Rein ins Gewusel!

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

Ankunft der Gruppe in Beijing. Ein paar Meter zu Fuß, ein paar Meter mit dem Rad

Darf ich vorstellen: meine Gruppe!
Ok, es ist eher ein Grüppchen und besteht aus Astrid, Peter und Holger. Astrid und Peter kommen mit Air China aus Frankfurt an, Holger mit Lufthansa aus München. Holger will sich nach der Tour noch Hongkong antun, daher der Extraflug.

Ich sammele die drei am Flughafen in Beijing ein und ab mit ihnen in die Stadt, in unser Hotel. Während ich nach einer Anreise nach China immer ziemlich geplättet bin machen APH (=Astrid, Peter, Holger) eher den Eindruck, als wären sie eben erst aus der S-Bahn gestiegen und könnten sofort loslegen mit dem vollen Programm. Nun gut, das sollen sie haben!

Nur eine relativ kurze Verschnaufpause, dann Beijing pur: Aus dem Hotel rechts, einmal über die große Straße und hinein in die Hutongs, die kleinen Gassen in einem der nur noch wenigen Altstadtvierteln. Links ein restaurierter Tempel mit angeschlossener Grundschule (leider nicht zugänglich), rechts alte/neue/im Bau befindliche Häuser, von vorne und hinten ständig Motorräder, Lastendreiräder, Fahrräder, E-Bikes und Fußgänger. Wir treten oft zur Seite und uns manchmal gegenseitig auf die Füße. Oder wir stolpern über unsere eigenen Füße, denn es gibt so viel Neues zu sehen und zu entdecken, da will der Blick einfach nicht nach unten entwischen.

Geschafft! Wir sind wieder auf einer großen Straße und dort werden die Fahrräder in Empfang genommen. Bloß keine Atempause. Also rauf auf den Sattel und wir drehen eine erste Runde durch den Beijinger Straßenverkehr. Eine Runde ist etwa übertrieben, nach knapp 2 Kilometer sind wir bereits am Trommel- und Glockenturm. Wie immer bringe ich durcheinander welches der Trommel- und welches der Glockenturm ist. Irgendwie kann ich mir das nicht merken. Warum mussten die alten Chinesen die beiden Bauwerke auch so dicht beieinander errichten?

Egal, letztendlich haben wir die beiden Türme doch in der richtigen Reihenfolge erklommen. Nämlich erst den Glockenturm, um rechtzeitig für die Percussionperformance auf dem Trommelturm zu sein.

Dann der Houhai (Hintere See). Hier war es vor ein paar Jahren gemütlich-idyllisch. Das habe scheinbar nicht nur ich so empfunden, viele andere Reisende auch und es kam, was kommen musste: Nun ist es hektisch-touristisch. Na gut, dass muss man auch mal gesehen haben, entscheiden APH. Prima Team!

Also zurück zu den Rädern, eine kurze Tour auf der bereits bekannten und noch immer belebten Straße und das erste gemeinsame Abendessen: Sichuan Küche. Noch keine 24 Stunden in Beijing und schon ausländisches Essen!

PS: Bitte das erste Foto nicht beachten! Das Puzzle gehört meinem Sohn und ich will ihm damit nur zeigen, dass ich es aus Versehen mitgenommen habe.


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Der schwule Mönch vom Südbergkloster

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

Ruhetag in Wutaishan, Besichtigung zweier Klöster bei sonnigen 25 Grad.

Martina und Wolfgang waren mit ihrem Hotelzimmer im „Roten Oktober“ nicht zufrieden, so dass wir am Morgen in ein Nachbarhotel umziehen. Die Preise im ort und der Service, der dahinter stehen sind einfach unverschämt. „Roter Oktober“ hatte ich das Hotel im letzten Jahr getauft, weil alles auf Massenabfertigung hinaus lief, da waren aber die Zimmer noch einigermaßen in Ordnung, in diesem Jahr musste man die Handtücher reklamieren, der Fußboden war keimig und das Hotel hat in dem einen Jahr unter dem chinesischen Wochenendreisenden ordentlich gelitten. Die Dame an der Rezeption hat keinerlei Verständnis für die Beschwerden. Gestern Abend war es einfach zu spät und zu kalt, um noch etwas ändern zu können. Nebenan sieht es dagegen etwas besser aus und schon um 10 Uhr ist der Wechsel geglückt und wir können auf unseren Spaziergang gehen. Gleich über dem Tal erhebt sich das Kloster in den Südbergen. Das ist ein Tempelkomplex aus der Yuan Dynastie, der über sieben Stufen ausgebaut wurde. Der relativ lange Aufstieg hat den Vorteil, dass kaum Chinesen den Weg hinauf finden wollen, die sind schließlich zur Erholung hier. So haben wir unsere Ruhe, als wir durch das alte Gemäuer streichen. Beim näheren Hinsehen ist natürlich auch kaum etwas noch aus dem 14 Jahrhundert erhalten, es wurde in den folgenden Dynastien kräftig an und umgebaut, der unterste Komplex gar ist gerade einmal 100 Jahre alt und stammt aus der Republikzeit, doch dies tut der Schönheit der Anlage keinen Abbruch, zeigt aber, wie man in China gerne mit der Geschichte umgeht. Das Kloster ist wieder einmal der Guanyin gewidmet und es finden sich einige sehr schöne Figuren hier, einmal in Marmor gehauen und auch der Buddha in der Haupthalle trägt Gesichtszüge, wie sie in der frühen Qing-Dynastie üblich waren. In einem Nebenhof empfängt uns ein freundlicher Mönch, der einfach alles wissen will, woher wir kommen und was wir machen, was wir verdienen. Schnell ist er dann sogar bei der Schuhgröße und bestaunt meine „Teva“-Streifen an den Füßen, auch scheint ihn die Behaarung meiner Arme zu interessieren, jedenfalls zupft er sehr interessiert daran herum, als wir dann gehen wollen bekommen wir noch einen Apfel geschenkt und der Mönch kann sich nicht erwehren, blitzschnell noch einmal mein T-Shirt anzulupfen, um zu sehen, ob das auf der Brust auch ein solcher Wildwuchs wie an den Armen ist. Lachend suche ich dann das Weite, bevor er mir noch seine Pritsche im Kloster zum Kuscheln anbieten kann. Vielleicht sollte ich lieber mal ein Nonnenkloster ansehen.

Von den obersten beiden Ebenen hat man eine grandiose Aussicht über das ganze Tal und die angenehm grüne Bergwelt rundherum. Unten in der Talsohle wächst rasant die touristische Struktur, hier in Wutaishan war ich schon vor 15 Jahren, da bestand der Ort nur aus ein paar wenigen schäbigen Familienherbergen und ein paar Restaurants. Allerdings kann ich mich noch daran erinnern, dass auch damals schon alles recht teuer war.

Unten wieder angekommen trinken wir ein Bier und steigen in den Shuttlebus in den oberen teil des Ortes, dort befinden sich weitere Klöster. Einstmals gab es hier 150 Klöster weit in den Bergen verstreut, heute sind noch oder wieder 47 aktiv. Vor allem am Wochenende werden hunderttausend Touristen aus Datong und Taiyuan herangefahren, vor allem Chinesen, die ihre Religiosität, zumindest für ein Wochenende, wiederentdecken wollen und davon lebt die ganze Region.

Da das Shuxiang Kloster direkt an der Straße liegt, ist der Andrang entsprechend gut. Guten Absatz bringen die Räucherstäbchen, die von den Pilgern und Pseudopilgern in rauen Mengen in dem riesigen Brennofen angezündet werden. Im Vorhof des Kloster ist es vor Qualm kaum auszuhalten und mir fällt dazu spontan der Titel für ein Kurzgeschichte oder ein Gedicht im chinesischen Stil ein: „Wie die Rauchschwaden die Götter aus dem Himmel vertrieben“.

Hier im Kloster macht es eher Spaß, dem Treiben der Chinesen zuzusehen, andächtige Ruhe kann man hier eher nicht finden. Am Nachmittag geht es dann im Shuttlebus wieder zurück und es bleibt noch Zeit für ein Schläfchen, bevor wir uns zum Abendessen aufmachen.

Herzlich Willkommen liebes Dream-Team!

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Hangzhou, eigentlich Tagesausflug. 33 km

Heute bekamen wir Verstärkung: das Dreamteam, bestehend aus Anke und Katharina stießen heute auf uns und werden uns bis zum bitteren (oder süßem) Ende begleiten.

An sich war für heute Vormittag eine Bootstour vorgesehen. Martin und ich hielten es jedoch für eine gute Idee auf die Damen zu warten um dann gemeinsam auf einem Bötchen den Westsee zu erkunden. So radelten wir zunächst stadteinwärts, auch um noch mal zum Radladen zu kommen und unsere Räder etwas aufzuwerten. Zurück im Hotel gab es dann das erste Kennlernen, wofür jedoch nicht viel Zeit blieb, denn Martin und ich mussten auf Grund von Renovierungsarbeiten die Zimmer wechseln.

Anschließend sollte es dann nach einer kleinen Mittagsverstärkung auf den See gehen (mit Betonung auf SOLLTE). Auf halber Strecke zur Altstadt verdunkelte sich der Himmel jedoch schlagartig und man ahnte schreckliches. Mit einem Mal drehte jemand da oben den Hahn auf und wir konnten uns gerade noch unter einem Vordach eines Klamottenladens retten. Ein Regencape haben sie aber natürlich nicht im Sortiment gehabt. Statt auf dem Wasser waren wir nun gezwungen unter dem Wasser uns etwas näher kennenzulernen.

Der Regen ließ zwar bald etwas nach, hörte jedoch nicht wirklich auf und wir versorgten uns notdürftig mit gefüllten Hefe- und Lotuswurzelklößen. Aufwärmen konnten wir uns anschließend mit einer Tasse Wiener Mélange, Latte oder Jasmintee. Was wir zum Mittagsessen beim Baozi-Mann eingespart hatten, haben wir hier ausgegeben. Preise, die selbst Cafés in Berliner In-Bezirken erblassen lassen. Aber es war wenigstens Trocken und man hatte was Warmes zu trinken. Zeit für Ausflüge blieb dadurch jedoch nicht mehr wirklich, also fuhren wir zum Hotel zurück und erholten uns ein wenig.

Das Restaurant vom Vortag ist mir und Martin so positiv im Gedächtnis geblieben, dass wir nochmals hingingen und wieder einmal nicht enttäuscht wurden. Auch wenn die Abendrunde recht nett war und wir uns noch gerne hätten näher kennenlernen wollen, erlösten wir bald das Dreamteam, da sie eine lange Anreise hinter sich hatten und morgen ja noch ihre Jungfernfahrt bevorstand.