Grünzeug

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

16 km bergig, 1.032 m Aufstieg, knapp 800 m Abstieg, von Baoshan nach Liuqing

Pünktlich um 6:30 Uhr sitzen wir am Frühstückstisch, über uns leuchten die Sterne, es ist frisch. Die Wirtin beginnt langsam, die Küche zum Leben zu erwecken. Im Dorf ist es noch erstaunlich still. Nach dem ersten Kaffee bemerke ich, dass unsere Lasttiere schon vor dem Tor angekommen sind. Es sind fünf kleine Pferde, die geduldig auf den Aufbruch warten. Wir werden von vier Pferdeführern begleitet, die Astrid in Laufe der Tour einfach „unsere Fahrer“ getauft hat. Wie in China üblich verzögert sich die erste Nudelsuppe, das erste Aufsatteln und der Abmarsch um eine knappe Stunde. „Wo ist das Wasser, auf welchem Pferd sind die Ersatzschuhe“…, irgendwo tauchen Säcke auf, die groß genug für unsere Trekking-Taschen sind, und plötzlich sind doch alle startklar.

Im Gänsemarsch geht es stetig nach oben. „Ganz schön viel Grünzeug“ kommentiert Robert die erste Wegstrecke, als wir schließlich nach zwei Tunneldurchquerungen oben angekommen sind. Wenn sich der Nebel hebt, haben wir einen grandiosen Blick auf den Jangtse. Nach einem kurzen Picknick steigen wir durch lichte Kiefernwälder hinunter nach Liuqing.

Nach siebeneinhalb Stunden erreichen wir Liuqing. Das Dorf besteht nur aus ein paar Häusern, einer Grundschule (in der Astrid als Kinderschreck nicht so schnell in Vergessenheit geraten wird) mit 28 Schülern und sechs Lehren, zwei Büdchen, einem Billiardtisch und einer öffentlichen Toilette. Wir sind auf dem Land angekommen.

In unserer Herberge helfen wir beim Kochen. Das Essen könnte hier nicht frischer sein: es gibt alles, was der Dorfgarten hergibt, denn es führt zwar eine kleine Straße nach Liuqing, die wird aber regelmäßig von Erdrutschen blockiert und ist deswegen längst aufgegeben. Lucy zeigt uns, wie man Gemüse in winzige Streifen hacken kann und Robert und Astrid haben schnell den Bogen heraus – das Zubereiten im Wok übernimmt dann aber die Hausherrin. Nach einem Blick auf Messer und Lappen baue ich lieber die Zelte auf. Unsere fünf Zelte passen genau in die überdachte Galerie des Innenhofs (in den nächsten Tagen werden wir wegen Regens öfter „Indoor-Camping“ praktizieren). Bald sitzen wir zu acht am niedrigen Tisch auf winzigen Bänkchen, genießen ein leckeres Abendessen und freuen uns auf den nächsten Wandertag.


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Staatsempfang

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Unsere heutige Fahrt von Shanyang nach Manchuan ist eindeutig der Tag der Brücken und zwar vor allem der Hängebrücken. Bestimmt ist fast jeder heute mindestens einmal auf den Holzplanken hin- und zurückgerattert und hat sich dabei in voller Fahrt fotografieren lassen. Aber lassen Sie sich nichts einreden – so abenteuerlich wie es vielleicht aussieht ist unsere Streckenführung auch nicht und geschaukelt hat es am Ende auch nicht allzu sehr.

Was bei mir bisher als ein Haupteindruck der Radtour hängengeblieben ist, sind relativ wenig befahrene und sehr gut zu fahrende Straßen mit höchstens mäßig steilen Anstiegen und schönen langen Abfahrten. Da wir momentan das Nord- und Südchina trennende Qinlinggebirge überqueren, folgen wir hauptsächlich den Flussverläufen und fahren dabei ab und zu über einen Pass. So geht es auch heute bis zum Mittag leicht abfallend ein langes Tal hinunter und wir haben noch keine größeren Anstrengungen hinter uns bringen müssen. Da fällt unser heutiges Mittag mit gekochtem Reis und verschiedenen Gerichten wohl doch etwas zu üppig aus, vor allem wenn die Passhöhe demnächst erst noch bevorsteht. Für die Zukunft wird also wieder die Nudelsuppe die erste Wahl sein.

Wenn man beim Radfahren so nach rechts und links an den Straßenrand schaut, wächst da immer eine ganze Menge an Bekanntem und vor allem auch Unbekanntem. Wir hatten z.B. schon Reis, Sesam, Granatäpfel, Mandarinen, Khakis, Pomelos, chinesische Datteln, Kastanien und noch einiges andere mehr. Seit heute fällt uns immer wieder ein Baum auf, bei dessen Früchten wir uns nicht so richtig einig werden. Die Blätter vielleicht eher wie bei einem Nussbaum, die Früchte rund und grün und später braun. Manche meinen, die Früchte sehen aus wie Feigen , Xiao Yang tippt auf Kastanien. Die Antwort bleibt aber vorerst offen. Beim Aufstieg zum nächsten Pass schließlich lässt sich das Rätsel lösen und ein älterer Herr mit Lastenmoped gibt Aufklärung. Es sind die Früchte des Tungölbaumes oder auch Holzölbaum. Kann man nicht essen sagt er, wenn man es isst, muss man sich übergeben. Hat man früher in China als Lampenöl verwendet, heute eher für Lacke, als Holzöl und auch als Motorenöl meint er und weist auf sein Gefährt.

Oben nach dem Pass gibt es dann nochmal eine richtig fetzige Abfahrt mit schönen Serpentinen und im Handumdrehen sind wir in Manchuan. Hier scheint man unsere Ankunft schon erwartet zu haben, das halbe Hotelpersonal drückt sich an der Eingangstür herum und kaum dass wir eingecheckt haben, steht die örtliche Parteisekretärin am Tisch und möchte uns eine kostenlose Führung durch die Altstadt geben. Und vielleicht hätte wir ja auch nichts dagegen noch ein Gruppenfoto zu machen und vielleicht auch noch ein paar Filmaufnahmen, der Regisseur ist ja auch schon da… Ach so. Naja wir gehen dann trotzdem erstmal duschen, aber natürlich wollen wir nicht unhöflich sein und die kostenlose Führung ausschlagen, schließlich wollten wir ja sowieso nochmal in die Altstadt.

An die Führung habe ich nur noch bruchstückhafte Erinnerungen – eine Parteisekretärin, die im Kauderwelsch chinesischer Tourismusbroschüren die Unterschiede an den Dachschnitzereien der zwei benachbarten Theaterbühnen erklärt, ein anscheinend unzufriedener Regisseur, der versucht dramaturgische Anweisungen zu geben, unsere Reisegruppe, die versucht etwas von meinen Erklärungen zu verstehen und dazwischen eine Menge fotografierender Chinesen, die sich freuen, dass endlich mal was los ist. Zum Glück wird es bald dunkel, das Kamerateam zieht ab und alles beruhigt sich langsam wieder. Nun ist es auch Zeit zum Abendessen. Die Parteisekretärin möchte eigentlich lieber, dass wir ins Hotel zurückgehen und dort essen, weil das die passendere Umgebung für uns wäre, aber wir bestehen darauf hier im Ort zu bleiben und im nächsten Restaurant einzukehren. Sie begleitet uns also in einen nahen Hinterhof und schärft dem Chef ein, dass er uns auf keinen Fall übers Ohr hauen soll. Der Chef hat schon eine mächtige Fahne und beteuert, dass alles mit rechten Dingen zugehen wird, er kann uns sicher auch ein bisschen Rabatt geben, wir sollen nur sagen, wieviel wir ausgeben wollen und er stellt uns was zusammen. Am Ende war es dann natürlich alles ganz ordentlich und problemlos und schließlich haben wir auch noch den selbstgebrannten Maisschnaps aus dem Plastekanister probiert.


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Die steinerne Stadt

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Transfer nach Baoshan

Nach einer Morgenübung am Laufband verlassen wir mit Sack und Pack Seans Guesthouse, begleitet von Lucy, der Tochter des Wirtes, die uns die nächsten Tage durch die Berge führen wird.

Von der Tigersprungschlucht aus sind es noch etwa 120 km nach Baoshan (wenn man über die stellenweise sehr schmale Straße fährt, zu Fuß würde man zwei bis drei Tage über die Berge gehen), dem Ausgangspunkt unserer Trekking-Tage. Doch zunächst müssen wir den Jangtse überqueren, der hier noch Goldsandfluss heißt. Das klingt einfacher als es ist, denn von der Straße bis zum Fluss sind noch einige Höhenmeter zu überwinden und wir merken, dass wir einiges an Gepäck dabei haben. Noch schwerer hat es allerdings der Kapitän, denn seine Fähre liegt heute am anderen Ufer und es gibt keinen Mechanismus, der das Schiff herbringen würde. Mit aller Kraft und erstaunlichem Geschick rudert er also in einem winzigen Schlauchboot durch die Stromschnellen, um uns kurze Zeit später nach Daju überzusetzen.

Die kleine Ebene über dem Fluss ist intensiv bewirtschaftetet und von hohen Bergen umgeben. Im Moment wird vor allem Mais angebaut, nicht etwa als Speise für die hiesige Bevölkerung, sondern zur Herstellung von Alkohol und als Viehfutter, wie wir später erfahren sollen.

Die Autofahrt nach Baoshan führt uns über einen 3.100 m hohen Pass (die Baumgrenze liegt in dieser Gegend bei etwa 4.200 m, also gibt es hier noch viel Vegetation und nur der Blick auf das GPS verrät die eigentliche Höhe), die Dörfer werden kleiner und der Weg schlängelt sich von der bewirtschafteten Fläche hoch in die Nadelwälder – ich mag die Kombination aus dem frischen Grün der Kiefern und dem tiefen Rotbraun der Erde, es fehlt nur noch das Blau des Himmels, denn heute Vormittag ist es bewölkt und regnerisch. Der Motor brummt, es ist warm, und ich döse vor mich hin. Den Großteil der Strecke habe ich verschlafen. Als ich aufwache sind wir kurz vor Baoshan, vor uns liegt die tiefe Jangtseschlucht, rechts und links Terrassenfelder soweit das Auge reicht, bald ist die Straße zu Ende. Der Trubel der Städte fällt schlagartig von mir ab, das Trekking kann beginnen.

Baoshan heißt eigentlich Schatzberg, wird aber von den Einheimischen nur die Steinerne Stadt genannt. Am Stadttor sitzen ältere Damen und Herren beim Schwätzchen zusammen, tief unten fließt der Jangtse träge daher und von der Terasse unserer Unterkunft öffnet sich der Blick auf das zusammenhängende Dorf, das wir nach einigem Auf- und Ab erkundet haben.

Im dorfeigenen „Museum für Steinkultur“ können wir die alte Küchen- und Arbeitseinrichtung ausprobieren – das Zerkleinern der Mais- und Reiskörner ist Schwerstarbeit. Wie alt der in Stein gehauene Raum ist, kann uns der Museumswächter auch nicht sagen. Die Werkzeuge finden sich aber überall im Dorf wieder, wie auch einiges Vieh und vor allem Perde. „Die Felder befinden sich auf halber Höhe zwischen Fluss und Dorf, jegliche Ware muss auf dem Pferderücken hochtransportiert werden. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen“, erzählt einer der Dorfbewohner, der ein wenig Hochchinesisch spricht. Bei allen anderen hübsch in Trachten gekleideten Einwohnern bleibt das berühmte Lachen das einzige Kommunikationsmittel, der lokale Dialekt ist weder für mich noch für Lucy verständlich.

Am Abend erstehen wir für Henning eine Tube Sekundenkleber. Seine Schuhe haben begonnen, sich an der Sohle aufzulösen und wir hoffen, dass sie die Wanderung gut überstehen.


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Lost in Translation?

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Irgendwie sind unsere Räder schon wieder schmutzig geworden seit der Schlammschlacht. Das muss auf der Regenetappe nach Luonan gewesen sein. Deshalb sollen sie mal wieder gewaschen werden. Unser Fahrer Xiao Yang war fix und hat schneller als gedacht schon auf der Passhöhe einen Wasserschlauch ausfindig gemacht und als die letzten oben ankommen, sind schon die Hälfte der Räder fertig.
Xiao Yang fährt ja in der Regel ein wenig mit seinem kleinen Bus voraus und macht dann ein Nickerchen bis wir nachgekommen sind und die Vorräte aus seinem Wagen futtern. Meistens ist dabei wohl Jan zuerst da, der Jüngste in unserer Gruppe. Xiao Yang unterhält sich immer gerne mit Jan. Da er aber kein Englisch und auch kein Deutsch kann (außer „OK“, „Let’s go“ und „Gute Nacht“ , was ihm beim letzten Mal der Chef beigebracht hat) unterhält er sich mit Jan immer über seine Hand-App – jeder spricht seinen Satz ins Handy und das Handy spuckt eine Übersetzung aus. Ich weiß nicht, wieviel gegenseitiges Wissen sie dabei schon angesammelt haben, aber es wäre sicher interessant, das am Ende mal abzugleichen.

Den chinesischen Wetterbericht hatte ich schon erwähnt. Für heute war leichter Regen angesagt und das konnte eigentlich nur Gutes bedeuten. Und siehe da – die Sonne scheint. Auf der anderen Seite des Passes erwartet uns eine phantastische Abfahrt durch ein schönes Tal mit kleinen Dörfern und allerdings auch einer Autobahn, die auf Stelzen durch das Tal geführt ist. Aber wir wollen ja nicht meckern, schließlich haben wir dafür die Landstraße weitgehend für uns allein.
Im Kreisstädtchen Shanyang, das unser heutiges Ziel ist, gibt es wieder einige lustige Begegnungen. In diese Gegend kommen ja nicht so häufig Ausländer und gleich gar nicht auf dem Fahrrad. Da kann man schon mal die Fassung verlieren. Zwei Jungs auf dem Motorroller wollen mit uns um die Wette fahren und später werden wir auch noch gefragt, ob wir aus Afrika kommen. Ich spar mir jetzt mal einen blöden Kommentar und gebe lieber unsere Empfehlung für den Canglongshan an der Eingangsstraße zur Stadt mit buddhistischem Tempel und Pagode aus der Tang-Zeit ab. Von hier hat man bei klarem Wetter einen schönen Blick über das Tal.


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Tiger im Nebel

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

20 km Wanderung durch die weltberühmte Tigersprungschlucht, Start im Regen, später sonnig

Astrid:
Fototaschen gezückt – nichts gesehen
Gipfel erstürmt – wir waren zu mehr bereit
verirrte Wanderer auf den Weg gewiesen
Nudeln wieder geschmeckt – schlürfender Abgang

Zwischenruf Claudia:
nach einer Woche können wir sogar die Suppe mit Stäbchen essen

Fototaschen wieder gezückt – diesmal erfolgreich
Gruppe unterfordert und ohne Läsionen in Lodge gelandet
Menü vorzüglich – 9-Gänge radikal leergeputzt

(genug gearbeitet, jetzt gibt`s Bier)


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Kontakte

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

„Was sagt die Wetter-App?“ ist eine beliebte Frage bei uns. Fragt man Jan oder unseren Fahrer Xiao Yang oder mich, dann bekommt man von jedem eine andere Antwort. Eine davon ist häufig richtig. Heute dürfte es meine gewesen sein, obwohl das glaube ich ein bisschen untergegangen ist. Es war bewölkt angesagt. Ohne Regen. Es war bewölkt. Und es hat höchstens mal ein bisschen genieselt. Da es gleich von früh an bewölkt war, hatte das GPS-Gerät anfangs etwas Mühe, unseren genauen Standort zu lokalisieren und uns auf die richtige Flussseite zu lotsen. Deswegen sind wir kurzzeitig etwas ratlos zwischen Baustellen und Flussufern hin und hergefahren, bevor wir wieder zurück auf die Hauptstraße gefunden haben, auf der wir eigentlich schon waren. Das sieht sicher auf unserer Aufzeichnung reichlich unprofessionell aus und die Chinesen an denen wir irgendwann zum dritten Mal vorbeigefahren sind, haben sich wahrscheinlich auch ihren Teil gedacht. Aber naja, in China passieren einem ja ständig irgendwelche unvorhergesehenen Sachen, also einfach um das Problem herum manövrieren und dann weiter wie geplant oder auch anders.

Unsere Strecke ist relativ kurz heute, nur 44 km und wir rollen durch ein nettes Tal, das schon die ersten Zeichen des Herbstes zeigt. Nur noch ein kleiner Pass und wir erreichen die Stadt Shanyang. Wir haben noch nicht zu Mittag gegessen und fallen in das muslimische Nudelrestaurant gleich an der ersten Kreuzung im Ort ein. Der Koch zeigt sich hocherfreut, dass wir auch eine Muslimin dabei haben, das ist aber nur Steffi, die sich ein sportliches Stirnband oder Kopftuch oder irgendwas dazwischen aufgesetzt hat. Unsere Nudeln bekommen wir aber trotzdem und außerdem die Gelegenheit für eine Fotosession mit dem Restaurantpersonal.

Auch am Nachmittag können wir weiter den Kontakt zur lokalen Bevölkerung pflegen, denn wir haben auf der Suche nach so etwas wie einer Altstadt die Marktstraße erwischt. Dort probieren wir Snacks, kaufen Blütenpfeffer (4 Yuan das Pfund) und erfahren den Preis für eine rote Wolldecke (120 Yuan). Außerdem tauschen wir Geld auf der Bank (15 min pro Formular, bei Doppelnamen 20 min), tauchen ein in die örtliche Kalligraphenszene und beantworten Fragen zu unserem Alter. Das Abendessen gibt es heute im Freien gegenüber vom Krankenhaus und der chinesische Schnaps (10 Yuan die kleine Flasche) schmeckt nach Bubblegum.


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Wanderung nach Stau

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Transfer von Lijiang nach Qiaotou, anschließend 6 km Wanderung von Qiaotou zum Naxi Guesthouse, zunehmend sonnig und warm

Die Hütte füllt sich langsam mit Wandergästen. Wir sind nach einem zweistündigen Fußmarsch von Qiaotou zum Naxi Family Guesthouse in die Tigersprungschlucht gewandert und genießen die Freizeit. Es ist einfach ein schönes Fleckchen Erde, ein kleines Dorf bestehend aus traditionellen Hofhäusern, dazwischen Gemüsegärten und Maisfelder, irgendwo läuft immer ein Huhn, Schwein, Rind oder Esel herum. Es gibt Dusche, Strom und Internet, die Sonne scheint, der Jadedrachenschneeberg zeigt ab und zu seine schneebedeckten Spitzen, was will man mehr.

Heute früh sind wir zum ersten Mal auf den Geschmack eines chinesischen Frühstücks gekommen. Variante A: Nudelsuppe, B: Reisbrei mit Ei oder Ei mit Fladenbrot „Naxi-Baba“ (die meisten wählen letzteres) C: Ölstangen (sind bereits aus, was uns aber nicht weiter stört).

Der Vormittag: pünktlich um neun sitzen wir im Auto nach Qiaotou. Aus der eigentlich zweistündigen Fahrt werden vier Stunden, weil wir unterwegs drei Staus abwarten müssen, verursacht von vier PKW im Straßengraben der Passstraße und einem liegengebliebenen LKW. Selbst unser Fahrer schüttelt den Kopf und meint, so viele Unfälle an einem Tag habe selbst er noch nicht gesehen. „Es hat heute früh geregnet, und am Sonntag sind viele unerfahrene Ausflügler unterwegs, die die nasse Fahrbahn unterschätzen“ Glücklicherweise sieht es nur nach Blechschaden aus und wir sind gut angekommen.

Die morgige Wanderung wird mit 18 km etwas länger werden und wir hoffen, dass das Wetter weiterhin mitspielt. Und natürlich sind wir gespannt auf den Ausgang der Bundestagswahl – die Ergebnisse können wir morgen zum Frühstück genießen (oder verdauen).


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Transfer nach Yunnan

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 17.09. bis 09.10.2013

Heute stand ein Transfertag an. Nach frühem Aufstehen, zwei Flügen und einiger Wartezeit auf dem neuen Flughafen der Provinzhauptstadt Kunming sind wir am späten Nachmittag in Lijiang gelandet.

Heute ist der dritte und letzte Tag des chinesischen Mondfestes, und dementsprechend sind wir nicht die einzigen, die in dem kleinen Altstädtchen herumflanieren, die Spezialitäten der hiesigen Naxi „Minderheit“ probieren, uns in den Gassen verlaufen, und später nach dem Gang durch die Partymeile in ein relativ gemütliches Lokal mit Livemusik am alten Marktplatz einkehren (Bilder zum bunten Treiben folgen, wenn wir nach unserer Trekkingtour einen ganzen Tag hier verweilen). Irgendwo in der Gruppe höre ich ein „An manche Orte kommt man einfach zu spät“ – mit Lijiang ist es immer dasselbe, man zieht unweigerlich müßige Vergleiche mit dem verschlafenen Nest von vor zehn Jahren, aber wer weiß, wie es in einem weiteren Jahrzehnt hier aussehen mag.

Morgen brechen wir zur Wanderung in entlegenere Landstriche auf, ohne Partyzone, aber wahrscheinlich auch ohne Internet, so dass die nächsten Berichte sicherlich mit einigen Tagen Verzögerung folgen.

Bewölkt ohne Regen

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Irgendwie war der chinesische Wetterbericht auch schonmal besser, meine ich. In letzter Zeit haut das alles nicht mehr so richtig hin. Bewölkt ohne Regen war heute angesagt. Seit wir auf dem Rad sind, gab es morgens eigentlich immer Regen, der dann aber auch bald wieder versiegte. Letzte Nacht hat es nun schon gegen Mitternacht angefangen zu regnen und jetzt macht es nicht den Anschein, als ob es so bald wieder aufhören wollte. Der Huashan ist irgendwo in einer trüben Suppe verschwunden und wir machen uns bereit für den 30 km langen und 1200 Höhenmeter umfassenden Anstieg Richtung Luonan, von dem schon unsere letzte Gruppe Schauriges berichtet hatte – …in stärker werdendem Regen und bei Temperaturen kurz oberhalb der Schneefallgrenze, begleitet von den heulenden Hupen der LKWs aus den chinesischen Steinbrüchen…

Nun gut, der Regen verlässt uns zwischenzeitlich nur kurz und die Temperaturen sind hart an der Schmerzgrenze, aber zumindest die LKWs haben heute frei. Nicht weil Samstag ist, sondern weil Mondfest war und da noch drei Feiertage dazugehören. So kommen wir also relativ unbehelligt durch den langen Anstieg, der im unteren Teil durch ein Tal mit steilen felsigen Wänden verläuft. Zum oberen kann ich nicht so viel sagen, da der Regen wieder eingesetzt hatte und die Brille ständig beschlagen war. Am Pass streifen wir uns noch einige wärmende Sachen über und machen uns dann so schnell wie möglich an die ähnlich lange Abfahrt. Nach den ersten zweihundert Höhenmetern wird es dann doch langsam wieder besser. Der Regen hört auf für heute, es gibt eine leckere Nudelsuppe und wir kommen zügig bis ins Hotel. Nach so einem Tag kann es dann eigentlich nur noch eines geben – einen anständigen Feuertopf zum Abendessen.


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Are you well Sir?

Die Drei Schluchten des Yangzi, 13.09. bis 08.10.2013

Der Huashan ist der westliche der fünf heiligen Berge des Daoismus und als solcher ein beliebtes Ziel für ein Eremitendasein. So muss das zumindest früher mal gewesen sein. Jetzt dürfte es damit schwierig werden, da es heutzutage alle Welt (einschließlich uns) hierhin zieht und man ziemlich um einen Platz auf einem der fünf Gipfel rangeln muss. Ist aber auch schön hier – tolle Ausblicke, schroffe Felsen, die Wolken weiter unten.

Wir wählen die klassische Variante und damit den Aufstieg vom Haupttor aus und die Fahrt mit der Seilbahn wieder runter. Der Aufstieg ist gut erschlossen und wie in China üblich gepflastert und mit Treppen und Verpflegungsständen versehen. Es ist zwar nicht besonders heiß heute, aber bei der hohen Luftfeuchtigkeit rinnt der Schweiß in Strömen und der Aufstieg zieht sich hin und wird gegen Ende immer steiler. Am Eingang hat man die Statue eines wandernden Pärchens in heroischer Pose angebracht, das wohl den richtigen Geist für den Aufstieg symbolisieren soll. Wir lassen es langsam und gleichmäßig angehen und alle kommen gut durch. Als ich auf halbem Weg an Rudi vorbeikomme, sitzt er ganz entspannt auf einem Stein am Wegesrand und knabbert an einer Banane, seine Stöckchen neben sich an den Stein gelehnt und ein verschmitztes Lächeln im Gesicht. Unwillkürlich muss ich kurz an Sun Wukong denken, den Affenkönig aus der „Reise nach Westen“, der Kungfu kann und Zauberkräfte besitzt. Offenbar sehen das aber nicht alle so, denn etwas später stehen Rudi, außer Atem und sich gegenseitig stützend, zwei besorgt aussehende junge Damen gegenüber: „Are you well Sir?“

Um Rudi muss man sich sicher keine Sorgen machen, dann schon eher um die vielen jungen Chinesinnen und Chinesen, die hier beim Aufstieg den Heldentod sterben. Da hilft auch Modern Talking als animierende Unterstützung aus dem Handy nichts mehr. Wir jedenfalls sind auf unsere Kosten gekommen und die Wolkensuppe, die den Berg noch von unten einzuhüllen schien haben wir überwunden und können jetzt den Blick auf die Bergspitzen und einen sündhaft teuren Kaffee genießen.

Nach der Fahrt mit Seilbahn und Bus nach unten machen wir zu viert noch einen Abstecher zum Xiyuemiao, einem Tempel der dem Gott des Huashan gewidmet ist. Wir sind angenehm überrascht, wie ruhig und leer es hier ist. Die Anlage ist relativ groß, in ihrem Aufbau an die Form eines Kaiserpalastes angelehnt und scheint noch in großen Teilen unrenoviert, was ihr eine authentischere Athmosphäre verleiht. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass man sich mit etwas mehr Ruhe besser in die alten Zeiten hinein versetzen kann. Vom Pavillon des ewigen Lebens am Ende der Anlage soll man angeblich den Gelben Fluss sehen können. Das ist uns in dem trüben Dunst erwartungsgemäß nicht vergönnt, dafür sehen wir hinter dem angrenzenden Feld den chinesischen ICE vorbeirauschen. Wir schlendern noch eine Weile durch die alten Tempelhallen, gehen dann über die umlaufende Tempelmauer zurück und lassen uns von einem klapprigen Taxi zurück ins Hotel chauffieren.


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