Land, Leute – Konfuzius!

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Es war einmal vor langer Zeit, da war die chinesische Provinz Shandong, besser gesagt der Teil Chinas, der heute Shandong ausmacht, der Nabel der Welt. Eine der Wiegen der chinesischen Kultur. Und Heimat des bekanntesten chinesischen Denkers des Landes: Konfuzius.

Die Shandonger seien etwas langsam, vor allem im Kopf, sagt man in China. Ein Vorurteil, das durchaus zum Teil der Wahrheit entspricht, wie ich letztes Jahr auf meiner langen Familien-Tandemtour von Shanghai nach Beijing leidvoll erfahren musste:

Müd- und Traurigkeit (tandem4family)

Auf jeden Fall konnten die Zeitgenossen Konfuzius mit dessen Gedanken und Theorien wenig anfangen. So musste der große Weise mit dem Fiselbart sein Heil in der Ferne suchen und fand auch dort zu Lebzeiten wenig Gehör. Erst nach seinem Tod wurde der Konfuzianismus zum Leitfaden der chinesischen Gesellschaft. Einfach ausgedrückt: Das Volk muss dem Herrscher, die Frau muss dem Mann und der jüngere Bruder dem älteren Bruder gehorchen. Dafür muss sich die jeweilige Autorität im Gegenzug auch um die Schutzbefohlenen kümmern. Ist dem nicht der Fall, können sich die Unteren auch gegen die Oberen erheben. Ein Teil der Lehre, der von den Mächtigen immer gerne unter den Seidenteppich gekehrt wird.

Und wir wandeln nun auf den Spuren des Konfuzius und müssen dafür erst einmal nach Qufu radeln. Hier ist die Heimat des Weisen. Auf dem Weg dorthin führt der Weg durch eine zutiefst bäuerlich geprägte Gegend. Die Shandonger sind heutzutage weniger Philosophen, sondern zumeist schlichte Bauern. Was ja kein Schaden sein muss.

Uns beschert es auf jeden Fall eine entspannte Etappe über die Felder und durch kleine Allen. Grüne Welle für Radler!

Und auch Qufu empfängt uns sehr entspannt. Eine Kleinstadt von gerade einmal 600.000 Einwohnern. Und trotz Touristenschwemme wunderbar bodenständig, mit kleinen untouristischen Altstadtgassen und einem leckeren Nachtmarkt. Der Abend ist lau, und wir lassen es uns schmecken!

Bereits beim Mittagessen hatten wir dem Koch bei der Zubereitung unseres Lieblingsgerichtes über die Schulter geschaut.

„Aubergine nach Art der Region“ 风味茄子

Am nächten Tag dann die volle Ladung Konfuzius, sein Tempel, seine Residenz, sein Grab.

Konfuzius sagt: „Zeit, dass wir wieder auf’s Fahrrad kommen!“

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Ain’t no Sunshine

Das Blaue China, 16.10. bis 07.11.2016

Stadterkundung in Suzhou bei Regen. Insgesamt 22,5 km.

Es regnet. Noch immer. Das exzellente Frühstück in unserem Hotel kann uns nicht so recht darüber hinweg trösten. Aber Renate sagt: „Bei schönem Wetter kann ja jeder“ und unter dem Motto machen wir uns auf den Weg. Ändern können wir ja eh nichts am Wetter. Wenigstens wissen wir inzwischen den Grund für die Regenfront. Ein Taifun wütet gerade in Taiwan und zieht das schlechte Wetter mit sich.

Der Garten des Meisters der Netze liegt nur ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt und ist schnell erreicht. Der kleinste der Suzhouer Gärten, ist sehr eng bebaut und zwischen den Gebäuden und Pavillons sind die Wandelgänge alle überdacht. So stört uns der Regen nicht und wir können den Garten in aller Ruhe genießen. Ruhe ist ein wenig übertrieben, denn wir sind ja nicht die einzigen hier. In China seine Ruhe zu haben ist ein fast aussichtsloses Unterfangen. Aber deswegen sind wir ja auch nicht hier.

Nach einer kurzen Fahrt durch kleine Altstadtgassen und entlang an Kanälen, von denen Suzhou als Venedig des Ostens reichlich hat, erreichen wir den größten Garten der Stadt. Er trägt den ironischen Namen „Garten des Bescheidenen Beamten“. Dieser Garten ist der genaue Gegensatz zum Garten des Meisters der Netze. Er ist groß und weitläufig und ähnelt nach unserer Vorstellung schon eher einer Garten und Parkanlage. Der Garten hat etliche Grünflächen und zum krönenden Abschluss eine beachtliche Sammlung an beeindruckenden Bonsais. Vorherrschend ist in diesem Garten das Element Wasser. Heute sogar von oben…..

Wegen des Regens fiel unser Mittagessen etwas ausgedehnter aus und gegen drei Uhr Nachmittag fuhren wir weiter in Richtung der Shantang Straße, einer historischen Straße mit Kanal. Die Straße ist obwohl sehr touristisch trotzdem recht sehenswert. Heute schafften wir es im Hellen wieder zurück zum Hotel, was ja schon mal ein Fortschritt gegenüber gestern ist. Jetzt muss nur noch der Regen aufhören…


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