Shang Hai = „Aufs Meer“

Chinesische Landpartie, 12.08. bis 03.09.2012
Im letzten Tag unserer Tour muss noch einmal viel untergebracht werden. Da Shanghai mittlerweile der größte bzw. umschlagsstärkste Hafen der Welt sein soll, wollen wir uns bei einer Hafenrundfahrt selbst ein Bild machen. Die gut dreistündige Fahrt führt den Huangpu hinunter bis zur Mündung des Yangzi und wieder zurück.
Zunächst aber erweisen wir der chinesischen Gartenbaukunst unseren Respekt und machen einen Ausflug zum Yu-Garten, einem der schönsten seiner Art aus dem 16. Jahrhundert, der als eine Art Oase der Ruhe inmitten einer Einkaufszone am Rande der Shanghaier Altstadt liegt. Von hier aus begeben wir uns auf die Suche nach einem Stoffladen, welchen unsere Hobbyschneiderin Ulrike unbedingt noch um einige Ballen erleichtern möchte. Im Dunstkreis der Altstadt werden wir erwartungsgemäß fündig und können für ein freudestrahlendes Gesicht sorgen.

Jetzt aber endlich auf zum Hafen. Unser Ausflugsdampfer tuckert gemächlich den Huangpu hinunter und langsam kommen die ersten großen Frachter in Sicht. Der eigentliche Höhepunkt ist allerdings die Yangzi-Mündung, obwohl sie nur ganz kurz gestreift wird. Man glaubt kaum, sich noch auf einem Fluss zu befinden, sondern hat eher das Gefühl, aufs Meer hinauszufahren und am Horizont lassen sich im Dunst die Krananlagen der großen Containerterminals erkennen. Leider müssen wir hier schon wieder umdrehen und den Rückweg antreten. Insgesamt waren wir fast vier Stunden unterwegs und es ist Abend geworden. Zu guter Letzt machen wir uns auf den Weg in die ehemalige französische Konzession um mit einem Ausflug in die thailändische Küche einen würdigen Schlusspunkt für unsere Reise zu finden. Danach noch ein Absacker in der Jazzkneipe – Adieu Shanghai, bis zum nächsten Mal!

Mittelstadtmilieu

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

80 Kilometer von Shangdou nach Jining, 250 Höhnemeter bei kühlen 18 Grad und Wolken und ein wenig Sonne.

Der Regen hat heute Morgen nachgelassen und dann hat es ganz aufgehört, es ist schließlich Sonntag. Kühl und frisch ist es trotzdem. Im Hotel gibt es kein Frühstück, doch um die Ecke gibt es ein Lokal mit frittiertem Gebäck, Sojamilch und Teigtaschen, das sättigt ordentlich und gibt Kraft für den Tag. Dann verlassen wir die kleine Stadt und biegen auf eine kleine Straße ab. Ersat geht es durch eine flache Landschaft mit viel Landwirtschaft, vor allem Mais wird angebaut. Dann dominieren ein paar Dörfer, in denen die Leute vom Schneiden von Steinplatten aus den umliegenden Steinbrüchen leben. Rechts und links der Straße sind große Brocken aus den Brüchen oder fertig geschnittenen Steinplatten gestapelt. Der Bruch wird verwendet und Gartenzäune in ungewohnten Dimensionen zu errichten.

Wir haben wieder Rückenwind, deshalb sind wir am frühen Nachmittag schon am Ziel. Bei der Einfahrt in den Ort staunen wir. überall werden Hochhäuser gebaut. Siedlungen für vielleicht 20.000 Leute, wo sollen die alle herkommen. Ein kleines Lokal betete Teigtaschen und ein paar leckere Gerichte an, dann sind wir auch schon schnell im Zentrum. Gleich gegenüber dem Hotel befindet sich ein Radladen und so kann ich nach 800 Kilometern endlich wieder einen Schalthebel erstehen. Der schaltet zwar nur 8 von 9 Gängen, aber das ist viel besser als die zwei Gänge, die ich in den letzten 10 tagen zur Verfügung hatte. Bei unserem Spaziergang durch die Stadt bekomme ich dann auch innerhalb von 30 Minuten einen Reißverschluss neu eingenäht.

In der Stadt gibt es eine Art Sehenswürdigkeit, den Tigerhügel mit zwei großen Tigerskulpturen, den besteigen wir mit den ausflugswilligen Lokals und genießen heute noch ein wenig Sonne. Das Leben in der Stadt ist beeindruckend, überall gibt es unendliche reihen von Läden, überall wird gewerkt, gebastelt und geschraubt, eine Straße weiter gibt es Grillstand an Grillstand und viele Karaokebars, die eine Nachtleben einer Großstadt abdecken könnten.

Das Seafoodlokal neben dem Hotel ist ausgezeichnet, Martina begeistert sich für die Shrimps und alles andere ist auch sehr lecker. Essen kann in China zur Leidenschaft werden, denn fast alles ist lecker, egal ob an Straßenständen oder in kleinen und großen Lokalen. Und selbst die Preise sind mehr als angenehm niedrig, in der Regel legen wir zu dritt für ein Abendessen mit Bier zwischen 10 und 20 Euro auf den Tisch. Trinkgeld wird strikt abgelehnt, im Gegenteil, oft wird die Rechnung abgerundet.


Legaler Kinderhandel

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Shanghai. Ankunft.

Nach einer leicht strapaziösen Reise, einem verpassten Flugzeug-Frühstück und einem vermissten Koffer treffe ich endlich am Shanghai Pudong Airport auf Martin, mit dem ich vorerst das 2er Team bilde und durch das Yangzi-Delta fahren werde.

Wir entschlossen uns mit der Magnet-Schwebebahn (man vertraut auf deutsche Siemens-Technik) in die Stadt zu fahren. Leider erwischten wir den Zeitrahmen, indem die Bahn nur mit läppischen 300 km/h daher tingelt. Das 430 km/h Zeitfenster hatten wir leider verpasst. Weiter ging es dann mit dem Taxi (VW natürlich… wieder die gute deutsche Technik) zum Hotel.

Was macht man bloß in Shanghai? Richtig, man geht als allererstes direkt zum Bund (auf den/die/das Bund?? Ich weiß es immer noch nicht grammatikalisch korrekt zu benutzen) und begutachtet DAS China-Bild der 2000er Jahre. Auf der einen Seite des Haungpu-Flusses stehen die alten Pracht-Kolonialbauten vom Anfang des 20. Jahrhunderts der damaligen Kolonialherren, wie Zollhaus, Banken, Schifffahrtsgesellschaften etc. Und auf der anderen Seite präsentiert China seinen wirtschaftlichen Aufschwung mit modernen Hochhäusern und einem Fernsehturm, wie aus den Sciencefiction Filmen der 90er Jahre. Die Symbolik hier beißt einem geradezu in die Augen. Hinzu kommt, dass auf jedem der Kolonialbauten die chinesische Flagge weht, als wollten sie alle stets daran erinnern, dass sie nun ihre eigenen Herrscher über den Handel und die Finanzen sind. Stimmt ja auch…

Anschließend einen Spaziergang durch die Haupteinkaufsstraße Nanjinglu und zu unserer ersten kulturellen Kuriosität, dem Hochzeitsmarkt im Volkspark (Renmin Gongyuan). Hier treffen sich Eltern von Kindern in heiratsfähigem Alter, die der Meinung sind ihren Kleinen bei der Partnersuche unter die Arme greifen zu müssen. Auf Schirmen sind die Steckbriefe der Kandidaten angeheftet mit Grundinformationen wie Name, Alter, Größe, Gewicht, Sternzeichen, Beruf, etc. Aber der wichtigste Punkt ist wohl das Einkommen. Wenn das nicht stimmt, braucht man auch gar nicht erst anfragen. Das Alter der Kandidaten reicht von Anfang 20 bis Ende 50. Aber bei dem Aufgebot muss doch für alle was dabei sein, sollte man meinen. Die Kinder selber fragt natürlich keiner. Ein interessanter aber auch etwas trauriger Einblick.

Ein Ankunft-Bierchen gönnten wir uns in Xintiandi. Ich übersetze das mal sehr frei (mit einem leichten Unterton) mit Brave New World. Hier wurden alte Shanghaier-Häuser (Shikumen) renoviert und zu einem, wie Martin sagt, Bierdorf, umgewandelt, indem Restaurants, Bars und Boutiquen für die süper-chics zu finden sind. Mit einem Gefühl leicht deplatziert zu sein, schlürften wir unser kleines 40-RMB Bier aus und fuhren zu einem Kungfu-Restaurant für unser erstes chinesisches Abendmahl… ein ganz erfolgreicher Einstieg in Shanghai würde ich mal sagen.