Welche Reisfelder??

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

So schön die Anreise auch werden mag, die Anreise ist eine wahre Quälerei. Nachdem man sich mit der unzuverlässigen Deutschen Bahn rumgeschlagen hat, fliegt man erst mal über Bangkok gemeinsam mit den ganzen Sextouristen und alten Herren mit ihren zierlichen Thai-Damen. Allerdings konnte ich mich hier mit meinen Eltern am Flughafen kurz treffen um noch einige Sachen abzuholen, wie etwa die vergessenen Flipflops, und meine schwere Winterjacke abzugeben. Martin kam von München aus schloss sich uns in Bangkok an und unsere Gruppe wuchs um ein weiteres Mitglied. In Kunming kam „Hardy“ dazu und komplettierte damit unser kleines, beschauliches Grüppchen und wir flogen nun vollzählig unserem Anfangs-End-Ziel Jinghong, der Hauptstadt von Xishuangbanna, der autonome Bezirk der Dai-Minorität, entgegen. Auch wenn der Name Xishuangbanna aus dem thailändischen kommt und eigentlich „zwölftausend Reisfelder“ heißt, waren davon vorerst keine zu sehen. Aber was nicht ist kann ja noch werden. Summa summarum machten das von Haustür zu Hoteltür knapp 30 Stunden. Das musste erst mal verdaut werden. Die erstbeste Sichuan-Garküche war dann wohl der richtige Einstieg in China. Man muss ja nicht gleich mit den lokalen Dai-Spezialitäten, wie etwa gegrilltem Schweinehirn oder -penis ins Eiswasser springen.

Die Dai gelten als Urvölker der Laotischen und Nordthailändischen Bevölkerung. Insofern befinde ich mich hier in der Wiege der einen Hälfte meiner Kultur. Da könnte man schon etwas sentimental werden, wäre die Stadt nicht eine von der chinesischen Regierung geförderten Touristenstadt mit Protzhotels und bunt blinkendem Lichtermeer, wie jede andere Touristenstadt in China. Hier und da versuchen die Spitzgiebeldächer einen daran zu erinnern, dass man fast in Südostasien ist. Viel geht nach so einer Reise selbstverständlich nicht mehr. Aber das Anstoßen auf eine gute Reise muss ja dennoch sein… die einheimischen Barstraßen mit ihren Riesenkübel-Bierselbstzapfseulen boten dazu eine gute Gelegenheit.

Am nächsten Tag stand die Probefahrt an. Die Räder waren allerdings nicht sofort startklar und wir suchten ein kurzes Refugium in einem Teegeschäft und kosteten verschiedenen Pu-Er-Tee. Als dann die Klick-Pedalen und die Lenkertaschen, sowie „Hardy“s Wäscheleine montiert waren, konnte es endlich los gehen. In den Randbezirken von Jinghong ging es vorbei an kleinen Handwerksdörfern, in denen riesige Holzstämme zu überdimensionierten Tischen (2x 10 Meter!!) und Riesenschnitzereien von Adlern im Landeflug oder Löwen bei der Beutejagd verbaut werden, die dann später wahrscheinlich alle in irgendwelchen protzigen Foyers von Prunkhotels in ganz China einsam herumstehen werden. Beeindruckend sind sie aber allemal. Nach einem kurzen Abstecher in den Dorfmarkt konnten wir auf dem Rückweg auch unsere erste Bekanntschaft mit den Theravada-Tempeln machen. Zurück in der Stadt wollten wir unseren Touranfang gebührend feiern und gingen in ein hübsches Grill-Restaurant am Ufer des Mekongs. Diesen Fehlgriff muss ich wohl auf meine Kappe nehmen, denn ich vergaß dabei die 3 wichtigsten Faustregeln für chinesische Restaurants: 1. Das Exterieur sagt nichts über die Qualität der Speisen aus. 2. Von leeren Gaststätten zur Abendessenszeit sollte man lieber fern bleiben. 3. Eine schummerigen Beleuchtung ist in erster Linie vielleicht gar nicht für die romantische Atmosphäre zuständig, sondern vergönnt eventuell den Gästen den klaren Blick auf die schlecht zubereiteten Speisen. Das unbefriedigende Abendmahl (um es vorsichtig auszudrücken) war dann wohl die Quittung für meine Unkonzentriertheit. Einen schönen Blick auf den Mekong hatten wir dennoch. Der erste Eindruck ist ja bekanntlich wichtig. Denn wir werden uns noch einige Male begegnen auf der Reise.


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