Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016
Bummeln in Heijing und Umgebung
An diesem herrlichen Samstag genießen wir den ersten „Ruhetag“ unserer Tour. Wir sind in Heijing, einem ehemals florierendem Städtchen im Norden Yunnans. Seinen Wohlstand verdankte dieser Ort dem Salz, welches in den Bergen der Umgebung lagert und in Form von Solequellen zu Tage tritt. Es machte Heijing in den letzten beiden Dynastien zu einer der reichsten Städte.
Heute ist von dem einstigen Glanz kaum etwas übrig geblieben. Der Niedergang begann am Ende der Qing-Dynastie. Die letzte Salz-Produktionsstätte wurde vor etwa 10 Jahren geschlossen. In Heijing scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Der rote Sandstein unter den Füßen bröckelt und man spürt den Hauch vergangener Zeiten durch die Gasen streichen.
Der Tourismus soll wohl eine zunehmende Rolle spielen, aber auch davon ist kaum etwas zu spüren. Zwar werden überall Souveniers in Form verschiedener Salze und Figürchen aus ebendiesem angeboten, allerdings Besucher sind kaum zu sehen. Dabei ist heute der 1. Oktober – Nationalfeiertag in China, Beginn der goldenen Woche – solche Feiertage werden hierzulande gern genutzt, die historischen Sehenswürdigkeiten zu besuchen.
Wir genießen die ungewöhnliche Ruhe und ziehen unser Programm durch: nach dem Frühstück wird erstmal gewaschen. Ein Mischmasch aus Hand- und Maschinenwäsche wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann. Unserer Räder bekommen (hoffentlich nicht die letzte) Ölung. Dann brechen wir auf. Mit einer Esel-Karre geht es holterdiepolter in Richtung Salz-Museum, wo wir überraschenderweise die einzigen Besucher sind. Danach spazieren wir zurück in das Städtchen, besuchen das Anwesen der Familie Wu, einer der reichsten des vorletzten Jahrhunderts. Hier kann man auf knarzenden Dielen und ausgetretenen Sandsteinstufen durch die Vergangenheit Heijings wandeln. Es ist friedlich hier, ruhig, verstaubt, wieder sind wir die einzigen Besucher. Wo sind nur die ganzen Touristen, die den bunten Nippeskram erwerben sollen?
Dann geht es weiter zum Platz des schwarzen Stieres. Die Legende besagt, dass vor etwa 4000 Jahren ein Mädchen der Yi-Minorität ihr entlaufenes schwarzes Kalb an einem Sole-Brunnen gefunden haben soll, womit die örtliche Salzproduktion eingeläutet wurde.
Einsam ist es auch hier. Ein alter Mann mit einer schwarzen Ziege weist uns den Weg zum Konfuziustempel. Eine Gruppe älterer Frauen und Männer spielen Schach.
Wir gehen zurück zur Hauptstraße, genießen ein einfaches, aber leckeres Mittagsmahl und schaffen es gerade noch rechtzeitig ins Hotel bevor der große Regen losbricht.