Land der Tausend Elefanten, 19.11. bis 11.12.2011
Dem werten Leser dürfte bekannt sein, dass der zweite Dezember in Laos Nationalfeiertag ist. Das lernt man in Deutschland schon in der Grundschule. Wie wir auch alle wissen wurde am 2. Dezember 1975 die demokratische Volksrepublik Laos ausgerufen. Zum 36. Jahrestag hat uns die Republik gleich drei Geschenke gemacht: Eine neue Straße, ein neues Gästehaus und eine lautstarke Party gleich hinter dem Gästehaus.
Heute standen nur 52 Kilometer und 660 Höhenmeter auf dem Fahrtenschreiber. Für uns inzwischen gut durchtrainierte Radathleten also eine Nachmittagsbeschäftigung. Daher haben wir den Vormittag dazu genutzt ein wenig Sightseeing in Oudomxai zu betreiben. Zum Beispiel haben wir uns den örtlichen Geldautomaten angesehen und dabei festgestellt, dass dort unten Geld raus kommt, wenn man oben eine deutsche EC-Karte reinschiebt. Mit dem neuen Reichtum sind wir zum alten Markt gezogen. Viel totes Gemüse und totes Getier gab es dort. Auch Getier, welches klein, mit spitzen Zähnen und bis zur Unkenntlichkeit verkokelt war (siehe Bildersammlung unten). Ich werde die Röstlinge meinem Sohn als Mini-Dinosaurier aus Laos erklären.
Um 12 Uhr Mittag saßen wir auf den Rädern und genossen das erste Geschenk zum Nationalfeiertag: Eine bestens ausgebaute Straße mit Flüsterasphalt. So neu, dass noch der Mittelstreifen fehlte. Ich bin die Strecke bisher dreimal gefahren. Und jeweils war sie ein Ärgernis, denn sie war ein einziger Schotterweg bzw. mit übelstem Belag. Was habe ich (und meine damaligen Teilnehmer) geflucht! Aber heute war es der reinste Traum, endlich konnte ich mal die Landschaft rechts und links der Straße genießen, ohne ständig durchgeschüttelt zu werden.
Ehrlicherweise muss man dazu sagen, dass diese Straße nicht wirklich ein Geschenk der laotischen Regierung ist. Denn gebaut und wohl auch finanziert wurde sie von den Chinesen. Das erfüllt mich Halbchinese schon etwas mit Stolz. Vor weniger als 20 Jahren gab es in China kaum eine Straße mit ordentlichem Belag. Heute baut China nicht nur hervorragende Verkehrswege im eigenen Land, sondern leistet auch in den angrenzenden Ländern auf diesem Gebiet Entwicklungshilfe. Nicht ganz uneigennützig, aber dass soll das Thema hier nicht sein.
Daher zu unserm zweiten Geschenk zum Nationalfeiertag. Na Mawn, Ziel unserer heutigen Etappe, ist ein Straßendorf. Etwas größer als die Dörfer mit den Bambushütten, durch die wir ständig fahren, aber trotzdem ein Dorf. Immerhin gibt es ein Gästehaus. Das war bei meinen letzten drei Besuchen sehr rudimentär, es gab vier Zimmer, jedes eingerichtet mit einem Bett und sonst nichts. Die Toilette befand sich am Ende des kurzen Gangs, dort konnte man sich auch waschen. Mit kaltem Wasser aus einem Bottich. Der romantische Name dafür ist „Elefantendusche“. Diese Wohnbedingungen habe ich meinen Teilnehmern zuvor in den schillernsten Farben geschildert. Sie müssen schließlich vorbereitet sein. Aber dann kam es ganz anders! Das Gästehaus hatte in der Zwischenzeit ein neues Gebäude errichtet. Zwar nicht Luxus pur, aber alle unsere Zimmer haben ein eigenes Bad, aus der Dusche kommt warmes Wasser aus der Solaranlage und wer möchte kann sogar TV glotzen. Na Mawn ist übrigens erst seit 2010 an das Stromnetz angeschlossen.
Jetzt das dritte Geschenk zum Nationalfeiertag: Party!
Schon den ganzen Tag über haben wir laute Musik aus den Restaurants links und rechts der Straße vernommen. Die Gäste darin befanden sich in unterschiedlichen Stadien des Alkoholrausches. Fröhliche Leute überall. Aber so richtig ab geht es hinter unserer Herberge. Ohne Drogen, denn die meisten Besucher der Party sind zwischen fünf und fünfzehn Jahre alt. Also eine Art Kindergeburtstag. Nur mit lauter Musik. „Lauter“ nicht im Sinne von „viel“, sondern im Sinne von „laut“. Die Mädels haben sich herausgeputzt und tragen viel traditionelle Tracht. Die Jungen sind eher farblos. Aber egal ob Männchen oder Weibchen, sie scheinen die Gaudis ihres Lebens zu haben. Meine Teilnehmer haben noch die Tanz- und Gesangsdarbietungen der verschiedenen Volksgruppen genossen, ich habe mich frühzeitig abgesetzt um diese Zeilen zu tippen. Aber jetzt muss ich Schluss machen, eben wurde die Musik abgeschaltet.
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