Flüsse und Reisfelder

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

10 Kilometer Flussfahrt auf dem Salween, 47 Kilometer mit dem Rad von Moulmein nach Pha-an durch kleine Dörfer und Reisfelder auf gemütlichen kleinen Straßen bei 35 Grad, fast keine Höhenmeter.

Heute klappt es mit dem Rührei und den eingerührten Tomaten und Zwiebeln und so können wir ordentlich gestärkt in den Morgen radeln. In Moulmein stoppen wir noch einmal kurz auf dem Markt, um das bunte Treiben ein wenig zu genießen. Genuss ist der Geruch der Duriam, der Stinkefrucht, nicht unbedingt. Auch der Geschmack ist nicht jedermanns Sache, leicht süß mit einer Tendenz zum Käse. Aber wir haben es probiert!

Nur ein paar hundert Meter vom Markt befindet sich der Bootsanleger und hier steigen wir auf ein mittleres Boot mit Benzinmotor um und tuckern wenig später den Salween hinauf. Vom Boot können wir den Fischern bei der Arbeit zu sehen und kommen an großen Bananenplantagen vorbei.

Am Ufer geht es dann ein paar hundert Meter durch die Natur, dann haben wir wieder einen befestigten Weg unter den Rädern. Auch hat das Dorf gleich wieder einen schönen Tempel, es gibt nicht so viel Gold, aber viele Fassaden und Wände sind mit Mosaiken verspiegelt. Auch stehen hinter den neuen Stupas ein paar schöne, veraltete und verwitterte. Die weiße Farbe ist kaum noch zu erkennen, so sehr sind diese von Pflanzen überwuchert.

Die Fahrt geht heute durch weite Reisfeldlandschaften. Die meisten Felder leuchten noch in saftigem Grün, nur ein paar Felder wurden bereits geentert und auf ganz wenigen sind die Bauern mit einem winzigen Traktor und dem Pflug oder der Egge unterwegs.

Hier in der Gegend scheinen die Leute vom Reis recht gut leben zu können, die Häuser sind alle recht schick, meist gibt es zwei Etagen aus Holz oder manchmal werden auch Holz und Ziegeln gemischt verwendet. In den oberen Etagen sind die Fenster meist weit offen, so dass der leiseste Luftzug schon für Kühlung sorgt. Diese brauchen auch wir ab und zu, denn die Temperatur liegt irgendwo bei 35 Grad. Mittags bleiben wir in einem winzigen Lokal bei einer Nudelsuppe fast 1,5 Stunden im Schatten und eine Stunde später machen wir noch einmal eine Tee und Kaffeepause.

Unser Ziel kommt dann schneller als erwartet, ein wirklich nettes Ressort mit großen komfortablen Zimmern und einer guten Küche mit einem breiten Angebot an thailändischen und burmesischen Currys. Wir gehen den Rest des Tages eher gemütlich an, auch brauchen einige Klamotten dringend eine Wäsche. Theoretisch gibt es sogar ein Internet, aber die Übertragungsraten sind wieder so gering, dass es nicht möglich ist Daten zu senden.

Abends haben wir heute einen schönen Sternenhimmel und die Grillen zirpen im Gras laut vor sich hin, trotzdem lässt es sich hervorragend schlafen.

Laos by boat

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Bootsfahrt von Muang Khua nach Muang Ngoi

… statt China by bike? Etwa vier Stunden dauert die Bootsfahrt auf dem Nam Ou, Laos längstem Binnenfluss. Stromaufwärts wird gerade ein Staudamm gebaut, wie Toh uns berichtet. Wir fahren stromabwärts, mal durch Stromschnellen, dann wieder durch ruhiges Gewässer. An uns ziehen Urwaldszenerien vorbei, die Berge werden höher, Wasserbüffel nehmen ein Bad genauso wie die Kinder, von denen einige Salto rückwärts ins Wasser üben. Ganz unberührt ist der Wald nicht, es fehlen die ganz großen Urwaldriesen, und an einigen Stellen sind dichte Bambushaine angelegt worden. Offiziell gilt der Uferstreifen als Schutzgebiet, und in den Dörfern werden Projekte unternommen, um die weiter im Landesinneren traditionell stattfindende Brandrodung zu reduzieren. So auch im „Weberdorf“ kurz vor Muang Ngoi: ein Webstuhl reiht sich an den anderen, Seidenfäden werden gesponnen und die Auswahl an bunten Tüchern ist unvorstellbar groß für dieses kleine Örtchen. So groß, dass ich mich für keines der Muster entscheiden könnte (was einigen anderen nicht so erging) und sicherlich ausreichend, um den Dorfbewohnern eine alternative Einnahmequelle zu verschaffen.

Im Dorf davor konnten wir eine lokale Schnapsbrennerei besichtigen. Zwei Wochen gärt der Klebereis mit Zutaten wie Kräutern, Knoblauch und Chili in einem Fass und wird danach mit einfachen Mitteln erhitzt und destilliert. Wir kosten ein wenig davon, aber im Vergleich zu anderer selbstgebrannter Flüssigkeit fällt diese Variante eher scharf aus. Verkauft wird der Alkohol in Anderthalbliterflaschen und kostet so viel wie eine Flasche Bier. Das lässt erahnen, was hier bevorzugt konsumiert wird und wieso die Regierung überall Schilder wie „Life is sunshine without drugs“ aufstellen lässt. Die Dorfschule wurde vom deutschen Hilfsprojekt Bambusschule gesponsert, der benötigte Strom wird durch eine Solarzelle und Wasserkraft (ein kleiner Propeller, angetrieben durch Wasser, das durch ein Bambusrohr den Hügel hinunter rauscht) erzeugt. Im Dorf leben zwei Mönche und kümmern sich um den hübsch renovierten Tempel. Es ist irgendwie ein Vorzeigedorf, in dem allerlei Projekte verwirklicht werden. Im Vergleich zu einigen Orten an der Straße wirkt es sehr lebendig und entwickelt.

Muang Ngoi ist bisher lediglich per Boot zu erreichen und hat auf drei Abendstunden begrenzte Elektrizität. Früh von den Rucksacktouristen entdeckt, haben sich einige Guesthäuser mit kleinen Ufercafés etabliert. Die Tendenzen zu einem zweiten Vang Vieng (wo allerlei junge Ausländer tagsüber „abhängen“ und abends in einer der vielen Diskotheken versumpfen), hat die Regierung radikal unterdrückt. Laute Musik und Liegeflächen vor Fernseher werden nicht geduldet, so dass wir die herrliche Landschaft in Ruhe genießen können. Ein älterer Laote berichtet in sehr passablem Deutsch von seinem zwanzigjährigen Aufenthalt in Westdeutschland. Seine alten Tage möchte er aber lieber in Laos verbringen. Wenn man sich so umschaut, kann man es ihm nicht verdenken.

Schuhgröße 4300!

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Tagesausflug nach Win Sein Taw Ya zum größten liegenden Buddha der Welt und über die Dörfer zurück nach Moulmein, 64 Kilometer, 380 hm bei sonnigen 33 Grad auf recht ordentlicher kleiner Straße.

Am Morgen gibt es das typisch burmesische Hotelfrühstück: „How do you like your egg?“ „Scrambled with tomato and onion, please!“ Das Resultat sind dann ein Teller mit dem Rührei, ein Teller mit einer Tomate und ein Tellerchen mit Zwiebeln. Ok, morgen dann der zweite Versuch.

Nach dem Frühstück basteln wir unsere Räder zurecht, dafür brauchen wir genau eine Stunde und dann starten wir auf unseren Tagesausflug. Die Straße ist besser als erwartet und es gibt nicht zu viel Verkehr. Eigentlich reduziert sich alles auf ein paar Mopeds, ein paar Trucks und ein paar regionale Bustransporter.

Interessant ist das es auch hier einige schöne Felsenformationen gibt, die der Asienreisende schon aus anderen Ländern kennt. Ähnlich wie um Guilin in China und Halong in Vietnam gibt es schroffe Karstkegel mit Dschungelbewuchs. Hier in Burma sind die Karstkegel weniger gigantisch, dafür gibt es auf jedem einen Stupa oder Tempel.

Bis nach Win Sein Taw Ya sind es knappe 30 Kilometer, dann kann man die gigantischen Zehenspitzen des größten liegenden Buddhas der Welt schon sehen. Es ist kein historisches Bauwerk, sondern eine moderne Skulptur in Stahlbeton mit Fließen belegt, die hier mit 200 Metern Länge das Tal ausfüllt. 1996 wurde das Bauwerk begonnen, inzwischen ist der Körper so gut wie fertig und zu zwei Dritteln gekachelt, die „Innereien“ des Buddhas aber noch nicht einmal zur Hälfte fertig. Im Inneren des Buddhas gibt es zahlreiche Räume oder Höhlen, in denen Figuren stehen, die Legenden aus der Geschichte des Buddhismus erzählen. Einige sind schon vollendet, andere sind noch nicht angemalt und viele Räume geben noch den Blick auf die Stahlbetonkonstruktion frei.

Eintritt muss man nicht zahlen, dafür aber 500 Kyatt (50 Cent) für eine Kachel für den Körper des Buddhas spenden und man darf diese Kachel auch von einem Stapel auf den anderen tragen. Bei den wenigen Touristen hier wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die Fliesen und Finanzen zur endgültigen Vollendung des Buddhas zusammen gekommen sind.

Den schönsten Eindruck hat man jedoch ein wenig entfernt vom Buddha, allein die Füße sind knappe 20 Meter lang, wie gut dass der Buddha hier kein Schuhwerk benötigt.

Wir suchen uns ein nettes kleines Lokal und überstehen dort mit gebratenen Nudeln und Tee die Mittagshitze, dann geht es weiter über einen kleinen Pass mit vielleicht 100 Höhenmetern, bei der hohen Luftfeuchtigkeit kommt man ordentlich ins Schnaufen und jedes Mal, wenn man vom Rad steigt fängt der Schweiß an zu laufen und man trieft.

In einem kleinen Städtchen besichtigen wir noch ein Kloster mit Tempel. Der innere Tempel ist sehr schön und gefüllt mit vielleicht 80 weißen Buddhafiguren in verschiedenen Positionen. Interessant sind die Bildgeschichten im Wandelgang, die unheimlich körperlich freizügige und gewaltträchtige Bilder zeigt. Leider reicht das Englisch unseres Lokalguides nicht um uns Hintergründe dazu zu erläutern.

Auf dem Markt vor dem Tempel gibt es die Früchte der Toto-Palme zu kaufen, die Verkäuferinnen öffnen die harten Früchte und entfernen Teile des Fruchtfleisches um zu einer essbaren, glibberigen, geleeartigen Masse zu kommen, die hat einen leichten Geschmack nach Kokosnuss.

Der Rückweg nach Moulmein ist sehr schön. Auf der schmalen Straße sind viele Schulkinder auf dem Heimweg. Die Reisfelder links und rechts stehen in schönstem Grün und links und die Straßen sind Alleen gesäumt von Palmen.

Die Hügelkette, die sich durch Moulmein zieht, hat zahlreiche schöne Klöster und Tempel. Von einem Punkt auf den Hügelen über der Stadt hat man eine besonders schöne Sicht über den Salween Fluss, wir sind aber noch etwas zeitig für den Sonnenuntergang und so rollen wir zum Hotel zurück auf ein Schmutzbier. Auch unseren ersten Plattfuß fährt Frank ein, glücklicherweise nur ein paar hundert Meter vom Hotel entfernt, so dass ich beim „Schmutzigen Bier“ reparieren kann.

Abends geht es dann in eins der moslemischen Grillrestaurants am Ufer des Flusses. Die Fleisch und Fischspieße kommen vom Moslem, der Reis dazu vom Burmesen nebenan und das Bier vom Chinesen auf der anderen Straßenseite.

Der kostbare Kopfschmuck der Akha-Frauen

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

100 km, leicht wellig von Oudomxai nach Muang Khua, schnelle Fahrt im Regen

Die Akha gehören zur tibeto-birmanischen Sprachfamilie und sollen vor etwa 300 Jahren aus der tibetischen Hochebene über die chinesische Provinz Yunnan in den Norden Laos übergesiedelt sein. Sie gehören zu den Lao Soung, den „Berglaoten“, die in den höheren Lagen des Landes leben. Die laotische Bevölkerung besteht aus so zahlreichen ethnischen Gruppen, dass man schnell den Überblick verlieren kann. Die Lao Loum stammen aus der Ebene im Süden, die Lao Theung in den Mittelgebirgen sind überwiegend mit den Khmer verwand und die Lao Soung – meist Animisten, die auch heute noch schamanistische Praktiken pflegen – gehören der Sprachfamilie der Miao-Yao oder Tibeto-Birmanen an. Diese Volksgruppen sind jeweils in verschiedene Untergruppen zersplittert, was die Unterscheidung für einen Westler nicht einfacher macht.

So ergeht es uns, als wir nach einem halben Radtag an einem kleinen Flecken anhalten, um Mittag zu essen. Wir haben Glück, gerade heute findet hier der vierzehntätige Markt statt. Aus den umliegenden Dörfern sind bunt geschmückte Frauen zusammengekommen, nahezu alle in traditionellen Kleidern. Der Kopfschmuck der Frauen hat es uns besonders angetan: Entweder ist er hoch aufgetürmt, rot-rosa auf schwarz bestickt, oder etwas dezenter in indigo gehalten und mit unzähligen Münzen verziert. Jede Frau scheint ihren individuellen Stil zu pflegen. Fotografiert werden mögen die wenigsten, aus Angst, dass dadurch eine der zahlreichen Seelen verschreckt werden könnte… Adrienne, unsere Expertin für Textil und Design, ist schier aus dem Häuschen, und wir lassen uns gern anstecken. Wir schlendern eine Weile herum und bestaunen die unerwartete bunte Szene. „Akha und Hmong,“ vermutet Adrienne beim Essen. Toh hat die Frauen an ihrer Sprache allesamt als Akha identifiziert, fügt noch ein paar Erklärungen zu den verschiedenen Untergruppen hinzu und schließt mit den Worten „Aber eigentlich unterscheidet man heutzutage nicht mehr so stark, schließlich sind wir alle Laoten.“

Danach erwischt uns der Regen, was unsere lange Etappe ungemein beschleunigt. Das Gelände ist leicht wellig, immer am Fluss entlang, und nach unserem vierten Platten der Tour erhöhen wir das Tempo. Von Muang Khua aus wollen wir morgen mit dem Boot weiterfahren. Der Himmel schließt seine Schleusen wieder und nach einem Dorfspaziergang (die neue Brücke ist fast fertig und die alte löchrige Hängebrücke wurde mit stabilen Holzplanken aufgewertet) bekommen wir beim Abendessen gefühlt alle Westler der Umgebung zu Gesicht – in den Städtchen fällt doch auf, dass wir nicht die einzigen Reisenden in diesem kleinen Land sind.


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Laotisch-chinesische Kleinstadt

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

53 km, 734 HM bergig, von Na Mawn nach Oudomxai

Ein kleinerer Berg, Regen auf der Abfahrt, Massage und ein leckeres laotisches Essen in Oudomxai, so könnte man den Tag zusammenfassen (Markus und Peter sind die Bergkönige dieser Etappe). Ich war zuletzt vor zwei Jahren hier und staune, dass die alte Staubpiste komplett geteert ist. Es sind einige Lastwagen unterwegs, entweder auf dem Weg nach China oder Thailand. Ich vermute, dass sie Holz oder Beer Lao (siehe Bild) transportieren, denn diese Güter sind neben Energie immer noch Exportschlager der Laoten. Im Vergleich zu den Nachbarländern gibt es in Laos fast keine Industrie, die meisten Produkte tragen ein Made in China, Thailand oder Vietnam.

Oudomxai scheint fest in chinesischer Hand zu sein. Pech für das Stadtbild (die laotischen Städtchen sind einfach hübscher), aber gut für unser Mittagessen. Denn Toh ist wegen einer Fußballverletzung in die örtliche Klinik gefahren und mein Laotisch ist begrenzt, so dass wir beim Chinesen einkehren – eine willkommene kulinarische Abwechslung. Die Regenstunden verbringen wir beim Roten Kreuz. Hier gibt es die beste Massage des Ortes, auch wenn man beim Anblick der etwas schäbigen und abgelegenen Häuser daran zweifelt, dass es sich um eine medizinische Einrichtung handelt. Nach der Massage sind wir entspannt und von der Qualität des Roten Kreuzes in Laos überzeugt. Neben den vier Zweiermassagekabinen befindet sich die stark von Einheimischen frequentierte Sauna. Ich kann einen Blick auf das eine oder andere Tattoo erhaschen, was anscheinend gerade sehr in Mode ist, wie Toh mir später bestätigt. Er darf nach Anweisung des Arztes in den nächsten übrigens Tagen weder Radfahren noch Beer Lao trinken, hat aber Glück, dass die Verletzung ansonsten nicht ernsthaft ist. Ob es morgen wieder regnen wird? Im November ist es erfahrungsgemäß trocken, aber so sicher kann man sich im Klimawandel nicht mehr sein.
(mit Bildern von Markus)


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Bahnritt bei hohem Seegang

Entlang der Burma., 10.11. bis 09.12.2012

Knappe 300 Kilometer mit dem Zug von Yangon nach Moulmein, 12 Stunden unterwegs und Abenteuer pur bei ca. 30 Grad.

Unglaublich zeitig klingelt das Telefon im Zimmer mit dem Weckruf und schon um halb sieben checken wir aus. Der Bahnhof ist nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt, oben aus dem Zimmer im 13.Stock konnten wir die historische Spielzeugeisenbahn sehr gut sehen.

Es gibt drei Klassen, die Holzklasse und zwei Luxusklassen, unsere Sitze sind in der mittleren Klasse. Der Zug ist nicht zu voll, da nur Sitzplätze verkauft werden und wir sind mit vielen Burmesen in dem einfachen Wagon. Einstmals hatten die agen wohl etwas mehr Charme, aber der Zahn der Zeit hat gut an der Hardware genagt. Trotzdem sind die gepolsterten Sitze nicht unbequem.
Pünktlich um 7 Uhr fährt der Zug im Schritttempo los. Die Gleise sind mehr als holperig und schon nach 5 Minuten wird uns klar, warum der Zug für die 300 Kilometer mehr als 10 Stunden brauchen soll. Am Ortsausgang beschleunigt dann der Zug auf 30 km/h und die Schiene hat richtig gute „Schlaglöcher“. Unser Zug rumpelt und wackelt mit fast Ohren betäubenden Lärm, das heißt, die Wagen schaukeln nicht nur beträchtlich nach rechts und links, sondern schwingen auch ordentlich nach oben und unten. Wir lernen das den ganzen Tag noch richtig zu lieben und wenn es richtig doll wird, so dass man immer mit dem Po kurz aus dem Polster hebt, dann geht der ganze Saal, ob Ausländer oder Burmese begeistert mit.

Währen da nicht die typischen Eisenbahngeräusche, könnte man denken, man befände sich auf einem kleinen Schiff auf hoher See bei starkem Wellengang.

Zu sehen gibt es immer mehr als genug, zuerst verlassen wir die Vororte von Yangon und dann fahren durch weite flache Reisfeldlandschaften. Ab und zu gibt es im Reisfeld einen Baum und darunter eine Hütte. Die „Gebäude“ der Bauern sind oft einfach bis sehr einfach, die Hütten bestehen aus Holzgestängen, die mit Laub- oder Strohbündeln gedeckt sind. Meist gehören zum Haushalt dann noch ein paar Wasserbüffel, die ein paar Meter weiter in einem Tümpel stehen und gelegentlich noch ein Ochsenkarren, der vor dem Haus „geparkt“ ist. Das Leben der Reisbauern ist mehr als einfach. Die meisten Reisfelder stehen hier kurz vor der Ernte. Die Bauern stehen knietief im Wasser der Felder mit dicken Handschuhen gegen das scharfkantigen Stängel der Reispflanze. Mit einer Sichel wird geschnitten und die Pflanzen werden zusammen geknotet und irgendwann zu einer provisorischen Tenne gebracht.

Irgendwann dann kommen wir an den ersten Bahnhof, der einem deutschen kleinen Dorfbahnhof ähnelt. Es gibt zwei Bahnsteige und ein paar Hütten, an denen Tee, Getränke und Kram verkauft wird. Auch die ersten Händler kommen in den Zug und drehen ihre Verkaufsrunden. Der Getränkehändler wird bei uns mit einem Schlag seinen gesamten Vorrat an heißem Wasser los für eine Runde Kaffee bei unserer Gruppe. Dann kommen irgendwann auch gedämpfte Maiskolben, geröstete Insekten, kleine Knabberwaren, Reiskekse, Melonen, Klebereis in Bambus, Orangen, Grapefruit und vieles anderes. Gegen Mittag brauchen wir dann gar keine Reismahlzeit, wir beschließen, uns einfach bis zum Abend weiter durchzusnacken.

Ab Mittag wir die Landschaft hügliger und es gibt viel dichtes grünes Gestrüpp und nur noch ab und zu ein Reisfeld, dafür dann kleine Ortschaften. Auch wenn hier die Hütten ebenso armselig und ebenfalls ohne fließend Wasser (abgesehen von dem schlammtrüben Wasserlauf vor den Häusern) und ohne Strom sind, glitzert doch ab und an wieder eine Pagode oder ein goldnerer Stupa auf oder die meist roten Wellblechdächer eines Klosters. Es ist überall auf der Welt das Gleiche, egal wie schlecht es den Leuten geht, für Religion ist immer Geld vorhanden.

Wir haben uns dann langsam an die gemütliche Zugfahrt gewöhnt und sehen uns auch ein wenig im Zug um, oder während der kurzen Stopps auf den Bahnsteigen. In der Holzklasse ist es auch nicht überfüllt, aber ich denke, der „hohe Seegang“ hier wirkt etwas unangenehmer auf die Hinterteile der Reisenden als in den beiden gepolsterten Klassen.

Irgendwann gibt es eine ungeplante Pause in einem kleinen Dorf, angeblich soll die Lok eine Ziege überfahren haben, bei den langsamen Geschwindigkeiten ist das aber kaum möglich oder die Ziege war schon mehr als alt. Es war aber dann doch nur ein kleinerer Gleisschaden, den die Besatzung des Zuges innerhalb von 20 Minuten reparieren konnte.

Die Fahrt in den Abend wird noch einmal richtig schön, denn die Sonne taucht die nun wieder weiter werdende Landschaft in schönes Abendlicht. Auch gibt es ein paar größere Städte und entsprechend viel zu sehen. Nahe den Städten steht wieder auf jedem berg und auf jedem Hügel ein goldener Stupa. Im letzten Licht fahren wir dann über eine fast 2 Kilometer lange Brücke über den Salween Fluss und die letzte halbe Stunde geht es dann im Dunkel auf Moulmein zu. Im Zug gibt es natürlich kein Licht.

Entsprechend abenteuerlich ist dann auch das Ausladen des Gepäcks. Auch die Räder sind mehr oder weniger wohlbehalten angekommen. Wir werfen das Gepäck auf einen LKW und radeln unsere ersten vier oder fünf Kilometer bis zum Hotel.

Zu sehen ist heute nicht mehr viel, auch sind wir von der fast 12stündigen Holperei ordentlich müde und fertig. Kühlung bringt das wunderbar kalte Myanmar Bier und ein großartiges Essen im Restaurant neben dem Hotel mit thailändisch und chinesisch angehauchten Gerichten.

Lao P.D.R.

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

69 km hügelig, von Luang Namtha nach Na Mawn

Vor dieser recht kurzen Etappe besuchen wir den Markt in Luang Namtha, flicken einen Platten und radeln hoch zur neuen buddhistischen Stupa, die teilweise von den Hmong finanziert wurde. Das ist bemerkenswert, weil die Hmong eigentlich hauptsächlich Animisten sind.

Den restlichen Tag fahren wir bei strahlendem Sonnenschien durch kleine Dörfer, erwidern das Sabadiiiii der Kinder, bewundern die Blütenbracht am Wegrand sowie die Webarbeiten der Frauen und machen Picknick. Die Nacht verbringen wir in einem einfachen Guesthouse in Na Mawn, einem kleinen Dorf, das sich in den letzten zwei Jahren um einige Geschäfte und Restaurants weiterentwickelt hat. Internet gibt es in den Dörfern nicht, der Blog erscheint also ziemlich zeitverzögert. Wofür die drei Buchstaben in Lao P. D.R. stehen, testet Toh mein Wissen.- „Please don`t rush“. Das ist das Motto der Laoten, dem wir uns gern anpassen.

(mit Bildern von Markus)


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Durch die Hauptstadt

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Rundtour durch Yangon, am Morgen mit der Fähre auf die andere Seite und mit Trikshaws durch die Vororte, dann auf den Fischmarkt und zum Großen Schlafenden Buddha, dann zum Sonnenuntergang in der Shwedagonpagode und zum burmesischen Abendessen in ein tolles Lokal, dazwischen noch mit Siggi zum Zahnarzt.

Die Kritiker werden gleich wieder anmerken, dass Yangon nicht die Hauptstadt des Landes Myanmar ist, sondern dies 2005 nach Naypyidaw verlegt wurde, welches sich 320 Kilometer weiter nördlich befindet. Die Burmesen sehen jedoch Yangon immer noch als ihre Hauptstadt und ich bin gespannt, welche Stadt Präsident Obama besichtigen wird, wenn er in zwei Wochen hier aufschlägt. Die Burmesen sind aus dem Häuschen, dass Obama noch in der Wahlnacht angekündigt hat, nach Burma zu reisen.

Nach dem Frühstück schlendern wir zum Yangon Fluss. Dort befindet sich die Fähre, mit der man auf die andere Seite des Flusses kommt. Auf dem Platz vor dem Hafengebäude gibt es wieder jede Menge von Händlern an kleinen Ständen: Obst, Tee, Snacks und Betel. Um die Tickets für die 15minütige Überfahrt zu bekommen müssen alle Ausländer den Pass vorlegen und werden einzeln registriert, dann dürfen wir unseren Dollar entrichten und auf die Fähre.

Hier ist man nun mit allen Schichten und Ständen der Burmesen gut gemischt. Die Fähre ist riesig und mit vielleicht 300 Leuten etwa nur zur Hälfte gefüllt. Auch hier wieder zwischen Menschen, Mönchen, Kindern, Müttern, Nonnen, Indern, Radfahrern und Omas wieder Händler, die kleine Snacks und Getränke anbieten.

Unterwegs erfahren wir von anderen Reisenden, dass es in Mandalay ein schweres Erdbeben gegeben habe. Da das Internet im Hotel faktisch nicht funktioniert und auch die Fernsehsender burmesisch sind, haben wir davon nichts mitbekommen und es wird wahrscheinlich auch unsere Tour nicht beeinflussen, obwohl wir in etwas mehr als einen Woche auch Mandalay besuchen.

Auf der anderen Seite befindet sich die kleine Vorstadt Sela, wir verteilen uns auf 6 Trickshaws und lassen uns kutschieren. Erst geht es auf einen kleinen Markt und dann zu einer Klosterschule. Hier werden vor allem obdachlose Kinder unterrichtet. Der Unterricht findet in gut durchlüfteten Räumen statt und die Gruppenstärke der Klassen war auch nicht über 20 Schüler, also recht ordentliche Bedingungen.

Gegen Mittag bringen uns die Trickshaws wieder zur Fähre und auf der anderen Seite gibt es ein paar Lokale mit leckerem burmesischem Curry und Reis. Dann steigt die Gruppe mit Aung, unserem burmesischen Führer in den Bus und ich mit Siggi ins Taxi. Siggi ist schon mit Zahnschmerzen angekommen und die haben sich auch gestern nicht gelegt. Der Zahnarzt befindet sich im indischen Viertel, spricht lausig Englisch, aber ein wenig Chinesisch. Die Praxis liegt im Erdgeschoss und ist einfach und sauber ausgestattet, 70er Jahre Standard.

Da an Siggis Zahn nicht viel zu sehen ist, kommt der Zahnarzt ohne Bohrer aus und kann auch nicht viel machen. Siggi bekommt eine Spülung und soll damit spülen. Geht die Entzündung nicht weg, dann muss in drei Tagen geröntgt werden. Ich denke, viel anders wäre der Zahnarztbesuch in Deutschland auch nicht abgelaufen. (Siggi hat Glück und zwei Tage später hat er keine Beschwerden mehr!)
Mit dem Taxi versuchen wir dann die Gruppe wieder zu finden und das gelingt uns schon auf dem Fischmarkt. Hier werden die Fischerboote entladen, die Fische auf Eis gelegt und an die Großhändler verteilt. Jetzt am Nachmittag ist nicht mehr so viel Betrieb, aber wir finden noch ein Boot, das gerade entladen wird. Auf der anderen Seite werden riesige Eisblöcke entladen und beladen und geschreddert, zum Auffüllen der Kisten mit den Fischen.

Neben den zahlreichen Stupas in der Stadt gibt es auch einige schöne Buddhas. Einer der schönsten ist ein großer Schlafender Buddha mit über 80 Metern Länge. Eigentlich stand der Buddha einmal im Freien, wurde aber durch ein Erdbeben zerstört und erst 1966 in einer Halle wieder errichtet und ist recht beeindruckend anzusehen.

Höhepunkt des Tages ist dann die Shwedagon Pagode, über die ich ja schon ausführlich berichtet hatte. Heute ist natürlich nicht ganz so viel Betrieb, als wir gegen 17 Uhr dort ankommen, aber mit dem Sinken der Sonne wird es langsam voller. Glänzend hebt sich der 96 Meter hohe vergoldete Stupa vom Abendhimmel ab. Mehr als 60 Tonnen Gold sind hier verarbeitet worden und ich hatte es einmal ausgerechnet, im Wert von 25 Milliarden Euro.

Im 16 Jahrhundert hatte man angefangen mit der Vergoldung wichtiger Stupas, die damalige Königin hatte ihr eigenes Körpergewicht in Gold eingebracht, gerade einmal 44kg. Schlank sein lohnt sich eben auch als Königin. Dazu kommen dann noch die Diamanten und Edelsteine in den Krone und den Schirmen oben am Stupa. Als ein frisches Lüftchen aufkommt, beginnen die Glöckchen an den Schirmen zu läuten und die Edelsteine funkeln in der abendlichen Beleuchtung. Meine Gruppe ist begeistert vom Nationalheiligtum der Burmesen und wir verbringen fast drei Stunden hier auf dem heiligen Marmor und genießen die grandiose Sicht und die vielen freundlichen, bunten abendlichen Pilger. Simone stiftet noch ein paar Kerzen für den Buddha und verbindet diese mit dem Wusch nach Plattfuß- und Durchfallfreiheit. Mögen unsere Wünsche erhöht werden.

Der Wind hat dicke Regenwolken zusammengetrieben, doch wir sind inzwischen im Restaurant angekommen. Aung und ich treffen eine reichliche Auswahl burmesischer Currys. Alles, ob Huhn, Gemüse oder Fisch ist sehr lecker. Besonders gut kommt das Rindfleischcurry an. Burmesische Currys sind fast nie scharf, aber trotzdem schmackhaft, dazu gibt es meist eine säuerliche Gemüsesuppe und Reis und wir genehmigen uns dazu das kräftige Myanmar Bier, die Firma wird zwar inzwischen von Tiger gemanagt, aber das Lagerbier hat seinen eigenen Geschmack behalten. Die Flaschengröße von 0,640 Litern und die 5% Alkohol machen das Bier dazu noch extrem verbraucherfreundlich, eine Flasche und man hat bei den hohen Temperaturen die notwendige Bettschwere erreicht. Zum Interneten komme ich wieder nicht, denn es gibt zwar ein Netz im Hotel, aber bei der rasanten Geschwindigkeit von 11 kb/s kann ich nicht einmal eine Verbindung zu meinem Mailserver herstellen.

Trekking zu den Sida

Goldenes Dreieck, 03. bis 28.11.2012

Trekking in Luang Namtha

“Wollen wir Radfahren oder Wandern?” hatte Toh gestern gefragt. Wir hatten uns für das ganztägige Trekking im Hügelland entschieden. Nach einer kurzen Autofahrt erreichen wir unseren Ausgangspunkt. Direkt zu Beginn geht es steil bergan, es ist heiß und wir schwitzen. Wäre das Radfahren nicht doch besser gewesen? Nein, am Ende des Tages sind wir uns einig, dass die Entscheidung richtig war. Ein keiner Pfad führt über rote Erde in die Berge, vorbei an Kautschukplantagen, dann durch dichten Wald oder durch Reisfelder. „Cowshittree“ erklärt unser Guide „20 Minuten gekaut hilft die Rinde bei Magen-Darm-Beschwerden.“- „Ameisen!“ heißt es ein paar Meter weiter. Und nicht nur eine kleine Straße, sondern der ganze Baum ist voller Termiten. „Im Gebüsch fangen sie an zu schlagen, um den Eindruck von einem großen Tier zu vermitteln und so ihre Königin zu schützen“. Tatsächlich könnte man meinen, ein Tier schleiche durch den Wald, dabei sind es nur tausende Ameisen. Essbare Nüsse, eine bittere Frucht gegen Kater… wir bekommen hier einen kleinen Einblick in die breiten botanischen Kenntnisse der lokalen Bevölkerung.

Nach einem steilen Anstieg im Wald lichtet sich die Landschaft. In den Reisfeldern dreschen die Frauen noch per Hand, kurzfristig unterstützt von Peter. Wir probieren Sesam, dazu eine Wurzel, deren Geschmack irgendwie an Kartoffel, Kohlrabi und Apfel erinnert, und finden ein Getreide, dass zusätzlich zum Reis dem Beer Lao beigemischt wird. Einen Anstieg später machen wir Picknick. Das bedeutet in Laos: in einer strohgedeckten Hütte wird eine Tischdecke aus Bananenblätter gebastelt und tütenweise leckere Speisen ausgebreitet. Dazu eingewickelter Reis, fertig ist die Mahlzeit. Auf dem Rückweg besuchen wir ein Dorf der Sida, ein Bergvolk Laos, das in dieser Gegend nicht häufig anzutreffen ist. Die Hütten (deren Dächer und Wände alle drei bis fünf Jahre erneuert werden müssen) liegen weit ab vom Weg, immerhin gibt es Solarzellen, damit am Abend die Glühlampen betrieben werden können.

Zurück im Hotel ruhen wir uns aus und speisen auf dem Nachtmarkt, der allerding schon um neun Uhr schließt. Also gehen wir recht früh zu Bett, um die nächsten drei Radtage ausgeruht zu beginnen.


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Erster Tag im Paradies

Entlang der Burmastraße, 10.11. bis 09.12.2012

Ankunft meiner Gruppe in Yangon und erster Spaziergang durch die Altstadt, durch enge Straßen in ehemals kolonialen Vierteln über bunte Märkte, Einkauf einer burmesischen Grundausrüstung und Besichtigung der ersten Pagode

Es ist unglaublich, der Flieger landet pünktlich auf die Minute und es sind auch alle 9 Leute wie geplant angekommen. Die Formalitäten gehen recht schnell vonstatten und auch alles Gepäck, inklusive Georgs Fahrrad ist vollständig und unversehrt angekommen. Wenig später sitzen wir im Bus und rollen zum Hotel. Obgleich es erst 8 Uhr morgens ist, sind die Zimmer schon bereit und wir können unser Gepäck abwerfen, wenig später treffen wir uns zum ersten Tee und Kaffe in einem kleinen Lokal gleich um die Ecke und planen den Tag. Zuerst brauchen wir etwas Geld und sonntags haben die Banken zu, bleibt uns nur ein privater Geldtauscher im indischen Viertel.

Bis dorthin gibt es für meine Myanmar-Neulinge unheimlich viel zu sehen. Die Frauen mit ihrer gelben Sonneschutz und Schminkpaste im Gesicht, genannt Thanaka. Die vielen Straßenstände mit Tabak und Betel, die vielen Essstände, die bunten Kleider, die Männer die ebenfalls einen Rock tragen.

Die Altstadt stammt noch aus der Kolonialzeit und so findet man überall verwitterte schöne Häuser im britischen Stil. Am Wochenende ist überall großer Waschtag und so hängt auf den Balkonen die Wäsche zum Trocknen. Unten in den Häusern reiht sich ein Laden an den anderen oder eine kleine Manufaktur an die andere. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Stände mit Tee und Gebäck, die zu einer Pause einladen. Bei dem Klima hier ist das Pause machen wahrscheinlich auch wichtige als die Arbeit, inzwischen hat die etwas kühlere Saison begonnen, das heißt die Temperaturen betragen nur 30 Grad oder knapp darüber. Die Luftfeuchtigkeit ist natürlich auch recht hoch, so dass man immer gut am Schwitzen ist. Lediglich im Schatten unter einem Ventilator oder wenn gerade ein Lüftchen weht, ist es sehr angenehm.

Für meine Gruppe ist es heute erst einmal das Gefühl wie Alice im Wunderland und ich darf ihnen zeigen, wie tief der Kaninchenbau geht. Der indische Geldwechsler residiert in einer modrigen Villa im Kolonialstil im dritten Stock. Für große und saubere Banknoten gibt es einen besseren Kurs als für kleine und gefaltete Noten, der Unterschied kann bis zu 20% betragen. So dauert es eine Weile bis wir unser Dollars in Berge von Kyatt getauscht haben. Für einen Euro bekommt man ein bisschen mehr als 1.000 Kyatt, der größte Geldschein hat 5000 Kyatt, aber unser Moneychanger hat nur Tausenderscheine. Wir verlassen also bei unseren gewechselten 500 USD jeder mit einem dicken Bündel Geld den Laden und können nun Anfangen unseren Reichtum wieder zu verteilen.

Um eine Stupa oder einen Tempel besichtigen zu können braucht man lange Kleidung, deshalb begeben wir uns zum nächsten großen Markt und erstehen für jeden von uns einen burmesischen Wickelrock. Der kann dann in den Rucksack oder in die Fahrradtasche und wir sind in jedem Tempel auf unserer Tour passend gekleidet. Loungy heißt das Kleidungsstück und der Preis dafür liegt je nach Modell zwischen 3000 und 5000 Kyatt. Der Markt und der Einkauf machen riesigen Spaß, es gibt einen langen schmalen Gang nur mit Stoffen und Loungys, dazwischen dann immer wieder eine Näherin, die innerhalb von zwei Minuten mal schnell einen Saum nähen kann, oder aus den Stoffbahnen schnell einen Loungy zaubert.

Danach sind wir bereit für die Sule Pagode mitten im historischen Zentrum. Wie alle Pagoden in der Stadt und im Land strahlt der goldene Stupa in der Sonne. Und es ist nicht nur Goldfarbe, die den Stupa zum leuchten bringt, sondern eine wirklich dicke Goldauflage. Wir entrichten unseren Eintritt und werfen uns in unsere neuen Kleidungsstücke. Die Burmesen nehmen es mit freundlichem Lächeln und anerkennender Miene zu Kenntnis, dass wir uns zu integrieren bemühen. Ich habe meinen Wickelrock in den letzten Tagen schon zu schätzen gelernt, denn das Ding ist auch noch recht bequem zu tragen, denn es ist immer schön luftig an den Beinen.

Neu eingekleidet schlendern wir um die Pagode und genießen es, die Burmesen beim Beten zu beobachten, die nehmen ihre Religion mal mehr oder weniger ernst, auf jeden Fall ist es keine Sünde, dort im Schatten einer der Nebentempel ein kleines Nickerchen zu halten.

Damit beenden wir dann unser heutiges Programm, es bleibt noch ein wenig Zeit, um sich von dem langen Flug zu erholen, bis wir zum Abendessen um die Ecke ziehen. Hier gibt es leckeren Fisch und Hühnchen vom Grill und verschiedenste Nudelsuppen mit Gemüse, Fischbällchen oder Tofu, alles zusammen gibt das dann ein recht ordentliches Mahl. Zusammen mit ein paar Bieren sind wir dann gegen 21 Uhr reif fürs Bett. Eine halbe oder eine Stunde später werden hier in Yangon sowieso die Bürgersteige hochgeklappt, ein ausgeprägtes Nachtleben gibt es nicht, selbst die wenigen Bars schließen schon um 23 Uhr, aber diese heben wir uns noch für einen anderen Abend auf.