Ferien auf dem Bauernhof oder so muss Wandern sein

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 15.09. bis 07.10.2012

Von Baoshan nach Liuqing, 18 km, 5h 10min reine Gehzeit, 1030 m Aufstieg

Der Tag hat es in sich. Wir sind nur gute hundert Kilometer gefahren, aber im Gegensatz zur Schlucht kühlt es hier morgens und abends nicht ab. Selbst im T-Shirt ist es noch zu warm und sobald die Sonne herauskommt, ist es fast unerträglich und für diese Jahreszeit ungewöhnlich heiß. Nach einer halben Stunde sind wir klatschnass und keuschen der Berg hinauf. Steil geht es bergan, oft durch Gestrüpp und felsiges Gelände, der Weg fordert ganze Konzentration. „Wo soll denn hier ein Weg durch die Berge gehen?“ fragt sich Sabine laut, wir sind alle skeptisch, als Lucy in die Richtung zeigt, die nur aus zackigen Felsen besteht. Zwei Tunnel machen es möglich. Die sind aus der Songzeit und jeweils 60 und 90 Meter lang.

Die Aussicht ist fantastisch, ich lasse da lieber die Bilder sprechen. Nach einem tollen Aufstieg wandern wir gemütlich durch Kiefernwälder einem kleinem Dorf auf 2090 Metern Höhe entgegen. Während wir die meiste Zeit auf entlegenen Pfaden gewandelt sind, taucht plötzlich eine holprige Straße auf. „Deswegen ist das Dorf so leer“, meint Lucy. „Viele Dorfbewohner sind in die Städte abgewandert“. Tatsächlich stehen viele Häuser leer und wir treffen eher ältere Bauern an. Das war in Baoshan anders. Auch unsere Bleibe fällt anders aus – Zelten im Hof ist angesagt. Das scheint alle zu amüsieren, aber nicht weiter zu erstaunen. Am Abend kocht Lucy für alle und wir fallen gesättigt und zufrieden in die Zelte. Um vier gibt der Hahn im Stall neben mir ein durchdringendes Kikirikiii von sich, gut, dass ich nicht vor Schreck aus dem Bett fallen kann. Irgendwann werden auch die Hunde wach und am nächsten Morgen sind wir uns einig – Ferien auf dem Bauernhof sind ganz schön anstrengend.


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