Stunde Warten in der Lobby hat sich das Wetter nicht geändert. Also starten wir im Regen. Wolkenbruch zwischendurch ist ja ok, aber so von Anfang an… Brrr. Kalt ist es, nicht sofort, aber oben auf über 3.300 Meter Höhe zeigt das Thermometer nur noch ein Grad an.

Immerhin, es hat nicht geschneit und niemand hat einen Sonnenbrand bekommen. Klamme Finger, durchweichte Klamotten, dichte Nebelschwaden um den Pass herum, die zusätzlich zum Regenschleier die Sicht mindern, kaum noch Bremswirkung, auf die schöne lange Abfahrt hätte ich heute gut verzichten können. In der Nudelbude müssen wir nicht nur durchgefroren, sondern auch ziemlich hungrig ausgesehen haben, denn die heutigen Bauarbeiterportionen haben wirklich alles getoppt. Ach ja, die letzten 15 Kilometer war es trocken, dafür kam aber ein Wind auf, der mich zweimal einen guten Meter verschoben hat, trotz der vielen Nudeln.

Von Xunhua, dem Zentrum der streng muslimischen Salar-Volksgruppe, haben wir nicht mehr viel gesehen. Es ist Ramadan, außerdem stürmisch und fünf Grad kalt, fast alle Restaurants haben geschlossen, da geht einfach kein Mensch mehr vor die Tür. Auf das Schmutzbier haben wir heute ausnahmsweise verzichtet (Schmutzglühwein hätten wir genommen), die Aussicht auf eine heiße Dusche war einfach zu verlockend.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-21_Amdo181.gpx“]

Der tatarische Hundertwasser

Tag 52, 49 km von Zelenodolsk nach Kasan, entlang der Wolga. Von Oliver Schmidt.

Eingequetscht zwischen dem Gleisbett der Transsibirischen Eisenbahn und der träge dahinfließenden Wolga windet sich ein schmaler Pfad durch Gartenanlagen und Wochenendhäuschen, dem wir, froh der Magistrale erneut entronnen zu sein, gleich hinter Zelenodolsk folgen.

Ländliche Idylle, mit einem Hauch Bitumen, der von den Bahnschwellen herüberweht, möchte man meinen, doch dann das: eine Art metaphysische Riesenskulptur, der farbenprächtige Tempel der Religionen.

Staroje Arakchino heißt das Dorf und Ildar Khanow der Künstler, der den Bauauftrag des Panoptikums der Sakralarchitekturen im Traum erhalten hatte.

Am nächsten Morgen ging es los und fast 20 Jahre später ist es zu einem imposanten Ensemble der Weltreligionen ausgewachsen. Kuppeln, Türmchen und Zinnen, Minarette und Zwiebelhauben schrauben sich in allen Farben und Formen in den Himmel empor. Überall Kreuze und Halbmonde, Davidsterne und verspielte ägyptische Mosaike. Stände dieses Objekt in Europa, wäre es längst eine Touristenattraktion, doch hier in einem kleinen Dorf an der Wolga kurz vor dem Ural hat die wundersame Bauskulptur nicht mehr Besucherverkehr als das kleine Geschäft schräg gegenüber.

Und die Botschaft ? Gott, gleich in welcher Religion, ist Einer.

Kasan ist nun schnell erreicht. Die kulturelle Vielfalt der Metropole prägt das Stadtbild und begeistert. Hier koexistieren heute friedlich russisch-orthodoxe und muslimische Bevölkerungsgruppen. Selbst im Kasaner Kreml herrscht Einigkeit und Friede: neben dem Regierungsgebäude steht die Maria Kathedrale und die Kul Sharif Mosche, die größte in Russland.

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-21_radweltreise.gpx“]

Ein ganz normaler Tag im Land der Yi

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

84 km von Xichang nach Puge, Höhenmeter satt in jede Richtung, Sonne, brühwarmer Wind, erst von hinten, dann von vorn

Heute klappte zum ersten Mal, seit wir auf dieser Erkundungstour unterwegs sind, alles nach Plan.

Also fast ein wenig langweilig!

Nun gut, nicht ganz. Xichang ist erstaunlich früh auf den Beinen, so wie wir. Um 8:00 Uhr ist bereits reges Treiben in der Altstadt, die Nudelbuden sind voll, aber wir haben ja schon unsere Stammnudelbude mit den leckeren, nicht zu scharfen geschabten Nudeln in Brühe.

Das gibt Kraft! Diese können wir auch gut gebrauchen, denn nach 13 Kilometern durch die Stadt und den Qiong-See 琼海 entlang geht es gleich den Berg hoch, gut 1.000 Höhenmeter auf 24 Kilometer. Aber der Wind bläst wie ein Föhn von hinten und nach mehreren ausgiebigen Obstpausen (heute im Angebot: Babymangos, Wassermelone, Riesenaprikosen und Pflaumen) sind wir uns auf der Passhöhe einig, dass wir noch nie so bequeme 1.000 Höhenmeter geradelt sind.

Die Abfahrt ist dann ähnlich entspannt. Meist sausen wir mit rund 50 Stundenkilometern den Berg hinunter, auf Flüsterasphalt, lange Geraden, die Bremsen und Handgelenke schonen. Das ganze in malerischer, gleichzeitig aber zuweilen dramatischer Landschaft mit üppiger Vegetation.

Einfach nur schön!

Nicht ganz so schön ist der pupwarme Gegenwind, der mit zunehmender Dauer der Tour uns immer stärker entgegen bläst. Die letzten Kilometer der Abfahrt stehen wir bei gut 5 Prozent Gefälle fast.

Nur gut, dass es dann die letzten sechs Kilometer steil nach oben ging, da fiel der Wind nicht mehr so auf!

Puge ist dann wieder die „typische chinesische Kleinstadt“, wäre da nicht das jährlich, 2018 zum 14. Mal stattfindende Jugendkunstfestival, dass in der Stadtmitte die Massen in den Bann zieht. Nachdem den ganzen Abend abenteuerlich gekleidete Kinderhorden an uns vorbeizogen, haben wir einen kleinen Blick gewagt.

Ich bin ja kein Fan von derartiger Menschendressur, aber ich muss zugeben: Ein paar Showeinlagen waren gar nicht mal so schlecht!

Wie auch immer: Schön bunt war es auf jeden Fall!

Oh Zeichen und Wunder! Mein GPS funktioniert bei Temperaturen unter 35 Grad wieder und zeichnet auch noch auf! Die 200 Höhenmeter, die es in Xichang noch zu wenig angezeigt hat, hat es auch bis Puge angeglichen. Innovation!

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-20_Yi181.gpx“]

Suche nach den Thangka-Malern

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Ruhe- und Besichtigungstag in Tongren, der Heimat der Thangka-Maler

Heute sind wir fünf Kilometer spaziert und 16 Kilometer Rad gefahren, das kann man also getrost als Ruhetag gelten lassen.

Das Städtchen Tongren besteht aus einer Neustadt und dem älteren Ortskern, in dem auch unser erstes Ziel, das Kloster Rongwu liegt. Wir laufen zunächst vorbei an Hochhausbaustellen, dann folgen fast nur noch kleine Geschäfte, vor allem Fleischereien, Bäckereien und Devotionalienläden, die den nahen Tempel ankündigen. Rongwu ist groß und hat vor einiger Zeit sicher viele Mönche beherbergt. Ich würde gern wissen, wie viele es heute sind, ich schätze einige hundert, aber Chinesisch wird hier nicht gesprochen und das Tibetische beherrsche ich leider nicht. So beobachten wir die vielen Gläubigen, die recht schnell um die Hallen laufen und Gebetsmühlen drehen. Die Hallen sind reich geschmückt mit gemalten und bestickten Bildern, auch die Ornamentik ist hier vielfältiger als in anderen Klöstern, immerhin ist Tongren die Heimat der Thangka-Maler.

Wir haben auch das Glück, die Übergabe eines buddhistischen Rollenbildes an das Kloster zu beobachten. Abgebildet ist eine grüne Tara, die der junge Künstler in gut drei Monaten fertig gestellt hat. Zwei Mönche hängen es mit Hilfe einer wackeligen Leiter an einen vorher diskutierten Ort. „Das sind sicherlich keine Handwerkermönche“ ist Thomas Kommentar dazu.

Am Nachmittag wollen wir uns die Malerwerkstätte selbst anschauen und schwingen uns auf die Räder. In den Dörfern arbeiten Schreiner an großen Balken, wahrscheinlich für die kleinen Klöster, die gerade geschlossen sind. Auch das Untere Wutun-Kloster ist Baustelle, nur die vielen Stupas vor dem Eingang leuchten in frischer Farbe. Ein Arbeiter klopft für uns die Besitzerin einer Thangka-Ausstellung heraus, und wir bekommen schon einen kleinen Eindruck von den kunstvollen Bildern.

Erst im Oberen Wutun-Kloster finden wir einen Künstler bei der Arbeit, der uns bereitwillig Auskunft gibt. „Es gibt Thangkas in der Grundfarbe rot, dann die schwarz-goldenen und die farbigen. Zusätzlich gibt es Thangkas aus reinem Gold, in die die Struktur teils geritzt, teils gezeichnet wird“. Die Farben bestehen aus Pulver, das der Künstler erst aus Naturmaterialien zerstößelt und dann anrührt. Die goldene Farbe wird aus echtem Goldpulver gewonnen, weshalb die schwarz-goldenen Bilder besonders kostbar sind. Auf seiner gespannten Leinwand sind schon die Konturen eines Buddhabildes zu sehen. Allein das Vorzeichnen dauert in diesem Fall vier Monate. „Zuerst zeichne ich vor, dann stelle ich die Farben her und male die „Heiligenscheine“, Wolken und die restlichen Farbflächen aus, und dann beginnt die eigentlich Arbeit, das Nachziehen der Konturen der Figuren mit ganz feinen Pinselstrichen, ganz zum Schluss das Gesicht“, erzählt er weiter. Dabei muss er sich an strenge Regeln bei Proportionen, Positionen und Farbgebung halten, die er am Anfang seiner Karriere morgens und abends im Kloster gelernt hat.

Angefangen hat er mit sieben Jahren. Die Malerei selbst wird in der Familie gelehrt, der Beruf von Vater zu Sohn weitergegeben, obwohl heute auch Frauen Thangkamalerin werden dürfen. Das 40 Jahre alte Thangka seines Großvaters wirkt übrigens genauso frisch wie seine eigenen neueren Thangkas. Das große Bild, an dem er gerade arbeitet, ist eine Bestellung, wird zwei bis drei Jahre Arbeit bedeuten und einmal etwa 600.000 Yuan kosten. Sofern alles gut läuft, denn der kleinste Fehler in einem der Herstellungsschritte würde das ganze Thangka zunichte machen. Es ist kein einziges Thangka auf den Bildern zu sehen? Stimmt, im Tempel ist Fotografieren verboten und bei dem Maler habe ich das vor lauter Fragen und Gucken schlichtweg vergessen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-20_Amdo181.gpx“]

Republiken ³

Tag 51, 127 km, von Tscheboksary nach Zelenodolsk, Nieselregen, weniger Verkehr. Von Oliver Schmidt.

Es ist Sonntag, und so verwundert es nicht, dass wir vom dichten Verkehr auf der M7 verschont bleiben. Vielleicht ist es auch der kalte Nieselregen, der uns gelegentlich in das Gesicht schlägt, der die motorisierten Wochenendausflügler davon abhält sich auf die Straße zu wagen …

Nach nur wenigen Kilometern beenden wir den Kurzbesuch in der Republik Tschuwaschien, überqueren einen Staudamm über die Wolga und sind in der winzigen Republik Mari El. Unmengen an Geistern und Hexen sollen hier in den Wäldern ihr Unwesen treiben. Und tatsächlich … es wirkt. Die kleineren Straßen die wir nun benutzen können sind wie leergefegt. Das Radfahren wird wieder zum Hochgenuss. Die ausgedehnten zartgrünen Mischwälder, die Balzrufe der Vogelwelt und die sporadischen Ausblicke auf die mächtige Wolga sind Labsal für Körper und Geist nach Tagen im dichten Straßenverkehr.

Unser Tagesziel Zelenodolsk liegt schon in Tatarstan, die dritte bereiste Republik am heutigen Tage. Ihr Charme kann liebevoll mit postsowjetisch bis verkitscht beschrieben werden, aber immer im positiven Sinne …

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-20_radweltreise.gpx“]

Keinen Meter mehr

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Von Xiahe nach Tongren, 106 km, 1.525 Meter Aufstieg, 1.890 Meter Abstieg

Gestern Nachmittag hatte es noch ein Gewitter mit Hagelschauer gegeben. Heute war es trocken, auch kein Schneesturm auf dem Pass wie im Mai vor vier Jahren.

Grasland und Hochebenen, auf denen Tibeter mit Cowboyhüten per Motorrad Ziegen- und Yakherden zusammentreiben, dazwischen auch Pferde, Gänse und dicke fette Murmeltiere. Unser erster richtiger Pass liegt auf gut 3.600 Meter Höhe, aber Radfahren funktioniert besser als Treppensteigen, wie wir gestern in Xiahe festgestellt haben. Wir fahren auch noch durch Nadelwald-Berge und später an roten Canyons vorbei.

Die Landschaft wechselt so rasant, dass wir kaum noch mitkommen. Auf dem Pass war es kühl, unten kurz vor Tongren wieder sehr heiß. Um sechs Uhr abends erreichen wir leicht müde das Hotel in Tongren. Es war ein toller Radtag, sehr abwechslungsreich und kaum Verkehr, aber jeder Meter mehr wäre heute einfach zu viel gewesen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-19_Amdo181.gpx“]

Bilderbuch am Ruhetag: Xichang

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

Ruhetag in Xichang, Stadtspaziergang, weiterhin „für die Jahreszeit zu warm“

Den Ruhetag haben wir uns verdient! Sechs Tage am Stück waren wir seit Yibin unterwegs, haben 500 Kilometer in den Knochen und gut 7.000 Höhenmeter. Xichang stand eigentlich nicht auf der Reiseroute. Aber das ist ja das schöne an einer Erkundungstour: Wir sind flexibel. Durch den unfreiwilligen, aber schönen Ausflug nach Leibo hatten wir einen Tag „verloren“, Zhaojue am nächsten Tag zu erreichen war unrealistisch und der Abzweig nach Jinyang ebenso nicht wirklich eine Alternative wie der spätere nach Puge. Also der „Umweg“ über Xichang und einen Ruhetag, um frisch auf den Rest der Tour zu gehen. Konkret heißt das, dass wir den Ruhetag von Dongchuan nach Xichang verlegt haben, Jianshui zu den Reisterrassen bei Yuanyang an einem Tag machen werden und eine Nacht in Kunming kürzen.

Alles im Lot, stimmungstechnisch sowieso.

Zumal sich Xichang als Doppelübernachtungsort wirklich lohnt. Allein schon wegen unseres schnuckeligem Hotels. Und die Altstadt, die uns vor acht Jahren so fasziniert hat, ist immer noch kaum verändert vorhanden. In kleinen, windschiefen Teehäusern ziehen alte Männer im Einheitslook an langen Pfeifen, sippen Tee und spielen Karten. Handwerker bieten ihr Ware feil, Nudelbuden buhlen um Kundschaft und keiner kommt auf die Idee, die Tür zu schließen oder auf Privatsphäre zu bestehen. Das Leben findet auf der Straße statt, und da stören auch ein paar Langnasen nicht, die selbige in die Türöffnungen und Ladentüren stecken. Wem der Text bekannt vorkommt, hat ein verdammt gutes Gedächtnis oder kann gut googlen!

Nur rund um die Altstadt hat sich Einiges verändert, die Stadtmauer wurde samt eines neuen Stadttors erweitert und umgibt nun ein gutes Viertel der Altstadt. Wir schlendern durch die Gassen, schlürfen eine Nudelsuppe und grünen Tee, besuchen die evangelische Kirche, stellen fest, dass die pastorale Haltung und Ausdrucksweise der Evangelen weltweit die gleiche ist, besuchen einen Haushaltswaren- und einen Obst- und Gemüsemarkt.

Dementsprechend voll ist die Bildergalerie, die es traditionell am Ruhetag gibt!

Trasse E22 (aka M7)

Tag 50, 103 km, von Worotynez nach Tscheboksary, sehr viel Verkehr auf schlechter Straße. Von Oliver Schmidt.

Schon morgens reihen wir uns erneut mit unseren Gefährten in den dichten Verkehr der Trasse Nr. 7 ein. Der Zustand der Straße variiert stark, hebt die Stimmung aber nicht wirklich. Im Gegenteil. Bodenlose Schlaglöcher und markerschütternde Bodenwellen fordern Mensch und Maschine …

Tscheboksary, die Hauptstadt der autonomen tschuwaschischen Republik, die wir am frühen Nachmittag erreichen, ist für den heutigen Tag unsere Rettung. Welch eine  Augenweide, welch eine Ruhe. Gelegen am lieblichen Ufer der aufgestauten Wolga, mit großzügigen Parkanlagen und wunderbar entspannten Bewohnern.

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-19_radweltreise.gpx“]

Magistrale 7

Tag 49, 154 km, Nischnij Nowgorod – Worotynez. Von Oliver Schmidt.

Nischnij Novgorod konnte lange nicht von uns lassen … denn über 25 Kilometer benötigten wir um ihr zu entkommen und tauschten dann die morgendliche Hektik der Städter gegen die todesmutigen Kraftfahrer, auf der in der Reisegruppe so beliebten und alternativlosen Magistrale Nr.7.

Es schien ein Wettkampf zwischen den Automobilisten entbrannt, in dem es galt dem Radreisenden so nah als möglich zu kommen. Nur Karin und Peter zeigten Vernunft und vertrauten sich die letzten Kilometer Viktor und seinem Gefährt an.

Am späten Nachmittag machte sich Hoffnung und Zuversicht breit, denn nach endlosen Industrieanlagen und stinkenden Erdölraffinerien endlich die ersten ausgedehnten Birkenwälder. Welch wunderbarer Gruß aus den Weiten Sibiriens. Lange Tage, wie heute, auf der russischen Autobahn sind durchaus anstrengend, aber auch nötig um voran zu kommen, und gut zu bewältigen mit der Vorfreude auf den Ural und die sich anschließenden Weiten der sibirischen Wälder …


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de/blog/wp-content/uploads/2018-05-18_radweltreise.gpx“]