Plantschen im Pilanha-Becken

Land von Fisch und Reis, 01.09. bis 24.09.2012

Suichang nach Hushan. 52 km

Wie heißt es so schön? „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Naja… sagen wir mal, wir mussten Kräfte tanken um die morgige Königsetappe angehen zu können. Dazu ging es zu den Heißen Quellen in Hushan. Bereits der Weg dorthin führte an Bergen und Seen vorbei und ließ einen ein wenig entspannen. Das Hotel war bald erreicht und nach einer kurzen Einführungsrunde von Frau Wu zu dem Quellenbad und schönsten Fotostellen Hushans zog es zumindest 3 von uns ins Wasser.

Das Bad war nicht schlecht, es gab ein großes Schwimmbecken und 3 zusätzliche Becken mit jeweils verschieden Kräutern, die verschiedene körperliche Defizite entgegenwirken sollten, wie etwa Magen- und Darmbeschwerden, Hautproblemen, aber natürlich auch Impotenz oder vorzeitige Ejakulation. Da schaut man lieber erst links und rechts schauen ob die Luft rein ist, bevor man hinein steigt. Der Hammer aber waren die 3 Becken mit Putzerfischen, die sobald man auch nur einen Fuß ins Wasser hielt angeschwommen kamen und einem die toten Hautschuppen vom Körper nagten. Vielleicht kennen einige diese sogenannte Fisch-Spa. Meistens beschränkt sich die Behandlung jedoch auf die Füße. Hier konnte man sich allerdings komplett reinlegen und sich von Kopf bis Fuß anknabbern lassen. Das kostete einiges an Überwindung, denn wer nicht kitzelfrei ist, der hielt es nicht lange mit den totes Menschenfleisch fressenden Fischen aus. Hat man sich jedoch ein wenig dran gewöhnt, wurde es recht angenehm. Zu angenehm möchte man meinen, denn Martin und Anke wurden, zwar nicht bis auf die Knochen, aber immerhin blutig genagt von den hungrigen Killer-Fischen.

Eine anschließende Desinfektion im Becken mit Zusätzen von Bambuskohle, dem hiesigen Wunderheilmittel, kam da grade gelegen. Zum Abschluss noch ein zwei Saunagänge und wir waren gerüstet für die Königsetappe.


Erster sein

Auf den Spuren des Drachen, 08. bis 30.09.2012

22 km mit dem Fahrrad vom Laqianshan Hotel zum Yunmeng Xianjing Hotel, 6 km Wanderung zum Bai-Fluss und zurück. Viel Sonne, aber morgens und abends könnte es gerne wärmer sein.

China ist das Land der Superlative. Damit meine ich jetzt nicht Bevölkerung, Fläche, Wirtschaft oder der gleichen. Ich meine die vielen kleinen Superlativen, von denen es fast in jedem Kreis eines gibt. Und zwar etwas, was es dort als erstes auf der Welt gibt. Auf Chinesisch heißt das dann 天下第一, also „der/die/das erste unter dem Himmel„. In Shanhaiguan zum Beispiel, wo unsere Radtour enden wird, gibt es den 天下第一关, den „Erster Pass unter dem Himmel“. Anderswo gibt es den ersten Berg, den ersten Wasserfall, den ersten See, den ersten… lassen Sie Ihrer Phantasie ruhig freien Lauf.

Wo wir heute gelandet sind ist man etwas bescheidener. Dort, am Bai Fluss bei Liulimiao, heißt es nur „Erste Raftingstelle von Beijing“ (北京第一漂). „Unter dem Himmel“ wäre auch sehr übertrieben gewesen, denn der Bai Fluss plätschert hier etwas müde vor sich hin, die abenteuerwilligen chinesischen Touristen werden mit Schwimmwesten und kleinen Stechpaddeln in Gummiboote aus der Spielwarenabteilung gesetzt und treiben dann hilflos den Fluss hinunter, weil ihnen niemand gezeigt hat wie man das Boot vernünftig steuert.

Leider habe ich das Spektakel regelrecht verschlafen, daher gibt es von mir auch keine Fotos davon.

Wir waren am Morgen mal wieder um neun Uhr gestartet, wie es inzwischen unsere Routine ist. Die 22 Kilometer haben wir gemächlich hinter uns gebracht, zumal wieder einige knackige Steigungen dabei waren. Zum Glück, denn wie schon gesagt ist es morgens immer recht frisch, und so wärmt jeder Antritt nach oben.

Hotel bezogen, Mittag gegessen und dann die Wanderung durch eine Schlucht zum Bai Fluss unternommen. Ganz nett sich mal wieder für rund 6 Kilometer die Füße vertreten zu können. Die Schlucht hat zwar nicht die Bezeichnung „Erste Schlucht unter dem Himmel“ verdient (und trägt sie auch nicht, die gibt es bestimmt irgendwo anders in China), aber das eine oder andere lauschige Plätzchen hat sie durchaus zu bieten.

Am Fluss angekommen habe ich mir besagtes Nickerchen gegönnt.


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Der lange Marsch

Transmongolia, 23.07. bis 23.09.2012

152 Kilometer von Yuxian nach Kangzhuang, 800 Höhenmeter bei optimalen Bedingungen und sonnigen 20 Grad

Da wir heute unseren letzten langen Tag haben brechen wir recht zeitig auf und lassen unser „kleines Paris“ hinter uns. Heute ist noch einmal ein optimaler Radeltag, die Sonne scheint, aber es sind nur angenehme 18 Grad. Obwohl die Straße fast eine Autobahn ist, gibt es nicht all zu viel Verkehr und man kommt gut voran.

Langsam kommen wir ja in die Umgebung der Hauptstadt, doch davon merkt man eigentlich recht wenig. Es gibt immer noch viele kleine Dörfer und die ganze Region ist sehr landwirtschaftlich. Vor allem wird Mais angebaut. Recht bergig ist es auch, aber die Straße verläuft nur gemütlich ansteigend im Tal entlang.

Zum Mittag hatte ich ein richtig mieses Lokal im Auge, zu dem es keine Alternative gibt und dort ziehen wir auch ein. Aber statt einer lausigen Nudelsuppe können wir drei oder vier richtig gute Gerichte ordern und sind mehr als zufrieden. Vielleicht hat das meckern im letzten Jahr geholfen.
Nach dem dicken Essen schleppen wir uns auf einen kleinen Pass noch einmal 300 Höhenmeter nach oben, danach geht es richtig bergab in einen weiten Talkessel. Die Temperatur steigt noch einmal ordentlich an und auch die Landwirtschaft hier ist viel abwechslungsreicher. Neben dem Mais wird auch sehr viel Obst angebaut, vor allem Wein. Und man versucht sich auch in der Produktion besserer Tropfen, einigen der Güter hat man französische Namen gegeben, na gut, wir sind ja auch nur einen Tagesritt von „Klein Paris“ entfernt.

Unten im Tal liegt dann der Guanting-Stausee, oder das was davon übrig geblieben ist. Viel Wasser plätschert nicht in dem einstmals recht großen See. Dafür hat der Bauwahnsinn aber zugeschlagen. Über mehrere Kilometer am See errichtet man Satellitenstädte und Siedlungen für Neureiche. Riesige Villenviertel werden aus dem Boden gestampft. Die gegend ist zwar nett, aber eigentlich kann man nicht viel machen, der See liegt ein oder zwei Kilometer weg, die Berge rundherum sind eher karg und laden auch nicht zu langen Wanderungen ein und die nächsten Städte liegen alle eine knappe Autostunde weg. Die Baustellen machen deshalb einen eher trostlosen Eindruck und würden mich eher abschrecken. Ich bin wirklich gespannt, wie sich die Gegend hier entwickelt.

Da unsere Übernachtung im letzten Jahr nicht so toll war, hatten wir beschlossen, in diesem Jahr einen neuen Platz zu suchen. In dem kleinen Ort in der Nähe des Sees sieht es aber gar nicht gut aus, das einzige Hotel am Ort wird umgebaut und hat deshalb geschlossen. Obwohl wir schon 140 Kilometer in den Beinen haben, fällt der Entschluss noch 15 Kilometer weiter bis in die nächste Stadt zu radeln, nicht zu schwer. Dort finden wir dann auch recht schnell eine passende Unterkunft und haben morgen dann einen kürzeren Tag vor uns.
Entgegen meiner Gewohnheit, nicht in Hotelrestaurants zu essen, tun wir das heute doch einmal, denn zu einem längeren Spaziergang haben wir keine Lust mehr. Und auch hier werden wir positiv überrascht, vor allem die Lammrippchen, gegrillt nach Art des Hauses, waren ein Traum.

Am Abend stelle ich fest, dass wir ganz nebenbei auch die längste Tagesetappe der Tour gefahren sind, wir haben die Ausfahrt aus Ulaan-Baatar in die Steppe noch um einen Kilometer getoppt.