Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012
Nachdem wir alle bei den Schwarzwechslern an der Grenze unser Restgeld in Laotische Kip umgetauscht haben und emsig die Millionen in den Händen nachgezählt haben, waren wir nun gewappnet für Laos. Die Formalitäten an der Grenze dauerten länger als erwartet, aber eine Stunde und eine gefälschte Unterschrift später konnten wir endlich Richtung Südostasien marschieren. Der Grenzposten Chinas wirkte sehr eindrucksvoll, vor allem im Vergleich zur schäbigen Hütte auf der laotischen Seite. Aber auch Laos ist am aufstocken und will seinem großen Nachbar die Stirn bieten. Ein neues Grenzgebäude in Form einer riesen Stupa wird vermutlich in den nächsten Wochen (wahrscheinlich eher Monate… wir reden ja hier von Laos) fertiggestellt und in Betrieb genommen.
Unser laotische Guide Toh wartete mit einem leicht erkennbaren leuchtenden orangen China By Bike T-Shirt gemeinsam mit dem Gepäcktransporter auf uns. Sein charismatisches Lächeln wirkte gerade zu befreiend, nach der einen Woche chinesische relative Reserviertheit.
Die Landschaft änderte sich schlagartig: Die Dörfer wurden ärmer, die Kinder vielzähliger, der Müll weniger und die Naturlandschaft weniger bebaut aber dafür wesentlich kahler. Unser erstes Mittagessen wurde von dem lang ersehnten Beer Laos begleitet, allerdings nur mit Sprite gemischt als Radler, denn wir hatten ja noch über 30 km vor uns. Nach der chinesischen Hopfen-Limonade mit einem Schüsschen Alkohol, war es eine wahre Wohltat für alle aus unserer Männerrunde.
Laos englischer Länderzusatz PDR (People’s Democratic Republic) ist auch unter der treffenden Umschreibung „Please don´t rush“ bekannt. Das wurde uns spätestens beim Mittagessen bewusst. Die Bestellung und Zubereitung, selbst die Bezahlung dauert hier mindestens doppelt so lang wie in China. Gerade im direkten Vergleich zu dem quirligen und geschäftstüchtigen Nachbar im Norden wird dieser Gegensatz sehr deutlich. Es bleibt einem nichts anderes übrig als auch mindestens zwei Gänge runter zuschalten und sich der örtlichen Geschwindigkeit anzupassen. Das einzige Gegenmittel ist der Laos-Kaffee, der einen vom komatösen Geisteszustand bewahrt. Doch dieser musste leider noch bis zum späten Nachmittag warten, da der Dorflieferant sicherlich mit einer Flasche Laos Schnaps in der Hängematte eingeschlafen ist.
In Luang Namtha angekommen bog Hardy erstmal in das Banana Guesthouse ein, um (nach seinen Angaben) die besten Pommes von Laos und einen Mango-Shake zu bestellen. Die Gruppe folgte erst etwas widerwillig. Aber nach der chinesischen Exotik kam ein wenig westlicher Standard ganz gelegen. Auf den ersten Blick schienen in Luang Namtha mehr Touristen zu sein als Einheimische. Trotzdem wirkte die Stadt leer. Man bekommt den Eindruck, dass man sich hier auf den Massenansturm von Massen-Backpacker-Tourismus vorbereitet hat, der aber noch ausgeblieben ist: ein Guesthouse neben dem anderen; an vielen Ecken findet man Restaurants mit Beer Lao Reklameschildern und verheißenden Namen, wie „Minority Restaurant“ oder „Lai´s Place“.
Das erste Abendessen in Laos wollten wir authentisch halten, was sich als nicht so einfach herausstellte in so einem Touristendorf wie hier. Wir entschieden uns für den Nachtmarkt, wo man von mehreren Ständen sich sein Abendmahl zusammenstellen kann. Allerdings gab es hier ebenfalls mehr Touristen als Einheimische. Authentisch war das Essen aber allemal: Klebreis, Grillhähnchen, Papaya Salat und gekühltes Bier Lao. Im Prinzip kauten wir gerade auf der laotischen Nationalflagge rum, die kein besseres Nationalsymbol abgegeben hätte. Diese kulinarische Kombination bildet das Herzstück der laotischen Esskultur.
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