Wollt ihr nicht doch reiten?

Die Oberen Schluchten des Yangzi, 15.09. bis 07.10.2012

Von Qiaotou in die Tigersprungschlucht zum Naxi Guesthouse, 6 km, etwa 2 Stunden reine Gehzeit

Wir hatten uns am Morgen um sieben Uhr zum Frühstück verabredet (zu dem Zeitpunkt wird es in Yunnan gerade hell), um das Hotel pünktlich um acht Uhr zu verlassen. Mit einigen Zwischenstopps –natürlich müssen wir unseren ersten Yangziblick festhalten und die berühmte erste Biegung bei Shigu betrachten, die verhindert, dass der Fluss wie der benachbarte Mekong und der Salween nach Süden abfließt und stattdessen die Biege Richtung Osten macht– gelangen wir per Auto an den Anfang der Tigersprungschlucht. Ich kenne die Tour sonst nur vom Rad aus und muss mich beherrschen, nicht ständig laut Vergleiche anzustellen, was mir aber schlecht gelingt. Nach einer guten Portion gebratener Nudel, die Sabine und Lutz nicht ganz vertilgen wollen, geht es endlich in die Berge.

Es ist immer wieder schön, hier zu sein. Nicht nur wegen der fantastischen Landschaft, der tollen Schmetterlinge und artenreichen Flora oder vielleicht der einfach stimmigen Architektur der Hütten, sondern vor allem der Menschen wegen ist diese Schlucht etwas Besonderes. Unterwegs hat man die Gewissheit, auf einige Nationalitäten zu stoßen, mit denen man (soweit man eine gemeinsame Sprache findet), ohne störende Hintergrundkulisse Geschichten auszutauschen kann. Heute war es eine Gruppe Australier mitsamt dem Inhaber einer kleinen Reiseagentur, ein Thema war natürlich das nachhaltige Reisen mit kleinen Gruppen in reizvollen Gebieten. Selbst der lokale Pferdebesitzer („Wollt ihr nicht doch reiten?“), der geschlagene zwei Stunden bergauf mit uns keinen Umsatz machen konnte, schien nicht weiter genervt, dass wir auch morgen seine Dienste nicht in Anspruch nehmen wollen.

Wir sind bei idealem Wetter und einer kurzen Tour in einer komfortablen Berghütte untergekommen. Nette Besitzer, kunstvoll geschnitzte Holzfenster, TV und eigene Dusche, Blick auf den Jadedrachenschneeberg, es gibt Kaffee und gekühltes Bier (heute kein schmutziges, die Dusche war einfach zu verlockend). Kurz, uns geht es gar nicht mal so übel. Morgen wandern wir weiter durch die Schlucht, danach ist Schluss mit sämtlichem Hüttenluxus und wir betreten die Laowai- und pancakefreie Zone.


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