Die Autobahnraststätte

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Bevor man in die Pampa fährt, möchte man sich natürlich gut vorbereiten und sich ein wenig eindecken. So mussten wir heute Morgen noch etliche Stopps machen, bevor es endlich losgehen konnte. Bei der Bank musste noch Geld gewechselt, beim Markt noch Baguettes und Früchte geholt und bei Lai’s Place noch etwas Schmierkäse gekauft werden. Wenn man einmal wieder in den Genuss von Zivilisation gekommen ist, kommt man da schwer von wieder weg. Und wenn man die Wahl hat zwischen Brot und Nudelsuppe am Morgen, dann zieht jeder wohl das vor, was er von zu Hause gewohnt ist. Gerade beim Frühstück ist es anscheinend am schwierigsten sich von seinen Angewohnheiten zu lösen.

Vorbei an Hmong-Dörfern ging es heute gemütliche 67 km nach Na Mawn. Die Hmong-Völker haben zwar hier in der Gegend ihren Ursprung, gehören aber zu den am weitesten rumgekommenen Minoritäten. Vor allem nach Thailand aber auch bis in die USA hat es viele vertrieben, nachdem sich einige von ihnen vergeblich 1975 gegen die laotische kommunistische Revolutionsarmee stellten. Im Vergleich zu den Sidas vom Vortag waren die Hmongs gerade zu offenherzig und es gab hunderte von netten Fotogelegenheiten und Plaudereinlagen mit gebrochenem Laotisch, sowohl von meiner als auch von ihrer Seite.

Es muss endlich mal wieder ein Wort über den Untergrund fallen, über den wir hier täglich hinweg gleiten. Man stellt sich auf einigen Straßenbelag bei China By Bike ein, aber dieser Asphalt… diese glattgebügelte Straße ist ein purer Genuss!! Sie ist laut Toh erst eineinhalb Monate alt. Am Wegrand sind auch noch häufiger Arbeiter zu sehen, die gerade erst die Fahrbahnmarkierungen auftragen… geradezu jungfräulich. Und obwohl die Chinesen die Nationalstraße 13 als ihre Haupthandelroute für LKWs nach und von Südostasien ausbauen ließen wird sie kaum befahren. Irgendwann gewöhnt man sich noch da dran. So langsam grenzt das schon an Verwöhnung. Hardy hat unsere bisherigen Strecken wohl am treffendsten betitelt: „wadenschmeichelnde Ondulationen auf chinesischem Schmuseasphalt“.

Unser heutiges Ziel ist eher eine Zwischenstation. Na Mawn verläuft etwa 500 Meter der Hauptstraße entlang und bildet damit schon das ganze Dorf. Aber immerhin sind hier 2 Guesthouses, eins davon mittlerweile auch mit 24h Strom und eigener Dusche mit tropfendem warmem Wasser. Nach der Ankunft bestand der allgemeine Wunsch sich in die Sonne zu setzen und ein Beer Lao zu genießen. Das ließ allerdings nur die Straße zu und wir saßen mit dem halben Stuhl noch auf der Straße, genossen die letzten Sonnenstrahlen und beachteten schon gar nicht mehr die chinesischen Riesenlaster, die uns den Staub ins Gesicht bliesen.

Damit die Stäbchenübungen nicht ganz umsonst waren und der fantastische chinesische Straßenbelag noch einmal gebührend gefeiert werden musste, gingen wir heute Abend in eines der chinesischen Lokale. Es fällt einem direkt ins Auge, dass die zwei größten Restaurants des Ortes chinesische sind. Die meisten die hier durchkommen scheinen doch tatsächlich chinesische Lasterfahrer zu sein. Noch bis spät in den Abend stießen einige von uns auf die Chinesisch-Laotisch-Thailändisch-Deutsche-Freundschaft an und knabberten an den Resten des frittierten Wildschweins.


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Winkekinder und Eismädchen

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

4. Tag, Von Vientiane zum Nam-Ngum-Stausee

Das hervorragende Frühstück im Khamvongsa Hotel ist der ideale Treibstoff für die ersten 65 km unserer Ausfahrt aus der laotischen Hauptstadt in Richtung Norden. Das Fahrgefühl in der Tiefebene um Vientiane erinnert stark an den Issaan in Nordostthailand, wie man ihn auf der CBB-Tour Auf den Spuren der Khmer erleben kann: Ausgedehnte Fahrradmeditationen inmitten einer völlig flachen Landschaft, die sich hauptsächlich im Kleinen verändert, während die Grundierung aus Reisfeldern – kilometerweit zu beiden Seiten der Straße -, kleinen Waldstücken, Zuckerrohr-, Teak- und Kautschukanpflanzungen sowie gelegentlichen Straßendörfern gleichförmig vorbeizieht und zum Abschalten einlädt.

Mit zunehmender Distanz zur Stadt nimmt der Verkehr auf der Straße ab, gleichzeitig werden die vom Straßenrand her grüßenden und winkenden Kinder zahlreicher. Nach Schulschluss am frühen Nachmittag bestimmen die heimkehrenden Schulkinder in ihrer einheitlichen Schulkleidung das Straßenbild und machen mit ihrem zum Abklatschen weit ausgestreckten Händen mitunter den Raum auf der Straße für uns eng. Merke: Die Kleinen mögen goldig wirken; die Wucht ihrer nur optisch kleinen, übermütig drauslosklatschenden Pranken Händchen unterschätzt zu haben, wird allerdings schon so mancher schwer strauchelnder Radler bereut haben.

Zum Glück sind wir auf der Straße Nr. 13 unterwegs, einem Stück Vorzeige-Infrastruktur, das uns vorerst bis nach Luang Prabang ein ausgewogenes Mischungsverhältnis von mehr oder weniger sanftem Dahingleiten und dem für eine richtige laotische Landpartie unentbehrlichen Holpern garantiert. Holpern plus Schulkinder gehört zu den Laos-Fahrradlektionen für Fortgeschrittene, soweit sind wir aber momentan noch nicht.

Für Yong hält der Tag nach dem Mittagessen auf einer ruhigen Terrasse am Fluss Nam Ngum ein besonderes Dessert bereit: Ein bezauberndes Eismädchen in einem der Straßendörfer, das ihm spontan ein lautes „wunderschön“ entlockt. Yongs deutscher Wortschatz hat natürlich seine Grenzen, ist aber durchaus schon beachtlich und wächst schnell. Um ein laotisches Mädchen zu beeindrucken, braucht er dennoch ganz andere Qualitäten. Wie wäre es zum Beispiel mit Geld, Haus und Auto? Wir stellen uns geschlossen hinter Yong und schätzen das romantische Potential ab, das ein postergroßer Druck des Fotos mit Yong und dem Eismädchen im Kennenlernprozess entfalten könnte.

Zwei kleine Trainingspässe gegen Ende der Etappe kitzeln noch einmal die kleineren Gänge heraus. Wir lassen es uns nicht nehmen, geschlossen und souverän die Herausforderung zu meistern. Am meisten scheint das Begleitfahrzeug mit den etwas hochprozentigeren Passagen zu kämpfen zu haben.

Unser Ziel für heute ist eine idyllische Bungalowanlage mit Blick auf den Stausee namens Nam Ngum (sprich: Namm Ngjöm). Es sind glücklicherweise wieder einmal keine Unterwassersägen zu vernehmen, und das Hämmern aus den halbfertigen neuen Bungalows verstummt schon lange vor dem Abendessen. Die großzügig dimensionierte Anlage, der Pool und die laufenden Bau- und Renovierungsmaßnahmen zeigen, dass die Betreiber sich auf eine zukünftig wachsende Gästeschaft einstellen. Den reizenden Ausblick auf die größte, mit kleinen Inseln gespickte Wasserfläche des Landes vor Augen, ist dieser Optimismus für uns absolut nachvollziehbar.


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