Ein Tag der klugen Entscheidungen

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Lingbei nach Wuyi. Angedacht 106 km

Vorerst freuten wir uns über das heutige sonnige Wetter. Die Freude wich aber schon bald einem Stöhnen und Ächzen, als die ersten Steigungen kamen und man schweißgebadet froh war, wenn es wieder bergab ging. Bei km 40 beschlossen wir die Fahrt mit dem vollgepackten Drahteseln abzubrechen um anderweitig nach Wuyi zugelangen. Ein Brotauto (chin. Minivan) ließ sich schnell auftreiben. Die Ladeklappe weigerte sich aber unsere Räder mitzunehmen und ließ sich nicht öffnen. Nach ca. 45 min, als der Schlüssel dann den richtigen Grad der Verbiegung erreicht hatte, ging die Klappe dann doch noch auf und wir fanden geradeso genug platzt für alle Taschen, Fahrradteile und unsere Extremitäten. Das hat man sich irgendwie entspannter vorgestellt. Vermutlich passen da aber auch 20 Fahrräder plus 10 Mann rein, wenn man sieht, was und wie in China mit einem solchen Wagen transportiert wird. Die Fahrt dauerte dann aber doch länger als gedacht und Gelenke schonend, war die Fahrt schon gar nicht. Aber immerhin konnten wir mit Sicherheit davon ausgehen, dass wir heute alle ankommen. Es stellte sich heraus, dass unser Fahrer, ebenso wie Martin, ein ehemaliger Tischler war. Er kannte sich auch bestens aus und konnte die sonst recht langweilige Fahrt mit seinen Erläuterungen zumindest etwas interessanter machen.

Das Hotel in Wuyi war in einem Kaufhaus integriert und man riet uns, auf Grund von mangelnden Parkmöglichkeiten, die Fahrräder mit auf die Zimmer zu nehmen. Platz gab es genug. Sein tägliches Gefährt neben seinem Bett zu haben hatte auch eine gewisse beruhigende Wirkung.

Ausgehungert wie wir waren, machten wir uns direkt nach dem Einchecken auf die Suche nach was Essbarem. Es ließ sich schnell ein Wantan-Laden in der Altstadt-Gasse auftreiben. Wie wir so saßen und unsere Teigtaschen genüsslich verspeisten zog ein großes Gewitter auf. Zu unserem Glück aber saßen wir noch im Trockenen und konnten der Chefköchin beim Wantan-Kneten zu sehen. Dabei wirkten ihre Hände so flink wie die eines Hütchenspielers und wir baten sie, den Vorgang einmal in Zeitlupe vorzuführen, damit wir sicher gehen konnten, dass auch ja keine Trickserei mit im Spiel war.

Abends entschieden wir uns für einfache lokale Küche und probierten Frosch, Moosgemüse und Schlammfische. Die Schlammfische… naja… der Name ist wohl Programm. Frosch und Moosgemüse waren aber durchaus eine Entdeckung! Neben dem tollen Essen war besonders der Koch eine wirkliche Attraktion. Alle waren wir gefesselt von seiner hohen Kunst, wie er mit nur einer Kelle alles machen konnte, von Braten, Kochen, Würzen, Zutaten hinzufügen, Wasserhahn bedienen… Sie wirkte wie sein dritter Arm. Wie ein Pyromane beherrschte er die Flamme, die sich immer wieder meterhoch in die Luft schraubte. Dazu ein heftiges Gewitter – und die Kulisse für den jungen Showkoch war perfekt.


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