Kontemplation

Mythos Mekong , vom 14.09. bis 12.12.2016

Stadtbesichtigung in Luang Prabang

Wenn es denn eine Stadt gibt (sagen die Kenner), die sozusagen alles verkörpert, wofür Laos vor allem anderen steht – Ruhe, friedliches Gebaren und Gelassenheit – so wäre dies ohne Zweifel Luang Prabang. Hier ist die Kontemplation zu Hause. Man schlendert geruhsam durch die Straßen, gönnt sich in einem der zahlreichen Cafés ein kleine Ferkelei und entschleunigt Gemüt und Verstand. Herrlich. Dass die Stadt darüber hinaus auch noch überaus „elegant“ und schön anzusehen ist, steigert ihre Attraktivität um ein Weiteres. Es lässt sich also nur im Schwärmerton über diese Stadt berichten. Luang Prabang ist schlicht ein must-go für jeden Laos-Besucher. Zumal, wenn er wie wir das Glück hat, sich die wichtigsten Tempel und sowie den Königspalast unter einer so fachkundigen Anleitung wie die von Reiseleiter Thomas und dem local guide Tho anzuschauen.

Yin und Yang – Das Wetter

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Andreas hat auf der Tour Blaues China ja kräftig mit dem Wetter zu tun. Auch wir können inzwischen ein Lied davon singen, das irgendwo zwischen „Singing in the Rain“ und „It’s raining again“ changiert.

Für die Tour von Suqian nach Siyang erwischen wir das perfekte Regenloch. Den ganzen Tag radeln wir zwar bei bedecktem Himmel, werden aber zum ersten Mal seit Tagen nicht naß. Bei Temperaturen knapp unter 20 Grad das perfekte Wetter zum Radfahren.

Erst ein wenig Revolutionsromantik im Zentrum von Suqian, dann ein wenig Zen-Buddhismus, und dann machen wir dank meiner experimentierfreudigen Gruppe auch einen kleinen Abstecher ins chinesische Landleben, fahren über kleine Wirtschaftswege und einen kleinen Abschnitt auch über eine SChlammstrecke. Zitat Evelin: „Wenn Wolfgang das mit mir gemacht hätte, würde er sich jetzt was anhören müssen!“ Das muss das Privileg des Reiseleiters sein: Kleine Schlammschlachten mit tollen Eindrücken ausgleichen zu können.

Kurzum, die Strecke und das Wetter an diesem Tag waren grandious! Ein Ereignis, dass wir abends noch ausgiebig mit einem Sichuan Feuertopf gefeiert haben. So macht Reisen Spaß!

Ganz anders der nächste Tag! Strömender Regen, und selbst Sven und ich, seit unser gemeinsamen Mekongtour ja Regen erprobt schmeißén das nasse Handtuch. Heute also Bustransfer, dank unserem großzügig bemessenen Begleitfahrzeugs kein Problem. Nur das es mit dem Abnehmen auf dieser Tour wohl nichts mehr wird!

Nun also Ruhetag in Huai’an. Wir hoffen auf Sonne oder wenigstens Regenpause!

[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de//blog/wp-content/uploads/2016-10-25_Kong161.gpx“]

Nachholbedarf

Das Blaue China, 16.10. bis 07.11.2016

Stadtbesichtigung in Hangzhou per Rad bei bewölktem Himmel und etwa 18°C

So reizend unser Hotel in Hangzhou auch ist, so lieblos ist das Frühstück. Es gibt Mantou (gedämpfte Brötchen), Reissuppe und Eier. Das war uns etwas zu öde. Denn wir sind verwöhnt und wollen es bleiben. Also fuhren wir mit den Rädern in Richtung Stadt auf der Suche nach etwas besserem.

Auf dem Weg zum Frühstück ist es dann passiert: Unsere erste Panne. Bisher lief alles so glatt – nicht mal ein Platten – dass es fast schon unheimlich war. Irgendwie musste ja noch etwas passieren, wir hatten quasi Nachholbedarf. Bei Renates Fahrrad blockierte das Hinterrad und die Kette ließ sich nicht mehr richtig drehen. Grund war ein Kettenanriss. Wir setzten ein Kettenschloss ein und das Rad lief wieder. Dafür hatten wir uns nun aber ein Premium-Frühstück verdient. Wenige Minuten später fanden wir es auch. Ein kleines Café direkt am Westsee, das einen prima Kaffee macht und dazu ein paar leckere Frühstückssnacks.

Von dort war es dann nicht mehr weit zu den Bootsanlegern für die Schifffahrt auf die Insel mit den vier Binnenseen. Diese Insel ist eine sehr schön gestaltete Parkanlage mit den vier Seen in ihrer Mitte, die flächenmäßig den größten Teil der Insel ausmachen. Wir spazierten einmal drum herum und bewunderten dabei die drei kleinen Pagoden, die neben der Insel im See stehen, denn die sind das Wahrzeichen des Sees und von Hangzhou. Der Westsee ist in ganz China bekannt für seine anmutigen Szenerien und ist sogar mehrfach kopiert worden. Angeblich gibt es in China mittlerweile 36 Westseen. Bereits in der Song-Zeit 960 – 1279 war Hangzhou als eine Art Kurort für die Schönen und Reichen des Chinesischen Reiches bekannt. Und das alles wegen des Westsees.

2002 habe ich einmal hier an der Hangzhouer Universität ein halbes Jahr unterrichtet. Zu jener Zeit hatte ich direkt gegenüber der Uni einen Lieblings-Maultaschen Laden. Da der sowieso in der Richtung unseres nächsten Zieles lag, fuhren wir mal dort vorbei um zu sehen, ob es den Laden noch gibt. Es gab ihn und die Jiaozi schmeckten so lecker wie eh und je. Der Chef erinnerte sich sogar angeblich noch an mich. Aber das war sicher nur die chinesische Höflichkeit.

Die Jiaozi gaben uns genug Kraft für die weitere Strecke, denn nun ging es in die umliegenden Berge zum Drachenbrunnen Dorf, dem Chinas berühmtester Tee, der Longjing Tee, seinen Namen verdankt. Die Fahrt dort hin geht überwiegend bergauf, aber zur Entschädigung für die Anstrengungen durch sehr grüne und schöne Landschaft. Kurz bevor wir das Drachenbrunnen Dorf erreichten, passierte es schon wieder: Eine Panne. Und zwar am gleichen Rad wir am Morgen. Nur, dass der Schaden diesmal irreparabel war, zumindest für uns unterwegs. Das Schaltauge war gebrochen und das Schaltwerk hin in den Speichen verkeilt. Es half nichts, wir mussten ein Taxi rufen und das Rad samt Fahrer zum Radladen bringen lassen. Eigentlich war es ja Renates Fahrrad, aber Joachim erklärte sich bereit mit dem Taxi zum Radladen zu fahren. Wir anderen radelten dann mit den verbliebenen Rädern ebenfalls zum Radladen. Das war also das abrupte Ende unseres heutigen Radausfluges. Glücklicherweise waren wir sowieso fast durch und wären von hier aus sowieso zum Radladen geradelt. Von Hangzhou aus werden die Räder wieder in unserer Lager nach Kunming geschickt. In Xiamen, der nächsten Station, bekommen wir neue Räder. Ich hoffe, dass wir dort keine solchen Probleme haben werden. Und das Wetter könnte sich ruhig auch noch steigern, da sind wir uns alle einig. Aber Xiamen liegt ja ein großes Stück weiter südlich, gleich gegenüber Taiwan, da stehen die Chancen ziemlich gut.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de//blog/wp-content/uploads/2016-10-25_Lan162.gpx“]

China ist bei Regen am Schönsten…

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

…hat Che Qingman, unser chinesischer Reiseleiter einmal postuliert.

Dementsprechend erleben wir heute China von seiner besten Seite!

Aber Regen ist ja immer das, was man daraus macht.

Bereits auf dem Weg nach Yaowan hatten wir dem Wetter getrotzt, ein Mut, der belohnt wurde. Gänzlich trocken kamen wir in Yaowan an und wurden dann gleich mit einem üppigen Mittagessen belohnt. Und da in der Gruppe die Flusskrebse nicht wirklich gut ankamen, hatte ich diese fast ganz für mich allein. Hoffentlich ist Petrus kein Flusskrebs!

Ist er anscheinend schon, da es die ganze Nacht durchregnet und auch der Morgen noch reichlich nass ist. Wir schwingen uns trotzdem nach einem äußerst leckeren, wenn auch relativ zugigen Frühstück auf die Räder und werden belohnt! Gegen mittag setzt der Regen kurz aus und wir radeln meditativ den Luoma-See entlang, Wasser bis zum Horizont, Fischteiche und Komorane. Schön, auch wenn der der Regen gegen Ende der Etappe wieder einsetzt.

Zur äußeren Nässe gesellt sich dann auch noch eine innere. Zum Abendessen gelangen wir in die Fänge einer feierwütigen chinesischen Delegation.

Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯 – Prost – 干杯!

Jörg hielt für uns alle die Leber hin und hat auch für den heutigen Blog wieder zwei Bilder beigetragen.

Fliegende Berge und lachende Mönche

Das Blaue China, 16.10. bis 07.11.2016

Erst Transfer nach Hangzhou, dann Fahrt zum Lingyin Tempel, 10 km bei trockenem Wetter.

Auch heute blieb es trocken. Vormittags fuhren wir mit einem Bus, der gerade groß genug war für uns Fünf, unser Gepäck und unsere Räder nach Hangzhou. Vielmehr hätten wir nicht dabei haben dürfen. Aber so wie es war hat es gerade gepasst.

Nachmittags ging es dann mit den Rädern zum Feilai Shan, einem Felsen mit buddhistischen Grotten und dem gegenüber liegenden Lingyin Tempel. Der Mönch, der das Kloster gründete, war der Ansicht, dass dieser Felsen aus seiner Heimat herüber geflogen sei, um ihm ein Zeichen zu setzen. Also gründete er hier 328 n Chr. das Kloster an dieser Stelle. Ab dem 10. Jahrhundert wurden in den Felsen buddhistische Grotten gemeißelt. Die berühmteste Grotte beherbergt den dicken lachenden Buddha. Die Grotten sind glücklicherweise erhalten geblieben und haben Dank Zhou Enlai auch die Kulturrevolution unbeschadet überstanden, im Gegensatz zum Tempel, der mehrmals zerstört, aber immer wieder aufgebaut wurde.

Der Tempel ist recht prächtig ausgestattet. Man merkt, dass er in einer reichen Provinz steht. Zhejiang ist die reichste Provinz Chinas und Hangzhou ist die Provinzhauptstadt. Da kommen eine Menge Spenden für den Tempel zusammen. Die Touristen, die der Tempel anzieht, tragen auch nicht unwesentlich zum Erhalt und Ausbau des Tempels bei. Die Halle der 500 Archats war zum Beispiel zu meiner Studienzeit in den 90er Jahren noch nicht existent.

Das Lingyin Kloster ist ein lebendiges Kloster mit Mönchen, die hier leben und studieren. Daher konnten wir noch am späten Nachmittag einer Gebetszeremonie der Mönche beiwohnen. Leider durften wir das nicht fotografieren. Dafür erhaschten wir noch ein Gruppenfoto mit einer Gruppe chinesischer Damen, die fast mönchsgleich alle in Orange angezogen waren und lila Taschen trugen. Ein wahrer Augenschmaus.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de//blog/wp-content/uploads/2016-10-24_Lan162.gpx“]

Grüne Woche auf Chinesisch

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Yaowan war einst die wichtigste Handelsstadt am Kaiserkanal nördlich von Suzhou. Sagt zumindest die Tafel im Heimatkundemuseum der Stadt. Also dem Museum im Museum. Denn Yaowan ist ein Museumsdorf, neu aufgebaut unter Integration der alten Architektur. Gar nicht so schlecht, aber mit einem Hauch Disneyland.

Zu Yaowan hatte ich letztes Jahr auf der Familientandemtour schon Einiges geschrieben.

Den Blogeintrag gibt es hier:

Falsches Spiel mit Roger Rabbit

Und auch unsere Gruppe probiert sich durch die Snacks der Region und läuft durch alte Familienresidenzen und Museen.

Am späten Mittag erreichen wir dann wie geplant die lokale Version der „Grünen Woche“, das Food Festival von Yaowan.
Alles was Haus, Hof und Feld hergeben wird hier kredenzt und stilvoll drappiert. Eine gestrenge Auswahl der besten Gourmetkritiker der Region beäugt die Speisen, stochert mal skeptisch, mal enthusiastisch im Essen herum und gibt dann die Wertung ab. Erste Runde: Aussehen und Darstellung.

Schwierig!

Auch weil eine Gruppe von sechs Ausländern die Aufmerksamkeit und alle Objektive auf sich zieht. Für 20 Minuten sind wir wichtiger als das Essen und die Darbietung. Beziehungsweise sind Fotos mit uns wichtiger als alles andere. Ich sehe schon die lokale Parteizeitung vor mir, die ebenso wie die Yanwaner Abendzeitung titelt:

Ausländische Delegation besucht Yaowaner Grüne Woche – Deutsch-Chinesische Gourmetfreundschaft auf neuem Höhepunkt.

Leider waren die Speisen nur zum Anschauen. Wir sind dann erst einmal Mittagessen gegangen!

East meets West

Das Blaue China, 16.10. bis 07.11.2016

Besichtigung der Museumsdörfer in Wuzhen trockenen Fußes

Es ist kaum zu glauben, aber es ist trocken. Ein ganz neues Gefühl. Petrus scheint mich erhört zu haben. Hoffentlich haben wir die Schlechtwetterfront nun hinter uns. Schon erstaunlich, was ein wenig besseres Wetter für einen gute Laune-Schub bewirkt. Besseres Wetter rangiert gleich hinter Kaffee. Eigentlich hätte es in unserem Hotel keinen Kaffee zum Frühstück geben sollen, aber da wir uns welchen wünschten machte der Hotelchef welchen für uns. Das Hotel ist Anfang des Jahres neu eröffnet worden und die Hotelcrew kümmert sich rührend um die Gäste.

Nach dem Frühstück eroberten wir Dongzha, das kleinere, aber ältere der beiden Museumsdörfer im Osten von Wuzhen. Die Gassen sind ziemlich eng und von den chinesischen Touristenmassen etwas überfordert. Man wird auf einer Menschenwelle durch das Dorf getragen und muss aufpassen, dass man auch tatsächlich dort ankommt, wo man hin will. Die Überbevölkerung Chinas ist uns bisher nie deutlicher vor Augen geführt worden als hier. In Dongzha gibt es diverse kleine Museen, die einem die dort praktizierten Handwerkskünste näher bringen. Es gibt unter anderem ein Bettenmuseum, ein Schnitzereimuseum, ein Tuchfärbereimuseum und, was uns besonders gut gefiel, eine Wein- und Schnapsdestillerie. Dort wird Reiswein, Reisschnaps und aus der Reismaische eine Art Milchreis hergestellt. Bei der Schnapsverkostung haben Joachim und ich uns tapfer geopfert, alles natürlich nur im Auftrag der interkulturellen Forschung.

Das westliche Museumsdorf Xizha ist wesentlich weitläufiger als das ältere Dongzha. Die Gassen sind breiter angelegt, so dass die Massen nicht so arg auffallen und man mit mehr Muße flanieren kann. Sobald es dunkel wird geht die Beleuchtung an und die ist hier in Xizha wirklich sehenswert. Die Beleuchtung gibt den historischen Gebäuden einen ganz besonderen Flair. Andrea meinte, wir seien in der Winkelgasse aus Harry Potter. Ein wenig Ähnlichkeit hat es wirklich. Und auch die jungen Chinesen laufen zuweilen in skurrilen Kostümen herum. Oder ich bin inzwischen einfach zu alt für die modischen Spielereien der Jugend.

Am Fuße der großen Pagode ist ein Restaurant mit lokalen Spezialitäten. Es ist zwar überdacht, aber man sitzt trotzdem fast wie im Freien. Es ist ein wenig wie in einem Biergarten. Das Essen war gut, aber auch nicht ganz billig. Aber in einem Museumsdorf ist das auch eigentlich nicht anders zu erwarten. Ein schöner Tag neigt sich dem Ende, der erste regenfreie seit Shanghai. So kann es bleiben…

Von Katzen und Hunden

Das Blaue China, 16.10. bis 07.11.2016

Fahrt nach Wuzhen, 80 km ohne Steigungen (abgesehen von Brücken) zum Teil in strömendem Regen, zum Teil in Nieselregen, zum Teil sogar trocken.

Wie sagen die Engländer so poetisch: It’s raining cats and dogs. Wir hätten heute einen ganzen Streichelzoo bestücken können. Wir starteten im Nieselregen, der sich zu einem ausgewachsenen Regen steigerte, so dass wir uns bei einer Firma unter das Vordach des Wachhäuschens unterstellten. Das Wetter war aus allen Richtungen so nass, dass selbst Flusskrebse sich außerhalb der Flüsse und Kanäle pudelwohl fühlten. Einer machte einen Spaziergang über den Vorhof der Firma direkt vor dem Wachhäuschen. Das hatte zur Folge, dass einer der Wachleute ihn sich schnappte und in einen Eimer warf um ihn fürs Abendessen aufzuheben.

Als der Regen nachließ, radelten wir weiter. Vorbei an kleinen Dörfern, großen Dörfern, Trabantenstädten, Reisfeldern, Lotusteichen und Fischzuchten. Eine sehr abwechslungsreiche Tour. Genauso abwechslungsreich wie der Regen heute. Wir hatten so ziemlich alle Schattierungen von Regen die man sich vorstellen kann.

Aber wir schafften trotz kleinerer und größerer Pausen die 80 km noch vor dem Dunkel werden. Im Hotel angekommen, stellten wir fest, dass unser Gepäck nicht da war. Nach einem Telefonat mit dem Fahrer stellte sich heraus, dass er das Gepäck bei einer Gepäcksammelaufbewahrungsstelle in einem der Museumsdörfer abgeliefert hatte. Die sehr freundlichen und zuvorkommenden Hotelleute fuhren gleich los um unsere Koffer zu holen, aber es dauerte trotzdem eine knappe Stunde. In den nassen Klamotten zu warten war nicht sonderlich angenehm, aber wir hatten ja nichts zum umziehen.

Als wir zum Abendessen gehen wollten, schüttete es dermaßen, dass jemand spaßeshalber fragte, ob wir nicht einfach eine Pizza bestellen könnten. Ich fragte den Hotelier ob es so etwas wie einen Lieferservice gäbe. Er zückte sein Handy und ich bestellte damit über Weixin (vorerst auf seine Kosten) vier chinesische Gerichte und dazu Reis. Über dieses Weixin regeln die Chinesen mittlerweile alles. Sie chatten, kaufen ein, buchen vom Taxi bis hin zum Flug und Hotel alles und machen Banktransfers und vieles mehr. Wenn ich irgend ein Problem habe, sagen die Chinesen immer, mach‘s doch über Weixin. Hab ich aber nicht. Langsam komme ich mir wie ein totaler Hinterwäldler vor so ohne Weixin. Demnächst wird man wahrscheinlich ohne Weixin gar nicht mehr nach China reingelassen.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de//blog/wp-content/uploads/2016-10-22_Lan162.gpx“]

Im Osten nichts Neues

Das Blaue China, 16.10. bis 07.11.2016

Fahrt nach Tongli, 35 flache km im Regen.

Es Regnet. Hatte ich das schon erwähnt? Auch heute regnet es, von der Wetterfront gibt’s nichts Neues. Naja, im Regen können wir ja jetzt inzwischen. Nachdem unser Gepäck im Gepäcktransporter verstaut ist, schwingen wir uns auf die Räder und machen uns auf unsere kurze, erste Etappe.

Dass Suzhou keine kleine Stadt ist, merkt man spätestens jetzt. Eine gefühlte Ewigkeit dauert es bis man aus der Stadt mit Ihren Industriegebieten und Vororten heraus ist. Vorbei an Luxusvillen-Vierteln, vorbei an im Bau befindlichen Luxusvillen-Vierteln und vorbei an Trabantenstädten die anscheinend im Nirgendwo hochgezogen wurden. Wir überqueren Flüsse und Kanäle, passieren Seen mit Fischzuchten und Reisfelder, auf denen der Reis bald geerntet werden wird. Aber trotzdem hat man fast nie das Gefühl aus der Stadt heraus zu sein.

Nach 35 km ohne Anstiege, abgesehen von Brücken über die wir fuhren, kommen wir in Tongli, einem berühmten Wasserdorf, an. Vor rund 25 Jahren war Tongli noch nicht durch Straßen erschlossen und nur über die vielen Flüsse und Kanäle per Boot zu erreichen. Dementsprechend durchziehen viele kleine Kanäle den Ort, auf denen man sich mit Booten fahren lassen kann. Bei schönerem Wetter wäre das sicher reizvoll. Wir machen uns aber zu Fuß auf den Weg und schauen uns ein herrschaftliches Anwesen mit einem kleinen Garten an und eine Residenz mit einer Perlen Pagode. Wir waren natürlich der Meinung, dass man auf diese Pagode hinauf kann, um einen Blick über den Ort zu werfen. Wie sich dann schließlich nach einigem Suchen herausstellte, ist die Perlenpagode nur etwa einen Meter groß und ist mit Perlenketten behängt. Sie ist dort ausgestellt, weil sich eine ming-zeitliche Liebesgeschichte um diese kleine Pagode rankt.

Zwischenzeitlich hörte der Regen mal kurz auf, aber auf dem Weg zurück ins Hotel war er dann zuverlässig wieder da. Und das obwohl unser firmeneigenster Regenmacher, Volker, im Nordosten Chinas unterwegs ist. Ich will mir gar nicht ausmalen wie es auf seiner Tour erst regnen muss. Morgen haben wir eine relativ lange Etappe. Ich hoffe, da ist uns Petrus gnädig.


[map style=“width: auto; height:400px; margin:20px 0px 20px 0px; border: 1px solid black;“ gpx=“https://china-by-bike.de//blog/wp-content/uploads/2016-10-21_Lan162.gpx“]

Raupen ohne Seide

Kaiser, Kanäle, Konfuzius, vom 12.10. bis 03.11.2016

Regentag. Und glücklicherweise auch der Transfertag von Qufu nach Pizhou. Von Shandong nach Jiangsu.

Ein ruhiger Tag, meditativ fast. Zeit, kulinarische Abenteuer zu wagen.

Wie wäre es mit Seidenraupen mit Chili und Knoblauch?

Lecker!

(Danke an Jörg für die Bilder!)