Bangkok ist mit Münster nicht vergleichbar

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Vielleicht ist das ja nur eins dieser Vorurteile, ich z.B. war noch nie in Münster. Aber man hört doch immer wie lieb und vor allem fahrradfreundlich das Städtchen ist, die Fahrradhauptstadt Deutschlands, wenn nicht sogar der ganzen Welt! Jeder stellt sich Münsteraner fahrradfahrend vor, alle mit der passenden Funktionskleidung. Und Bangkok ist wirklich nicht so. Deshalb: nicht zu vergleichen. Es könnte sogar sein, dass Bangkok die fahrradunfreundlichste Stadt der Welt ist. Heiß, versmogt und schwer motorisiert, chaotisch ohne Ende. Irgendwann wurden abschnittsweise Radwege angelegt, man denkt, hä? Die sehen so aus: Linien trennen Teile der engen Fußwege ab, welche ohnehin schon mit Garküchen zugestellt und von Schlaglöchern übersät sind. Dann wird ein Rad draufgedruckt. Diese Radwege sind etwa 100 Meter lang, bis sie einfach aufhören. Es gibt etwa 5 Radfahrer in Bangkok, der Kosten-Nutzen stimmt also eigentlich. Obacht trotzdem all diejenigen, die den Track unten abfahren wollen.

Unserer Erkundungstour war natürlich fantastisch! Wir sind eine große Gruppe, mit mir zusammen 16, mit allen Wassern gewaschene Haudegen und Haudeginnen. Jeder mindestens 3 CBB-Touren auf dem Buckel, da bleibt man sogar in Bangkok entspannt und muss aufpassen, dass man nicht ständig fröhlich vor sich hinpfeift (schlecht wegen der Luft). Wir sind ein paar weniger bekannte Sachen abgefahren, den Gemüsegroßmarkt in Chinatown, die Manufakturen für Buddha-Devotionalien beim Wat Suthat, die Gemeinde von Ban Bat („Dorf der Schalen“), wo sie die meisten Almosenbehälter für die Klöster Thailands in Handarbeit zurechtklopfen. Und viel mehr noch. Mittags toll gegessen, Isaan-Küche. Dann kurze Verschnaufpause auf unserer Dachterrasse und abends schließlich Essen auf der turbulenten Yaowarat, der Hauptstraße durch Chinatown. Wunderbar hier!


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Freizeit am Wasserfall

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Heute war Freizeit angesagt. Gunda, Kerstin, André, Markus und ich haben uns aufs Rad geschwungen und sind zum Kuangxi Wasserfall gefahren (die Bilder des Tages spiegeln nur unseren kleinen Ausflug wider), während Kerstin und Peter eine Kajaktour auf dem Nam Khan unternommen haben. Die 64 Kilometer und knappe 700 Höhenmeter waren die Anstrengung unbedingt wert. Ein Schwarzbärenprojekt, dass vom Zoll entdeckten Tieren (die wahrscheinlich illegal in der Medizin verwendet oder in Zoos für Shows eingesetzt werden sollten) ein neues Zuhause bietet, Badestellen in türkisblauem Wasser, Picknickplätze am rauschenden Wasserfall, eine Wanderung zur Wasserkante mit grandiosem Ausblick, danach Sonnenuntergang am Mekong… Urlaub eben – wir haben den Tag reichlich genossen.

Den Abend verbringen wir auf dem Nachtmarkt. Morgen brechen wir zu einer zweitägigen Bootstour auf dem Mekong auf, bevor wir Laos verlassen und nach Thailand einreisen. Der nächste Bericht wird wahrscheinlich etwas auf sich warten lassen. Wir grüßen mal unsere Freunde und Familien im winterlichen Deutschland.


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Zum Goldenen Felsen

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

78 Kilometer von Thaton nach Kyaikhto, dann noch 10 Kilometer auf einem voll gestopften Truck, dann 50 Minuten zu Fuß bis zum Goldenen Felsen, anfangs wieder 35 Grad, dann oben Regen und Abkühlung auf 18 Grad.

Kurz vor Sonnenuntergang stehen wir vor dem Goldenen Felsen, oder besser gesagt, dort wo er eigentlich sein sollte. Eben war er noch da und dann schwappt eine Wolke über den Berg und der Felsen ist weg, es fängt ordentlich an zu regnen und die Sichtweite beträgt nicht mehr als 30 Meter.

Abends nach dem Abendessen ist der Felsen wieder da, die Regenwolken haben sich verzogen, der Felsen wir angestrahlt, wie auch die Gebäude drumherum. Alles ist mit bunten, blinkenden Lämpchen behängt und eine weihnachtlich beleuchtete Stadt in Deutschland erscheint armselig gegenüber dieser buddhistischen Illumination. Die burmesischen Pilger frösteln vor sich hin, auch ich habe meinen dünnen Pulli aus dem Gepäck geholt und die Mützenhändler haben Konjunktur. Am Felsen ist der direkte Zutritt für Frauen verboten, nur die Männer dürfen Blattgold erwerben und diese Goldblättchen dann am Felsen abreiben. Das geht nur an der Rückseite und so stellt sich die unbeantwortete Frage, wer die Vorderseite des Brockens regelmäßig vergoldet.

Der Tag war ein sehr langer gewesen, wir sind schon etwas eher aus Thaton aufgebrochen. Das ist uns nicht schwer gefallen, denn der Tempel nebenan hat seit 4 Uhr morgens plärrende Lautsprechermusik in die Umgebung gesendet, so dass an Schlaf nicht mehr zu denken war. Am Abend war die Karaokebar auf der anderen Seite der Straße bis halb 12 in vollem Gange, was für Myanmar schon erstaunlich lange ist.

So sind wir alle etwas unausgeschlafen und das Frühstück ist auch noch etwas karg. Dafür kommen wir etwas zeitige los und das hat den Vorteil, dass es noch nicht so heiß ist, als wir uns auf die Räder schwingen und die ersten 30 Kilometer sind recht schnell gefahren, dann gibt es noch einmal einen Melonenstopp. Etwas hügelig geht es dann weiter bis zum Startpunkt für den Goldenen Felsen. Auf den letzten Kilometern wird der Verkehr recht dicht, vor allem teilen wir uns mit Reisebussen die Straße, welche inländische Pilger und ausländische Touristen zur zweitwichtigsten Sehenswürdigkeit des Landes heran karren.

Die eigentliche Straße zum heiligen Berg ist für normalen verkehr nicht zu befahren. Deshalb werden alle Touristen und Pilger auf LKW umgeladen. Mit leichtem Gepäck passen bis zu 35 Ausländer oder 60 Burmesen auf einen Truck. Der schlängelt sich dann eine steile, schmale Straße mit bis zu 18% Steigung nach oben. Die Kehren sind hart geschnitten, wir sind froh, dass wir das bei den Temperaturen nicht radeln müssen. Solche Steigungen und Kehren sind selbst in den Alpen nicht mehr für jeden Radler ein Vergnügen. Oben dann werden alle Passagier abgeladen und es geht zu Fuß weiter. Immer weiter nach oben, auch wieder eine steile Straße, aber für Fußfaule gibt es auch hier eine Alternative, man kann sich die vielleicht zwei Kilometer für 8 € von vier Trägern in einem Bambusstuhl tragen lassen, was wir natürlich nicht nutzen. Viel interessanter ist es, an den zahlreichen Ständen und Händlern vorbei zu pilgern und die Aussicht, wenn sie nicht gerade vom Dschungel überwuchert ist, zu genießen. Leider ziehen vom Osten dicke Regenwolken heran, aber wir erreichen unser Hotel auf dem Gipfel noch vor den ersten Tropfen, werfen das Gepäck ab und laufen die letzten Meter zum Goldenen Felsen. Und damit bin ich dann dort, wo ich heute begonnen habe zu schreiben.

Obama kommt und schließlich Lutz

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Dangdangdangdang quietschquietschquietsch, das Ensemble gibt alles. Die Chinesische Oper eine aussterbende Kunstform? Nicht hier in Bangkok Chinatown Southend! Die mehrtägige Vorführung vor unserem Guesthouse erfreut sich erstaunlicher Beliebtheit. Die ganze chinesische Nachbarschaft ist gekommen, es ist nämlich Geburtstag der lokalen Gottheit, bei uns würde man zu dieser wahrscheinlich Schutzpatron sagen. Alte Bräuche, die aus Kanton stammen und vor ein paar Jahrunderten in diese Keimzelle des heutigen Bangkok gekommen sind. Direkt neben der Bühne schreit einer wie wild die Spendenbeiträge der Bevölkerung ins Mikrofon („Danke Mütterchen Li für die leckere Hühnersuppe“ etc.).

Team CBB wird also gebührend empfangen im Land des Lächelns, jetzt haben wir sie alle zusammen. Strategisch verteilt auf fünf Maschinen ist man in Bangkok eingeflogen, als letzter und großer Überraschungsgast kam abends der Lutz aus Berlin. Er ist für Günther eingesprungen, der kurzfristig absagen musste. Alles Liebe, Günther, bald bist Du ja wieder dabei! Lutz wird Dich würdig vertreten.

Verkehr und Transfers liefen reibungslos, was ein Wunder in Bangkok ist. Manche Theorien versuchen das damit zu entschuldigen, dass die Leute heute lieber zuhause geblieben sind, koreanische Soaps geschaut und schön Mekong-Whiskey auf Eis getrunken haben. Weil erstens Sonntag ist und zweitens der amerikanische Präsident eingeflogen wurde. Die dadurch verbundenen Absperrungen seien nicht abzusehen, lieber gleich zuhause bleiben. Diejenigen, die nicht zuhause waren, haben sich mit uns zusammen durch den Chatuchak-Markt gequetscht.

Königstadt Luang Prabang

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Besichtigungstag in Luang Prabang

In Luang Prabang geht es gemütlich zu. Die alte Königstadt ist u.a. bekannt für seine unzähligen Klöster, eine Mischung aus traditioneller und kolonialer Architektur, den Nachtmarkt und die vielen von Privatinitiativen oder NGOs initiierten Entwicklungsprojekte. Die Gässchen um die Boutiquehotels sind hübsch gepflegt und die Cafés bieten allerlei Gebäck und Gelegenheit zum Müßiggang an. Interessant ist die Stadt vor allem in den Morgen- und Abendstunden. Um Viertel nach sechs ertönen aus den Klöstern die ersten Trommelschläge, das Zeichen für die Mönche, zum allmorgendlichen Almosengang aufzubrechen. Im laotischen Terravada-Buddhismus sind die Mönche völlig auf Spenden der Bevölkerung angewiesen. In stummer Prozession ziehen sie beim ersten Licht barfuß durch die Stadt, die älteren Mönche zuerst, gefolgt von den Novizen, die nicht beide, sondern nur eine Schulter mit der safrangelben Robe bedecken. Die Gläubigen warten kniend auf geflochtenen Matten und geben jedem Mönch einen Löffel Reis in die Schale, manchmal auch eine Banane, Kekse oder etwa Geld. In Luang Prabang gibt es etwa 30 Klöster, so dass die Prozession eine habe Stunde dauern kann. Die gesammelten Speisen machen das Frühstück und Mittagessen der Mönche aus. Nach zwölf Uhr wird bis zum nächsten Morgen gefastet. Der Begriff Bettelmönch ist etwas irreführend, weil die Mönche im buddhistischen Sinne nicht betteln, sondern den Gläubigen Gelegenheit geben, etwas Gutes zu tun und so ihr Karma zu verbessern. Allerdings kann man immer wieder beobachten, wie ganze Touristenbusse zur „Abfütterung der Mönche“ am Straßenrand zusammenkommen und sich dabei lautstark unterhalten oder ungeniert aus nächster Nähe Fotos schießen. Etwas peinlich, beschließen wir und gehen.

Königspalast, Vat Mai, Mount Phousi und Vat Xian Thong sind unsere Stationen. Sie erzählen von alten Königsfamilien (der König Fa Ngum ist der Legende nach mit 32 Zähnen auf die Welt gekommen, deswegen aus der Stadt verbannt worden und im weitentwickelten Angkor aufgewachsen. Als Erwachsener kehrte er mit einer Armee in seine Geburtsstadt zurück und gründete 1350 das erste laotische Königreich), dem Einzug des Buddhismus bis zum Untergang der letzten Königsfamilie in den späten 1970er Jahren. Geister und ihre Besänftigung spielen eine allgegenwärtige Rolle, so waren die Einwohner der Stadt lange Zeit gezwungen, die im Mount Phousi lebenden Riesen mit Trommelschlägen zu besänftigen.

1995 ist Luang Prabang in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen worden. Auf den Plänen der UNESCO kann man nachschlagen, welche Klöster, traditionelle und koloniale Wohn- und Verwaltungshäuser, saisonale Gemüsebete am Mekongufer, Fischteiche und Wäldchen unter dem Schutz der Organisation stehen. Seitdem ist die Stadt von Touristen aller Art frequentiert: Busreisende älteren Semesters, Outdoor- und Trekkingtouristen aber auch viele jungen Leuten aus aller Welt finden ihren Weg nach Luang Prabang. Abends trifft man sie alle auf dem Nachtmarkt wieder – entweder beim Einkaufen von bunten Taschen und Tüchern, die im Stil der „Berglaoten“ hergestellt sind oder an einem der vielen Tische nahe der Stände, die gegrilltes Fleisch, Würstchen, Gemüse und Obst anbieten.

Bevor wir uns aber ins Nachtleben stürzen, verabschieden wir uns von Toh und Lah, die heute nach Vang Vieng aufbrechen. Danke für alles, gute Heimreise und hoffentlich bis demnächst einmal!

Elefant!!!

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

84 km, von Pak Nam Nga nach Luang Prabang

Die Nacht war kurz. Wir haben einen homestay in zwei laotischen Familien und nicht nur die Bekanntschaft mit netten Menschen (und ihren Lieblingsröcken), sondern auch mit Geckos, Hühnern und anderem Getier des Dorfes gemacht. Gestern hatte mich ein Lehrer der Dorfschule in ein Gespräch verwickelt und uns eingeladen, an seinem privaten Nachmittagenglischunterricht teilzunehmen. Kerstin, Markus und Peter waren der Aufforderung gern gefolgt, Adrienne übernahm direkt die restliche Unterrichtszeit. Umgerechnet zehn Euro kostet ein dreimonatiger Kurs („das ist überhaupt nicht teuer“ kommentiert Toh“), der Unterricht findet täglich von halb sechs bis sieben Uhr abends statt. Der Lehrer spricht gutes Englisch, bei seinen über 20 Schülern jeglichen Alters hapert es aber noch an Aussprache und Verständnis. Alle haben sichtlich Spaß an dem seltenen Besuch der „native speaker“.

Im Hof der Familie liegen junge Teakbäume. „Die Regierung hat durch meine Teakplantage eine kleine Straße gebaut“ erzählt der Gastgeber. „Für das vorzeitige Fällen habe ich pro Stamm 80.000 KIP Entschädigung bekommen“. Die Nacht hat er in den Feldern verbracht, um seine Ernte vor Wasserbüffeln zu schützen. Bauer in Laos zu sein ist nicht ganz unanstrengend… sobald die Reisernte vollständig eingeholt ist, gibt es ein großes Fest. Dann kann die Familie ihre Winterversorgung einschätzen und daran denken, zusätzliches Geld zum Beispiel für die Ausbildung der Kinder zu verdienen.

Wie überholt man einen Elefanten? War wenig später unsere dringenste Frage. Vor allem, wenn er ziemlich groß und anscheinend darüber verägert ist, auf der Straße zu gehen. Nervös wechselt er immer wieder die Seite, bleibt am Rand stehen, wird bei jedem vorbeifahrenden Fahrzeug nervöser und der Mahout vermittelt nicht den Eindruck, sein Tier unter Kontrolle zu haben. Elefanten können locker 20 km/h laufen und kurzfristig wesentlich schneller sein. Der Arbeitselefant hat auch sämtliche Laoten an den Straßenrand gelockt, die das seltene Spektakel mit Respekt betrachten. Die anderen sind schon „durch“, ich trete in die Pedale und überhole Adrienne. Erst aus einiger Entfernung traue ich mich, für ein kurzes Foto zu stoppen. Dann wechselt der Dickhäuter wieder die Straßenseite, zieht an seinen Ketten und wackelt heftig mit dem Rüssel. Vergiss die Bilder, denke ich und sehe zu, dass ich weiterkomme (Elefanten vertreibt man mit Chili, habe ich beim WWF gelernt, nur leider habe ich das nicht parat). „Der Elefant hat versucht, uns anzugreifen“, selbst Toh, der mittlerweile hinterm Steuer sitzt, ist ein wenig blass um die Nase. In Laos, das um 1350 als „Land der Million Elefanten und dem weißen Schirm“ von König Fa Ngum gegründet wurde, sind Elefanten aus dem Alltagsleben verschwunden und wir können uns glücklich schätzen, ein Exemplar hautnah erlebt zu haben.

Wir stoppen noch für eine Geburt – Peter und Markus nehmen an der üblichen Zeremonie teil, bei der dem Kleinkind weiße Baumwollbänder locker ans Handgelenkt gebunden werden und ein wenig Reisschnaps konsumiert wird- und für ein Tempelfest. Im Oktober und November veranstalten die Dörfer Feste, um Spender und Sponsoren anzulocken und für die Aufstockung der Tempelkasse zu danken. Viele Familien sind zusammengekommen, der Treppenaufgang ist mit Bananenblättern geschmückt, im Tempelhof werden Glücksbänder verkauft (unser Begleitauto ist jetzt auch wieder auf dem neusten Stand), eine neue Buddhastatue für die Einweihung verhüllt und in der Klosterküche dampfen die Kochtöpfe. Aus den Lautsprechern tönt laute Musik, ältere Damen basteln und verkaufen dekorativen Schmuck, Mönche laden die Gläubigen zur Andacht an. Es geht nicht viel anders zu als auf einem Gemeindefest in Deutschland, denke ich, allerdings ohne den Alkohol.

Den restlichen Weg nach Luang Prabang legen wir wie im Fluge zurück. Luang Prabang ist alte Königstadt und das religiöse und wirtschaftliche Zentrum des Nordens. Homestay war gestern, jetzt sind Boutiquehotel, mit Cafés gepflastertes Mekongufer, Bars und Nachtmarkt angesagt.


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The heat is on

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

48 Kilometer von Pha-an nach Thaton auf kleinen netten Straßen mit wenig Verkehr bei 35 Grad, abends gemütlicher Spaziergang durch das Zentrum der kleinen Stadt.

Wieder ein schöner heißer Tag und wir sind froh, dass wir am Anfang immer nur die kurzen Etappen zu fahren haben. Auf jeden Fall muss man Unmengen von Wasser trinken, um über den Tag zu kommen. Ab und zu machen wir eine Teepause oder halten an einem Stand mit Wassermelonen, das erfrischt dann wieder für ein paar Kilometer.

Einen kleinen Abstecher machen wir noch in eine kleine Höhle, die sich Bayinny Höhle nennt, dort gibt es auch heiße Quellen, aber das erfahren wir leider erst, als wir direkt davor stehen. Außerdem hat das Wasser 35 Grad und das ist bei gleicher Lufttemperatur dann keine Erfrischung mehr. Die Höhle dafür ist unspektakulär, aber recht angenehm kühl. Im Inneren kann man vielleicht 100 Meter in den Berg vordringen, ab und zu gibt es kleine Nischen mit Buddhafiguren.

Die letzten 20 Kilometer steigen wir dann nicht vom Rad, so lange man sich bewegt. lässt sich die Temperatur ertragen, erst wenn man vom Rad steigt, dann bricht sofort der Schweiß aus.
Thaton ist kleiner, als wir erwartet haben. In der Stadt stoppen wir noch in einem kleinen Lokal mit burmesischen Currys, dann steuern wir unser Hotel an und es ist erst einmal Fiesta angesagt. Bei der Hitze hat keiner Lust auf einen Spaziergang.

Erst um 17.30 Uhr spazieren wir in die Stadt und sehen uns den belebten Markt an und drehen im Sonnenuntergang eine Runde um den großen Stupa. Das die Stadt eine der ältesten im Land ist, lässt sich kaum erkennen. Die alten Stupa und Königspaläste wurden durch Erdbeben zerstört und wenn in Burma eine Stadt einmal brennt, dann bleibt nicht viel übrig, da ja die meisten Gebäude aus Holz bestehen.

Auf dem warmen Platz vor der Pagode haben es sich ein paar Frauen und Kinder gemütlich gemacht. Wir setzen uns dazu und genießen die Abendstimmung und den Sonnenuntergang.
Die Frauen sind irgendwo aus der Provinz und nur zum „Shoppen“ und Pilgern in die Stadt gekommen. Am Abend steigen sie dann mit vielen anderen auf einen überladenen Truck und dann geht es zurück aufs Dorf.

Ein wenig die Straße runter gibt es ein schönes Restaurant mit guten burmesischen Currys. Die Restaurantbesatzung ist ganz aus dem Häuschen über die vielen Ausländer. Überhaupt scheint die Stadt recht gern zu feiern, denn neben dem Hotel gibt es eine Karaokebar und der gesang ertönt dort bis weit in die Nacht, was wir sonst von den Burmesen gar nicht gewohnt sind.

4 Positions of Tommy M.K.

Am Golf von Thailand, 17. November bis 16. Dezember 2012

Ist es nicht immer wieder schön und aufregend, das erste Mal in der Fremde aufzuwachen? Zum Beispiel heute in Bangkok am Fluss, verpeilt und verschwitzt, und zwar nicht weil das Zimmer überheizt ist sondern weil vergessen wurde, die Klimaanlage in der Nacht anzustellen.

Heute morgen hat es allein für diese Unterscheidung ein paar Minuten gebraucht, auch die Geräusche draußen klangen erstmal nach Schönhauser, d.h. nicht besonders dezent. Aber es waren eben doch die Longtail-Boote, die den Chao Praya runterknattern. Man sollte in diesem Fall noch eine halbe Stunde liegenbleiben und den anderen Geräuschen zuhören: das Zimmermädchen Gai singt vom Gang her ihren Thai-Singsang. Die Straßenköter haben Probleme mit ihrem jeweiligen Revier, und das morgens um halbacht. Viele exotische Vögel trällern zu früher Stunde in der großen Stadt, leider auch der idiotische Vogel, der mich hier schon seit zehn Jahren fertigmacht, ich bin mir sicher, dass es immer der Gleiche ist. Er kann nur ein Geräusch und das auch nachts und immer. Im Tempel vor dem Guesthouse wird schon jetzt fröhlich aufgebaut, das ist leider nicht nur interessant, sondern auch ein bisschen unheilvoll.

Und tatsächlich, unglaublich, ich wusste es, 8 Uhr abends und sie haben die Chinesische Oper losgetreten. Maximale Kakophonie! Der Parkplatz vor diesem Guesthouse muss so ziemlich der letzte Ort auf der Welt sein, wo es für diese Kunstform noch eine lebendige Plattform gibt. Lebendig heißt, dass die Oper sich ab heute über vier Tage und Nächte erstrecken wird, mit Pausen zwischen 23 und 7 Uhr. Die Rückkopplungen sind schon jetzt spektakulär, aber das bekommt man als Laie kaum mit. Ich bin sehr gespannt, wie das meine Leute mitmachen werden. Abenteuerlich, besonders dann, wenn man mit Jetlag im Bett liegt und sich dann fragt, wo man hier eigentlich gelandet ist.

Ich bin die Vorhut für unsere Pilottour von Bangkok nach Saigon, in Thailand ist auch Tommy, unser Thai-Guide, wieder von der Partie, was eine großartige Bereicherung ist. Zur Geräuschkulisse von Bangkok gehört für mich mittlerweile auch Tommys Redefluss, unaufhörlicher und origineller Trashtalk. Wir beide haben heute einige Strecken durch Bangkok ausprobiert und dabei kluge Schlüsse gezogen, hoffentlich klug genug. Die Chaoren Krung zur Nachmittagszeit werden wir meiden. Und zu ambitioniert sollte man insgesamt nicht sein am Tag nach der Ankunft, es ist nämlich sehr heiß und stickig direkt über dem Asphalt. Vor allem wenn man gerade mit Not und Mühe dem deutschen Winteranfang entkommen ist. Aber auch großartig, spektakulär! Ich hätte da noch ein paar Fotos von Tommy, kreativer wurde es heute leider nicht, erster Tag eben.

Unterschlupf in der Tham Kang Höhle

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Von Muang Ngoi nach Pak Nam Nga, kurze Bootsfahrt und 58 km auf dem Rad

“Die Tham Kang Höhle hat den meisten Dorfbewohnern das Leben gerettet”, erzählt Toh beim Frühstück auf der Terrasse am Mekong. Wir sind früh aufgestanden, um einen Blick in die Geschichte der Unabhängigkeitskriege zu werfen. Royalisten und Anhänger der Pathet-Lao (die von ihren Stützpunkten im unzugängigen Nordosten des Landes aus agierten) haben sich hier erbitterte Kämpfe geliefert, in denen unzählige Bombenangriffe geflogen wurden. Etwa sieben Jahre lang diente die Tham Kang den Dorfbewohnern als Unterschlupf, die Felder konnten oft nur Nachts bestellt werden.

Wir wandern auf dem Hauptweg des Dorfes, an dessen Enden sich jeweils ein Kloster befindet und an der Dorfschule entlang Richtung Osten. Neben uns liegt eine Reihe Felder, den parallelen Fluss Houy Ngoi kann man nur erahnen, dahinter türmen sich dicht bewaldete Hügel auf, die in den frühen Morgenstunden noch nebelverhangen sind. Wasserbüffel, einige Feldarbeiter und Weberinnen, es ist ruhig in der Gegend, idyllisch. Sich hier einen Krieg vorzustellen fällt schwer, auch wenn einige Gästehäuser die Behältnisse der vielen Streubomben als Zäune oder Blumenkästen verwendet haben. Nach einer halben Stunde erreichen wir die Tham Kang. Sie ist geräumig, am Eingang noch lichtdurchflutet und von einem kleinen Bach durchströmt. Je weiter wie vordringen, desto enger werden die Gänge, in den lehmigen Boden sind Treppenstufen gehauen. Unsere Taschenlampen reichen nicht aus, um die Räume auszuleuchten, wir stoßen uns die Köpfe. Die Luft wird stickiger und die Dunkelheit erdrückend. Mir wird es mulmig zumute und ich kann mir vorstellen, dass sich die Menschen im Bombenhagel wesentlich schlechter gefühlt haben müssen. „Weiter im Norden ist die Tham Piu von amerikanischen Piloten bombardiert worden und über 300 Schutzsuchende haben nicht soviel Glück gehabt wir diese hier. Amerikaner sind mancherorts noch immer nicht besonders willkommen“ unterbricht Toh meine Gedanken und wir beenden unsere Höhlentour. Draußen angekommen ändern sich schlagartig Szenerie und Atmosphäre: eine Laotin hat am naheliegenden Fluss ein kleines Café aufgebaut, in den sie am Webstuhl sitzt und Tücher herstellt. Gut gelaunt zeigt sie uns ihre Kunst, macht Kaffee und lädt uns zum Verweilen ein, eine Aufforderung, der ich gern nachkomme.

Nach einer Stunde Bootsfahrt schwingen wir uns auf die Räder. Mittlerweile hat sich der Morgenneben verzogen und die Sonne brennt, so dass wir schnell Rast machen, um am Fluss Nudelsuppe, gegrillten Fisch und andere Köstlichkeiten zu uns zu nehmen. Ein Blick genHimmel und auf die Uhr lässt uns schneller aufbrechen als vermutet: wir haben noch etliche Kilometer zu fahren, die Sonne geht gegen halb sechs unter und am Himmel braut sich etwas zusammen. Eine knappe halbe Stunde spätergibt es einen Wolkenbruch. Warmer Regen ist nicht unangenehm, nur die Luftfeuchtigkeit steigt rasch an und wir bekommen eine Ahnung von Laos während der Regenzeit.

Die Kinder in den Dörfern scheint es zu freuen, heute stürzen sie sich besonders gern von den Vorgärten auf die Straße, um Westlern wild winkend das Sabadiii entgegenzuschleudern und einmal kräftig einzuschlagen.


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Große Buddhas, kleine Buddhas, viele Buddhas

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

37 Kilometer durchs Karstgebiet um Pha-an, halber Aufstieg auf den Zwekabinberg, dann zum einzelnen Felsen Kyak-Kann-Lan und zur Kawkun Grotte, auf sehr kleinen Wegen bei 33 bis 35 Grad.

Luxusressort und Luxusfrühstück mit Bratkartoffeln, Nudelsuppe und Würstchen. Dann kann der Tag beginnen. Nach einer halben Stunde haben wir den Fuß eines Karstberges mit dem Namen Zwekabin erreicht. Auf dem Gipfel befindet sich ein Kloster, welches aber nicht unser Ziel ist, denn der Karstberg hat eine Höhe von über 700 Metern und wer will da schon bei 33 Grad und 90% Luftfeuchtigkeit hoch. Wir wollen nur bis zum ersten Kloster unterwegs, die Ausblicke und Eindrücke reichen. Am Fuße des Berges befindet sich ein riesiges Feld mit 1121 sitzenden Buddhas, jedes Jahr werden es mehr. Wer 300 Dollar übrig hat, kann die dem Kloster spenden und dafür wird dann eine Figur aufgestellt. In diesem Land erlebt man immer wieder Überraschungen, was die religiös begründeten Ideen angeht. Gestern sind wir an dieser unendlich langen Reihe von Figuren der Bettelmönche vorbeigefahren und nun heute dieses riesige Feld mit sitzenden Buddhas. Da die Vegetation sehr schnell von den Figuren Besitz ergreifen will, sind auf einem Teil kleine Mönche dabei, mit Sicheln und Messern die Figuren von Gestrüpp zu befreien.

Der Aufstieg ist hart, obwohl wir uns nur 350 Meter nach oben begeben. Der Schweiß fließt aus allen Poren, aber es geht nicht nur uns so, einige Einheimische haben auch reichlich Schweißperlen im Gesicht, nur die Kids haben die Kraft hier auch noch kleine Wettläufe zu veranstalten. Oben auf der ersten Plattform gibt es ein kleines Kloster. Dort wird gerade ein Klosterfest vorbereitet, dazu werden alle Sachen, wie Lautsprecher, Verstärker, Essen, Schmuck nach oben getragen und mächtig viele Träger und Trägerinnen sind unterwegs und alle haben mehr als gute Laune. Leider beginnt das fest erst am späten Nachmittag, es sieht nach ziemlich viel Spaß und Freude aus. Allerdings müsste man dann noch einmal die Schweiß treibende Treppe hinauf, die wir nun langsam wieder hinunterkraxeln.

Mit den Rädern geht es dann weiter auf kleinen Feldwegen durch winzige Dörfer zu einen eigenartigen Felsen. Aus der Ferne sieht der vielleicht 30 Meter hohe Karstbrocken unten dünner aus als oben, da er einsam und allein mitten in Reisfeldern steht und damit mehr als auffällig ist, hat man natürlich sofort ein Kloster daneben gebaut und ein paar kleine Stupa in und auf den Brocken gesetzt. Eine kleine Treppe führt bis auf halbe Höhe mit einem Buddhaschrein. Ganz nach oben kommt man lediglich auf einer wackeligen Bambusleiter, die ist aber nicht für Besucher und Touristen gedacht. Möglicherweise hat man oben als Mönch die perfekte Ruhe für die Meditation.

Wir brauchen nach dem Felsen erst einmal wieder etwas Ruhe, um den nächsten Plattfuß zu flicken, der hält dann genau bis zum Mittagessen und dann ist Ullis Vorderreifen wieder flach. Ursache ist eine Speiche, die zu weit in die Felge steht. Neben unserer Mittagsnudelbude ist aber direkt ein Monteur und der bastelt aus einem alten Mopedschlauch ein neues und stärkeres Felgenband, so dass das Problem hoffentlich damit gelöst ist.

Die Mittagsnudeln sind lecker und als die größte Hitze vorbei ist, radeln wir weiter. Auf der anderen Seite des Flusses befindet sich noch eine wichtige Sehenswürdigkeit der Region an einem Karstfelsen. In der Kawkun Grotte sind die Wände mit tausenden von kleine Buddhakacheln verziert. Schon seit gut 1000 Jahren kleben einige der Kacheln hier und bedecken die Felswand wie ein gigantisches Mosaik. Die meisten Kacheln sind nicht größer als 10 Zentimeter und zeigen einen sitzenden Buddha, aber es gibt auch größere mit stehenden und liegenden Buddhas. Am Boden befinden sich dann natürlich auch noch „normale“ Buddhafiguren in großer Anzahl, ebenso in der Halbgrotte. Die Anlage ist wirklich beeindruckend, da hier so viele kleine Details ein großes Gesamtkunstwerk schaffen.

Für uns reicht es dann an Kultur, nächster Zielpunkt ist es, uns den Staub aus dem Mund und vom Körper zu spülen mit einem schmutzigen Bier und einer Dusche.
Abends ordern wir einen lokalen Transporter, eine Art Motorrad mit einer Ladefläche für genau eine Reisegruppe und fahren damit die 8 Kilometer bis in die Stadt zum Abendessen. Viel Auswahl gibt es zwar nicht mehr, nur etwas Reis, Gemüse und Huhn, aber wir werden alle satt, spätestens nach den leckeren Erdnusskuchen, die der Laden noch im Angebot hat. Wieder einmal zeigt es sich, wie schwer es ist, das Alter der Burmesen zu schätzen; den „Boy“ im Restaurant hätten wir so um die 12 oder 13 geschätzt, der ist aber schon 17, sein Freund sieht ebenso jung aus und ist es dann auch. Hier in Burma ist Kinderarbeit nicht einmal ansatzweise ein Diskussionsthema. Kinder arbeiten eigentlich überall in Teestuben, Restaurants, Läden und auf Märkten. Lediglich bei schweren Jobs, wie im Straßenbau oder ähnlichem sieht man die Kids nicht schuften, dafür sieht man oft burmesische Frauen Steine schleppen für 3 € am Tag.