Die Ursprünge der Raubkopie

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

An einigen von uns ging die Karaoke gestern nicht ganz spurlos vorbei. Auf dem Programm stand die Standard-Tour in Luang Prabang: Königspalast, Phousi-Berg (jaja… macht ruhig den üblichen Witz. Man kommt ja doch nicht drum rum) und Wat Xieng-Thong. Das konnte noch heiter werden. Eines der besten Gegenmittel gegen Restalkohol im Blut ist laotisches Kaugummi, auch Zuckerrohr genannt. In mundgerechte Stückchen geschnitten, kaut man die kleinen Würfelchen und spuckt sie wieder aus, sobald sie keinen Saft mehr enthalten. Der Zucker bindet die Reststoffe und schon bald kann man wieder gerade gehen und Treppen steigen. Als erstes stand der Königspalast auf dem Programm. Im Jahre 1904 während der französischen Kolonialperiode erbaut, dient es jetzt nach dem Absetzen der Königsfamilie als Museum. In einem Seitenflügel befindet sich der Phrabang. Die Buddhastatue, angeblich aus dem 1. Jahrhundert, kam von Sri Lanka über Angkor hierher, und ist der Namensgeber der Stadt. Es bestehen Gerüchte, dass die Figur, die ausgestellt wird, nicht das Original ist. Im Laufe der Jahrhunderte sind etliche Kopien entstanden. Die Statue ist auch viel zu kostbar, als dass man sie jedes Jahr, zu Laotisch Neujahr mit Wasser begießen lassen würde. Man munkelt das Original steht in der Laotischen Staatsbank in Vientiane.

Unterwegs trafen wir wieder auf Olivers Gruppe, die ähnlich angeschlagen war, für den Besichtigungstag. Anschließend erklommen wir den Phousi-Berg. Ohne Zuckerrohr hätten bestimmt nicht alle den beschwerlichen Weg die Treppen hinauf geschafft. Auf dem Gipfel befindet sich der Wat Chom Si, von wo man einen schönen Panoramablick über Luang Prabang bekommt. Weniger beeindruckend war die kleine Hütte, in welcher angeblich ein Fußabdruck Buddhas in einer Steinkerbe erkennbar sein sollte. Zum krönenden Abschluss besichtigten wir noch Wat Xieng-Thong. Er gilt als der älteste Tempel Luang Prabang und besteht in seiner Urform bereits seit 1560. Als einziger Tempel überlebte er die Angriffe der Ho-Rebellen Ende des 19. Jahrhunderts. Angeblich war ein Anführer der Ho einst Novize in diesem Kloster und nutzte ihn daher lieber als Lager als ihn zu zerstören.

Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung und Erholung. Die ein oder andere Kokusnuss wurde geköpft und ich hatte Zeit den Blog zu aktualisieren. Wobei von Aktualität ja nicht mehr die Rede sein kann. Ich bitte aber um etwas Nachsicht. Strom, Internet, Freizeit und gute Zigaretten sind heiße, begehrte Waren in Laos und nicht immer alles gleichzeitig zu finden.

Zum Abendessen gab es heute das Kontrastprogramm zum gestrigen Weihnachtsgelage. Wir gingen zum Nachtmarkt, wo sich alle Backpacker die Mägen für einen Festpreis vollstopfen können. Wichtig ist hierbei, bei jedem Gericht darauf zu bestehen, dass es nochmal heiß gemacht wird. Lecker war es! Billig dazu!

Einen Tag verspätet kamen dann auch meine bestellten Reisweinpötte an. Ursprünglich war es ja gedacht, dass man diese zur Weihnachtsfeier als Laotischen Sangria trinken könnte. Hamm hatte gestern leider zutun und konnte allerdings erst heute liefern. Nach dem gestrigen Gelage hatte heute Abend jedoch keiner mehr Lust auf ein Getränk, das nicht nachweislich weniger als 5% Alkohol enthält. Und die schönen Tontöpfe mussten leider am nächsten Tag wieder abgeliefert werden. So sahen wir uns gezwungen, den leckeren Saft in Plastikflaschen abzufüllen und saßen noch bis in die Abendstunden vor unserer improvisierten Reisweinabfüllanlage und warteten Tropfen für Tropfen, Flasche für Flasche. Zwischendrin vergewisserte man sich dann doch immer wieder mit einem kleinen Schlückchen, dass die Arbeit sich lohnt.

X-Mas Blinddate

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Heute war Heilig Abend. Allerdings erst später, denn Heilig Morgen wird ja nicht gefeiert. Das große Familienfest der Christen wird in Laos zwar nicht wirklich zelebriert, aber bei unserer nächsten Station habe ich das Gefühl, dass es nicht spurlos an einem vorbei gehen wird.

Einen Wecker braucht man auf dem Dorf nicht. Das Leben fängt früh an und Rücksicht auf siebenschläfrige Radfahrer wird nicht genommen. Der Hahn kräht, die Traktoren fangen an zu tuckern, Die Küche wird für das Frühstück vorbereitet. Generell ist früh morgens wahrscheinlich die betriebsamste Zeit. Der Elan nimmt dann antiproportional zur Temperatur ab. Das ist im Winter jetzt nicht ganz so extrem, aber diese lebensnotwendige, angeborene laotische Notbremse bleibt auch im Winter erhalten.

Zum Frühstück packte Hardy eine weitere Runde Joghurt raus, und zwar „die mit ganzen Erdbeeren!“ Als bald waren auch die letzten Abschiedsfotos geknippst und wir machten uns auf die letzte Fahrradetappe in Laos: nach Luang Prabang, die alte Hauptstadt und das eigentliche Ziel aller Touristen in Laos.

Entlang des Wegrands gab es heute einige Weihnachtssterne (Der Baum) zu sehen. Ob die wohl extra für uns Westler zu dieser Jahreszeit eingepflanzt wurden? Je weiter man nach Luang Prabang kam, desto weniger wurden wir als ausländische Rad-Spinner wahrgenommen. So langsam gewöhnt man sich an den Anblick. Noch bevor wir die Stadt erreichten, wurden wir von ganzen vier ausländischen Radfahrern überholt. Die Häuser wurden größer und prächtiger und man spürte förmlich, dass eine Großstadt nicht mehr weit war. Als wir dann die alte Kolonialbrücke überquerten, fing es an mit Guesthouses, Villas, Restaurants, Bars, Cafés, Internet-Cafés, . Die Stadt scheint heutzutage dem Tourismus geweiht zu sein und nicht seinem Namensgeber, dem Prabang (Aber dazu später mehr). Vielleicht könnte man eine Petition einreichen und die Stadt in Luang Touri umbenennen. Geschätzte 90% der Innenstadt sind Einrichtungen für den Tourismus. Nach einigen Kurven erreichen wir bald unser Hotel Sala Prabang: ein wahrer Luxus im Gegensatz zu den vorherigen Bleiben. Meister Toh trinkt noch ein letztes Abschiedsbier mit uns und muss dann leider wieder schon nach Hause in Vang Vieng (Da wo wilden Kerle wohnen!).

Nachdem sich alle schick gemacht und ihr bestes Hemd aus der Tasche gekramt haben, gingen wir zu unserem Blinddate. Oliver ist mit seiner Gruppe auch gerade in Laos unterwegs und diese kam heute ebenfalls in Luang Prabang an. Da wäre es doch schade, nicht eine gemeinsame Radler-X-Mas-Party zu veranstalten. Und wo ist es weihnachtlicher als in Laos unter Palmen bei milden 16-24 Grad. Das kommt dem Wetter in Jerusalem auf jeden Fall näher als der saisonale Matsch-Schnee in Deutschland. Gesagt, getan. Oli und ich fanden ein von Weihnachtsdeko und Blinklichtern überschwemmtes Lokal mit laotischem Weihnachts-Barbecue. Eigentlich ist es ja koreanisch… aber pschttt! In Asien nimmt man die Urheberrechte nicht so genau. Als wir eintrafen hatte Olis Gruppe bereits die erste Runde Bier Lao hinter sich. Man redete über den Schmuseasphalt, über „Oh, Alter!“-Touristen, über das gute Bier und den milden Schnaps. Bald kam auch schon die Ladungen an Fleisch und Gemüse, die wir selber auf unseren Pfannen-Töpfen braten/kochen konnten. Man bereitet sein Essen selber zu und darf dann als Belohnung das Doppelte zahlen. Ein super Konzept! Aber es geht ja auch in erster Linie nicht um das Essen sondern um das Erlebnis. Und das kam nicht zu kurz.

Etliche laotische Biere und weihnachtliche Waldmeisterschnäpse später hielt es die meisten nicht mehr am Tisch und einige schwangen das Tanzbein zu weihnachtlichen Latino-Pop. Die Musik weckte bei vielen den Wunsch nach Karaoke um auch mal mitsingen zu können. Also ging es für die Meisten ab zur Full-Moon-Karaoke, die eigentlich schon zu hatte, aber noch ein Auge zu drückte. Denn man sah uns ziemlich offensichtlich an, dass es ganz schön weihnachtet. Ab hier hört mein filmisches Gedächtnis langsam auf und ich muss mich auf mein Fotographisches verlassen: grölende rote Zipfelmützen, Dancing Queen, Help!, „more Beer please!“, Tuktuk-Surfen, tote Hose wegen Sperrstunde auf der Hauptstraße, Nudelsuppe, letztes Bier, Bett.

In diesem Sinne… Frohe Weihnachten!


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Frohweihnachtliches Nachtklettern

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

9. Tag, von Kiu Kacham nach Luang Prabang

An diesem Morgen stehen die Geschwindigkeit des kalten Windes und die Geschwindigkeit der Küche, die die wärmenden Getränke servieren soll, in einem ausgesprochen schwierigen Verhältnis. Die hochschwangere Besitzerin unseres Motels ist gemächlich in der Küche zu Gange, rührt in der Bratpfanne, schneidet Fleisch. Ein servierbares Resultat ist vorerst nicht abzusehen. Bibbernd wartet die Gruppe, die Geduld ist natürlich in einer solchen Situation begrenzt. Yong und ich bieten an, mitzuhelfen, das wiederum scheint allerdings der Stolz der Chefin zu verbieten und sie lässt uns eiskalt links liegen. Mit etwas Beharrlichkeit erhalten wir immerhin die Erlaubnis, aus einer Kohleschale und einem Grillrost selbst einen Toaster zu bauen, um halbwegs knuspriges Baguette servieren zu können.

Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass vom Wetter in diesem Blog bisher keine Rede gewesen ist. Auf den Fotos werden sie immerhin keine Regenwolken gesehen haben. Tatsächlich ist heute der erste Tag mit ein wenig trübem Himmel, zudem weht auf knapp 1400m ein eisiger Wind, daher das oben erwähnte Bibbern am Tisch des zur Straße hin offenen Frühstücksrestaurants.

Das heute eher absolvierte als genossene Frühstück ist aber schnell vergessen, denn die 20 km lange Traumabfahrt, die unsere heutige Einfahrt nach Luang Prabang einleitet und die wir dank einer Baustelle im Tal praktisch frei von Gegenverkehr ausfahren können, macht nicht nur glücklich, sondern lässt auch die Umgebungstemperatur deutlich ansteigen. Unten angekommen können wir uns ohnehin aus den Windjacken schälen, denn es schließt sich nahtlos ein 600m-Aufstieg an, nach dem die Morgenkälte endgültig vergessen ist.

Unsere gute Tat für heute besteht darin, dem australischen Pärchen, dass schon seit Vang Vieng parallel zu uns radelt, Hilfe zu leisten: Ihr ist ein Huhn ins Rad gelaufen, was sie zu einer Körper-Asphalt-Bremsung bewogen hat. Jetzt steht sie unter Schock und ist vorerst nicht in der Lage, ihr gepäckbeladenes Rad zu manövrieren. Radlerin nebst Rad finden also bis zum Mittagessen in unserem Begleitfahrzeug Platz, bis wohin die schwierigsten Bergpassagen schon hinter uns liegen. Ihr Begleiter Peter wird so lange in unseren Pulk aufgenommen und hält gut mit, obwohl er das Angebot ausschlägt, auch sein Gepäck auf den Transporter umzuladen. Ist halt eine Frage der Ehre.

Beim Mittagessen machen wir uns mit einer lokalen Spezialität vertraut: Getrocknete Flussalgen. Während der Trockenzeit (bei niedrigem Wasserstand) sieht man überall um Luang Prabang Frauen und Kinder, die bis zur Hüfte in den Flüssen stehen und die Gewächse vom Grund ernten. Die Algen werden gewaschen, entwirrt und gekämmt, gewürzt, zum Trocknen in der Sonne hauchdünn auf Bambusmatten ausgebreitet und mit Sesam, Knoblauch oder Tomatenscheiben dekoriert. Knusprig frittiert passen sie prima zu einer Flasche Beerlao. Der Geschmack gleicht japanischem Nori; die Sushiliebhaber sind natürlich begeistert.

Nach dem Essen lockeres Radeln durch die Ebene, noch ein fieser Schlussanstieg – der Körper hat die Königsetappe noch nicht vergessen -, abschließend ein paar selbstfahrende Kilometer, und wir sind da. Zum ersten Mal seit Vientiane wieder einmal eine Stadteinfahrt, die den Namen verdient. In den sechs Jahren seit 2005 ist die Einwohnerzahl der Stadt von 47000 auf über 100000 explodiert, was sich an ausgedehnten Vorstadtgebieten bemerkbar macht. Angefangen hatte der Boom 1995, als die UNESCO die Stadt in die Liste des Weltkulturerbes aufnahm und damit aus einem zwanzigjährigen Dornröschenschlaf weckte – vor allem der Sakralarchitektur wegen. Auf der Liste der geschützten Objekte finden sich über 220 Vats (buddhistische Klöster), daneben einige französische Kolonialabauten und traditionelle Stelzenhäuser aus der Ära der Monarchie, die nach deren Ende vor sich hin bröselten. Die Farbe der Stadt ist das Safrangelb der Mönchsroben.

Das Kulturprogramm ist allerdings erst morgen dran, nach einer kleinen Orientierungsrunde durch die Stadt halten wir deshalb erst einmal Siesta. Für den Weihnachtsabend wollen wir fit sein, zumal wir zur gemeinsamen Feier die zweite Gruppe von China By Bike treffen werden, die gerade mit meinem Freund und Kollegen Niti auf der Tour Goldenes Dreieck unterwegs ist und heute ebenfalls in die Stadt kommt. Bisher war die einzige Reminiszenz von Weihnachten der hochgewachsene, üppig blühende Weihnachtsstern, ein ständiger Begleiter auf allen unseren Radetappen.

Beim laotischen Fondue (sindat) in einem lebhaften Gartenrestaurant am Südhang des Phou Si (sprich: pu ßie) mit Lagerfeuer und Weihnachtsmützen (Zipfel nach vorn!) stoßen wir mit Niti und seiner Mannschaft aufs China by Bike X-mas Blinddate an. Beim Essen steigert sich die Stimmung soweit, dass sich in die weihnachtliche Festlichkeit sogar verfremdete Osterbräuche einschleichen. Ramón schließt als besonderes Weihnachtserlebnis Bekanntschaft mit Väterchen Frost höchstpersönlich. Das war bei dem milden Wetter kaum vorherzusehen, sonst wäre er sicher mit Windjacke gewappnet zum Weihnachtsessen erschienen. Gerade als das Fondue mit Beerlao verfeinert wird, trifft auch Claudia eine sibirische Windböe.

Um das Verständnis der Laoten insbesondere für die vermeintlichen deutschen Osterbräuche und plötzlich verschwindende Weihnachtsmützen nicht zu weit zu strapazieren, ziehen wir in ein Haus des Gesangs weiter und entführen auch einen Teil von Nitis Gruppe. Die Tuktuk-Fahrt nutzen wir zum Aufwärmen der Stimmen mit festtagsgerechten Melodien. Das englischsprachige Repertoire im Full Moon ist nicht zu verachten, und so fühlen wir uns dort noch eine ganze Weile wohl. Der Nachtportier unseres Hotels hatte wohl gar nicht mehr mit uns gerechnet, und so stellt es sich als günstige Fügung heraus, dass wir genug erfahrene Bergsteiger in der Gruppe haben und aus eigener Kraft zu unseren Zimmern gelangen.

Alles in allem eine ausnehmend dionysische Angelegenheit. Weihnachten 2011 war schön!


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Die silberne Beerlao-Radelmedaille

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

8. Tag, von Kasi nach Kiu Kacham

Eine Königsetappe zu bewältigen erfordert ein hochmotiviertes Team und exzellente Rahmenbedingungen. Unter anderem eine angemessene Energieversorgung unterwegs. Entsprechend üppige Vorräte haben wir in Kasi angelegt, so dass unser Begleitfahrzeug für heute zum ‚Gebäcktransport‘ umgetauft wird. Als wir während der Mittagspause in Phou Khun überdies auf einen Stand stoßen, der eine Art Faschingskrapfen feilbietet, und eine mächtige Portion erbeuten, ist abzusehen: An der Versorgung wird es heute nicht scheitern.

Wir schwingen uns zeitig in den Sattel und kommen so in den Genuss der frühmorgendlichen Stimmung, in der sich die Sonne langsam durch den Nebel zwischen den Karst-Zuckerhüten vorarbeitet, während in beide Richtungen die Schulkinder zu Fuß und mit Fahrrad zum nächsten größeren Dorf unterwegs sind. Um das respekteinflößende Pensum von über 2400 Höhenmetern bei 93 km Strecke zu meistern (Höhenprofil wie immer am Artikelende) – für die meisten von uns die bisher anspruchsvollste Radetappe überhaupt -, haben wir uns vorgenommen, ohne Hektik und mit einem angemessenen Pausenrhythmus zu fahren.

Den ersten Halt legen wir nach knapp 14 km am höchsten Punkt des Aufwärmbergs ein, bevor wir die Deluxe-Steigung angehen: über 800 m, verteilt auf 14 Streckenkilometer (ein durchschnittlich immerhin gut 7%iger Anstieg), mit nur einer kurzen Ausruhpassage auf halber Höhe. So respektabel die Statistik sein mag – im Praxistest erleben wir einen freundlichen Aufstieg, der für die Reststrecke optimistisch stimmt. Kurz vor dem Pass treffen wir einen gutgelaunten thailändischen Motorradclub. Alle fahren phänomenal gepflegte Qualitätsbikes eines nicht ganz unbekannten deutschen Herstellers; kein Wunder, dass wir schnell im Gespräch sind. Mit Stielaugen schauen wir dem winkend abfahrenden Tross nach (die Motorradfahrer-Quote in der Gruppe ist eher überdurchschnittlich).

Wir pausieren uns nun von Passhöhe zu Talsohle zu Passhöhe zu Talsohle etc. weiter, wo wir jeweils unseren Gebäcktransport (der wie immer auch Obst und Wasser geladen hat) erleichtern und erleichtert über die gewonnenen Kilometer aufs nächste Teilstück gehen: km 26, km 33, km 41, km 51, km 60, km 71. Es wird noch einmal spannend: Nach einer langen Abfahrt windet sich die Straße in drei weiteren größeren Anstiegen noch einmal aufwärts auf unsere Zielhöhe von knapp 1400 m. Wir bleiben cool und pausieren uns geschlossen eisern durch: km 78, km 86, km 92. Bei jeder Pause werden intensiv die bevorstehenden Kräuselungen des Höhenprofils studiert und die Waden mental vorprogrammiert.

Nach gut 11 Stunden erreichen wir in einem triumphalen Zieleinlauf Kiu Kacham und unsere Herberge, ein eher sachliches Fernfahrermotel, dessen Zimmerausstattung asketischen Charme hat: Bett, Tisch, Stuhl, Kleiderständer. Zwei Duschen für alle, von denen eine wegen des defekten Durchlauferhitzers aus der Küche eimerweise mit Heißwasser versorgt wird. Einige bevorzugen da die gute alte Katzenwäsche mit Waschschüssel.

Die Küche tischt solides, aber einfaches Essen auf – wenig geeignet, unseren heutigen Erfolg ordnungsgemäß zu feiern. Das soll natürlich in Luang Prabang am Weihnachtsabend nachgeholt werden. Schließlich haben wir heute neben neun Königsetappenkronen zusätzlich die inoffizielle Beerlao-Radelmedaille in Silber erlangt, die höchste bisher tatsächlich erreichte Stufe lokaler Pedalmeisterschaft – vergeben für außerordentliche km-Leistungen auf bergiger, asphaltierter Strecke. Als Steigerung wäre noch möglich: die Goldene Radelmedaille (Berge auf Staubpiste) und die Große Klebereismedaille am Band (Berge auf Staubpiste mit Winkekindern zur Regenzeit). Die beiden höchsten Ehrungen sind jedoch bislang nur von theoretischer Bedeutung, so dass wir uns auch mit Silber schon zur Elite zählen dürfen.

Dieser erhebende Gedanke unter dem brettharten Kopfkissen mildert die Unnachgiebigkeit der Matratzen heute nacht allerdings nicht spürbar. Eher schon die Aussicht auf das morgige Domizil am anderen Ende der Komfortspanne.


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Deutschland – Laos : 1-0

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Schweren Herzens mussten wir heute wieder unsere Zimmer räumen. Hier in Muang Ngoi könnte man für gut eine Woche versumpfen: Handy aus, kein Strom, keine Fahrzeuge bis auf die kleinen tuckernden Boote, schöner Ausblick, nette Dorfidylle. Vermutlich einer der besten Orte auf der Welt um einfach mal abzuschalten und alles um sich herum zu vergessen. Aber dafür sind wir nun mal nicht hier. Also wieder ab ins Boot und Wellenreiten. In Nong Kiaw verabschiedeten wir uns von dem Nam Ou und begrüßten wieder unsere Räder. Voller Freude durch das Wiedersehen zuckten unsere Wadenmuskeln auf und wir schwangen uns auf die Sättel und düsten weiter auf der Hauptstraße Richtung Luang Prabang.

Nach einem Mittagsstopp im großen Markt von Baan Nam Tuam und immer noch von „Hello“ und „Sabai Dee“ Rufen begleitet fuhren wir durch zahlreiche Dörfer. Plötzlich kam ein „Sabai Dee“ von der Seite, das mir doch etwas bekannter vorkam. Toh, Dirk, Martin und Frank saßen bereits am Wegrand und genossen ihr Schmutzbier. Vor lauter Dörfern und angenehmen Fahrtempo wäre ich fast am Ziel vorbei gedüst. Also gesellten sich auch Hardy und ich dazu und tranken uns Mut an, bevor wir unsere Gastfamilie für den Abend begrüßen durften, denn heute wartete kein Guesthouse mit Warmwasserdusche auf uns. Heute Abend war Bodenmatratze und asiatische Elefantendusche angesagt. Die Mutter des Hauses kam raus und begrüßte uns freundlich und Hardy packte den Joghurt aus, den er unterwegs für die Gruppe geholt hat. Als wir endlich alle Mutter, Schwestern, Brüder kennengelernt haben machten wir einen kleinen Spaziergang durch die Ortschaft. Gleich zwei Mal mussten wir anhalten und wurden mit weißem laotischem Feuerwasser begrüßt. Hardy zuckt nur die Achseln und verweist auf die Flasche aus dem letzten Schnapsbrennerdorf, die wohl noch ein paar Umdrehungen mehr hat. Der Rest schluckte und hustete freundlich. An der Schule angelangt spielte gerade eine kleine Gruppe der Dorfjugend Fußball. Wir fragten freundlich und durften auch ein paar Ballkontakte haben und unsere gepflegte deutsche Ballkunst vorführen. Das deutsche Angreifer-Duo bestehend aus Frank „The Glasman“ Ribery und mir erwies sich allerdings als weniger torgefährlich als erwartet. Ein Tor haben wir dennoch erzielt. Der kleine laotische Keeper hatte keine Chance. Zurück bei der Gastfamilie unterstützte Hamm die Familie tatkräftig und das Abendmahl war bald angerichtet. Der Satz „Zu Hause schmeckt es immer noch am besten.“ lässt sich anscheinend auch auf ein Gast-Zuhause übertragen. Denn Hamm und die Familie haben ganze Arbeit geleistet und sehr schmackhafte Gerichte gezaubert.

Die Abende in den Dörfern sind recht kurz. Nachdem wir den Hausvorrat an Bier geleert haben schlüpften die meisten von uns unter die Moskitonetze. Dirk, Hamm und ich saßen noch gemeinsam mit der Hausmutter, Hausvater, Hausschwester ein Weilchen am Lagerfeuer, nippten am hausgemachten Reiswein und diskutierten über die Unterschiede im Familienleben in Deutschland und Laos.


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Sorry, just Lao food!

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

7. Tag, von Vang Vieng nach Kasi

Nach den letzten Schotterpassagen hinter Vang Vieng wird der Straßenbelag deutlich geschmeidiger, man könnte auch sagen: der Landschaft angemessen, die zunehmend den Blick zum Umherschweifen einlädt. Spektakuläre Karstkegel und -wände, bedeckt mit saftigem Grün, Bambuswälder, Bananenstauden. Große Monokulturen sind von der Straße aus nicht zu sehen, eher überschaubare Anpflanzungen von Zuckerrohr, Teak, Bananen und vereinzelt Ananas.

In den Dörfern passieren wir heute endlose Reihen von Verkaufständen. Zentnerweise Mandarinen, kunstvoll zu großen Pyramiden aufgeschichtet, warten dort auf Käufer. Es muss sie also abseits der Straße doch geben, die Monokulturen. Die Straße wird ab Mittag von unzähligen Fernreisebussen passiert, die Einheimische und Touristen zwischen Luang Prabang und Vientiane transferieren.

Für uns bedeutet der Weg von Vang Vieng nach Luang Prabang eine dreitägige laotische Landpartie: Die nächsten Etappenziele Kasi und Kiu Kacham bieten deutlich mehr Lokalkolorit und weniger touristisch konfektioniertes Ambiente. Die Strecke mit dem Fahrrad zurückzulegen, ist trotz der zahlreichen Anstiege bis auf über 1400m dennoch dem Bus vorzuziehen. Nicht nur um der Freiheit willen, jederzeit an landschaftlich herausragenden Punkten Fotostopps einlegen zu können (beim Halt auf einer Brücke über den Xong erkennen wir direkt vor uns ein Postkartenmotiv aus Vang Vieng wieder); man spart als Radler zudem die eine oder andere Spucktüte ein, die auf der kurvenreichen, mitunter in engliegenden Serpentinen verlaufenden Straße von den Passagieren der häufig am Tempolimit umherbretternden Busse gefüllt werden dürfte. Nicht zu vergessen die berauschenden Abfahrten, die immer wieder für kilometerlange Anstiege entschädigen.

So sind wir denn nicht die einzigen Radler auf der Strecke und treffen in den folgenden Tagen mehrfach alte Bekannte aus Vang Vieng wieder: Ein Schweizer Pärchen, eines aus Australien, später kommt George dazu, ein alleinreisender Thai. Angesichts der langen, manchmal garstigen Steigungen sind wir einigermaßen froh, im Unterschied zu unseren individuell reisenden Mitradlern den Großteil des Gepäcks unserem laotischen Fahrer Laa anvertrauen zu können.

Für heute kommen wir mit einem großen Berg und 590 Metern Gesamtaufstieg noch sehr gediegen davon und rollen nach knapp 60 km gemütlich am frühen Nachmittag in Kasi ein, wo uns nicht nur unsere Schweizer Freunde schon erwarten, sondern auch absurd große Bungalows im Tanzsaalformat und ein – gemessen an der Größe und Bedeutung des Ortes – sehr ordentlicher Standard: Statt dem weit verbreiteten Überschwemmungsbadezimmer, in dem man je nach persönlicher Reichweite gleichzeitig duschen, Zähne putzen und auf der Brille sitzen kann, gibt es eine noble gemauerte Duschkabine. Über Details wie Waschbecken ohne Wasserzufuhr oder (wahlweise) mit verstopftem Abfluss lässt sich da großzügig hinwegsehen.

Im Restaurant geht es im Vergleich zu Vang Vieng sehr rustikal zu: Die Köchin hat unser Menü für den Abend bereits ungefragt zusammengestellt, so dass die Essensbestellung für heute entfällt und ich nur hier und da ein wenig ändern und ergänzen kann. Ihre Auswahl trifft praktischerweise unseren Geschmack schon ganz gut.

Generell haben wir ein absolut positives Verhältnis zum laotischen Essen entwickelt. Als Kenner der chinesischen Küche mit ihrer unerschöpflichen Vielfalt an Zutaten, Zubereitungen und Geschmacksnuancen haben wir natürlich schnell bemerkt, dass man in Laos die Messlatte insgesamt etwas tiefer hängen muss. So lange es schmeckt, ist das jedoch zweitrangig, und jede Neuentdeckung willkommen (ausgenommen Krabbenpaste!). Niemand konnte die tiefen Sorgenfalten verstehen, in die sich Yongs Stirn legte, als er sichtlich unzufrieden vor einigen Tagen von einer Restaurant-Erkundung zurückkam und verkündete:

Sorry, no noodle soup here. Just Lao food.

Klar, dass längst ein running gag daraus geworden ist.


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Rafting mit dem Motorboot

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Heute mussten wir unsere Räder gegen ein Motorboot eintauschen, dass uns zu unserem nächsten Ziel, Muang Ngoi, bringen sollte. „Muang“ heißt Stadt oder Dorf und „Ngoi“, heißt so viel wie, kurz vor dem Abknicken bzw. Umfallen… nicht gerade gutes PR-Management, was die Stadt da hat. Mit an Bord waren noch Frau und Kind des Kapitäns, die nach Hause in ein Dorf auf dem Wege fuhren. Bequeme Bussitze mit verstellbarer Rückenlehne wurden für die verwöhnten Touristen eingebaut und machten die hin und wieder leicht holperige Bootfahrt recht komfortabel. Denn stille Wasser sind tief und flaches kann ganz schön wild sein, so auch der Nam Ou in der Trockenzeit. Immer wieder musste der Kapitän im Slalom den Felsen ausweichen, die aus dem Wasser ragten und erahnen ließen, dass nicht viel Platz zwischen Schiff- und Flussboden blieb. Unbeeindruckt drückte der Kapitän auf die Tube, passte sich den Rhythmen der Wellengänge an und raste auf die Felsen zu um kurz vorher von der Strömung drum herum gerissen zu werden. Der Mann wusste was er tat. Hut ab Herr Kapitän! Eine langweilige Kaffeefahrts-Bootstour mit Wärmedecke war das definitiv nicht.

Nach etwa 2 Stunden Fahrt hielten wir an einem kleinen Dorf um die Beine etwas strecken und den Nacken zu entkrampfen. Hardy kennt das ja alles schon. Aber als er das letzte Mal da war, und Aussichten auf einen guten selbstgebrauten Lao Lao (Reisschnaps) hatte, wurde er leider enttäuscht. Diesmal aber war die Zeit richtig. Der Reis war geerntet und gelagert und die Leute haben Zeit sich um die weniger lebensnotwenigen Lebensmittel zu kümmern. Wir kosteten das edle Gesöff und Toh kaufte gleich 3 Flaschen, eine für den Homestay am kommenden Tag, eine für die Freunde daheim und eine für Hardy. Die Frau des Brenners war eine Weberin und hatte schöne Sarongs im Angebot. Dirk entschloss sich eines mitzunehmen. Hauptsächlich, weil das Dorf und die Familie so nett sind. Martin ließ sich auch noch schnell seine gerissene Hose flicken. Alles in allem ein recht geschäftiger Tag für das alte Pärchen. Anschließend schlenderten wir durch das Dorf zum Dorftempel, in dem eine alte Bombe aus dem Vietnamkrieg als Tempelglocke recycelt wurde. Eine schönere Wiederverwendung kann es wohl kaum geben. Nach weiteren 2 Stunden kamen wir dann in der „fast abgeknickten Stadt“ an, die alles andere als geknickt wirkte. Stadt ist selbst für laotische Begriffe etwas übertrieben. Das Dorf erstreckt sich über eine Länge von etwa 250 Metern entlang einer kleinen Straße, die nie von Autos befahren wurde, da hier noch keine Straße hinführt und der einzige Zugang der Nam Ou ist. Strom gibt es hier auch nur in begrenzten Dosen. Der Dorfgenerator wird abends von 6-9 ein Mal angeschmissen. Zeit genug um die Autobatterien aufzuladen für den Gebrauch von Küchengeräten oder einer kurzen Folge von Thai-Dramen im Fernseher. Das soll sich allerdings leider bald ändern. Die Straße ist in Planung, die Stromkabel auch bald verlegt. „Leider“ ist vielleicht etwas egoistisch. Man gönnt den Dorfbewohnern ja eigentlich den Fortschritt. Nur kommt dann ein größerer Ansturm von Touristen. Für die Bevölkerung hier natürlich eher vorteilig, für den Alternativtouristen, der seinen Geheimtipp bewahren will allerdings nicht.

Auch der Eingang unseres Hotels war von Bombenhüllen flankiert. Überhaupt sieht man in der Gegend viele alternative Verwendungen von Bomben. Amerika führte damals einen geheimen Krieg gegen die kommunistische Patet Lao. Das erklärt allerdings immer noch nicht, warum Laos zu den meist gebombten Land der Welt zählt (1968-69 fielen in Laos mehr Bomben als die Amerikaner in Deutschland während des ganzen 2. Weltkriegs abgeworfen haben). Ein Großteil davon ist allein der Faulheit der Amerikaner zu verdanken, die sich den Papierkram nach der Landung mit restlicher Munition ersparen wollten.

So traurig die Vergangenheit auch sein mag, die gemalte Landschaft und die Freundlichkeit der Leute lässt sie immer mehr Verblassen, sodass nur noch Bomben-Tempelglocken, Bomben-Blumentöpfe und andere kreative Bomben-Gegenstände als Vorbild dienen, wie man mit seiner deprimierenden Vergangenheit am besten umgehen kann. Wir genossen auf jeden Fall die entspannte Atmosphäre und schöne Aussicht auf der Flussterrasse und bewegten uns bis zum Abendessen keinen Meter mehr.


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Maulbeershake gegen Whisky-Eimer

Land der Tausend Elefanten, 16.12.2011 bis 8.1.2012

6. Tag, Vang Vieng

Ein Eldorado des Fremdschämens. Ein Ballermann Südostasiens. „Aber der Norden ist schön!“ ist ein bekannter verbaler Reflex auf naserümpfende Missbilligung des Treibens an diversen Stränden Mallorcas. Genauso möchte man jedem, der Vang Vieng in Grund und Boden kritisiert, entgegnen: Aber die Landschaft ist tatsächlich wunderschön, und die britisch-australische Jugend wird sich irgendwann ausgefeiert haben – zumal, wenn der Trend im Ort zukünftig eher zum gediegenen Bungalow-Resort als zur Discount-Absteige für Rucksacktouristen geht. Was bleiben wird, nachdem die Pioniere des Banana Pancake Trail weitergezogen sind, weil anderswo die Whisky-Eimer größer und billiger sind: der idyllische Fluss Nam Xong, malerische Kalsteinfelsen, eine professionelle touristische Dienstleistungs-Infrastruktur. Die das gesamte Tal beschallenden Wummerbässe von der „Party-Insel“ sind dem Vernehmen nach bereits weniger geworden und verstummen um 18 Uhr.

Als DIE Sensation der Tropfsteinhöhle Tham Chang, die unser heutiges Ausflugsprogramm einleitet, werden uns alle die buddhistischen Mönche und Novizen in Erinnerung bleiben, die wie wir zur Besichtigung dorthin gekommen sind. Nicht nur werden wir von den safranfarben Gewandeten aufs gemeinsame Foto gebeten (dies kommt in China im Unterschied zu Laos unentwegt vor); auch gelingt es in einem günstigen Moment, einen verstohlenen Blick auf die vor der Höhle in einem Bach badenden Mönche zu erhaschen und das Rätsel zu lösen, das die Gruppe schon seit einigen Tagen umtreibt: Was trägt der buddhistische Mönch eigentlich drunter? Natürlich verbietet die Diskretion an dieser Stelle, unsere Entdeckung im Detail hier auszubreiten. Sie werden ja hoffentlich selbst einmal Gelegenheit haben, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen.

Anschließend machen wir uns mit den Streckenverhältnissen abseits der Nationalstraße vertraut: Gut 6 km geht es über eine steinige Staubpiste und durch ein Weberdorf zur ‚Blauen Lagune‘. Der schattige Platz lädt zum Baden und Entspannen ein, bevor wir zum Mittagessen die 1996 gegründete Bio-Kooperative nördlich des Ortszentrums von Vang Vieng ansteuern, die sich auf die Kultivierung von Maulbeerbäumen in ökologischer Landwirtschaft spezialisiert hat. Hier wird alles nur Erdenkliche aus Blättern und Früchten der Maulbeere hergestellt.

Den ersten Eindruck der Organic Farm direkt am Xong-Fluss dominiert leider die Störakustik vom gegenüberliegenden Ufer: Wir befinden uns nun sozusagen mitten in der Höhle der Partylöwen, so nah sind wir dem Epizentrum der Bassdetonationen und der Quelle, die die Whisky-Eimer speist, bislang nicht gekommen. Das Urteil ist augenblicklich in allen Gesichtern abzulesen: Mehr als gewöhnungsbedürftig. Die exzellenten Maulbeer-Joghurt-Shakes reißen uns zum Glück wieder aus dem temporären Stimmungstief, auch die Maulbeerpfannkuchen (amerikanische Art) gefallen und die Maulbeerblätter-Tempura wird immerhin wohlwollend als interessant eingestuft.

Nach dem Essen freuen wir uns wieder auf die beschauliche Ruhe unseres Resorts. Einige lassen sich vom Begleitfahrzeug absetzen, der andere Teil der Gruppe paddelt mit Kayaks über den Xong in den Sonnenuntergang. Das Hotelrestaurant hat sich bereits am ersten Abend als gute Wahl erwiesen und speist uns auch heute vorzüglich. Wir sind wieder mit Vang Vieng versöhnt.


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Knack die Hundert

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Trotz 100 km vor uns und vorbelasteter Kette blickten wir der heutigen Etappe optimistisch entgegen. Nach den hügeligen Etappen sah die kommende trotz ihrer Länge eher harmlos aus. In Urlaubsstimmung und so langsam auf Laos Zeittempo eingestellt, entschieden wir uns erst um 9 zu starten, auch um der morgendlichen Kälte nicht so lange ausgesetzt zu sein. So langsam ist man ja auch routiniert: Einen Stopp beim Marktstand, Obst kaufen und fragen was für komische Nüsse da verkauft werden und die gegrillten Eichhörnchen fotografieren. Der Markt heute hatte aber noch eine lebendige Biesam-Ratte im Angebot. Für 5 Euro ein echtes Schnäppchen. Frank musste kurz überlegen, ließ dann aber das arme Tier doch lieber noch 4 Stunden länger leben.

Endlich sahen wir hier auch mal blühende Frangipanis, die Nationalblume Laos. Allesamt waren die Bäume bisher kahl gewesen. Heute gab es hier und da einige kleine Blüten zu entdecken. Ich nehm das mal als gutes Zeichen, dass es allmählich wärmer wird – vielleicht etwas überoptimistisch, aber wir werden ja sehen.

Nach den ersten kleinen Hügeln kamen wir ins Tal des Nam Thag. Entlang dieses kleinen Flusses führte der Rest der Strecke, die Erinnerungen an einen deutschen Radwander-Weg wach werden ließ, nur halt etwas trockener und urwaldiger: Natur pur, auf gut bis sehr guter enger Straße, die man auch für einen Fahrradweg hätte halten können, wären da nicht die 4-5 LKWs mit riesen Baumaschinen an uns vorbei gefahren.

Die Laoten teilen sich selbst grob in 3 Völkergruppen auf: Lao Suung = Hochlaoten, umfasst hauptsächlich die Hmongs und Bergvölker; Lao Lum = Flachlandlaoten, leben zum Großteil in der Ebene oder entlang der Flussufer; Lao Khmu = Khmerlaoten, Laoten mit Khmer (Alt-Kambodschanischer) Herkunft. Tho erklärte, dass dies eines der Gebiete der Lao Khmu sei. Der Umgang war auf jeden Fall deutlich anders. Die Kinder grüßten wie gewohnt mit „Sabai Dee“ und „Hello you!“ aber die Erwachsenen schienen wesentlich zurückhaltender (für laotische Verhältnisse versteht sich).

Auswärts essen, ist ja wie erwähnt in Laos nicht ganz so einfach. In größeren Ortschaften gibt es noch Möglichkeiten auf überteuertes verwestlichtes Lao-Thai-Standard-Hähnchen-Curry-Essen. Ist man aber auf dem Lande unterwegs wird das schon schwieriger. Zu Mittag gab es Nudelsuppe. Allerdings nur mit Fertignudeln aus Thailand. Alternativ standen frittierte Bambusraupen, gegrillte Flussfische, getrockneter Flussseetang und junge Bambussprossen mit Auberginen-Chilisoße auf dem Speiseplan. Man muss in Laos offen für alles sein, um sich vielseitig zu ernähren. Rücksicht auf einen westlichen Magen wird hier nicht genommen. Immerhin gibt es überall frischen Kaffee Lao mit dicker, süßer Kondensmilch. Mehr oder weniger gestärkt gingen wir die letzten Kilometer an und waren mehr als überrascht, als wir um die Ecke bogen und einem plötzlich wieder Touristenpärchen entgegen kamen. 100 km lang nur Natur und Dorfidylle und auf einmal taucht hier diese Touristenenklave auf… Egal! Wir sind ja auch nur Touristen und stürzten uns auf die erstbeste Terrasse mit Flussblick auf dem Nam Ou, in welchen der Nam Thag in Muang Khua hier mündet und genossen unser 100 km Bier.


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Eine Busfahrt mit Herrn Pimmel

Goldenes Dreieck, 10.12.2011 bis 04.01.2012

Die Morgenstunden werden immer mehr zur Qual. Statt tropischer Hitze, sind es jeden Morgen frühwinterliche Temperaturen, die uns die ersten Stunden erschweren. Selbst Wikipedia erwähnt in seinem Artikel den in Oudomxay am Vormittag vorherrschenden Nebel zur Wintersaison. Die dicken Dunstschwaden halten die wärmenden Sonnenstrahlen ab und wir starteten die letzten Tage meistens bei Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad. Allerdings hatten wir bisher Glück und mussten anfangs immer kleinere Pässe überwinden, sodass der Körper sich aufwärmen konnte. Eine Nudelsuppe zum Frühstück schmeißt den Wärmegenerator an, und der hält dann bis nach den ersten Pässen die Sonne die Nebelschicht verdunstet hat. Sobald man oben angekommen ist, klärt der Himmel gegen Mittag auf und man genießt für den Rest des Tages die Sonne. So kommen bis zu 15 Grad Unterschied zustanden innerhalb von einer bis zwei Stunden. Das macht nicht jeder Körper mit und einige von uns sind mittlerweile leicht angeschlagen mit Darm- und Schnupfproblemen.

Nach der Königsetappe sieht man die Höhenprofile etwas anders: „Och ja… Hier und da ein zwei Pässe. So’n bisschen hoch und n bisschen runter. Das wird schon.“ Meine Fahrradkette ist allerdings bereits einmal gerissen und gefixt worden. Den großen Pass hat sie auch heute noch überlebt, dann aber gab sie ihren Geist auf. Vielleicht hatte ich doch zu viel Werkzeug im Gepäck, vielleicht fresse ich auch einfach zu viel hier. Die Gruppe war bereits außer Sichtweite und Mr. Hamm, unser Fahrer (wortwörtlich übersetzt Herr Pimmel), ist bereits vorgefahren um das vordere Feld zu versorgen. Mein Nietendrücker gab nach 20 Minuten verzweifeltem Schrauben und Drücken nun endgültig den Geist auf und ich schob mein treues Drahtross über den letzten kleinen Hügel. Resigniert rollte ich den Hang hinab und hielt bei LKW-Fahrern, die ebenfalls Probleme mit ihrem Gefährt hatten. Gemeinsam lachten wir über unser ähnliches Schicksal. Es stellte sich dabei heraus, dass einer von ihnen ein ehemaliger Fahrradmechaniker ist… Das trifft sich ja mal gut! Er holte Spitznadel, riesen Hammer und Schraubenmutter raus und hämmerte mir meine Kette wieder zu Recht und ich freute mich über die gerechtfertigte brachiale Behandlung meiner Kette… Geschieht dir Recht, du blödes Miststück! Wer mein Werkzeug verstümmelt hat Kloppe mit einem Eisenhammer verdient. Als er gerade fertig war, kam aber auch schon Herr Pimmel mit dem Begleitfahrzeug um mich abzuholen. Der Rest der Gruppe hatte während dessen bereits ihre Kaffee-und-Kuchen-Pause hinter sich und rollte gen Hotel in Muang Xay. Kurz vorm Ziel holten wir sie ein und bogen gleichzeitig mit Hardy ins Litthavisay Guesthouse ein.

Vor dem Abendessen spazierten wir noch hoch zum Tempel auf dem Phu That-Hügel direkt gegenüber vom Hotel und genossen einen schönen Überblick über das kleine Städtchen im Restlicht der Abendsonne. Toh und ich zündeten noch 3 Räucherstäbchen vor der riesigen Buddhastatue an, die vom Stadtgouverneur nach seiner Promotion gestiftet wurde, und wünschten uns eine erfolgreiche Tour und ich vor allem eine heile Kette. Hardy kennt ja bereits die meisten Örtchen in Laos und empfahl das Restaurant gegenüber vom Hotel, wo jeder für sich bestellte und somit keiner verantwortlich war, wenn es denn nicht schmeckte. Das Essen war sehr zufriedenstellend, nur die Preise ganz schön gesalzen. Generell ist Laos unheimlich teuer geworden in den letzten 2-3 Jahren. Lokale Garküchen gibt es im Vergleich zu China oder Thailand kaum. Wenn dann sind es nur Nudelsuppen für die schnelle Kundschaft oder Grillläden für einen kleinen Snack mit Freunden. Sonst wird hier noch zu Hause gegessen.


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