Wo der Pfeffer wächst

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

80 km von Guixi nach Leibo, ungeplant, aber wunderschön, Sommerwetter

Kaum verschiebt man einen Blog mal auf später, klaut die Kollegin gleich den Blogtitel!

Natürlich hat sie das nicht gemacht, aber die Koinzidenz ist schon erstaunlich, vor allem, weil wir schon einmal den gleichen Blogtitel am gleichen Tag hatten, wenn mich die Erinnerung nicht täuscht. OK, „Königsetappe“ als Titel kommt bei einem unserer Blogs öfter mal vor. Und auch der allgegenwärtige Sichuanpfeffer ist jetzt nicht so weit hergeholt.

Neben Pfefferbäumen sind wir heute auch an Mandarinenplantagen, Tarofeldern, Reisterrassen und noch so einiges an üppiger Vegetation vorbeigefahren. Obwohl wir doch einfach dem Yangzi folgen wollten.

Und schließlich da landeten, „wo der Pfeffer wächst“, hoch oben auf dem Berg.

Aber von vorne:
Der Tag begann recht früh und ebenso lecker in einer Nudelbude, die ich gestern entdeckt hatte. Wir waren also mit der Kraft der Suppennudel unterwegs! Wie gestern ging es weiter am Yangzi entlang, diesmal aber mit etwas mehr Verkehr und einigen etwas grenzwertigen Tunnelanlagen, zwei davon unbeleuchtet. Etwas sehnsüchtig schauten wir auf die andere Flussseite, auf der eine kleine asphaltierte Straße tunnelfrei und auch weniger hügelig entlang führte. Die nächste Gruppe wird definitiv auf jener Seite des Flusses radeln.

Aber wir kommen gut voran, freuen uns über den Rückenwind und ein wenig auch über die Kühle in den Tunneln. Denn es ist heiß, sehr heiß! Nach gut 30 Kilometern erreichen wir Yongshan, besser gesagt die gegenüberliegende Straßenseite. Vor uns baut sich der Xiluodu-Damm auf, nicht ganz so groß wie der Sanxia-Damm, aber immer noch eindrucksvoll. Und wie Wikipedia mir verrät, der drittgrößte Damm der Welt.

Fasziniert rollen wir erst den Abzweig Richtung Damm. Bis uns ein resoluter Militärpolizist aufhält und uns freundlich, aber bestimmt zurückschickt. Auf der zweiten Alternative werden wir gleich aufgehalten. Für Radfahrer gesperrt, keine Diskussion möglich. Bleibt uns die dritte Alternative, und die führt leider den Berg hoch. Weit den Berg hoch. Bis Leibo, jener ehemaligen Bergfestung der Yi-Minorität, eine Stadt, in der ich vor acht Jahren schon einmal mit der Yangzi-Tour war. Das hat sicherlich seinen Reiz, und am Abend schwärmen wir von der verkehrsfreien Strecke, den Ausblicken und den Reisterrassen. Die Höhenmeter hätten wir uns dennoch gerne gespart, vor allem, weil wir diese sämtlichst morgen wieder hinunter müssen.

Als der Tag dann schon zu Ende zu sein scheint, wir nur noch schnell etwas zu Abend essen wollen, platzen wir in einem riesigen Freiluftfischrestaurant mitten in eine schon recht fortgeschrittene Geburtstagspartie eines ortsansässigen Managers.

干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯干杯!!!

Prösterchen also, in der Endlosschleife, und danach dann noch mit der gesamten Mannschaft und den bedauernwerten zwei Frauen in die Karaoke-Bar.

Danach war der Tag aber eindeutig zu Ende!


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Ich will meinen Sandweg zurück

Tag 44; ca. 70 km radeln von Orechovo-Zujevo bis Wladimir auf allem, was Russland in dieser Gegend an Straßen zu bieten hat; warmes, sonniges Wetter. Von Sascha Hechler.

Ich kann kein Dagestanisch“ , stellte Stefan heute Morgen plötzlich beim Frühstück fest. So konnte er sich nur sehr eingeschränkt mit der hübschen Wirtin, die aus dieser russischen Kaukasusrepublik stammte, unterhalten. Er hatte ihr aber irgendwie doch vermitteln können, dass er viel weiter als die anderen gefahren sei, wie sie mir später auf Russisch überzeugt erzählte.

So machten wir uns auf den vorgezeichneten Weg, aus dem ich gestern Nacht mit Viktor noch versucht hatte die absurdesten Passagen irgendwie herauszunehmen ohne nur auf der Autobahn zu fahren zu müssen. Der anfangs liebliche, asphaltierte Waldweg verwandelte sich aber leider bald in eine „Schweinebacken-Trasse„, wie Karin die auch aus der DDR bekannten Betonplattenwege bezeichnet. Während ringsherum die Natur aufzublühen begann, Vögel zwitscherten und ein lieblicher Pinienwaldgeruch einen in südfranzösischen Urlaubserinnerungen schwelgen ließ, wurden wir aufs Heftigste von den Schweinebacken durchgerüttelt.

Nach 20 km endete diese Episode und wir radelten weiter auf einem kürzlich geteerten Waldweg. Dieser wiederum verlor bald seinen Teer und übrig blieb loser Sand. Laut der Karte sollte er asphaltiert sein. Wir kämpften uns noch hartnäckig teils im niedrigsten Gang strampelnd, teils schiebend drei Kilometer bis ins nächste auf meinem Zettel verzeichnete Dorf durch. Hier teilten uns die Einheimischen achselzuckend mit, dass es noch 10 km so weiter geht bis der Teerbelag kommt. Unser Begleitfahrzeug würde da sowieso stecken bleiben. Man riet uns umzukehren. Das taten wir schließlich auch, aber vorher verstauten wir die Räder im Bus. Wir fuhren dann über die zur Autobahn ausgebauten M7 bis ca. 30 km vor Wladimir, von wo wir nach dem Besuch einer Truckerkneipe zu unserem Hotel radelten. Leider wollten auch viele LKW in diese Richtung. Aus dem rauschenden Verkehr in den sicheren Parkplatz einfahrend fasste Peter die Situation perfekt mit den Worten „Ich will meinen Sandweg zurück“ zusammen.

Im Abendlicht haben wir noch einen kleinen Rundgang in der zum Goldenen Ring um Moskau gehörenden Kleinstadt gemacht, bevor wir Italienisch essen gingen.


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Tour-Start am Gelben Fluss

Durch das wilde Osttibet, 12.05. bis 03.06.2018

Ankommen und Tagesausflug in Lanzhou

Nach einer langen Anreise sind wir endlich angekommen, in Gansus Provinzhauptstädtchen Lanzhou. Denn im Vergleich zu anderen Großstädten Chinas ist Lanzhou mit seinen 3,6 Millionen Einwohnern (zumindest war das 2010 bei der offiziellen Zählung so, die Zahl wird stark gestiegen sein), tatsächlich eine Städtchen. Trotz der vielen Baustellen und Hochhausblocks gibt es sie noch, die kleinen Gassen mit den Garküchen, in denen jede Menge Jiaozi, Nudeln und andere kleine Snacks verzehrt werden können, es herrscht eine entspannte Atmospäre, bei immerhin 31 Grad und strahlendem Himmel.

Wir sind diesmal zu sechst unterwegs, auf der Osttibet-Tour. Aber bevor es morgen so richtig losgeht, erkunden wir Lanzhou zu Fuß und mit dem Rad, testen die am Sonntagnachmittag gut besuchten Tee- und Biergärten am Gelben Fluss, und fahren hoch zum Berg der Weißen Pagode.

Die letzten Justierungen an zwei Rädern vertrauen wir einem älteren Herrn an, der in einer Seitengasse bequem auf seinem Stuhl sitzt, die Füße hochgelegt, und vor sich hin döst, neben ihm ein paar sehr alte Werkzeugkästen und das war es. Was denn das Problem sein, fragt er, und einige von uns fragen sich, ob der gute Mann wohl schon einmal eine Kettenschaltung gesehen hat. Nach nicht ganz fünf Minuten sind alle Einstellungen perfekt, Schaltung und Steuerkopf laufen wie geschmiert. Immerhin repariert der Meister seit 40 Jahren Fahrräder, sowas macht er im Schlaf. Man darf sich eben nicht vom ersten Eindruck täuschen lassen, außerdem kam der Tipp von einer der Hotelangestellten, die ganz in der Nähe wohnt und hier überall Freunde und Verwandte hat – abseits der halb leerstehenden Wolkenkratzern und Bauruinen funktioniert die Nachbarschaft wie eh und je. So kann es weitergehen.


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Als wir jüngst in China waren…

…sind wir über den Yangzi gefahren (mehrmals!)

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

Unklare, tunnelbedingte Kilometer, irgendwo zwischen 86 und 100, Sonne satt, um die 30 Grad

Ich sitze in meinem kleinen Hotelzimmer, das kalte Neonlicht brennt in den sonnenverwöhnten Augen. Von der Straße dringt das hallige Singen einer Karaokebar zu mir herüber. Eine „typische chinesische Kleinstadt“ nennen wir das zuweilen im Katalog, und wenn es jemals eine Stadt gibt, die diesen Titel verdient hat, dann Guixi, Yunnan.

Eigentlich stand heute die Übernachtung in Yongshan auf dem Programm. Allerdings hatten wir uns an der alles entscheidenden Kreuzung für die Bergstrecke nach Yongshan entschieden. Diese sah, obwohl in der Klassifizierung einen Staatstraße (Guodao 国道) nach wenig Verkehr, der kürzeren Strecke, ein wenig Bergluft und gutem Straßenbelag aus.

Wie man sich doch täuschen kann!

Nach 5 km löste sich der Belag langsam auf, schwere Laster nebelten uns mit Staub ein und wir holperten noch ein paar Kilometer über die Baustelle, von der wir alle hofften, sie würde gleich aufhören. Ein kurzes Gespräch am Straßenrand brachte dann die Gewissheit: Die nächsten 60 km wären Staubhölle gewesen. Denn wenn Chinesen Straßen bauen, dann immer auf langer Strecke, nie punktuell.

Die Entscheidung, nach 8 Kilometern umzudrehen fiel schwer, dann aber auch leicht, weil wir ja eine Alternativstrecke in der Hinterhand hatten. Immer am Yangzi entlang, aber eben auch durch etliche, teilweise kilometerlange Tunnel. Kannte ich schon von meiner Yangzi-Tour 2010 und hatte ich als gut fahrbar in Erinnerung.

Aber wie hat sich in den acht Jahren der Verkehr entwickelt?

Glücklicherweise so gut wie gar nicht.

So fahren wir die nächsten gut 60 km immer am Yangzi entlang, rauschen durch Tunnel, halten den Atem an, wenn sich bei der Tunnelausfahrt das Yangzital fast schwerhaft malerisch vor uns auftut. In Xinshi wagen wir uns auf eine Abkürzung, die zwar etwas Schieben erfordert, aber gut 10 km abkürzt. Gegen 16:00 Uhr haben wir dann aber genug für den Tag, die Stadt Guixi lockt am anderen Ufer mit Unterkunft, Speis und Schmutzbier. Schließlich sind wir auf einer Erkundung, da müssen wir nicht am geplanten Zielort ankommen.

In der Stadt sorgen wir dann für den üblichen Menschenauflauf, lassen uns ausgiebig fotografieren und sind Hinter- und Vordergrund des einen oder anderen Selfies.

Und das Essen war auch gut!

Morgen lockt er dann wieder, der Yangzi.

Das Land der Yi haben wir heute auch, eindrucksvoll markiert durch ein über die Straße gespanntes Ehrentor, erreicht.

Aber davon später!

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Wer ist eigentlich schon alles aus Karins Verwandtschaft bei Olympia gestartet?

Tag 43,  104 km Moskau bis Orechevo-Zujewo, gute Straßen, gutes Wetter. Von Sascha Hechler.

Schön, dass auch der Moskauer sonntags gerne ausschläft. So haben wir bei unserem Start heute Morgen über den Roten Platz fast nur Asiaten gesehen und hatten eine ruhige, gemütliche Ausfahrt auf Nebenstraßen aus der 20 Millionen Metropole. Nicht zu vergleichen mit unserer „atemberaubenden“ Einfahrt in die Stadt vor drei Tagen.

Die Bewohner der umliegenden Vorstädte bevorzugten hingegen einen aktiveren Tagesstart, wie z.B. einen Ausflug mit dem Auto. So war die kleine Landstraße, der wir hinter Moskau folgten, leider deutlich belebter. Unsere mittlerweile auf vier Teilnehmer angewachsene kleine Radlergruppe fand schließlich eine flussnahe Wiese für das Mittagessen. Mit Viktors neu beschafftem Campingtisch war es richtig gemütlich, als wir, neidisch von einem kleinen Hund beäugt, unseren in Moskau aufgefüllten Vorräten zu Leibe rückten.

Die nur gut 100 km Radeln bei angenehmem sonnigem Wetter hatte niemand als größere Anstrengung erlebt, sodass das erstaunlich schicke Hotel in der eher weniger schicken Industriestadt Orechevo-Zujewo ungewöhnlich früh auftauchte.

Da das hausinterne Restaurant keine einheimischen Biersorten führte, fragten wir uns bis zu einem vornehmen, georgischen Restaurant durch, welches im Keller einer Plattenbausiedlung so gut versteckt war, dass außer uns nur noch ein Pärchen den Weg gefunden hatte. Während wir im für gefühlt 120 Personen ausgelegten Raum mit Tanzfläche aufs Essen warteten, zählte Karin auf, wer aus ihrer näheren Verwandtschaft, außer Ihrem Vater, schon bei Olympia gestartet war. Bei unterschiedlichen Olympiaden und mehreren Generationen kamen einige zusammen.


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Vegan ist für Feiglinge

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

95 km von Yibin nach Suijiang, heiter bis wolkig bei Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad, zuweilen Rückenwind

Hildegard und Werner haben das gute Wetter mitgebracht und auch heute haben wir fast ein perfektes Radlerwetter auf unserer Jungfernfahrt den Yangzi flussaufwärts. Es gibt ja einige Touren bei China By Bike, die teilweise den Yangzi entlang führen. Flussaufwärts, das hatten wir bisher noch nicht im Programm! Und dennoch rollt es gut und noch nicht einmal aufwärts, jedenfalls fühlt es sich nicht so an, weil uns am Morgen ein leichter Rückenwind nach vorne bläst. Selbst die Stadtausfahrt Yibin ist weitaus besser als befürchtet. Nur die obligatorischen Baustellen verderben ein wenig die Laune. Aber wenigstens wird nicht die Straße gebaut, sondern etliche Brücken über den Yangzi, Autobahn-, Eisenbahn-, ICE- und leider keine Radlerbrücken. So nervt uns nach der ersten Yangziüberquerung ein wenig der Baustellenverkehr, der dann aber nach 20 Kilometern glücklicherweise aufhört.

So geht es den Tag dahin, immer den Yangzi entlang, der hier ja schon – oder besser erst – Jinshajiang, „Goldsandfluss“ heißt (siehe letzter Blogeintrag). Ein wenig erstaunt sind wir, wie schön grünlich-blau der Fluss schimmert, fast so sauber wie der Lech, wie Hildegard launisch anmerkt. Auch Schiffe gibt es noch, teilweise sogar ziemlich große Pötte! Den Grund sehen wir ein paar Kilometer weiter: Auch hier wurde eine große Staumauer gebaut, der Fluss aufgestaut und ein paar Städte den Hang hinauf verlegt, wie in den „Drei Schluchten“. Die Staumauer beschert uns so auch einen 300 Meter Anstieg, Höhe, nicht Länge. Hier auch gleich der Hinweis für die GPS-Enthusiasten: Der heutige Track ist mit Vorsicht zu genießen. Die erste Hälfte der Tour zeigte das GPS 200 Höhenmeter zuviel an, was mir erst auffiel, als ich über die 600 Meter Höhenlinie schnaufte und das Display 850 Meter Meereshöhe anzeigte. Dann fiel es zwischendrin ganz aus, verlor ohne Grund den Satellitenempfang und hatte dann im weiteren Verlauf mit den vielen kurzen und langen Tunneln zu kämpfen, die die Strecke säumten. Der Höhepunkt, und da kam bei uns fast Achterbahnstimmung auf: Ein 1,4 Kilometer langer Tunnel, der eine 360-Gradkehre beschrieb, wunderbar bergab, so dass mir ein lautes „Hui!“ entfuhr.

Noch eine Premiere gab es heute: Wir konnten auf mehr als 20 Kilometern kein Restaurant finden. Und das in China, wo Essen ja die eigentliche Religion ist. An einer Überlandstraße! Wir fuhren durch ein Dutzend Ansiedlungen und es GAB-NICHTS-ZU-ESSEN!!!

Fündig wurden wir dann gegen 14:30, gute 20 Kilometer vor unserem Zielort Suijiang, in einer kleinen Garküche, die einen einträglichen Nebenverdienst mit Metzgereiprodukten zu haben schien. Jedenfalls hingen die Innereien, die Koteletts und die Rippchen tief, zwischen den Tischen und Stühlen.

Und wir haben ausgerechnet eine vegetarische Reisnudelsuppe bestellt! Sakrileg!

Zum Abendessen gab es dann auch fast vegetarisch, nur in den leckeren Auberginen war ein wenig Schweinefleisch versteckt.

War lecker!

Zwischenzeitlich wurden wir dann auch noch von der Polizei besucht. Eine typische Situation, die sich bei radelnden Blogschreibern meist als „von der Polizei verhaftet“ liest, leider aus vollkommenem Unverständnis.

Unser Hotel hat alle Jahre mal ausländische Gäste, folglich keine passenden Formulare. Sprich: Die Polizei muss sich ins Hotel bemühen und die Registrierung händisch machen (Wechat, die chinesische Whatsapp-Weiterentwicklung wäre auch gegangen, aber dort alle unsere Daten einzugeben, war mir dann doch suspekt!). Kurz nach Ankunft wollte die Polizei uns nicht stören, und wurde dann panisch, nachdem wir ohne Registrierung auf der Suche nach einem Restaurant durch die Straßen liefen. Kurze Diskussion mit dem Hilfssheriff, der uns hinterherlief und aufhielt. Dann kam seine Chefin, zückte ihren Ausweis wie einst Colombo und bat uns, mit auf die Wache zu kommen, um uns zu registrieren.

Nach fünf Minuten Diskussion hatten wir uns auf ein Treffen an der Rezeption nach unserem Abendessen geeinigt. Dort tauchte sie dann auch in Zivil auf, machte noch einmal den Colombo und in fünf Minuten war das Ding vom Tisch.

Herzlichen Dank an Hildegard für die letzten zwei Bilder!

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Stadt der teuren Autos, der aufgespritzten Lippen und der Touristen

Bilderbuch vom Bummel durch Moskau am „Weltreise-Freizeit-Tag“ (ohne Fahrrad!), Sonne satt. Von Gerhard Leiser.

Als Neuling im Blogschreiben lernt man gleich, dass es einer markigen Überschrift bedarf 🙂

Am zweiten radelfreien Tag in Moskau waren wir nach einem späten und reichlichem Frühstück zu dritt (Karin, Peter und ich) in der Stadt per Pedes unterwegs. Aber erst hieß es, sich um die Eintrittskarten für den Kreml in eine kurze Schlange und dann für die obligatorische Sicherheitskontrolle in eine lange Schlange zu stellen. Nach 45 Minuten hatten wir es geschafft und gingen zwischen Touristen aus aller Welt durch das Tor des Kremls.

Auf dem Platz zwischen den Kathedralen waren Absperrungen aufgebaut und die Sicherheitskräfte in Uniform wurden immer mehr, aber für uns war nicht zu ermitteln was wohl und wann passieren würde. Als wir uns dann entschlossen hatten, doch die Kirchen von innen anzusehen, ging das Spektakel los: Aufmarsch einer Militärkapelle mit schmissiger Marschmusik, ein paar Stücke und dann eine Abordnung Fußsoldaten angeführt von einem Reitertrupp und danach die Fahnenträger im Stechschritt. Gezeigt wurde uns dann, was mit Gewehr samt Bajonett gemacht werden kann. Da geht bei genug Mann sogar die La-Ola-Welle. Es war also so etwas wie ein Militärzirkus zu sehen. Gut gemacht, auch wenn es manchmal kleine Aussetzer bei Mann und Pferd gab (einige haben sogar den Hof „veräppelt“).

Die Kirchen haben wir nur kurz besichtigt, einfach zu voll und auch wegen den Touristenführern zu laut. Nach Besichtigung der größten Glocke der Welt (leider kaputt – nix bimbim) noch ein kurzer Rundgang durch den Kremlgarten und dann raus auf den Roten Platz vor die Basilikuskirche, die DIE Attraktion der Kunstmalerinnen ist.

Auch das Kaufhaus GUM ist nicht mehr mit dem aus der Zeit des Kommunismus zu vergleichen – ein Nobeltempel mit allen teuren Marken der Welt, allein das Eis war günstig.

Zurück auf den Straßen konnten wir eine Markenstudie aller hochpreisigen Automarken der Welt betreiben. Vor einem Luxushotel Maybachs, Porsche, etc. Da denkt man immer, nur in München gibt es dicke Autos, nein! Moskau stellt alles in den Schatten. Im „Schatten“ des tobenden Verkehrs entdeckten wir sogar einen echten Radweg, der sogar von Radlerinnen benutzt wird. Wir schätzen die Teststrecke ist mindestens 1000 Meter lang.

Eine kleine Anmerkung zu den Frauen, denen wir im Straßengewimmel begegneten. Meine Mitreisenden und auch ich haben noch nie so viele mit aufgespritzten Lippen gesehen. Hier scheint enorm viel Botox im Einsatz zu sein. Dagegen wollten Karin und Peter natürlich nicht abfallen und gönnten sich den Besuch einer Parikmacherskaja, also eines Friseursalons. War ein wenig billiger als zu Hause und das Ergebnis bestimmt noch besser. Sie verzichteten also auf weitere Schönheitsoperationen.

Der Rückweg führte uns nochmals über den Arbat, der am späten Nachmittag schon gut besucht war. Er bleibt wohl weiterhin die Ausgehmeile No.1 der lokalen Bevölkerung und vieler Besucher.

Zurück im Hotel wurden kurz die Räder geputzt und von mir ein paar Schrauben nachgezogen, damit es morgen wieder auf den Sattel gehen kann. Wir starten Richtung Ural.

Nun aber, Bilderbuch auf:

Müssen brennen zweimal…

Durch das Land der Yi, 10.05. – 02.06.2018

Ankunftstage in Yibin, warm, feucht und feurig

Yibin ist eine der wichtigsten Städte Chinas. Davon merkt man zwar nichts und auch die Bewohner tragen eine unaufgeregte Nochalance auf. Understatement ist das Thema, Yibin ist eine chinesische Kleinstadt von 4,47 Millionen Einwohnern, Stand 2010.

Wäre da nicht der Yangzi. Der hier bis zum Zusammenfluss mit dem Min-Fluss noch Goldsandfluss heißt. Danach dann auch nicht Yangzi, sondern schlicht „Langer Fluss“ 长江. Yangzi ist, in sämtlichen Schreibweisen, ein Spleen der unkundigen Langnasen, die wohl, so will es die Legende, vor langer Zeit einen Bauern bei Shanghai gefragt hatten, wie dieser große Fluss denn nun hieße. Vielleicht irgendwo im Delta, aber nicht im fernen Sichuan.

Aber Yibin ist nun einmal wichtig, weil hier der nicht weniger wichtige Min-Fluss, der das fruchtbare Sichuanbecken entwässert und auch so manche Geschichte erzählen kann, in den Langen Fluss (aka Yangzi) fließt und letzterer damit schiffbar wird.

Da kann man als Yibiner schon mal stolz sein.

Siehe oben.

Hier beginnt sie also, unsere Erkundungstour von Yibin nach Kunming, soweit möglich dem Yangzi folgend. Also dem Jinshajiang. Vulgo: Goldsandfluss. Hildegard und Werner, Tochter und Vater, die ich schon von unserer gemeinsamen Tour durch Nepal kennen, schweben überpünktlich aus Beijing ein, so pünktlich, dass sich der Stau auf dem Weg zum Flughafen tatsächlich auswirkt und unser bewährtes Team, die Begleitbusfahrer Xiao Ding und Xiao Luo, China-By-Bike-Urgesteine und meine Wenigkeit den beiden anderen eine Eingewöhnungszeit am Flughafen spendieren.

Aber: Das Wetter ist schön, angenehme 25 Grad, die Sonne scheint und die Laune ist gut.

Nach einem grandiosen Nachtmahl machen wir uns dann heute auf eine Stadterkundung zu Fuß und mit den Rädern. Am Vormittag geht es zuerst zum zentralen historischen Gebäude in der alten Stadtmitte, von dem ich immer noch nicht weiss, ob es nun ein Trommel- oder Glockenturm ist, da die durchaus sehenswerte historische Ausstellung zwar die Geschichte der Stadt vom Urschleim bis heute nachzeichnet, aber leider kein Wort über das Gebäude verliert.

Auch egal, denken wir uns und laufen zum Fluss, also dem mit den vielen Namen. Andächtig blicken wir von der Brücke auf’s Wasser und laufen dann durch die alte Hafengegend, tatsächlich eine der wenigen Straßenzüge, die noch einige alte Gebäude aufweisen können. Auf der einen Seite Karaokebars, auf der anderen Massagesalons, deren Matronen ähnlich alt sind wie die Gebäude und wohl, zumindest theoretisch im horizontalen Gewerbe tätig sein könnten. Vorstellen möchte man sich das nicht, oder höchstens als Szene in einer der „Piraten der Karibik“-Folgen, mit Jonny Depp als unfreiwilliger Freier.

Immerhin: Wir entdecken ein simples, aber nettes Teehaus, eine Tradition aus Sichuan, die glücklicherweise wohl nie aussterben wird, kauen eine gute Stunde an unserem Grüntee, besichtigen ein altes und durchaus eindrucksvolles Gildehaus, spazieren durch den Volkspark, essen frisch geschabte Nudeln in Suppe. Nach einer kleinen Pause im Hotel richten wir dann die Räder her und drehen eine Runde: Zum Zusammenfluss von Min-Fluss und Yangzi und in zwei Fahrradläden.

Ein kurzes Fachgespräch über Radrouten nach Kunming, und schon ist es Zeit für das Abendessen.

Das, wie könnte es anders sein, ein Sichuan-Feuertopf in der Mandarinvariante ist ->鸳鸯锅.

Wer diesen schon einmal gegessen hat, weiss, wie es sich anfühlt, wenn ein Stück Sichuanpfeffer im Rachen stecken bleibt und man unglücklicherweise gleichzeitig einatmet. Meine Nebenhöhlenentzündung ist seitdem auf jeden Fall Geschichte.

Abschließend zum Titel des heutigen Blogs: Man hat ja immer mindestens zweimal was davon, vom Feuertopf und vom Pfeffer.

Wer es nicht verstanden hat, frage Gustav Knut!

Willkommen



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Katzen und Hunde in Moskau auf der Bühne

Moskau Stadtrundgang mit Josefina und Juri. Von Sascha Hechler.

Josefina, die die Baikalseereisen von biss Aktivreisen in Moskau seit vielen Jahren betreut, hat uns heute mit ihrem Freund Juri ihre spezielle Stadtansicht zu Moskau gezeigt.

Es klang etwas Bedauern bei Juri durch, dass das auch im Winter geöffnete Freibad mitten im Zentrum der Stadt der Wiedererrichtung der Erlöserkathedrale weichen musste. Der neue Sitz des Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche war eines von Jelzins Prestigebauten.

Am Prominentenfriedhof am Neujungfrauenkloster hatte Josefina ihr Heimspiel. Auf jede von Karins spontanen Fragen nach auffälligen Grabstätten hatte sie eine interessante Geschichte parat oder konnte den passenden Schlager anstimmen.

Der Besuch einer Vorstellung des Katzentheaters, in der Katzen, Hunde und clowneske Schauspieler Kinderaugen ebenso zum Leuchten brachten wie die unserer deutschen Radlergruppe, gehört sonst eher nicht zum touristischen Standardprogramm.

Mit dem abschließenden Besuch des Roten Platzes hat jetzt jeder genug Orientierung und Anregungen für den morgigen (auch blog) freien Tag.