Sonne satt, sanfte Hügel und … Straße weg

Die Oberen Schluchten des Mekong, vom 12.09. bis 03.10.2019

Von Shigu nach Shaxi, 87 km, knapp über 1.000 HM

Mittlerweile haben wir uns alle in unsere gemütlichen Zimmer zurückgezogen. Es regnet, donnert und blitzt. Das kann uns im Moment nicht stören, denn es war ein schön sonniger Radtag und Shaxi ist immer wieder ein herrlich entspannter Ort (und es gibt richtigen Kaffee in der Herberge). Eigentlich ist Shaxi nur eine kleine Karawanserei auf der alten Teestraße, die aber in einem Kooperationsprojekt mit der Schweiz restauriert wurde. Es ist nicht so quietschbunt und blinkend wir in anderen Altstädten der Gegend, und auch noch sehr ruhig. Das kann sich bald ändern, denn in der Feiertagswoche ab dem 1. Oktober dürfte es überall voll werden.

Den Tag haben wir mit einer riesigen Portion Nudelsuppe im heißen Topf gestartet. Die war so reichhaltig, dass wir das Mitttagessen gegen ein Picknick in der Altstadt von Jianchuan eintauschen konnten. Vorher gab es eine kleine Schrecksekunde: die alte Straße, die sich in Serpentinen durch die grünen Hügel schlängelte, war weg. Die neue Straße wurde einfach über die alte drübergebaut, jedenfalls in Teilen. Gut, dass sich der Verkehr bald legt, denn die meisten Reisenden biegen direkt nach Lijiang ab oder nehmen die Autobahn Richtung Dali. Wir haben noch mehr Glück, denn die Spitzen des Jadedrachen-Schneeberges – der Hausberg von Lijiang ist immerhin ein 5.000er – sind von der neuen Route aus wunderbar zu sehen. Es folgt eine Fahrt durch ein Tal von Reisfeldern, die Frauen der hiesigen Volksgruppe der Yi und Bai tragen Trachten und wir kommen gut voran. Statt Mittagessen machen wir ein Obst- und Keckspicknick in der Altsadt von Jianchuan, bevor es von der Hauptstraße ab und über eine Hügelkette in Richtung Shaxi weitergeht. Ich vermute, der recht steile Schlussanstieg kommt einigen ganz gelegen, um sich wenigstens noch ein bisschen auf dem Rad auszutoben, bevor wir einen Ruhetag in Shaxi einlegen.

PS: Ab heute sind wir zu siebt, Wilfried ist nach einer langen Anreise und einem Flughafenwechsel in Shanghai gut angekommen.


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Wie die Tauben auf dem Dach

Auf dem Dach der Welt, vom 17.09. bis 10.10.2019

Gammeltag in Gyantse

Von unserem Höhenflug in Höhen von über 5000m sind wir zurück und sanft auf knapp 4000m gelandet. Nach den Anstrengungen der letzten beiden Etappen steht nun ein Ruhetag an. Bestes Wetter, alles blüht, alles ist entspannt. Hier in Gyantse ist nichts zu spüren von dem kurz bevor stehenden 70. Geburtstag der Volksrepublik. Naja Fahnen und Banner wie überall. Aber keine Touristenmassen, weder ausländische noch chinesische, die sich durch die Sehenswürdigkeiten wälzen.

Wir entschließen uns die Fahrräder stehen zulassen und den Ort zu Fuß zu erkunden. Auf der Einfahrt haben wir schon das majestätisch über der Stadt thronende alte Fort erblickt und das haben wir uns als Ziel auserkoren. Immerhin ist es die einzige noch erhaltene Befestigungsanlage Tibets. Durch einen kleinen Park gelangen wir quasi hintenrum zum Tickethäuschen, wo die schläfrige Dame wohl den Umsatz des Tages mit uns macht, denn wir sind und bleiben in den folgenden 2 Stunden die einzigen Gäste der Anlage. So erklimmen wir die steilen Türme aus dem 13 Jahrhundert völlig ungestört. Einst wachte die Festung über die Handelsroute von Nepal, Sikkim und Bhutan nach Lhasa, heute scheint sie im Dornröschenschlaf zu liegen.

Von der höchsten Turmspitze haben wir einen phantastischen Rundumblick über die ganze Ebene und die imposante Klosterstadt Pälkhor Chöde. Dann steigen wir von den hohen Zinnen, spazieren durch die Altstadt mit ihren weißgetünchten Häusern bis zu den Toren des Klosters. Überall lehnen Hafergarben zum trocknen an den Häusern. Hie und da ein Kälbchen oder ein Lamm dösend in der Sonne. Wir dösen auch, aber mit leckerem Eis, dann trennen wir uns: Andrea und Ulrich erkunden auf eigenen Faust die Stadt, Sven, Susann, René und ich betreten Pälkhor Chöde.