Staub gefressen

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

34 km nach Nanhua, die Sonne brennt

Heute können wir es langsam angehen lassen: Gemütliches Frühstück (Nudelsuppe, Reissuppe, Mantou, Sojamilch), Freizeit und dann geht es erst gegen Mittag los. Etwas über 30 km stehen auf den Plan, keine nennenswerten Anstiege.

Bei der Stadtausfahrt haben wir noch mäßig viel Verkehr, aber wir hoffen auf eine ruhige Landstraße, wenn wir diese erst hinter uns haben. Aber es soll anders kommen: Die gesamte Strecke entpuppt sich als riesige Baustelle. In der trockenen Sonne ein überdimensionaler Sandkasten. Sand und Staub klebt uns alsbald in allen Winkeln und Ritzen. Wir kauen ihn zwischen den Zähnen und wischen ihn uns aus den Augen. Mühsam geht es voran. Außer uns quälen sich noch zwei chinesische Radler ab. Das gegenseitige Überholen – unser heutiges Lieblingsspiel.

Fast haben wir es geschafft, noch 7 km bis zum Etappenziel, unter uns endlich mal richtige, echte Straße, vor uns der nächste rote Sandhaufen. Vorsorglich mal runter schalten und dann neben wir diese letzte Hürde….

Ein Krachen, ein Ruf und dann…. Unser erster Kettenriss! Axel ist der Glückliche. Wir mühen uns redlich ab, während Tobi die beiden chinesischen Radfahrer beschäftigt, die just in diesem Moment neben uns auftauchen, Konversation betreiben und Fotos machen wollen.
Eingestaubt und mal wieder ordentlich durchgerüttelt kommen wir nach etwa 3 Stunden an. In Nanhua. Irgendwo im Nirgendwo…..


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Man kann wieder hinter Ulrich fahren….

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

74 km nach Chuxiong, bei bestem Wetter

Es sieht so aus, als hätten wir die Regenzeit hinter uns gelassen. Wir fahren bei sonnigem Wetter los – noch einmal 40 km zurück nach Guantong. Die Straße ist zwar deutlich besser zu befahren als vor zwei Tagen, dennoch sieht man ihr die starken Regenfälle an. Immer wieder staut es sich, vor allem da, wo sich Schlammlawinen ergossen haben, ist die Straße kaum passierbar. Glücklicherweise hat sich Ulrich au einer Wasserflasche und Kabelbindern einen Spritzschutz ans Schutzblech gebastelt. „Jetzt kann man wieder hinter Ulrich fahren“ kommentiert das Axel. Aber auch Ulrich sieht deutlich sauberer aus als nach der letzten Etappe.

Guantong erreichen wir gegen halb eins. Die Sonne brezelt jetzt schon heftig, daher ziehen wir uns in eine dunkle Imbissstube zurück und genießen leckere Jiaozi und Baozi. Danach noch ein kurzer Abstecher zur örtlichen Moschee, wir erklimmen das Minarett, welches offenbar hauptsächlich dazu genutzt wird, Chilis zu trocknen, und haben einen tollen Rundumblick in die Umgebung.

Den Rest der Strecke werden wir für unsere vorangegangenen Leiden belohnt: bester Belag, angenehme Steigung, schönes Wetter, wunderbare Landschaft.
Xiao Ding versorgt uns mit Bananen aus seinem Auto. So erreichen wir glücklich Chuxiong. Und das Beste: Axel hat auch schon mehrere Cafés erspäht….


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Am Platz zum schwarzen Stier

Entlang der Teestraße, vom 25.09. bis 17.10.2016

Bummeln in Heijing und Umgebung

An diesem herrlichen Samstag genießen wir den ersten „Ruhetag“ unserer Tour. Wir sind in Heijing, einem ehemals florierendem Städtchen im Norden Yunnans. Seinen Wohlstand verdankte dieser Ort dem Salz, welches in den Bergen der Umgebung lagert und in Form von Solequellen zu Tage tritt. Es machte Heijing in den letzten beiden Dynastien zu einer der reichsten Städte.

Heute ist von dem einstigen Glanz kaum etwas übrig geblieben. Der Niedergang begann am Ende der Qing-Dynastie. Die letzte Salz-Produktionsstätte wurde vor etwa 10 Jahren geschlossen. In Heijing scheint die Zeit stehen geblieben zu sein: Der rote Sandstein unter den Füßen bröckelt und man spürt den Hauch vergangener Zeiten durch die Gasen streichen.

Der Tourismus soll wohl eine zunehmende Rolle spielen, aber auch davon ist kaum etwas zu spüren. Zwar werden überall Souveniers in Form verschiedener Salze und Figürchen aus ebendiesem angeboten, allerdings Besucher sind kaum zu sehen. Dabei ist heute der 1. Oktober – Nationalfeiertag in China, Beginn der goldenen Woche – solche Feiertage werden hierzulande gern genutzt, die historischen Sehenswürdigkeiten zu besuchen.

Wir genießen die ungewöhnliche Ruhe und ziehen unser Programm durch: nach dem Frühstück wird erstmal gewaschen. Ein Mischmasch aus Hand- und Maschinenwäsche wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann. Unserer Räder bekommen (hoffentlich nicht die letzte) Ölung. Dann brechen wir auf. Mit einer Esel-Karre geht es holterdiepolter in Richtung Salz-Museum, wo wir überraschenderweise die einzigen Besucher sind. Danach spazieren wir zurück in das Städtchen, besuchen das Anwesen der Familie Wu, einer der reichsten des vorletzten Jahrhunderts. Hier kann man auf knarzenden Dielen und ausgetretenen Sandsteinstufen durch die Vergangenheit Heijings wandeln. Es ist friedlich hier, ruhig, verstaubt, wieder sind wir die einzigen Besucher. Wo sind nur die ganzen Touristen, die den bunten Nippeskram erwerben sollen?

Dann geht es weiter zum Platz des schwarzen Stieres. Die Legende besagt, dass vor etwa 4000 Jahren ein Mädchen der Yi-Minorität ihr entlaufenes schwarzes Kalb an einem Sole-Brunnen gefunden haben soll, womit die örtliche Salzproduktion eingeläutet wurde.

Einsam ist es auch hier. Ein alter Mann mit einer schwarzen Ziege weist uns den Weg zum Konfuziustempel. Eine Gruppe älterer Frauen und Männer spielen Schach.

Wir gehen zurück zur Hauptstraße, genießen ein einfaches, aber leckeres Mittagsmahl und schaffen es gerade noch rechtzeitig ins Hotel bevor der große Regen losbricht.